Weltmeisterschaften
Feldbogen-WM Yankton: DSB-Team räumt ab
Die deutschen Bogenschützen haben bei der Feldbogen-WM in Yankton/USA mächtig abgeräumt: Florian Unruh gewann erstmals den WM-Einzeltitel, Julia Böhnke holte bei all ihren drei Starts im Einzel (Bronze), Mixed an der Seite von Henning Lüpkemann (Silber) und im Team mit Martina Boscher und Bianca Speicher (Bronze) Edelmetall.
Mit seinem Triumph unterstrich Unruh, dass er der weltbeste Feldbogenschütze mit dem Recurvebogen ist. Denn nach EM-Titel 2021 und World Games-Gold 2022 machte er nun den „Titel-Hattrick“ perfekt. Dabei begann das Goldfinale gegen den US-Amerikaner Matthew Nofel nicht besonders, auf die erste Distanz brachte Unruh nur drei Vierer-Wertungen zustande und lag 12-14 zurück („Natürlich hätte ich die erste Finalscheibe besser schießen wollen, das hätte das Ganze einfacher gemacht.“). Doch wie schon bei den World Games, als er gegen den US-Superstar Brady Ellison in unnachahmlicher Art triumphierte (Ellison betreute im Finale seinen Landsmann), steigerte sich der Fockbeker von Ziel zu Ziel und Schuss zu Schuss. Nach dem zweiten Ziel hatte er den Ausgleich hergestellt (27-27), ehe er sich mit dem dritten Ziel entscheidend absetzte (43-40): „Im Finale hat Matthew ein bisschen Federn gelassen in der Drucksituation“, so Unruh in seiner Analyse. Das widerfuhr dem weltbesten Feldbogenschützen auch am letzten Ziel, einem spektakulärem Hochschuss („Allein die Idee mit dem Gabelstapler fand ich richtig klasse, das hat man nicht jeden Tag!“) nicht, er beendete den Wettkampf mit einer perfekten Sechs und einem 57-54: „Megageil, dass ich meinen ersten WM-Einzeltitel gewonnen und die Saison super abgeschlossen habe. Vize-Europameister an der Scheibe, World Games-Sieg und jetzt hier Gold. Jetzt geht es in den wohlverdienten Urlaub.“
Megageil, dass ich meinen ersten WM-Einzeltitel gewonnen und die Saison super abgeschlossen habe!
Florian Unruh zum WM-Sieg
Das gilt wohl auch für Julia Böhnke. Böhnke avancierte zur deutschen „WM-Königin“. Bei all ihren drei Starts stand sie am Ende auf dem Treppchen. Zunächst gelang ihr dies mit Henning Lüpkemann im Compound-Mixed-Wettbewerb. Im Halbfinale gelang zunächst ein knappes 91-90 (je vier Pfeile pro Ziel) gegen die nach der Qualifikation an Position zwei platzierten Slowenen, im Finale ging es gegen das Team des Gastgebers. Und Böhnke/Lüpkemann gestalteten das Finale zunächst ausgeglichen, nach zwei Zielen hieß es 45-45. Zwar schoss das DSB-Duo auch beim dritten Ziel stark mit zwei Fünfer und zwei Sechserwertungen, aber das US-Team schoss perfekte 24 Ringe und baute diesen Vorsprung am Ende zum verdienten 92-86 aus.
Ihre zweite Medaille gewann Böhnke im Team-Wettbewerb. Im Bronzefinale wurde Frankreich mit 56-54 bezwungen (pro Ziel ein Pfeil pro Schützin), dabei fiel die Vorentscheidung am zweiten Ziel, als der französischen Blankbogenschützin nur eine Einer-Wertung gelang. Den Vorsprung brachte das DSB-Trio souverän ins Ziel. „Ich bin einfach nur megaglücklich, meine erste Medaille und das in solch einem anspruchsvollen Finale. Ich hatte von Anfang bis Ende eine Gänsehaut, und es hat super viel Spaß gemacht mit den Mädels zu schießen. Trotz Anspannung konnten wir gemeinsam unsere Leistung abrufen“, zeigte sich Speicher überglücklich. Boscher ergänzte: „Wir haben als Team super funktioniert. Die Parcoursbauer hatten vier abwechslungsreiche und anspruchsvolle Scheiben aufgebaut. Ich hatte Respekt vor der Kran-Scheibe, habe mich aber von der ersten Scheibe an auf diesen Schuss gefreut.“ Im Rückblick wäre sogar noch das Goldfinale möglich gewesen, denn im Halbfinale gab das Trio eine 45-40-Führung gegen die an eins gesetzten Italienerinnen noch aus der Hand und unterlag im Stechen 11-15.
Ihr „Medaillen-Tripple“ machte Böhnke dann im Einzel perfekt. Mit der Britin Ella Gibson lieferte sich die 28-Jährige einen spannenden Schlagabtausch mit den Stationen 15-16, 31-30, 48-46 und 63-63. Somit musste ein Stech-Pfeil entscheiden, den beide in das Zentrum setzten. Doch der Pfeil der für den TV Meßkirch startenden Böhnke war auf die 40m-Distanz näher am Zentrum, sodass sie auch beim dritten Start jubeln konnte.
Somit konnten fünf der sechs deutschen WM-Starter WM-Medaillen gewinnen, lediglich Blankbogenschütze Udo Kereluk ging bei seiner WM-Premiere leer aus.
Das deutsche Team in Yankton
Athleten: Martina Boscher (Telgte), Julia Böhnke (Sigmaringen), Udo Kereluk (Kirchenlamitz), Henning Lüpkemann (Sigmaringen), Bianca Speicher (Wadem), Florian Unruh (Berlin)
Betreuer: Peter Lange (Köln)