Europameisterschaften

Vorderlader-EM: DSB-Schützen trumpfen bei Premiere auf

21.12.2021 09:28

Vor einigen Tagen ging die MLAIC Europameisterschaft der Vorderladerschützen, erstmalig als Fernwettkampf (Postal Match ausgeführt), zu Ende. Diese wurde überwiegend in den jeweiligen Ländern durchgeführt und die Ergebnisse zur Auswertung/Klassifizierung nach Spanien geschickt. Dabei gab es zwei Erkenntnisse: Mit 449 Schützen gab es einen Teilnahmerekord, das DSB-Team untermauerte mit 62 Medaillen seine Spitzenposition.

Foto: Winona Winkler / Michael Sturm war der überragende Teilnehmer mit insgesamt zwölf EM-Medaillen.
Foto: Winona Winkler / Michael Sturm war der überragende Teilnehmer mit insgesamt zwölf EM-Medaillen.

Nachdem alle Ergebnisse durch die jeweiligen Delegierten der Mitgliedsverbände gegengeprüft und bei Bedarf korrigiert wurden, sind diese nun offiziell und die Sieger und Platzierten stehen fest. Somit kommt für den einen oder anderen Schützen noch ein kleines Weihnachtsgeschenk unter den Christbaum.

Nachdem Corona bedingt viele Wettkämpfe abgesagt oder verschoben wurden, entschied sich der Weltverband der Vorderladerschützen MLAIC im vergangenen Jahr, soweit möglich in diesem Jahr, parallel zu den Pacific Zone Championships, die European Zone Championship im gleichen Format - also als Fernwettkampf - durchzuführen. Damit möglichst viele Verbände an diesem Event teilnehmen konnten, wurde der zeitliche Rahmen sehr weit gesteckt. So war es den teilnehmenden Verbänden möglich, die Wettkämpfe zwischen dem 1. Mai und dem 30. November dieses Jahres durchzuführen. Voraussetzung war lediglich, dass sich alle Schützen eines Verbandes am gleichen Tag auf dem gleichen Stand einfinden mussten, um ihre Wettkampfserien zu schießen.

Somit konnte den unterschiedlich lokalen Vorschriften/Einschränkungen bezüglich der Corona-Pandemie Rechnung getragen werden, was sich schließlich auch an den Teilnehmerzahlen bemerkbar machte.

Foto: Gerhard Lang / Kiara Baumhakl und Kilian Fichtl hatten nicht nur Wettkampfstress, sondern auch Freude.
Foto: Gerhard Lang / Kiara Baumhakl und Kilian Fichtl hatten nicht nur Wettkampfstress, sondern auch Freude.

Fern-EM sorgt für Rekordteilnehmerzahl
Insgesamt nahmen über diesen Zeitraum verteilt 449 Schützen aus 18 Nationen teil. Dies bedeutete gleichzeitig einen neuen Rekord, was natürlich aufgrund der relativ geringen Kosten (Reisekosten, Hotels etc.) erklärbar ist.

Wie bereits berichtet, wurde die Veranstaltung in Deutschland auf den Anlagen der Schützengilde Schwäbisch Hall (Kugel) sowie des SV Sulzdorf-Hessental (Flinte) durchgeführt. Hierzu hatte man das Nationalteam der FFTir (Frankreich) eingeladen, die dieser Einladung auch sehr gerne nachkamen. Somit hatte man zumindest ein wenig das Gefühl der internationalen Meisterschaft, das bei Fernwettkämpfen üblicherweise etwas zu kurz kommt.

Nach Auswertung aller Ergebnisse zeigt sich wieder die klare "Vormachtstellung" der DSB-Schützen im internationalen Bereich. Mit insgesamt 62 Medaillen (davon 35 Einzel-, 23 Mannschafts- und 4 Juniormedaillen) war das deutsche Team einmal mehr "das Maß der Dinge", wobei diese Aussage in erster Linie auf den Langwaffen- und Flintenbereich zutrifft.

Nach einer "mageren Ausbeute" von lediglich einer Gold-, einer Silber- und drei Bronzemedaillen in den Einzelwettbewerben konnten die Kurzwaffenschützen doch noch drei Gold- und eine Silbermedaille in den Mannschaftswertungen erreichen. Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass die deutschen Teilnehmer bereits von Spanien, Italien, Großbritannien, aber auch von der Slowakei wie auch von Tschechien überflügelt wurden. Demgegenüber standen bei den Langwaffen 6x Gold, 9x Silber und 9x Bronze im Einzel, gefolgt von 9x Gold, 4x Silber und 4x Bronze in den Mannschaftsdisziplinen.

