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Gesamtvorstand: Ein Wochenende im Zeichen des Abschieds

12.11.2024 14:00

Der überraschende und schmerzliche Tod von Gerhard Furnier, DSB-Vizepräsident Sport, hat den gesamten Deutschen Schützenbund bis ins Mark getroffen. Am Wochenende nahm der Gesamtvorstand in Adelsried, dem Heimatort Furniers - die Sitzung wurde eigens von Wiesbaden dorthin verlegt - Abschied vom langjährigen Mitstreiter und Weggefährten.

Foto: DSB / Er fehlt! Der Gesamtvorstand stand ganz im Zeichen des Abschieds von Gerhard Furnier.
Foto: DSB / Er fehlt! Der Gesamtvorstand stand ganz im Zeichen des Abschieds von Gerhard Furnier.

„Es ist eine sehr besondere Gesamtvorstandssitzung, die so nicht geplant war. Unser lieber Freund Gerhard Furnier hat uns verlassen, und es ist ein besonderes Zeichen, dass wir uns alle gemeinsam im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes sowie anschließend an seinem Grab von ihm verabschieden. Keiner hat in den vergangenen 25 Jahren mehr für den Sport im DSB getan als er“, eröffnete DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels seinen Bericht, in dem er in der Folge die Olympischen Spiele sowie die Themen Waffenrecht und Finanzen in den Mittelpunkt stellte.

Sport: Konsequenzen aus den Olympischen Spielen
DSB-Sportdirektor Thomas Abel ging in seinem Bericht in erster Linie auf den sportlichen Höhepunkt des Jahres, die Olympischen Spiele in Paris 2024, ein. „Im Bogenbereich haben wir ein herausragendes Ergebnis mit Mixed-Silber, Platz vier durch Florian Unruh und Platz sechs durch das Frauen-Team erzielt, und es bleibt festzuhalten, dass wir neben Korea die einzige Nation sind, die bei den letzten drei Olympischen Spielen eine Medaille gewonnen hat.“ Dagegen habe der ISSF-Bereich leider zum zweiten Mal in Serie keine Medaille gewinnen können, „obwohl wir mit einer nominell sehr starken Mannschaft mit Weltranglisten-1., Welt- und Europameistern an den Start gingen.“ Mittlerweile erfolgte die Analyse mit einigen Konklusionen: Die sportpsychologische sowie die athletische Komponente im ISSF-Bereich müssten verbessert werden, „damit auch bei schwierigen Bedingungen über die gesamte Dauer des Wettkampfes die beste Leistung abgerufen werden kann“, so Abel. Personell gibt es zwei Änderungen: Wolfram Waibel tritt die Nachfolge als Gewehr-Bundestrainer von Achim Veelmann an, dessen auslaufender Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert wurde; Katharina Bechtel folgt dem altersbedingt ausscheidenden Axel Krämer im Skeet-Bereich nach.

Waffenrecht: Wolpert hofft auf Neuschreibung
„Im dritten Versuch hat es Bundesinnenministerin Nancy Faeser geschafft, das Waffenrecht zu verschärfen. Leider kam der Bruch der Ampelkoalition um drei Wochen zu spät“, begann Walter Wolpert, DSB-Vizepräsident Recht, seine Ausführungen. Dies sei im Rahmen des sogenannten „Sicherheitspakets“ nach den Messerattacken in Mannheim und Solingen geschehen und fiel deutlich geringer aus als von ihr eigentlich gewünscht. „Es ist inhaltlich reine Symbolpolitik, im Sicherheitsbereich bringt es niemanden weiter und trifft nur die Legalwaffenbesitzer. Insgesamt ist es ein großer Bürokratieaufwuchs und zeitlicher Mehraufwand“, schilderte Wolpert die Auswirkungen der verabschiedeten Maßnahmen und hofft auf Änderungen durch eine neue Regierung: „Man muss das Waffengesetz zerlegen, evaluieren und neu schreiben!“

Finanzen: Plan zur Beitragsanpassung vorgestellt
Gerd Hamm, DSB-Vizepräsident Finanzen, ging in seiner Präsentation, die zuvor im Rahmen eines Treffens der Landesverbandspräsidenten Mitte Oktober in Berlin ausführlich erörtert und abgestimmt wurde, auf eine Beitragsanpassung ein, über die abschließend auf dem Deutschen Schützentag in Schwäbisch Gmünd (1.-4. Mai 2025) abgestimmt werden soll. Inhaltlich erläuterte er den Delegierten im Detail die verschiedenen Arbeitsbereiche, für die der DSB einen finanziellen Mehrbedarf ab 2027 sieht. Es geht vor allem um die finanzielle Zukunftssicherung des Dachverbandes mit seinen vielfältigen Aufgaben. Ein wichtiges Thema, und das hat die Diskussion um die Verschärfung des Waffenrechts sowie des Bleiverbots eindrucksvoll gezeigt, ist dabei die politische Interessenvertretung. Darüber hinaus geht es um die Sicherung sportlicher Erfolge (Leistungssportförderung und optimale Betreuung der Sportlerinnen und Sportler, internationale Veranstaltungen, Förderung des nicht-olympischen Sports) sowie die Förderung bzw. Sicherung des ehrenamtlichen Engagements (Erhöhung der Verpflegungspauschale). Nicht zu vernachlässigen sei die Schützentradition und das Schützenwesen als immaterielles Kulturgut. Das waren nur einige Beispiele, die der Vizepräsident Finanzen nannte. In Summe bedeute dies einen Mehrbedarf von 1,50 Euro pro Mitglied pro Jahr, so Hamm, der ab dem 1. Januar 2027 greifen solle. „Und wenn sich die Landesverbände auf eine gemeinsame Sportsoftware einigen, dann kämen noch einmal 50 Cent befristet für vier Jahre hinzu.“ Für die von der DSB-Delegiertenversammlung gewählten Rechnungsprüfer brachte es Jochen Willmann auf den Punkt: „Die wesentlichen finanziellen Mehrbedarfe sind prägnant, rechnerisch nachvollziehbar dargestellt und hinreichend erläutert worden. Diese Bedarfe sind für den Deutschen Schützenbund und dessen Zukunftssicherung unseres Erachtens erforderlich und insoweit seriös ermittelt worden.“

Damit war der offizielle Teil des Gesamtvorstands beendet, und es schloss sich ein emotionaler und traurig-dankbarer Teil an: Der Gesamtvorstand nahm geschlossen an einem Trauergottesdienst für Gerhard Furnier teil und verabschiedete sich anschließend an seinem Grab von einem guten Freund und treuen Schützenkameraden. Im Rahmen eines Trauermahls im Schützenhaus des SV Hubertus Adelsried – dem Heimatverein des Verstorbenen – wurde zum Abschluss noch die eine oder andere Erinnerung und Anekdote ausgetauscht – dabei zeigte sich, wie viel Schönes man gemeinsam mit Gerhard Furnier erlebt hatte.