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Para Europacup Finale Wiesbaden: Herter überrascht den Paralympics-Sieger

17.08.2019 17:57

Stimmungsvolle Bilder, toller Sport, begeisterte Zuschauer: Der erste Tag des paralympischen Bogensport Europacup Finals in Wiesbaden zeigte die ganze Schönheit des Sports. Dabei ließen sich die Beteiligten die gute Laune auch nicht vom anfänglichen Regen in der hessischen Landeshauptstadt vermiesen. Am Sonntag, 18. August, finden ab 10.30 Uhr alle Finals (Bronze und Gold) statt. Sportdeutschland.TV überträgt live und kostenlos.

Foto: Eckhard Frerichs / Hut ab! Uwe Herter steht im Goldfinale.
Foto: Eckhard Frerichs / Hut ab! Uwe Herter steht im Goldfinale.

Einzel W1: Herter bezwingt Paralympics-Sieger im Stechen
Im W1 können die Athleten zwischen Recurve- und Compoundbogen auswählen, alle sitzen im Rollstuhl. Routinier Uwe Herter bekam es mit David Drahoninsky (CZE) zu tun, und damit mit einem Star der Szene. Denn der Tscheche ist vierfacher Paralympics-Medaillengewinner mit dem Gold-Höhepunkt in London 2012. „Ich möchte gerne ins Goldfinale, aber es wird schwierig“, sagte Herter zuvor. Doch von Anfang an lieferten sich beide ein ausgeglichenes Duell, mal führte der Tscheche, dann Herter. Folgerichtig endete das Match 130:130 Unentschieden, und ein Stechpfeil musste entscheiden. Und bei diesem konterte Herter die Neun des Gegners mit einer Zehn und schmiss vor Freude seinen Hut weg: „Damit hätte ich nicht gerechnet, aber die Atmosphäre hat mich gepusht. Ich hatte nichts zu verlieren.“
Herter trifft im Finale auf Salvatore Demetrico (ITA), der kampflos gewann, weil das Sportgerät seines Gegners, des Russen Denis Ten, nicht in Wiesbaden eingetroffen war. „Meine Chancen sind mindestens so wie heute“, urteilt Herter vor dem Goldfinale.
Bei den Frauen steht die Weltmeisterin und Weltranglisten-1. Elena Krutova erwartungsgemäß im Goldfinale. Sie siegte ungefährdet gegen ihre tschechische Gegnerin und triff im Finale nun auf die Italienerin Asia Pellizzari. Zu ihrem Halbfinale meinte Krutova: „Das war eine normale Leistung. Das Finale in Wiesbaden ist für mich ein wichtiger Wettkampf im Hinblick auf Tokio 2020. Es ist wunderschön, hier zu schießen, und die Organisation ist sehr gut.“

Einzel Recurve: Überraschungen bei den Frauen
Bei den Frauen war das Halbfinale hochkarätig besetzt: Die WM-Zweite, -Dritte, -Fünfte und –Neunte waren am Start. Und vor allem die WM-Dritte Svetlana Barantseva (RUS) hatte eine phantastische Saison hinter sich, denn sie siegte bei den Europapokal-Stationen in Olbia und Nove Mesto. Doch auch im Bogensport hat ein Finale seine eigenen Gesetze, und so mussten sich sowohl die WM-Dritte wie auch die Vize-Weltmeisterin Milena Olszewska (POL) geschlagen geben. Die Italienerin Elisabetta Mijno siegte 10-9 im Stechen gegen die Polin und sagte danach: „Milena ist eine sehr starke Schützin, und ich freue mich, dass mir die Revanche für die WM-Viertelfinalniederlage geglückt ist. Im Finale muss ich aber noch besser schießen.“ Denn dort trifft sie auf die Ukrainerin Roksolana Dzoba-Balyan, die sowohl im Mixed als auch im Einzel um Gold schießt. Im Halbfinale drehte sie gegen Barantseva einen 0:4-Rückstand in ein 6:4 (20-23, 24-26, 25-24, 28-22, 24-21).
Bei den Männern kommt es im Goldfinale zum Duell Aufeinandertreffen zwischen dem Weltranglisten-1. Anton Ziapaev (RUS) und dem Franzosen Guillaume Toucoullet. Ziapaev gewann 6:2 im Halbfinale gegen einen zweiten Franzosen, Toucoullet siegte gegen einen Italiener im Stechen 10-8. Toucoullets Schießen ist dabei besonders spektakulär und bewundernswert, denn der Franzose löst seinen Pfeil mit dem Mund aus. In seinem ersten internationalen Jahr, vor zwei Jahren begann er sogar erst mit dem Bogenschießen, steht er gleich im Goldfinale und zeigt damit: Nichts ist unmöglich!

Es ist atemberaubend! Die Kulisse und das Publikum sind traumhaft!

Selina Hahn, Compound-Schützin zum Event in Wiesbaden

Einzel Compound: Hahn wird vom Publikum gepushed
Schon vor dem ersten Schuss auf dem Bowling Green war Selina Hahn begeistert: „Die Kulisse ist einmalig, ich freue mich.“ Die 21-Jährige war dank einer wild card startberechtigt und traf im Halbfinale auf die favorisierte WM-5. Stepanida Artakhinova aus Russland. „Ich habe normal trainiert, aber dann auch extra Final-Training gemacht“, erzählte Hahn. Auf der Schießlinie in Wiesbaden war ihr die Nervosität nicht anzumerken, auch wenn sie sagte: „Ich war extrem aufgeregt, habe aber meine Punkte beim Schießen abgearbeitet.“ So schoss sie mehrere Zehner und lag 56-54 vorne, ehe ihr im neunten Schuss eine Sechs unterlief. Nach einer Sieben in der folgenden Passe hatte die Russin das Match gewonnen, Hahn war dennoch zufrieden: „Der Wettkampf bringt mir sehr viel, weil ich so ein Finale noch nie geschossen habe.“ Morgen darf sie nochmals ran, dann geht es um Bronze gegen die Schwedin Zandra Reppe. Im Goldfinale stehen sich Artakhinova und Maria Andrea Virgilio gegenüber.
Bei den Männern kommt es im Goldfinale zum Ost-Duell zwischen dem Ukrainer Serhiy Atamanenko und dem Slowaken Marcel Pavlik. Letzterer zeigte die beste Leistung des Tages mit sensationellen 150 von 150 Ringen.

Foto: Eckhard Frerichs / Traumkulisse Bowling Green in Wiesbaden.
Foto: Eckhard Frerichs / Traumkulisse Bowling Green in Wiesbaden.

Mixed: Ein Bogen war nicht da
In allen drei Disziplinen wird in Wiesbaden auch im Mixed geschossen. Dabei kam es gleich zu einem Kuriosum: Das für 10.30 Uhr angesetzte W1-Duell zwischen Russland und Tschechien wurde auf den Sonntag verschoben, da der Bogen des Russen Denis Ten auf dem Flug nach Deutschland abhanden kam. Um Gold kämpfen im W1 Italien vs. Sieger aus Russland/Tschechien, im Compound lautet das Goldfinale Slowakei vs. Russland, beim Recurve schießen Polen vs. Ukraine um Gold. Die WM-Zweite im Einzel, Milena Olszewska, war zufrieden: „Ich bin sehr glücklich, dass ich hier gegen die Besten schießen kann. Und ich mag die Atmosphäre: mit dem Wasser, der Kulisse und den Zuschauern, die ganz dicht dran sind.“

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