Weltmeisterschaften
Bogen-WM: Kroppen schießt um WM-Bronze
Michelle Kroppen hat am vierten Tag der WM in Herzogenbusch/NED für einen Paukenschlag gesorgt: Die 23-jährige Recurve-Schützin, die erstmals an einer Quotenplatz-WM teilnimmt, eliminierte eine Schützin nach der anderen und wurde erst im Halbfinale von der Weltrekordhalterin aus Korea gestoppt. Am Sonntag, 16. Juni, schießt sie im Finalstadion gegen eine weitere Koreanerin um WM-Bronze. „Sie hat sich super verkauft, ich bin sehr stolz auf Michelle“, war Bundestrainer Oliver Haidn hochzufrieden.
Recurve Einzel Frauen: Allein unter Asiatinnen
Michelle Kroppen strahlte über das ganze Gesicht: Die Angehörige der Bundespolizei zeigte im Einzel überhaupt keine Nerven und bezwang zunächst die Britin Naomi Folkard 6:2 (29-24, 26-26, 28-27, 29-29) und im Anschluss die an Position vier gesetzte Chinesin Fanxu Meng 6:4 (26-23, 27-27, 25-27, 30-25, 28-28). Bezeichnend für ihr selbstbewusstes Auftreten war der letzte Pfeil gegen die Chinesin, als Kroppen eine Zehn liefern musste, um den Punkt zu sichern. Dies tat sie mit einer großen Selbstverständlichkeit. Und auch im Viertelfinale wurde sie zum „China-Schreck“, setzte sich im Stechschuss 10:9 gegen Qixuan An durch, nachdem sich zuvor die beiden Athletinnen die Punkte geteilt hatten (26-26, 28-27, 28-28, 29-29, 25-27). Zwar ereilte sie gegen die Nummer eins der Welt, die Südkoreanerin Chae Young Kan, im Halbfinale mit 2:6 (29-28, 26-29, 26-30, 28-29) das Aus, dennoch war sie mit sich und der WM hoch zufrieden: „Ich habe das nicht ansatzweise erwartet. Mein Ziel war die erste Runde zu überstehen, weil ich mein Qualifikationsergebnis als Neunte erreichen wollte. Dann habe ich gemerkt, es läuft. Und ich habe mir gesagt, ich habe nicht nur für den Quotenplatz trainiert.“ Nun greift sie am finalen Sonntag nach Bronze (live bei Youtube.com), Gegnerin ist Misun Choi. Bundestrainer Oliver Haidn war völlig aus dem Häuschen über die jüngste Schützin in seinem Team: „Wir freuen uns riesig für Michelle. Sie ist super aufgetreten, sie hat super Matches geliefert, einschließlich des Halbfinals. Sie ist zum Aushängeschild unserer Mannschaft geworden, ich bin sehr stolz auf Michelle.“
In der vorletzten Passe haben sich alle drei Asiatinnen unterhalten und ich habe gedacht, irgendwie bin ich hier falsch.
Die routinierten Elena Richter und Lisa Unruh schossen in der dritten Runde ebenfalls einen guten Wettkampf. Richter wechselte sich mit der Dänin Maja Jager in der Führung ab, sodass am Ende ein Stechschuss entscheiden musste. Dieser ging mit 9:10 an die Dänin. Ebenso bitter war das Ausscheiden für Unruh, die sich ein tolles Match mit der an Position drei gesetzten Chinesin Yichai Zheng lieferte, ehe sie im Stechschuss einen Aussetzer hatte und lediglich eine Sechs ins Ziel brachte. „Es ist sehr bitter, in drei Stechen zu verlieren. Eigentlich ist das nicht erklärbar, aber wir müssen es als Fakt mitnehmen und unsere Lehren daraus ziehen“, so Haidn.
