National
Am Anfang war der Apfelschuss – jetzt ist Armbrustliga!
„Uns Armbrustschützen fehlte eine breitere Wettkampfbasis“ begründet Werner Fredehorst vom SV Etzhorn seine Initiative. Was in 2005 mit acht norddeutschen Mannschaften begann, ist nach und nach zur Armbrustliga gewachsen, an der sich aktuell 71 Teams mit rund 250 Schützen aus ganz Deutschland beteiligen.
Das Teilnehmerfeld ist breit gefächert, von den Spitzenkönnern des Nationalkaders bis hin zu Anfängern, die erste Erfahrungen mit der Armbrust sammeln können. Angeboten werden die Disziplinen Armbrust 10m, 10m kniend, 10m Auflage und 30m international.
„Über die rein private Initiative der Armbrustliga ist es gelungen, dass wieder in mehr Vereinen mit der Armbrust geschossen wird“ fasst Dr. Jochen Michaelis (SC Neuenkirchen), derzeitiger Leiter der Armbrustliga, die Erfahrungen zusammen. Die Schützen sehen die Armbrustliga als willkommene Ergänzung des DSB-Angebots. Teilnahmeberechtigt sind nur Vereine, die dem DSB angehören. Die Armbrustliga orientiert sich an den Regularien des DSB, aber sie ist nicht Teil der Strukturen des DSB. Folglich sind die Wettkämpfe völlig separat von den DSB-Meisterschaften oder sonstigen Rundenwettkämpfen. Die Organisation liegt in Händen des Liga-Ausschusses, dem aktuell mit Thomas Aumann, Hermann Plötz, Olaf Hübsch, Christian Dimter, Danilo Zeihs und Jochen Michaelis langjährig erfahrene Armbrustschützen angehören.
Das Mittel "Fernwettkämpfe" hat sich bewährt
Gute Armbrustschützen sind meist auch gute Luftgewehr- und KK-Schützen. So stand man bei der Gründung der Liga vor der Herausforderung, die zusätzlichen Armbrustwettkämpfe in den eh schon eng getakteten Terminkalender unterzubringen. Die Lösung hieß Fernwettkämpfe. Die ursprüngliche Befürchtung, dies sei doch nichts Halbes und nichts Ganzes, hat sich nicht bestätigt. Ob der Gegner gleich nebenan oder aber 400 km entfernt auf einem anderen Stand steht, ist nicht so wichtig. Wenn der Gegner Louis Fürst (ASC Göppingen), Julian Kemptner Hubertus Knölling), Sandra Reimann (SG Zaitzkofen) oder Jolanda Prinz (Schützen Nieder-erlbach) heißt, dann ist volle Konzentration angesagt. Das Wissen um die Stärke der Konkurrenz hat dazu beigetragen, dass in den Vorkämpfen der Armbrustliga 10m mehrfach 397 oder gar 398 Ringe erzielt worden sind. Auch ein Fernwettkampf zwischen (Weltklasse)-Schützen ist ein Wettkampf.
In der Disziplin Armbrust 10m werden während der Vorkämpfe fünf Durchgänge absolviert, monatlich von Januar bis Mai. Ein Team besteht aus fünf Schützen, gleich welcher Altersklasse, es wird im Liga-System geschossen. Um leistungsmäßig annähernd gleichstarke Teams zu bekommen, wird die Liga in sechs Gruppen à sechs Teams eingeteilt. Jeder Verein wertet seine Scheiben selbst aus und gibt die Resultate in die Webseite ein. Das eigene Auswerten ruft häufig ein Stirnrunzeln hervor, aber sämtliche Scheiben sind zur Nachwertung zu senden. Nicht korrekt ermittelte Ergebnisse können vom Liga-Ausschuss revidiert werden. „Eine Revision kommt praktisch nie vor. Es wird stets sportlich und fair ausgewertet, jedes Team kann sich auf die Ehrlichkeit des Gegenübers verlassen“, so Jochen Michaelis.
