Europameisterschaften
Vorderlader-EM Fervenca: 66 Medaillen bei der EM in Portugal
Mittlerweile ist man es gewohnt, dass die deutschen Schützen bei den internationalen Vorderlader-Events dominant auftreten. Und so konnte es kaum überraschen, dass das DSB-Team satte 66 (!) Medaillen von der EM aus Fervenca/POR nach Hause bringt. Konkret gewann das Team 33 Gold-, 21 Silber- und 12 Bronzemedaillen.

In der Disziplin „Whitworth R“ (Freigewehr Replika) gelang es dem deutschen Team ein zweites Mal, das Treppchen komplett zu besetzen – eingerahmt von Lorena Magdalena Schneider (Silbermedaille) und Ute Gretz (Bronzemedaille) gelang Kilian Fichtl der Hattrick an EM-Einzeltiteln. Er siegte mit perfekten 100 Ringen und jeweils zwei Ringen Vorsprung auf seine Teamkolleginnen. Raimund Michael Zellner gewann zeitgleich mit seinem Original-Freigewehr („Whitworth O“) eine weitere Silbermedaille. „Die EM war für mich ein großartiges Erlebnis. Die stressige Vorbereitung darauf und ein umfangreiches Training zahlten sich letztendlich aus. Die Disziplin „Maximilian“ gleich am ersten Tag zu gewinnen, war für mich der Knaller und brachte Ruhe rein, sodass ich weitere Titel erringen konnte. Mit denen hatte ich zwar im Vorfeld geliebäugelt, war am Ende über deren Gewinn jedoch ein wenig überrascht“, so Kilian Fichtl über seine Erfolgsgeschichte bei dieser EM.
Der dritte Wettkampftag wartete mit einem Wetterumschwung auf – die Temperaturen fielen auf ein erträgliches Maß, nur erschwerte nun v. a. bei frühen Starts zeitweise Nebel die Sicht. Das deutsche Team blieb davon jedoch unbeeindruckt auf Erfolgskurs. Das erste Highlight lieferte Patrick Meyer, der nach einer Millimeterentscheidung im Wettbewerb „Mariette“ (Perkussionsrevolver Replika) seinen zweiten EM-Titel im Einzel feiern konnte. Markus Wörnle tat es ihm gleich – er feierte seinen zweiten EM-Einzeltitel durch einen ungefährdeten Sieg in der Kombinationswertung „Remington R“, bei der die Ergebnisse der zwei Perkussionsrevolver-Disziplinen „Mariette“ und „Donald Malson R“ (hier belegte er den Silberrang) addiert werden. Frei nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“, gesellte sich Andreas Wimmer zu den beiden durch Siege in den Wettbewerben „Donald Malson O“ (Perkussionsrevolver 50m Original) und der zugehörigen Kombinationswertung „Remington O“. Die drei vorgenannten Revolverschützen bestritten zudem als deutsche Auswahl den Mannschaftswettbewerb „El Alamo“, den sie ebenfalls siegreich abschlossen.
Bei den Langwaffenschützen gelang Michael Sturm erneut ein perfekter Wettkampf mit 100 Ringen in der Disziplin „Tanegashima R“ (Luntenschlussgewehr Replika) und damit ein weiterer Titelgewinn – Kilian Fichtl belegte hier mit drei Ringen Rückstand den Bronzerang. Bei den Schützen mit dem Original-Luntenschlossgewehr durfte sich Delegationsleiter Leonhard Josef Brader über die Silbermedaille freuen.

Im Wettbewerb „Amazons“ (Perkussionsfreigewehr – Damenwertung) wurde das deutsche Team seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit zehn Ringen Vorsprung vor der französischen Auswahl einen weiteren Titel – dabei belegten Lorena Magdalena Schneider und Ute Gretz in der zugehörigen Einzelwertung „Walkyrie R“ den Silber- und Bronzerang.
