Weltcup

Weltcup Peking: „Wir sind eine sehr starke Truppe“

18.04.2019 16:31

Schnellfeuer-Olympiasieger Christian Reitz will auch in Tokio 2020 wieder um Gold kämpfen. Dafür braucht es aber zuerst einmal einen Quotenplatz. Die nächste Chance diesen zu holen, gibt es beim Weltcup in Peking/CHN (21. bis 29. April). Im Interview spricht Reitz über seine Formkurve, wie er mit dem Druck der Quotenplätze umgeht und warum eine starke Trainingsgruppe Gold wert ist.

Foto: ISSF
Der Mann mit der "goldenen Pistole"

Christian, du hast den ersten Weltcup der Saison gewonnen, lagst beim Grand Prix in Breslau mit 594 Ringen über deinem eigenen Schnellfeuer-Weltrekord. Erhöht das den Druck im Hinblick auf den Weltcup in Peking oder nimmt es dir den Druck?

Christian Reitz: „Die Ergebnisse sowohl vom Weltcup in Indien als auch in Breslau zeigen in erster Linie, dass wir alles richtig machen. Der Technikaufbau ist dabei die Grundvoraussetzung. Es ist schön, dass es gleich am Anfang so gut läuft, aber jetzt gilt es, dieses Niveau zu halten und zu erhalten.“

So eine starke Mannschaft hatten wir schon lange nicht mehr.

Christian Reitz, Schnellfeuer-Olympiasieger

Was läuft bereits zum jetzigen Zeitpunkt so besonders gut?

Christian Reitz: „Ich bin bereits jetzt auf einem Niveau, welches ich meist erst später im Saisonverlauf erreiche. Meine Wettkämpfe waren kein Glück, sondern es lief beinahe optimal. Das bestärkt einen in seinen eigenen Fähigkeiten und seiner Technik. Es ist schön zu sehen, wenn das auf der Scheibe ankommt.“

Habt ihr etwas an eurem Training verändert, dass du dich bereits jetzt in so guter Form präsentierst?

Christian Reitz: „Da der erste Weltcup bereits im Februar stattfand, hatten wir eine kürzere Schnellfeuer-Pause. Dadurch kommt man schneller wieder in den Rhythmus.“

In Indien wurden keine Quotenlätze vergeben, da die pakistanischen Sportler keine Einreisegenehmigung erhielten. Nun werden jedoch wieder drei Plätze für Tokio 2020 verteilt. Geht man dadurch anders in den Weltcup rein?

Christian Reitz: „Auch nach Indien sind wir mit der Einstellung gefahren, dass dort Quotenplätze vergeben werden. Zwar kam es anders, aber ein Weltcup bleibt ein Weltcup. Der Wettkampf ist derselbe. Wir nehmen nicht wegen der Quotenplätze am Wettkampf teil, sondern wir wollen zeigen, was wir können. Die Quotenplätze sind das kleine Plus, was es dabei gibt. Natürlich ist es für uns ein wichtiger Wettkampf und natürlich geht es um Quotenplätze, denn die müssen wir irgendwann holen. Aber es geht primär um unsere Leistung und wie wir international abschneiden. Zeigen wir unsere Leistung, ist der Quotenplatz die logische Konsequenz.

Zwar gibt es noch einige Möglichkeiten, Quotenplätze zu gewinnen, nur wäre es aber wahrscheinlich eine Erleichterung, das so früh wie möglich zu schaffen, oder?

Christian Reitz: „Das wäre wünschenswert. Andersherum ist es so, dass, wenn es in den ersten Wettkämpfen – aus welchen Gründen auch immer – nicht passieren würde, es bekanntlich hinten raus leichter wird, da wir bei Schnellfeuer eine kleinere Weltspitze sind.“

Wie schätzt du die Leistungsfähigkeit eures gesamten Schnellfeuerteams für Peking ein?

