International
Weltcupfinale Delhi: 1x Gold, 1x Silber & 1x “Goodbye”
Auch am zweiten Tag des internationalen Abschlusses der olympischen ISSF-Disziplinen im indischen Neu-Delhi (15.-17.10.2024) wussten die deutschen Athleten sich ins Rampenlicht zu schießen. Wir sagen “Goodbye” zu einer ganz Großen des deutschen Schießsports und feiern überragende Medaillenerfolge im Pistolenbereich der Damen und Herren.

Ganz oben angekommen ist Josefin Eder, die mit einer bravourösen Leistung ihre Saison mit der Sportpistole abschließt. Konstant gute und viele Treffer im Finale ebnen ihren Weg an die Spitze, die sie nach Serie Sechs auch nicht mehr losließ. 36 Treffer im Finale und damit einen Treffer mehr als die zweitplatzierte Französin Camille Jedrzejewski bedeuten Gold für Josefin Eder.
Für Eder ging der Tag allerdings alles andere als souverän los. Die Qualifikation gestaltete sich schwierig und in diese musste Eder sich mit voller Kraft zurückkämpfen.
“Es war ein wildes Auf und Ab. Ich wollte ganz bewusst genießen, weil es der letzte Sportpistolen Wettkampf für Monate ist und gerade nach Paris einfach nochmal ein Genuss sein sollte. Das hat mental super geklappt, aber technisch hatte ich vor allem bei Duell zu kämpfen. Umso besser, dass es gereicht hat.
Im Finale bin ich von Beginn an in den Kampfmodus gekommen, ich wollte jetzt nicht mehr "dahintüdeln" und die technischen Bedenken hinter mir lassen. Das Vertrauen hat geholfen. Hier und da ein Patzer, konnte ich mich immer wieder auf jeden einzelnen Schuss neu fokussieren. Das hat auch wirklich Spaß gemacht. Und am Ende wieder gegen Camille zu schießen und zu gewinnen, war im Rückblick auf Rio (zumindest für mich) nochmal doppeltes Glück. Es gab auch einen kleinen Insider mit Claudi (Verdicchio-Krause, Anmerkung der Redaktion), der hat mich da durchgeritten.”
Vor dem Mikrofon der ISSF fasst Eder ihr Jahr 2024 zusammen und zeigt sich mehr als zufrieden: "Es war ein fantastisches Jahr! Letztes Jahr hätte ich nicht einmal daran gedacht, dass ich all das erreichen kann. Als das Jahr 2024 anfing, wollte ich mir selbst etwas beweisen. Und jetzt kann ich sagen, dass ich es geschafft habe! Ein toller Wettkkampf folgte auf den anderen. Ich habe mich insgesamt so sehr verbessert und kann sehr stolz auf mich sein."
Für Doreen Vennekamp reichte es dieses Mal nicht für ein Platz auf dem Treppchen, sie schied nach sieben Serien auf Platz 5 aus.
Die Damen haben vorgelegt, d.h. die Herren müssen nachlegen. Mit insgesamt drei deutschen Startern in der Qualifikation der Schnellfeuerpistole im Herrenbereich, war die Ausgangslage gut, einen deutschen Sportler im Finale zu sehen. Am Ende werden es drei von drei und somit ist jeder zweite Sportler im Finale ein Deutscher. Oliver Geis, Christian Reitz und Florian Peter gehen für Deutschland auf Medaillenjagd.
Aber diese gestaltet sich den ganzen Wettkampf über sehr holprig. Immer wieder werden die Athleten von technischen Störungen, sowohl bei Geis, als auch zweifach bei Reitz aus ihrem Rhythmus gezogen und schießen damit sicherlich eines der längsten Schnellfeuerpistolenmatches überhaupt.
Am Ende ist es Florian Peter, der von den deutschen Schützen mit den Umständen am besten klarkommt. "Auch im Finale war es vom Kopf her richtig gut, ich habe meine Abläufe richtig gut gehabt. Auch mit den Störungen und Unterbrechungen, als Oli (Oliver Geis, Anmerkung der Redaktion) seine Waffenstörung hatte oder als bei Christan die Probleme mit der SIUS-Anlage aufkamen, das hat mich alles nicht wirklich beeinträchtigt. Ich habe es sehr gut geschafft, fokussiert zu bleiben und ich denke, dass das insgesamt ein guter Jahresabschluss war. Jetzt freue ich mich auch auf zu Hause."
