European Games

European Games: „Ich wandle meine Aufregung in Vorfreude um!“

18.06.2019 09:17

Julia Simon (27) ist eine der Hoffnungsträgerinnen im deutschen Luftgewehr-Lager, wenn es um die Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 geht. Kurz vor der Abreise zu den European Games in Minsk/BLR (21.-30. Juni) verrät sie, wie sie sich mental auf die Aufgabe vorbereitet hat, wie Zufriedenheit und Leistung zusammenhängen und was sie sich selbst als Ziel gesetzt hat.

Foto: DSB / Julia Simon freut sich auf ihre ersten European Games.
Foto: DSB / Julia Simon freut sich auf ihre ersten European Games.

Die European Games stehen vor der Tür. Für dich - nach der Universiade - dein bisher größtes Multisportevent. Auf einer Skala von 1-10, wie aufgeregt bist du?
Julia Simon: „Es geht, denn ich schieße seit eineinhalb Jahren auf Weltcups und auf diesem Niveau. Ich vertraue auf das, was ich gemacht habe. Ich kann in Moment die Aufregung noch in absolute Vorfreude umwandeln.“

Aufregung erhöht die Aufmerksamkeit, aber man wird auch schnell verkrampft. Um gut zu schießen, ist eine gewisse Lockerheit von Nöten. Wie schaffst du es im Wettkampf, die richtige Balance zu finden?
Julia Simon: „Ich habe meinen ganz klaren Gedankengang, den ich im Wettkampf abrufen kann, wenn ich merke, dass ich in Richtung guter Ergebnisse verkrampfe. Ich habe im Vorfeld viel mental trainiert, bin jeden Tag abends im Bett meine Abläufe durchgegangen, habe mir Post-its für die Arbeit geschrieben, die mich an mein Ziel erinnern – alles, damit es nichts Aufregendes und Neues für mich ist.“

Auch wenn es einfacher ist, überhaupt in ein Finale zu kommen, ist es nicht leichter einen Quotenplatz zu holen!

Julia Simon, Zu den Qutenplatz-Aussichten bei den European Games

Beim Weltcup in München bist du super gestartet, hast dann aber Federn gelassen. Warum war das so und was hast du daraus im Hinblick auf die European Games gelernt?
Julia Simon: „Ich wollte zu viel. Ich war in einer super Trainingsform und hatte einen gewissen Anspruch an mich selbst, weil man weiß, was man schießen kann. Und obwohl mein Anfang super war, war ich damit nicht zufrieden. Dann bin ich drei, vier Schüsse langsamer geworden, wollte mehr, habe Pause gemacht und bin dann nicht mehr rein gekommen. Ich will mit mir selbst mehr zufrieden sein. Nach jedem Schuss, der über einer 10.5 ist, nehme ich mir vor, ein Lächeln aufzusetzen und einfach mal zu mir selbst zu sagen: ‚Geiler Job‘.“

Dir sitzt öfter die Zeit im Nacken, vor allem bei den neuen Regeln im Mixed-Wettbewerb, die erst vor kurzem wieder geändert wurden. Wie gehst du damit um? Und hast du das noch einmal speziell trainiert?
Julia Simon: „Ich habe vor allem Startphasentraining gemacht, aber es ist schwierig, diesen Puls und diese Nervosität des Wettkampfes zu simulieren. Da geht es vor allem auch um die ersten Wettkampfschüsse, wo dir der Puls in die Höhe schießt. Ich versuche daher die letzten zwei bis drei Probeschüsse schon als Wettkampfschüsse zu sehen, so dass ich den Übergang besser schaffe.“

Natürlich geht es in Minsk auch um Quotenplätze. Starke Nationen wie China und Indien fehlen. Siehst du dadurch eure Chancen steigen?
Julia Simon: „In Kleinkaliberbereich auf jeden Fall. Einfach auch dadurch, dass mit dem Kleinkaliber schon viele Quotenplätze nach Europa gingen – im Gegensatz zum Luftgewehr. Dort macht es das nicht einfacher. Wenn du dort in ein Finale ohne asiatische Beteiligung kommst, dann sind fast alle noch ohne Quotenplatz. Auch wenn es einfacher ist, überhaupt in ein Finale zu kommen, ist es nicht leichter einen Quotenplatz zu holen.“

Zum Schluss: Was ist dein ganz persönliches Ziel für Minsk?
Julia Simon: „Ich hatte sowohl beim Weltcup in Indien als auch in München richtig gute Phasen, aber es hat am Ende immer das letzte Quäntchen gefehlt. 60 Schüsse so durchzuziehen, wie ich das jeden Tag geübt habe, das ist mein Ziel.“

Die DSB-Starter in Minsk

Bogenschießen (6 Athleten/innen – 4F/2M): Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena), Janine Meißner (BSC Hochtaunus), Elena Richter (BSC BB Berlin), Cedric Rieger (SSV Karlsbad), Lisa Unruh (BSC BB Berlin), Marcel Trachsel (SV Bassum)

Schießen – Gewehr und Pistole (14 Athleten/innen – 8F/6M): Jolyn Beer (SV Lochtum), Maximilian Dallinger (SG Isental Lengdorf), Oliver Geis (St. Hubertus Mengerskirchen/SV Kriftel), Selina Gschwandtner (Altschützen Reischach/HSG München), Julia Hochmuth (SGi Ludwigsburg), Julian Justus (SGi Homberg), Monika Karsch (SV Kelheim), André Link (SSV Mundelsheim), Christian Reitz (HSG Regensburg/SV Kriftel), Sandra Reitz (SB Krötenbruck/HssV Hof/HSG Regensburg/SSG Dynamit Fürth), Julia Simon (SG Eichenlaub Saltendorf), Isabella Straub (SG Edelweiß Kirchseeon), Kevin Venta (SGi Ludwigsburg), Doreen Vennekamp (SV Hubertus Hüttengesäß)

Flinte (7 Athleten/innen – 4F/3M): Vanessa Hauff (SSZ Suhl), Sven Korte (SSC Hopsten), Andreas Löw (JuSSV Herrieden/WC Wiesbaden/SGi Frankfurt(Oder), Paul Pigorsch (SSC Neiden), Katrin Quooß (PSG zu Wittstock), Sonja Scheibl (Itzstedter SV), Katrin Wieslhuber (SSC Schale)

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