Christian Reitz: „Wir sind eine sehr starke Truppe. Oli (Geis, Anm. d. Red.) und ich sind vielleicht noch einen Ticken vorne weg, aber danach kommen starke Leute, die sich um jeden Startplatz für große Wettkämpfe zanken. So eine starke Mannschaft hatten wir schon lange nicht mehr.“

Dieser interne Wettkampf ist sicher hilfreich, um sich auch innerhalb der Mannschaft weiterzuentwickeln und spornt an, oder?

Christian Reitz: „Das kommt auf deine Einstellung an. Ich wollte und will mich immer international messen, deshalb steigt mein Druck dadurch nicht. Schon immer war mein Anspruch an mich selbst sehr hoch. Aber gerade für die, die ihre Konkurrenz vor allem national sehen, ist es wichtig. Viel schlimmer ist es, wenn man national voran ist, aber international nicht mithalten kann. Das ist die größte Gefahr.“

Da bist du sicher ein gutes Vorbild in Deutschland.

Christian Reitz: „Ich denke, dadurch fällt die Motivation leichter. In einer guten Trainingsgruppe hat man eher einmal diesen Glücksmoment, wo es besser läuft als beim anderen und woran man letztendlich wachsen kann. Wenn man, so wie bei uns, eine starke Gruppe hat, die dann auch noch international konkurrenzfähig ist, dann kann man sich tagtäglich messen. Dadurch hat man einen besseren Trainingsreiz, als wenn man vor sich hintrödelt und irgendwann auf den Moment wartet, wo man sich beweisen kann.“

Mit welchem Gefühl gehst du selbst nach Peking und was ist dein Ziel?

Christian Reitz: „Ich bin gut drauf und habe hinsichtlich meiner Technik ein sehr gutes Gefühl. Ziel ist es, den Vorkampf gut über die Runden zu bringen und sich für das Finale zu qualifizieren. Das Finale selbst ist immer abhängig davon, wie man den Einstieg findet, wer am Start ist - und dann muss man einfach versuchen, das Beste aus sich herauszuholen.“

Das heißt, es gibt „Angstgegner“?

Christian Reitz: „Nein! Doch in Bezug auf den Quotenplatz könnten es manche etwas leichter machen, da es Leute gibt, die bereits einen in der Tasche haben. Das Finale wird also dadurch nicht unbedingt schwerer, je nachdem wer drin ist, sondern eher leichter.“

Unter Umständen könnte also bereits der Finaleinzug alleine reichen.

Christian Reitz: „Es gibt eben ein paar Topschützen, die wohl fast immer vorne mit dabei sein werden, aber man hat ja auch selbst den Anspruch, sich immer mit den Besten messen zu wollen, und deshalb sollen diese auch im Finale stehen. Man möchte es nicht geschenkt haben. Die Medaille oder auch der Quotenplatz ist umso schöner, wenn man sagen kann, dass die da waren, die da sein müssen und man ist einer von ihnen.“

 

Der deutsche Kader für Peking

Gewehr: Amelie Kleinmanns (LG), Isabella Straub (LG/KK), Jolyn Beer (LG/KK), Anna Janßen (LG/KK), Eva Maria Rösken (LG/KK), Maximilian Dallinger (LG/KK), André Link (LG/KK), Julian Justus (LG/KK)

Pistole: Monika Karsch (LP/SP), Sandra Reitz (LP/SP), Doreen Vennekamp (LP/SP), Julia Hochmuth (LP/SP), Carina Wimmer (LP/SP), Aaron Sauter (SFP), Oliver Geis (SFP), Christian Reitz (LP/SFP), Kevin Venta (LP), Philipp Grimm (LP), Michael Heise (LP)

Betreuer: Claus-Dieter Roth, Achim Veelmann, Barbara Georgi, Sebastian Rosner, Detlef Glenz, Christopher Ströher

LG=Luftgewehr, KK=Kleinkaliber, LP=Luftpistole, SP=Sportpistole, SFP=Schnellfeuerpistole

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