International

World Tour Target Sprint Kairo: Michael Herr im Interview

25.02.2022 13:42

Am Samstag, 26. Februar, hebt die siebenköpfige Target Sprint-Delegation des DSB von Frankfurt nach Kairo ab. Der Grund der Reise in wärmere Gefilde: Der Auftakt in die World Tour Target Sprint der ISSF in Ägyptens Hauptstadt (27. Februar bis 1. März). Michael Herr, DSB-Disziplinverantwortlicher Target Sprint, der die Reise krankheitsbedingt nicht antreten kann, äußerte sich zuvor im Interview zu Erwartungen, Voraussetzungen und Zielen.

Foto Paul Böttner: Leonie Huth (vorne) wird in Kürze nicht im regnerischen Steinwenden, sondern im sonnigen Kairo laufen.
Foto Paul Böttner: Leonie Huth (vorne) wird in Kürze nicht im regnerischen Steinwenden, sondern im sonnigen Kairo laufen.

Michael, wie und wo haben sich die Athleten für Kairo qualifizieren können?
Michael Herr: „Wir waren in Steinwenden bei Sven Müller auf der Vereinsanlage. Wir sind dorthin, da es eine sehr schöne Anlage mit anspruchsvoller Laufstrecke ist. Wenn man im Januar (29. Januar, Anm. d. Red.) eine Outdoorveranstaltung in einer Sommersportart macht, spielt das Wetter die größte Rolle. Wir haben versucht, einen Ort zu finden, wo die Bedingungen nicht ganz so winterlich sein könnten. Leider hatten wir genau den schlechtesten Tag der Woche erwischt, an dem es nur 3 Grad und geregnet hatte sowie stärkere Windböen gab. Aber die Bedingungen waren für alle gleich. Wir wurden in Steinwenden sehr herzlich empfangen, und Sven hat mit seinem Team alles super organisiert. Dafür an dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön, und es wird nicht die letzte Maßnahme in Steinwenden gewesen sein.
Der Qualifikationsmodus sah in den vier Klassen (Juniorinnen, Junioren, Frauen, Männer) jeweils drei Einzelwettkämpfe vor. Zwischen den einzelnen Rennen waren immer anderthalb Stunden Pause, also schon ein hartes Programm. Gewertet wurde nach einem Punktesystem und bei Punktgleichheit war die Gesamtzeit aus allen drei Läufen das ausschlaggebende Kriterium. Die Besten aus den drei Läufen wurden entsprechend nominiert.“

Es war für alle Teilnehmer eine gute Standortbestimmung!

Michael Herr zur Qualifikation in Steinwenden

Foto Paul Böttner: Neben dem Laufen gilt es vor allem, am Schießstand fehlerfrei zu bleiben.
Foto Paul Böttner: Neben dem Laufen gilt es vor allem, am Schießstand fehlerfrei zu bleiben.

Wie war das Niveau?
Michael Herr: „Ich würde sagen, solide! Trainingsmethodisch befinden wir uns ja zur gegenwärtigen Zeit noch in der Grundlagenphase. Dementsprechend waren die Leistungen bei allen - außer Kerstin, die ist immer konstant - über alle drei Rennen schwankend. Das ist aber auch dem geschuldet, dass niemand zur gegenwärtigen Zeit wettkampfspezifisch trainiert hat. Es war für alle Teilnehmer aber eine gute Standortbestimmung, wo jeder sehen konnte, woran in den nächsten Monaten individuell gearbeitet werden muss. Zusätzlich konnte ich sehen, dass Elemente, die wir auf dem Dezemberlehrgang schwerpunktmäßig trainiert haben, bereits größtenteils umgesetzt werden. Das ist sehr positiv zu bewerten.“

Waren die Ergebnisse = Nominierung?
Michael Herr: „Nein! Es gab doch eine Menge Absagen (z.B. Jana Landwehr, Madlen Guggenmos, Sven Müller), da die Terminierung unter der Woche für viele aufgrund von Schule, Studium oder Beruf sehr ungünstig gelegen ist. Auch das bestehende Risiko einer Covid-Infektion und die daraus resultierenden Folgen für Schule, Studium, Beruf war einigen zu groß.
Trotzdem muss gesagt werden, dass trotz der „prominenten“ Absagen alle sechs Nominierten ihre Nominierung durch sportliche Leistungen zur Qualifikation gerechtfertigt und damit auch verdient einen Startplatz erhalten haben. Es ist kein „Nachrücker“ dabei, der nur aufgrund der Absagen anderer profitiert, sondern alle haben nachgewiesen, dass sie absolut konkurrenzfähig sind.“

