Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Spannende Finals und ein Titel-Hamster

28.08.2021 19:38

Am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaft in München fielen drei Entscheidungen in olympischen Disziplinen der Frauen und Männer. Eines hatten die drei Sieger gemeinsam, es war nicht der einzige DM-Titel für sie bei der diesjährigen DM. Maximilian Dallinger siegte wie Hanna Bühlmeyer mit dem Luftgewehr, Doreen Vennekamp gewann die Konkurrenz mit der Sportpistole.

Foto: DSB / Sieger-Selfie mit den Medaillengewinnerinnen Sportpistole: Sandra Reitz, Doreen Vennekamp und Monika Karsch.
Foto: DSB / Sieger-Selfie mit den Medaillengewinnerinnen Sportpistole: Sandra Reitz, Doreen Vennekamp und Monika Karsch.

Dallinger lässt die Muskeln spielen
Maximilian Dallinger hat eindrucksvoll bewiesen, dass er Deutschlands bester und vielseitigster Gewehrschütze ist: Der 24-Jährige holte sich nach dem DM-Titel mit dem Kleinkaliber-Gewehr 3x40 auch den Titel mit dem Luftgewehr und sagte direkt im Anschluss: „Ich weiß nicht, ob es schon einmal Doppel-Gold bei der DM gab, für mich ist es auf jeden Fall das erste Mal.“ Zunächst deutete alles auf einen erneuten Triumph hin, denn Dallinger schoss wie ein Uhrwerk, die hohen Zehnerwertungen kamen wie von alleine. Dann passierte es: „Bei meinem 14. Schuss hat sich eine Muskelspannung gelöst. Der Schuss war ruhig, aber beim Auslösen ging es komplett weg. Ich hatte noch Schlimmeres erwartet und hatte vorher ein kleines Polster gehabt, aber es war ein harter Dämpfer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so etwas schon einmal hatte“, kommentierte er nach dem Finale die 8,4, die unmittelbar nach dem Schuss ein Lachen bei ihm auslöste. Der satte Vorsprung war dahin, Konkurrent Dominik Schwarzer nur noch 0,4 Ringe hinten. Doch Dallinger ließ sich nicht beirren, „denn die zwölf Schuss davor waren erste Sahne, von daher wusste ich, das läuft schon. Und ich habe mich davon nicht verunsichern lassen.“ Doch auch die Konkurrenz schoss stark, Schwarz und Robin Zissel blieben dran. Am Ende gab es Dramatik pur, als nur noch Dallinger und Zissel am Stand waren und um Gold schossen. Dallinger ging mit 0,1 Ringen Vorsprung in die letzten zwei Schüsse, vor dem letzten hatte Zissel erstmals im gesamten Wettkampf die Führung mit 0,2 Ringen übernommen. Der letzte Schuss musste entscheiden: 10,2 für Zissel, 10,6 und Gold für Dallinger, der nach diesem Doppeltriumph positiv in die Zukunft blickt: „Die Schüsse zeigen, dass es aufwärts geht. Wir haben im letzten Jahr einiges geändert, sowohl im Materialbereich als auch im körperlichen Bereich, und es sind viele Sachen dabei, die mir gefallen. Die Ergebnisse im Training liegen weit über dem, was ich vorher fabriziert habe. Mein Ziel ist ganz klar Paris 2024, andere Ziele gibt es nicht.“
In der Qualifikation hatte Bastian Blos mit 627,6 Ringen die beste Leistung erzielt, Schwarzer war als Achter mit 623,4 Ringen in das Finale eingezogen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so etwas schon einmal hatte!

Maximilian Dallinger zu seinem "Fehlschuss" im Finale

Foto: DSB / Die Siegerfaust von Hanna Bühlmeyer, die sich am Ende gegen Hannah Steffen durchsetzte.
Foto: DSB / Die Siegerfaust von Hanna Bühlmeyer, die sich am Ende gegen Hannah Steffen durchsetzte.

