Weltmeisterschaften

Junioren-WM Bogen Wroclaw: Bronze für Schwarz und Vetter

16.08.2021 09:02

Zwei von vier– so lautet die Medaillenbilanz bei den World Archery Youth Games in Wroclaw/POL (09.-15. August). Während das Mixed-Team der Junioren und das Team der Recurve-Kadettinnen die Bronzemedaille verpassten, siegten Charline Schwarz und Jonathan Vetter im kleinen Finale und gewannen damit die erste WM-Medaille für deutsche Junioren seit 15 Jahren.

Bild: World Archery / Charline Schwarz gewinnt in Wroclaw Einzel-Bronze bei den Recurve-Juniorinnen.
Bild: World Archery / Charline Schwarz gewinnt in Wroclaw Einzel-Bronze bei den Recurve-Juniorinnen.

„Es ist mit Abstand das Größte, was ich bisher erreicht habe“, resümierte ein überglücklicher Jonathan Vetter nach seinem Sieg gegen den Russen Osorov (7:3). Ein Match, das Vetter gleich mit beinahe perfekten 29 Ringen begann und zwei weitere Punkte draufsetzte. Dass er unter Druck gut schießen kann, bewies er bereits auf dem Weg ins Bronze-Finale. „Ich hatte einige schwere Gegner, die mir alles abverlangt haben“, analysiert Vetter, der als Qualifikationsvierter (670 Ringe) seine ersten Matches mit 6:0 und 7:3 gewann, ehe ihn Nicholas D’Amour im Viertelfinale fast ins Straucheln brachte, er aber das Stechen für sich entschied: „Das war knapp, aber zum Glück zu Gunsten für mich. Im Halbfinale habe ich dann versucht, einen flüssigeren Schuss zu schießen, aber dafür habe ich andere Punkte aus den Augen verloren.“ Eine 6:0-Niederlage im Halbfinale gegen den Russen Cherimiskin war die Folge. „Im Nachhinein wünscht man sich immer mehr, aber ich bin total happy mit Bronze“, so Vetter, der auch Lob vom Bundestrainer Marc Dellenbach erntet: „Nach einer Analyse und einer neuen Strategiefestlegung ist es ihm gelungen, diese gut in seinem Bronzefinale umzusetzen und so hat er sich selbst mit dem Sieg belohnt.“ Hintergrund: Zuvor hatte Vetter bereits eine Chance auf Bronze – gemeinsam mit seiner Mixed-Partnerin Elina Idensen. Das erste Mal hatten beide in dieser Konstellation Wettkämpfe bestritten, gleich in der Qualifikation einen Deutschen Rekord geschossen und sich bis ins Bronzefinale vorgekämpft. Dort wartete mit Russland ein starker Gegner für ein Kopf-an-Kopfrennen. Zwei Sätze mit jeweils nur einem Ring Unterschied und ein Unentschieden sorgten für ein spannendes Match, dass am Ende zu Gunsten der Russen Budazhapova und Osorov mit 5:1 Punkten ausging. Vetter wehmütig: „Ich hätte gerne eine Medaille mit Elina zusammen gewonnen, denn wir hatten uns gut aufeinander eingestimmt.“

Es ist mit Abstand das Größte, was ich bisher erreicht habe.

Jonathan Vetter nach seinem Bronze-Erfolg im kleinen Finale der Recurve-Junioren

Bild: Jonathan Vetter verlor zwar das Bronze-Match mit Mixed-Partnerin Elina idensen, gewann jedoch anschließend Einzel-Bronze.
Bild: Jonathan Vetter verlor zwar das Bronze-Match mit Mixed-Partnerin Elina idensen, gewann jedoch anschließend Einzel-Bronze.

Recurve Juniorinnen: Schwarz legt nach Olympia-Teammedaille mit Einzel-WM-Bronze nach

Für eine weitere Medaille sorgte hingegen Charline Schwarz, deren bevorzugte Farbe in diesem Jahr Bronze sein dürfte. Denn nach dem Bronze-Team-Erfolg bei den Olympischen Spielen in Tokio, legte sie nun im Einzel nach. Zwar wäre der Weg ins kleine Finale fast in Runde vier beendet gewesen, als Schwarz sich nur durch eine bessere Neun im Stechen gegen die Spanierin Fernandez Infinate durchsetzen konnte, doch umso stärker präsentierte sich Schwarz im Bronzefinale gegen die Amerikanerin Casey Kaufhold als sie mit optimalen 30 Ringen im ersten Satz gleich ein Ausrufezeichen setzte. „Charline machte in ihrem Bronzefinale ein perfektes Match, indem sie viele 10er-Wertungen schoss und sie ihrer Gegnerin  keine Möglichkeit ließ", so Dellenbach nach dem abschließenden 6:2-Erfolg seiner Schützin. Derweil war Schwarz von sich selbst überrascht: „Ich habe mehr gezittert, als ich gedacht hatte, aber mein Abschuss war sehr stabil und hat sich gut angefühlt.“ Einen Platz für die Medaille hat Schwarz bereits im Blick: „Die Medaille wird bestimmt sehr gut neben der aus Tokio aussehen.“

Recurve Kadettinnen Team: Kellerer, Klinger und Raschke verlieren Kampf um Bronze

Ohne Medaille hingegen blieb das Team der Kadettinnen, die sich überraschend für das Bronze-Finale qualifizierten. Leoni Raschke, Johanna Klinger und Regina Kellerer machten es lange Zeit spannend, glichen zwischenzeitlich zum 3:3 aus, ehe der vierte und entscheidende Satz mit 54:51 Punkten an Indien ging.

„Dass wir wenigstens zwei der vier Bronzefinals gewonnen haben, war sehr wichtig für das Team. Denn der Sieg in einem solchen Finale belohnt einen für die große Menge investierter Arbeit“, weiß Dellenbach, doch blickt trotz des Erfolgs auch kritisch in die Zukunft: „Wir müssen mit diesen Medaillen zufrieden sein, aber auch gemeinsam mit dem Verband darüber nachdenken, wie wir unser Nachwuchssystemarbeit verbessern können.“ Am Beispiel von Indien (5 Goldmedaillen im Recurve-Bereich) und  Frankreich (3x Gold) würde man laut Dellenbach deutlich erkennen können, dass die Professionalisierung auch im Bogennachwuchsbereich angekommen sei. „Wer im Nachwuchs heutzutage Medaillen gewinnt, der führt an zentralen Sportschulen ein tägliches Training auf der olympischen Distanz unter guten Rahmenbedingungen durch. Das sind die Systeme, die in Indien, Frankreich, Spanien und Japan praktiziert werden. Leider noch nicht in Deutschland.“ Und so gilt wie immer: Nach der WM ist vor der WM  - und dazwischen liegt eine Menge Arbeit.

Weiterführende Links