Von den Gründungstagen an verfügt die Armbrustliga über eine eigene Webseite. Unter der oben genannten Adresse können die aktuellen Resultate, Tabellen etc. abgerufen werden. Am Ersten eines Monats ist auf der Webseite meist Hochbetrieb, denn die Ergebnisse eines Durchgangs sind bis Monatsende 24:00 Uhr einzutragen. Wird diese Frist gerissen, so hat der betreffende Verein den Wettkampf mit 0:5 verloren. Mit der Saison 2024 wurde die Webseite aus Sicherheitsgründen neu konzipiert, sie befindet sich in Teilen noch im Aufbau. „Die letzten Bausteine sollten in 2025 fertig werden“, zeigt sich der Administrator der Webseite, Danilo Zeihs, jedoch optimistisch.
2025 findet das Finale in Etzhorn statt
Am letzten Juli-Wochenende treffen sich die vier besten Teams der Vorkämpfe, um den Gesamtsieger zu ermitteln. Das in Präsenz stattfindende Finale 10m wurde dieses Jahr vom Bund München ausgerichtet, in 2025 wird Etzhorn (Oldenburg) Gastgeber sein. „Wow, das war knapp!“, strahlte Sandra Reimann von der SG Lustige Brüder Zaitzkofen nach ihrem letzten Wettkampfschuss. Mit 395 Ringen konnte sie sich an Position 1 den Sieg sichern vor Jolanda Prinz (Niedererlbach) mit 394 Ringen, Simon Eiglsperger (Bund München) mit 393 Ringen und Steffen Hillenbrand (Hüffenhardt/Kronau) mit 392 Ringen. Dies war Grundlage des Gesamtsiegs von der SG Zaitzkofen vor dem Bund München, Hüffenhardt/Kronau und Niedererlbach.
Das Finale 30m international hat bei der Armbrustschützengilde Winzerer Fähndl seine Heimstätte gefunden. Stets am Freitag der Deutschen Meisterschaft begibt sich ein großer Teil der 30m-Gemeinde nach München-Lochhausen, wo man in der neu erbauten Schießhalle beste Bedingungen vorfindet. In 2024 blieb der Siegerpokal in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Bund München setzte sich durch gegenüber der SG Neustadt, der SBr Leverkusen-Steinbüchel, dem SC Neuenkirchen und dem ASC Göppingen. Um die Einzelsieger zu ermitteln, schießen die besten acht Schützen ein Finale nach den Regeln der IAU. Bei den Herren III zeigte sich Erich Huber (SC Neuenkirchen) nervenstark und setzte sich gegenüber den mehrfachen Welt- und Europameister Gebhard Fürst (ASC Göppingen) durch. Bei den Herren I brachte erst ein Stechschuss die Entscheidung zugunsten von Simon Eiglsperger (Bund München). Der unterlegene Carsten Schiff (SG Neustadt) freute sich dennoch, es war seine erste Saison mit der 30m-Waffe.
Armbrust Auflage in diesem Jahr erstmals im Programm
„Endlich kann ich wieder die Armbrust in die Hand nehmen, um Wettkämpfe zu schießen“, spricht Hermann Plötz (FSG Weilheim) stellvertretend für viele ältere Schützen. In der Saison 2024 wurde die Disziplin Armbrust 10m Auflage in das Programm der Armbrustliga aufgenommen, 13 Teams waren am Start. Die befürchtete Abwanderung vom Stehend-Schießen zur Auflage ist unterblieben, die Auflageschützen sind neu hinzugekommen, viele ehemalige Armbrustschützen konnten reaktiviert werden. Die ersten Gewinner waren Hannes Hirschvogel bei den Senioren I+II und Martin Krafcsik bei den Senioren III+IV, beide von der FSG Weilheim, die auch den Mannschaftstitel davontrug.
Praktisch jedermann kennt den Apfelschuss des Wilhelm Tell. Die Schweiz ist nach wie vor die Hochburg des Armbrustschießens. Deutschland hat ein großes Reservoir an Schützen, und es ist das Ziel der Armbrustliga, hiervon einen möglichst großen Bruchteil für diese faszinierende Form des Schießens zu begeistern. Interessierte Schützen bzw. Vereine, die die Begeisterung für die Armbrust teilen, können noch problemlos für die Saison 2025 integriert werden.
Anmerkungen oder Rückfragen bitte an den Liga-Leiter Dr. Jochen Michaelis (jomichae(at)uni-kassel.de).
(Jochen Michaelis)