Nach Problemen mit dem Abendessen einen Tag zuvor und einer schwierigen Nacht konnte sich Florian Peter hinter dem Olympiasieger, Weltrekordhalter und neuen Weltcupfinale-Champion aus China Yuehong Li einordnen und die Silbermedaille feiern. " Da muss man sich einfach durchbeißen" meint Peter im ISSF Interview nach dem Wettkampf "und um die meisten Punkte kämpfen." Und genau wie letztes Jahr waren es wieder der Deutsche Florian Peter und der Chinese Yuehong Li, die um Gold schossen. "Er ist ein unfassbarer Schütze, eine tolle Person, meiner Meinung nach. Es macht immer wieder Freude gegen ihn zu schießen, aber du weißt gleichzeitig auch immer, dass es ein sehr sehr schwieriger Wettkampf wird wenn es gegen ihn geht."
Für Peter war es ein aufregendes Jahr 2024. Viele Wettkämpfe, viele Finals, viele Medaillen und auch das Olympiadebüt. "Ich bin sehr sehr glücklich, all die harte Arbeit für die Finals haben sich ausgezahlt! Ich bin deutlich selbstbewusster im Finale, schieße eine bessere Technik im Finale und kann schlussendlich auch Medaillenerfolge feiern. Deswegen bin ich sehr sehr glücklich." Angesprochen auf seine Ziele für das Jahr 2025 zeigt sich Peter sehr fokussiert und bescheiden. "Wie in jedem Jahr, in so viele Finals zu kommen wie möglich, so viele Medaillen wie möglich zu gewinnen und Spaß auf und an den Wettkämpfen zu haben!"
Hauchzart an einer Medaille vorbei schrammte Oliver Geis, der nach dem Wettkampf auch genau dies in die Kamera zeigte. Christian Reitz sortierte sich nach einigen Störungen an seinem Schießsstand auf Platz 5 ein.
Jolyn Beer: Wir sagen Dankeschön und Goodbye

Und dann ist da noch ein Abschied. Ein Abschied einer Sportlerin, die den deutschen Schießsport international extrem geprägt hat. Die Rede ist von Jolyn Beer. Am heutigen Mittwoch, 16.10.2024, 5.15 Uhr deutscher Zeit schritt sie zu ihrem letzten internationalem Wettkampf. 3x20 mit dem Kleinkaliber der Frauen.
Und wie wir es gewohnt sind, setzt sich Beer in der Qualifkation durch und durfte somit, zusammen mit Anna Janßen ihr letztes internationales Finale bestreiten.
"Also ich bin seit Wochen absolut Fine mit der Entscheidung, ich habe sie bisher kein einziges Mal bereut und auch heute wieder nicht. Ich habe alles reingeworfen, sowohl in der Qualifikation als auch im Finale. Ich hätte sehr gern nochmal was „zählbares“ mitgenommen, aber mit dem 4. Platz bin allemal zufrieden!
Ich habe versucht gerade in der voll besetzten Finalhalle nochmal alles aufzusaugen und mitzunehmen, hab versucht zwischendurch immer wieder aus Überzeugung zu lächeln, das hat sehr gut funktioniert. Ich habe in keinem Moment daran gezweifelt, dass das heute nicht gut wird." Angesprochen auf ihre Reaktion nach dem Finale, das sehr viel Stolz nach außen wirken ließ, reagiert Beer: "Und ja, das hast du vermutlich richtig gesehen, ich bin sehr stolz, nochmal so performt zu haben und zu zeigen, dass ich definitiv noch konkurrenzfähig bin.
Ich bin einfach nur dankbar diese Reise nochmal mitmachen zu dürfen und nochmal zu zeigen, was ich kann. Das ist mir gelungen! Ich fliege definitiv mit einem guten Gefühl nach Hause!"
Wir gratulieren an dieser Stelle nicht nur zu einem vierten Platz beim Weltcupfinale in Neu Delhi, sondern gleichzeitig zu einer fantastischen Karriere, auf die du mehr als stolz sein kannst!
Danke Jolyn!
Anna Janßen belegt beim Weltcupfinale in Neu-Delhi mit dem Kleinkalibergewehr 3x20 den siebten Platz.