Bühlmeyer mit Herzklopfen zum ersten Titel
Die Luftgewehr-Entscheidung der Frauen stand der der Männer in nichts nach. Nur der Spannungsbogen war ein anderer. Mit Hannah Steffen, Hanna Bühlmeyer und Denise Palberg gab es drei Schützinnen, die sich ständig in der Führungsarbeit abwechselten und von Beginn an auf den ersten drei Positionen lagen. Nach den ersten zwei Fünferserien führte zunächst Steffen, aber der Vorsprung war vor der Zweitplatzierten nie höher als 0,5 Ringe. Nach dem 14. Schuss lag erstmals Bühlmeyer vorne, zwei Wertungsschüsse später hatte Palberg die Spitze übernommen. Das muntere Wechselspielchen setzte sich fort, denn dann war wieder Bühlmeyer ganz oben im Tableau, etwas, was sie genau verfolgte: „Ich kann nicht ausblenden, auf welcher Position ich bin, ich verfolge das.“ Und es entwickelte sich prächtig für die 24-jährige Doktorandin der Chemie, auch wenn der nach außen ruhige Schein trog: „Man merkt das Herz bis obenhin schlagen, aber die Mündung ist doch vergleichsweise ruhig. Und man muss mutig sein, doch abzuziehen, obwohl man den Herzschlag unter dem Gehörschutz hört“, beschreibt sie ihre Gefühlslage in der Endphase. Mit 0,5-Ringen Vorsprung ging es in die letzten zwei Schüsse, eine 9,8 schlug nicht übermäßig ins Gewicht, weil Steffen auch nur eine 9,9 lieferte. Das ließ sich Bühlmeyer nicht mehr nehmen, mit einer 10,4 machte sie ihren ersten Titel in der Frauen-Klasse klar und den Doppelsieg perfekt, denn mit dem Bund München siegte sie auch in der Teamwertung. Das soll zünftig gefeiert werden: „Das ist mein bisher größter Erfolg, darauf werde ich mir ein paar Steaks gönnen!“ Und vielleicht folgt ja bald die nächste Feier, denn ein großes Ziel könnte Realität werden: „Ich glaube, ich habe in der Saison gezeigt, dass ich sowohl KK- und Luftgewehr schießen kann, aber es kommt natürlich auch auf die Konkurrenz an. Nur der DM-Titel bringt einen nicht in den Kader, aber ich würde schon gerne in den Kader kommen!“
Die Qualifikation hatte Jolyn Beer (629,6) gewonnen, die neue Titelträgerin kam als Achte mit 625,3 in das Finale.

Das ist mein bisher größter Erfolg, darauf werde ich mir ein paar Steaks gönnen!

Hanna Bühlmeyer will ihren ersten großen Titel kräftig feiern

Vennekamp „hamstert“ weiter
Den Abschluss des Tages bildete das Sportpistolen-Finale der Frauen, das hochkarätig besetzt war, u.a. nahmen alle drei Tokio-Teilnehmerinnen, Doreen Vennekamp, Monika Karsch und Carina Wimmer, teil. Zunächst war es Karsch, die gemeinsam mit Michelle Skeries in Führung ging. Nach den ersten 20 Finalschüssen wiesen beide 15 Treffer auf. Vennekamp, die mit einer Zweier- und Dreierserie nicht so gut in den Wettkampf startete, kam wie Sandra Reitz immer stärker auf und zog nach 35 Schuss mit den beiden Führenden gleich. Das Duo Vennekamp & Reitz setzte sich weiter ab: „Am Anfang war es ein bisschen wackelig, auch schon in der Qualifikation im Duell-Teil. Ich habe Tipps bekommen von meinem Freund und der Bundestrainerin. Am Ende wurde es stabiler und es waren viele Viererserien“, analysierte Vennekamp nach dem Wettkampf. Die Entscheidung fiel in der vorletzten Serie: Vennekamp traf viermal, Reitz nur zweimal, Karsch nur einmal. Das reichte der Olympia-Siebten, um souverän und mit 35 Treffern und vier Treffern Vorsprung vor Reitz eine Premiere zu feiern: „Ich glaube, es war der erste Titel in der Damenklasse, nachdem ich zuvor schon mehrere Medaillen gewinnen konnte. Nach dem Jahr und den Spielen und dem Finale dort, wo es nicht ganz so gut lief, zeigen zu können, dass man es kann und sich zu bedanken, ist der Wahnsinn. Ich freue mich riesig über den Titel.“ Wobei sie in diesem Jahr bereits Routine entwickelt, denn in allen vier DM-Wettbewerben gewann Vennekamp eine Medaille: Bronze im Luftpistolen-Einzel und die Titel im Sportpistolen-Einzel sowie jeweils in der Mannschaft mit dem SV 1935 Kriftel (mit Svenja Berge und Kim Richter).
Mit der DM ist die Saison für die Bundeswehr-Angehörige jedoch nicht beendet, sie nimmt noch am Weltcup-Finale in Polen teil und hat dort ein klares Ziel: „Ich will dort zeigen, dass ich es kann und möchte endlich auf internationalem Niveau endlich wieder eine Medaille nach Hause bringen.“ Und dann steht natürlich noch mehr in Aussicht: „Die drei Jahre sind kurz bis Olympia, und ich habe richtig Lust.“
Monika Karsch hatte die Qualifikation mit 587 Ringen gewonnen, Tabea Ocker war mit 564 Ringen als Achte in das Finale eingezogen.

Ich wollte zeigen, dass ich es kann und mich bedanken!

Doreen Vennekamp über ihre Motivation für das DM-Finale

In den Nachwuchs- und weiteren Erwachsenenklassen gab es keine Finals. Die Titelträger und Medaillengewinner wurden nach der Qualifikation ermittelt. Alle Einzel- und Mannschaftssieger im Überblick.

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