Nachfolgend finden sich alle Podestplätze und TOP-6-Platzierungen des dritten Wettkampftags:
EINZELWERTUNGEN
- WHITWORTH R (Perkussionsfreigewehr Replika): 1. Platz / Kilian Fichtl / 100 Ringe, 2. Platz / Lorena Magdalena Schneider / 98 Ringe, 3. Platz / Ute Gretz / 98 Ringe
- WHITWORTH O (Perkussionsfreigewehr Original): 2. Platz / Raimund Michael Zellner / 98 Ringe
- WALKYRIE R (Perkussionsfreigewehr Damen Replika): 2. Platz / Lorena Magdalena Schneider / 96 Ringe, 3. Platz / Ute Gretz / 96 Ringe, 5. Platz / Tanja Eichert / 94 Ringe
- TANEGASHIMA R (Luntenschlossgewehr Replika): 1. Platz / Michael Sturm / 100 Ringe, 3. Platz / Kilian Fichtl / 97 Ringe, 4. Platz / Achim Bailer / 96 Ringe
- TANEGASHIMA O (Luntenschlossgewehr Original): 2. Platz / Leonhard Josef Brader / 90 Ringe
- MARIETTE (Perkussionsrevolver Replika): 1. Platz / Patrick Meyer / 96 Ringe, 5. Platz / Markus Wörnle / 95 Ringe
- DONALD MALSON R (Perkussionsrevolver 50m Replika): 2. Platz / Markus Wörnle / 87 Ringe, 4. Platz / Matthias Plöscher / 84 Ringe
- DONALD MALSON O (Perkussionsrevolver 50m Original): 1. Platz / Andreas Wimmer / 83 Ringe, 3. Platz / Joachim Haller / 81 Ringe, 5. Platz / Helmut Stubenrauch / 74 Ringe
- REMINGTON R (Kombinationswertung MARIETTE & DONALD MALSON R): 1. Platz / Markus Wörnle / 182 Ringe, 2. Platz / Matthias Plöscher / 178 Ringe, 5. Platz / Andreas Stock / 177 Ringe, 6. Platz / Patrick Meyer / 175 Ringe
- REMINGTON O (Kombinationswertung COLT & DONALD MALSON O): 1. Platz / Andreas Wimmer / 176 Ringe, 3. Platz / Joachim Haller / 173 Ringe, 5. Platz / Helmut Stubenrauch / 163 Ringe
MANNSCHAFTSWERTUNGEN
- AMAZONS (Perkussionsfreigewehr Damen Replika): 1. Platz / Tanja Eichert, Ute Gretz, Lorena Magdalena Schneider / 286 Ringe
- EL ALAMO (Perkussionsrevolver 50m): 1. Platz / Andreas Wimmer, Markus Wörnle, Patrick Meyer / 249 Ringe
- NAGASHINO (Luntenschlossgewehr): 1. Platz / Kilian Fichtl, Michael Sturm, Raimund Michael Zellner / 292 Ringe
- RIGBY (Perkussionsfreigewehr): 2. Platz / Achim Bailer, Leonhard Josef Brader, Michael Sturm / 285 Ringe
- PETERLONGO (Perkussionsrevolver Replika): 2. Platz / Matthias Plöscher, Markus Wörnle, Robert Zipperer / 281 Ringe
Am vierten und damit letzten Wettkampftag blieb das deutsche Team weiterhin hungrig auf Medaillen. Das galt u. a. auch für Maik Mießner, dessen EM-Teilnahme seinen ersten internationalen Einsatz bedeutete – er sicherte sich Gold im Einzel im Wettbewerb „Cominazzo O“ (Steinschlosspistole Original). Dementsprechend glücklich war er über seine gelungene Premiere: „Im Ganzen bin ich absolut überwältigt. Das gesamte Nationalteam gab mir das Gefühl einer großen Familie anzugehören, bei der niemand allein gelassen wird. Immer war jemand da, wenn es mal Fragen, Tipps oder Anregungen brauchte – und wenn es mal nicht so gut lief, nahm dich auch mal jemand in den Arm und dann ging´s weiter. Das größte Gefühl und die meisten Emotionen habe ich aber bekommen, als ich auf dem Treppchen stand und die Nationalhymne sang – das war unbeschreiblich und wird auch so schnell nicht aufhören. Die Ergebnisse und Erfolge waren zum Teil nur möglich, wenn man sich in diesem Team wohlfühlt und es wie eine Familie zusammenhält. Diesen Eindruck werde ich nie vergessen und noch in Jahren davon berichten.“
Bei den Langwaffenschützen stand zunächst der Wettbewerb „Minie R“ (Perkussions-Dienstgewehr Replika) im Fokus – hier richtete sich der Blick auf Reiner Holla, einem Routinier in dieser Disziplin, stellte er doch erst im vergangenen Jahr bei der WM in Italien einen neuen Weltrekord auf. Am Ende setzte er sich mit zwei Ringen Vorsprung gegen Ute Gretz durch, die den Silberrang belegte. Die zugehörige Teamwertung „Magenta“ gewannen die beiden gemeinsam mit Michael Sturm und einem bemerkenswerten Vorsprung von 23 Ringen auf das zweitplatzierte Team aus Spanien! „Es ist eine große Genugtuung, nach all den Jahren Topleistungen mit dem Dienstgewehr nun auch den EM-Einzeltitel zu holen und die Topergebnisse erneut bestätigen zu können“, so Holla.
Auch im Wettbewerb „Pennsylvania R“ (Steinschlossgewehr Replika) trumpften deutsche EM-Teilnehmer auf – an der Spitze des Feldes lagen nach dem letzten Schuss gleich vier Schützen mit jeweils 97 Ringen gleichauf. Achim Bailer hatte dabei das engste Schussbild und durfte sich über Gold freuen – nur vier Millimeter größer viel das Schussbild von Kilian Fichtl aus, der damit den Bronzerang belegte. Dominik Kopp v. Ostrowski sammelte bei dieser EM nicht nur erste internationale Erfahrung, sondern auch gleich eine Goldmedaille im Teamwettbewerb mit dem Steinschlossgewehr („Kossuth“) ein.