Viele Namen sind noch nicht so bekannt? Gibt es einen kleinen Umbruch im Kader?
Michael Herr: „Jein! Jüngere Athleten sind letztes bzw. dieses Jahr zu den Erwachsenen aufgestiegen (Max Hubl, Jacob Hofmann, Edith Buschsieweke, Madlen Guggenmos usw.) Deswegen ist schon eine Veränderung in der Mannschaftsstruktur erkennbar, da im Erwachsenenbereich jetzt mehr Leistungsträger um die begrenzten internationalen Startplätze kämpfen. Aber von den Arrivierten hat noch niemand aufgehört, sodass es vor allem in der Erwachsenenklasse dieses Jahr spannend wird. Wie gehen die Älteren mit dem größeren Druck um und wie gut können die „Aufsteiger“ den Anschluss herstellen? Ich selbst bin gespannt, wer sich bei Frauen und Männern dieses Jahr durchsetzen kann.
Im Juniorenbereich (vor allem bei den Junioren) sieht es dagegen etwas überschaubarer aus. Hier merken wir die letzten zwei verpassten Jahre sehr deutlich. Hier sind wir - auch durch den Aufstieg der arrivierten Junioren - sehr schlecht aufgestellt. Deswegen bin ich sehr froh, dass mit Leonie Huth und Luca Göhmann (auch Tessa Dietrich, die jetzt nicht dabei ist) zwei junge Sportler dabei sind, die während der letzte zwei Jahre gut gearbeitet haben und sich mit ihren Leistungen für weitere Einsätze empfohlen haben bzw. empfehlen werden. Aber ich hoffe auch, dass zum Saisonstart im Nachwuchsbereich noch einige neue Gesichter auftauchen werden, die man zukünftig auf dem Zettel haben muss.“

Das Ziel für die Saison ist ganz klar, wieder den Anschluss an die Italiener und Briten herzustellen!

Michael Herr zum Saisonziel

Was sind die Ziele in Kairo, was die Ziele für die Saison?
Michael Herr: „Das erste Ziel muss sein, dass alle in Kairo ankommen und dann dort auch starten können bzw. gesund wieder nach Hause kommen. Ansonsten soll erst einmal der Spaß im Mittelpunkt stehen. Nach der Durststrecke der letzten zwei Jahre ohne sportliche Perspektive sollen alle den Ausflug genießen und die Eindrücke dieser doch sehr großen Veranstaltung als Lohn fürs Dranbleiben in dieser schweren Phase bzw. als Motivation für das zukünftige Training mitnehmen.
Sportlich lassen wir uns überraschen. Wie gesagt, der Wettkampf ist antizyklisch und passt so gar nicht in den Saisonaufbau. Deswegen schauen wir mal, was die Konkurrenz so macht. Ich persönlich möchte Erkenntnisse mitnehmen, wo wir stehen und worauf wir in den nächsten Monaten die Schwerpunkte legen müssen. Das sportliche Ziel für jeden Einzelnen wird sein, zu versuchen, die individuellen Trainingsschwerpunkte umzusetzen. Auch kann man so eine Veranstaltung mal dazu nutzen, um etwas zu experimentieren. Aber das sehen wir, wenn wir dort sind.
Das Ziel für die Saison ist ganz klar, wieder den Anschluss an die Italiener und Briten herzustellen. Insbesondere die im letzten Jahr gezeigten schwankenden Leistungen am Schießstand müssen wieder besser werden. Läuferisch ist es individuell unterschiedlich. Die älteren Sportler müssen ihr Niveau der Vergangenheit wieder abrufen und die Jüngeren sich weiterentwickeln, dann sind wir im Laufen vorne mit dabei. Aber das fehlerfreie Schießen ist die Grundlage für die Podestplatzierungen, und hier muss das konstante gute Arbeiten am Schießstand für die gesamte Mannschaft der Hauptschwerpunkt sein. Wenn wir dort wieder Stabilität reinbekommen, dann sind Podestplätze in allen Rennen möglich.“

Das DSB-Team für Kairo
Athleten: Kerstin Schmidt (Oberpfalz), Anja Fischer (Württemberg), Max Hubl, Christoph Larasser (Bayern), Luca Göhmann (Niedersachsen), Leonie Huth (Rheinland)
Betreuer: Sylvia Torba

Weiterführende Links

Weitere News zu "ISSF World Tour Target Sprint"