Recurve Team Frauen: Keine Medaille für DSB-Team
Im Teamwettbewerb rechneten sich alle gute Chancen gegen die Britinnen aus. Bereits um 8.00 Uhr morgens machte sich das Team auf den Weg, um sich bestmöglich vorzubereiten. Die Bedingungen waren schwierig: Zwar schien die Sonne, aber der Wind trat immer wieder in Böen auf. Nach einem verhaltenen Auftakt und Rückstand (52-54) schien im zweiten Satz der Knoten geplatzt (55-51). Doch die Zehner wollten in der Folge nicht fallen, des Öfteren sah man die DSB-Schützinnen nach dem Schuss Schulter zuckend von der Linie gehen. Die Sätze drei und vier gingen 52-54 und 49-51 verloren und somit das gesamte Match. „Sicherlich sind wir traurig, aber wir können uns nichts vorwerfen. Es war vorne nicht das Ergebnis zu sehen, was man gespürt und wofür man gearbeitet hat. Das war die größte Enttäuschung“, brachte Lisa Unruh die Gemütslage des Trios auf den Punkt. Michelle Kroppen ergänzte: „Die Konditionen waren anders als gestern. Es war schwieriger, konstante Schüsse anzubringen. Zu verlieren, ist immer doof, aber gestern war sicherlich entscheidender. Wir wären gerne weitergekommen!“
Mixed Team: Unter Wert gegen Taiwan
Im Achtelfinale des Mixed-Wettbewerbs wartete mit dem Weltranglisten-Zweiten aus Taiwan ein dicker „Brocken“ auf Elena Richter und Cedric Rieger. Das Match ging am Ende deutlich mit 0:6 (37-38, 35-36, 33-36) verloren, dennoch hatte das DSB-Duo seine Chancen, weil auch die Taiwanesen bei schwierigen Bedingungen „wackelten“. Und deshalb wurmte die Niederlage ein wenig, wie Rieger einräumte: „Die Tür war offen, vielleicht haben wir den Wind falsch eingeschätzt. Ich kann es mir nicht richtig erklären, das Einschießen war auch sehr gut, dort habe ich viele Zehner geschossen.“
Recurve Einzel Männer: Weckmüller scheitert im Stechschuss
Maximilian Weckmüller war der „letzte Mohikaner“ der deutschen Recurve-Männer und traf in der dritten Runde auf seinen amerikanischen Kumpel Jack Williams. Die Beiden lieferten sich ein ausgeglichenes, hochklassiges Match, das ebenfalls in ein Stechen mündete. In diesem hatte der US-Boy das Quäntchen Glück auf seiner Seite. Weckmüller meinte im Anschluss: „Es war sehr böiger Wind, und ich war mir bei der ersten Passe nicht so sicher, wo ich anhalten soll. Aber die zweite bis fünfte Passe war sehr stark. Der Stechschuss war ein wenig ärgerlich, weil er auch keine supergute Neun hatte. Ich gehe dennoch positiv raus, es war ein gutes Match, ich habe mich gut geschlagen.
Als Fazit zur WM meinte Weckmüller: „Der Anfang hat bei uns allen nicht so super geklappt. Das war im Team so und auch bei mir im Einzel. Insgesamt ist es nicht so erfolgreich gelaufen, wie wir es uns erhofft oder erträumt haben.“
Compound Einzel Männer: Trachsel verliert gegen Südkoreaner
Auch Marcel Trachsel war einziger deutscher Schütze im Männer-Einzel mit dem nicht-olympischen Compoundbogen. In seinem Match traf er auf den Koreaner Jaewon Jang, der die Qualifikation als Fünfter beendet hatte. Trachsel kam schwer in das Match und hatte nach dem 28-30 sofort zwei Ringe Rückstand. Zwar konnte er noch einmal verkürzen, doch am Ende unterlag er 145-148 und beendete die WM auf Platz 17. Anschließend sagte er: „Nach dem Einschießen lief noch alles gut, danach hat der Kopf nicht mehr mitgespielt und die Schüsse wurden schlechter. Zudem hat der Koreaner verdammt gut geschossen.“ Nach zwei Compound-Medaillen bei der WM 2017 gingen die DSB-Compound-Schützen dieses Mal leer aus, Trachsel bilanzierte: „Es war nicht schlecht, es muss aber definitiv besser werden – und das wird es auch. Die Weltspitze ist noch enger geworden, aber es kommt auch Glück dazu, und das hatten wir dieses Mal nicht.“
Compound Mixed: Aus gegen Indien
Für Janine Meißner und Marcel Trachsel hieß der Gegner im Achtelfinale Indien, eine durchaus machbare Aufgabe. Doch das deutsche Duo fand nie einen Rhythmus, geschweige denn Sicherheit. Am Ende standen von 16 Schüssen lediglich sieben Zehner in der Bilanz – zu wenig. „Da war mehr drin“, konstatierte Holger Hertkorn und Trachsel sagte: „Es hätte definitiv von uns mehr kommen müssen. Das war enttäuschend und zu wenig von uns.“
Um die Medaillen kämpfen am Wochenende folgende Schützen und Nationen:
Recurve Team Frauen: Goldfinale Südkorea – Taiwan & Bronzefinale Großbritannien – China
Recurve Team Männer: Goldfinale China – Niederlande & Südkorea – Indien
Recurve Mixed: Goldfinale Südkorea – Niederlande & Taiwan – Italien
Recurve Einzel Frauen: Goldfinale Chae Young Kang (Südkorea) – Chien-Ying Lei (Taiwan) & Misun Choi (Südkorea) – Michelle Kroppen
Recurve Einzel Männer: Goldfinale Anuar Khairhul Mohamad (Malaysia) – Brady Ellison (USA) & Mauro Nespoli (Italien) – Ruman Shana (Bangladesch)
Compound Team Frauen: Goldfinale Taiwan – USA & Bronzefinale Indien – Türkei
Compound Team Männer: Goldfinale Südkorea – Türkei & Bronzefinale Niederlande – Kolumbien
Compound Mixed: Goldfinale Südkorea – Frankreich & Bronzefinale Kolumbien - Taiwan
Compound Einzel Frauen: Goldfinale Natalia Avdeeva (Russland) – Paige Pearce (USA) & Bronzefinale Surekha Vennam (Indien) – Yesim Bostan (Türkei)
Compound Einzel Männer: Goldfinale Anders Faugstad (Norwegen) – James Lutz (USA) & Bronzefinale Jongho Kim (Südkorea) – Braden Gellenthien (USA)
Das deutsche Team in Herzogenbusch
Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn
Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs
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