Der dritte perfekte Durchgang gelang Michael Sturm im Wettbewerb „Hizadai R“ (Luntenschlossgewehr Knieend Replika) – er machte damit das Dutzend an Medaillen voll und sich zum höchstdekorierten EM-Teilnehmer! Neben drei EM-Titeln und einem zweiten Platz im Einzel gewann er bei acht Mannschaftsstarts sieben Mal Gold und einmal Silber. „Es war eine tolle Veranstaltung zusammen mit vielen Freunden und einem großartigen deutschen Team. Die Bedingungen waren wieder einmal für alle sehr fordernd, aber wir konnten uns zusammen gut darauf einstellen und somit eine für alle sehr erfolgreiche EM bestreiten. Der Teamspirit war unglaublich gut“, beschrieb Sturm rückblickend diese Europameisterschaft.
Auf dem benachbarten Schießstand der Flintenschützen konnte sich Dirk Willms mit 47 Treffern seine zweite Silbermedaille sichern – diesmal mit der Perkussionsflinte („Lorenzoni R“). Gemeinsam mit dem international erfahrenen Franz Lotspeich und Karl Jakob, der seinen ersten internationalen Einsatz bestritt, gewannen sie die Mannschaftswertung „Batesville“.
Nachfolgend finden sich alle Podestplätze und TOP-6-Platzierungen des letzten Wettkampftags:
EINZELWERTUNGEN
- COMINAZZO R (Steinschlosspistole Replika): 2. Platz / Matthias Plöscher / 93 Ringe
- COMINAZZO O (Steinschlosspistole Original): 1. Platz / Maik Mießner / 88 Ringe, 4. Platz / Robert Zipperer / 86 Ringe
- PENNSYLVANIA R (Steinschlossgewehr Replika): 1. Platz / Achim Bailer / 97 Ringe, 3. Platz / Kilian Fichtl / 97 Ringe, 5. Platz / Peter Käpernick / 96 Ringe
- HIZADAI R (Luntenschlossgewehr Kniend Replika): 1. Platz / Michael Sturm / 100 Ringe, 3. Platz / Reiner Holla / 97 Ringe, 6. Platz / Raimund Michael Zellner / 95 Ringe
- MINIE R (Perkussions-Dienstgewehr Replika): 1. Platz / Reiner Holla / 93 Ringe, 2. Platz / Ute Gretz / 91 Ringe
- MINIE O (Perkussions-Dienstgewehr Original): 2. Platz / Raimund Michael Zellner / 92 Ringe
- LORENZONI R (Perkussionsfinte Replika): 2. Platz / Dirk Willms / 47 Treffer
MANNSCHAFTSWERTUNGEN
- KOSSUTH (Steinschlossgewehr): 1. Platz / Kilian Fichtl, Dominik Kopp v. Ostrowski, Michael Sturm / 289 Ringe
- MAGENTA (Perkussions-Dienstgewehr Replika): 1. Platz / Ute Gretz, Reiner Holla, Michael Sturm / 272 Ringe
- HINAWA (Luntenschlossgewehr Knieend Replika): 1. Platz / Kilian Fichtl, Michael Sturm, Raimund Michael Zellner / 288 Ringe
- VERSAILLES (Kombinationswertung aus GUSTAV ADOLF & PAULY): 1. Platz / Achim Bailer, Leonhard Josef Brader, Peter Käpernick, Raimund Michael Zellner / 540 Ringe
- BATESVILLE (Perkussionsflinte Replika): 1. Platz / Karl Jakob, Franz Lotspeich, Dirk Willms / 129 Treffer
- PAULY (Perkussions-Dienstgewehr Original): 2. Platz / Achim Bailer, Peter Käpernick, Raimund Michael Zellner / 274 Ringe
- EGG (Steinschlosspistole Original): 2. Platz / Maik Mießner, Helmut Stubenrauch, Robert Zipperer / 247 Ringe
Die Leistungsfähigkeit eines Teams wird am Ende durch viele Faktoren bestimmt – einer davon wird sicher durch die unermüdliche Arbeit und das Eigenengagement der mitgereisten Betreuer bestimmt:
Delegationsleiter Leonhard Josef Brader – seit diesem Jahr neu im Amt, leitete er die Delegation, nahm vor Ort an den Meetings des MLAIC teil und vertrat dort die Interessen der deutschen Teilnehmer.
Trainer Walter Massing – Dank langjähriger Erfahrung aufgrund vielfacher Teilnahmen an internationalen Meisterschaften konnte er individuell auf die Teammitglieder einwirken sowie jungen und erstmals im Kader vertretenen Schützen entscheidende Hilfestellungen leisten.
Teamkapitän Norbert Baumann – stets als direkter Ansprechpartner nach innen fungierend, repräsentativ nach außen auftretend und aktiv im Einsatz bei der Auswertung.
Betreuerin & Fotografin Sigrid Baumann – die ausgebildete Kampfrichterin übernahm einen Platz in der Jury, half vor Ort in allen Belangen aus und war für die fotografische Dokumentation verantwortlich.
(Alexander Schösser)