Michael Sturm macht das Dutzend voll
Als "Man of the Match" kann man hier Michael Sturm bezeichnen, der mit insgesamt zwölf (!) Medaillen (2x Gold, 2x Silber und 1x Bronze im Einzelbereich sowie mit 6x Gold und 1x Silber in der Mannschaft) nicht nur von seiner Körpergröße her der herausragende Schütze war.

Tatkräftig unterstützt wurde er bei der deutschen Lieblingsbeschäftigung, dem Medaillensammeln, von Walter Massing (2x Gold und 1x Bronze), Tania Heber (1x Gold und 2x Silber), Joachim Haller (1x Gold und 1x Bronze), sowie von Roland Juranek (2x Silber und 1x Bronze) in den Einzelwertungen. Auch bei den Mannschaftswertungen waren dies die Wettkämpfe von Sturm. Hier holte er sich gleich sechsmal Gold sowie einmal Silber. Mit diesen sieben Mannschaftsmedaillen konnte allerdings auch Peter Käpernick fast mithalten. Dieser holte sich, nachdem es in den Einzeldisziplinen (1x Silber und 1x Bronze) für ihn in diesem Jahr nicht ganz so prickelnd lief, ebenfalls sieben Mannschaftsmedaillen (4x Gold, 2x Silber, 1x Bronze). Somit ließe sich eigentlich als Fazit feststellen: "Mission erfüllt", wenn nicht die Ausbeute bei den Kurzwaffen mit insgesamt neun Medaillen zu insgesamt 43 Medaillen bei den Langwaffen etwas mager ausgefallen wäre.

"Der Herr der Flinten" ist kein Hobbit! Nein, hier konnte sich, wie in vielen Jahren zuvor, der Altmeister Franz Lotspeich wieder perfekt in Szene setzen. Mit zweimal Gold in den beiden Einzeldisziplinen sowie mit Gold und Silber in den Mannschaften holte er sich beinahe eine hundertprozentige Ausbeute. Tatkräftig unterstützt wurde er hier in erster Linie von den Kollegen Alfred Bloem und Roland Robben, die beide ebenfalls, sowohl in den Einzel- wie auch in den Mannschaftswertungen, zum Erfolg der Flintenschützen beitrugen.

Man kann nur hoffen, dass sich in den kommenden Jahren noch einige weitere solcher Talente im Vorderlader-Schießsport einfinden und integrieren!

Gerhard Lang (DSB-Referent) zu den starken Leistungen von Kiara Baumhakl und Kilian Fichtl

Ein weiteres Highlight dieser Meisterschaften waren die beiden Jungschützen Kiara Baumhakl und Kilian Fichtl. Sie starteten in den Youthklassen "Soper" (50m Perkussions-Gewehr stehend) sowie "Ferris" (100m Perkussions-Freigewehr liegend). Hier sicherte sich Kiara Baumhakl (übrigens die Tochter unseres Spartentrainers Thomas Baumhakl) bei den 100m liegend mit 91 Ringen den ersten und bei den 50m stehend mit 93 Ringen den zweiten Platz. Fichtl dominierte mit einer hervorragenden 97-er Serie die 50m stehend und belegt bei den 100m liegend den vierten Platz punktgleich mit dem Dritten. Aber auch bei den "Großen" haben die beiden sich bereits etabliert. So erkämpfte sich Fichtl bei den 50m Steinschloßgewehr stehend mit einer 94-er Serie einen hervorragenden neunten Platz und reihte sich zwischen seinem Mentor, Leo Brader, sowie Altmeister Walter Massing, punktgleich ein. Auch Kiara Baumhakl, die bei der Damendisziplin "Walkyrie" - also 100m Freigewehr liegend - einen weiteren Versuch wagen durfte, setzte sich bei äußerst starker Konkurrenz (24 internationale Starterinnen) mit einer 95-er Serie und Platz fünf eindrucksvoll durch.

„Man kann nur hoffen, dass sich in den kommenden Jahren noch einige weitere solcher Talente im Vorderlader-Schießsport einfinden und integrieren. Dann wäre es uns um die Verteidigung der nunmehr jahrzehntelangen Vormachtstellung nicht bange“, zeigte sich DSB-Bundesreferent Gerhard Lang angetan von den beiden Jungschützen.

Bleibt am Ende nur noch zu bemerken, dass sich sowohl Schützen als auch Betreuer und Mitarbeiter in Sachen Hygienevorschriften vorbildlich verhielten. Es wurden weitestgehend die 2-G-Regeln eingehalten - wo dies nicht möglich war, wurde konsequent getestet. Jetzt bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass die auf das kommende Jahr verschobenen MLAIC-Weltmeisterschaften in Pforzheim stattfinden können. Die Planungen dafür sind bereits in vollem Gange.

(Gerhard Lang)

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