Europameisterschaften

EM Gewehr & Pistole Bologna: Medaillenflut durch DSB-Nachwuchs

15.09.2019 20:31

Was für ein Auftakt in die EM in Bologna/ITA, was für eine Medaillenflut durch die besten deutschen Nachwuchs-Schützen: Viermal Gold und zweimal Bronze, dazu herausragende individuelle Leistungen – der Start in die Kontinentalmeisterschaft verlief sensationell.

Foto: DSB / Neuer Junioren-Europameister im Dreistellungskampf: Max Braun.
Foto: DSB / Neuer Junioren-Europameister im Dreistellungskampf: Max Braun.

Gewehr KK 3x40: Gold für Braun, Janßen und das Juniorinnen-Team
Den Startschuss in den "goldenen Sonntag" gab Max Braun. Als Sechster (1166 Ringe) hatte er sich für das Finale qualifiziert, in das er einen guten Start hinlegte. Nach den zwei ersten Anschlägen (Kniend und Liegend) lag er in Lauerstellung auf Platz zwei hinter dem Russen Shamakov. Doch bereits nach der ersten Serie (50,4) im Stehen hatte er die Führung erobert, nach der zweiten Fünferserie (51,0) diese weit ausgebaut. So konnte er sich bei den letzten vier Einzelschüssen gar eine 8,1 erlauben, ohne dass der Sieg mit 457,3 Ringen noch in Gefahr geriet. Am Ende hatte er 1,9 Ringe Vorsprung auf den Russen und sagte: "Es war extrem geil, ganz oben zu stehen. Es hat extrem Spaß gemacht, das Finale war durchgehend konzentriert." Maximilian Ulbrich (1154, Platz 20) und Colin Fix (1151, Platz 27) fehlten einige Ringe zum Finaleingang. Als Team landete das Trio auf Platz fünf.
Den ganz großen Coup landeten die Juniorinnen Anna Janßen, Melissa Ruschel und Johanna Tripp. Das Trio zeigte Maßarbeit und zog als Sechste, Siebte und Achte in der Reihenfolge Tripp (1158), Janßen, Ruschel (jeweils 1157) geschlossen in das Finale der besten Acht ein. Damit war Team-Gold mit zwei Ringen Vorsprung vor den Tschechinnen bereits sicher. Doch es kam noch besser: Janßen zeigte von Beginn an, dass sie um Gold kämpfen wird und lag nach den ersten zwei Anschlägen 1,5 Ringe hinter der Italienerin Ceccarello. Ruschel war Vierte, wies aber nach einem schwächeren Kniend-Anschlag bereits 4,1 Ringe Rückstand auf die drittplatzierte Schweizerin auf. Johanna Tripp war auch nicht weit weg, schied aber als erste Deutsche nach einer 9,2 im ersten Einzelschuss als Sechste aus und sagte danach: "Die Freude war riesengroß, dass wir alle drei im Finale standen und Team-Gold geholt haben. Es war nicht mein schlechtestes Finale und mein erstes internationales auf diesem Nieau - dafür bin ich super zufrieden." Im Stehend-Anschlag drehten Janßen und Ruschel so richtig auf: Bereits nach der ersten Fünferserie hatte Janßen die Lokalmatadorin „einkassiert“, Ruschel schoss eine Zehn nach der nächsten und katapultierte sich so noch auf den Bronzerang. Überglücklich sagte sie danach: "Es war super, dass ich mich nach dem schwächeren Kniendanschlag im Stehen wieder nach oben schießen konnte." Janßen konnte sich im letzten Schuss eine 8,5 erlauben, um mit exakt einem Ring Vorsprung und 459,3 Ringen ihre zweite Goldmedaille am Tag perfekt zu machen. Anschließend sagte sie: "In der Qualifikation hatte ich auch kritische Phasen, aber ich wollte mich zusammenreißen, weil es ja auch um das Team ging. Im Finale lief es durchgängig konstant sehr gut, ich bin mehr als zufrieden mit dieser EM."

KK 50m liegend: Ruschel holt Bronze
Die erste EM-Medaille aus deutscher Sicht gewann Melissa Ruschel im Liegendschießen. Mit Bronze feierte sie einen tollen EM-Einstand, wobei sie vor der letzten Serie noch klar auf Goldkurs lag. Doch eine schwache 100,7 am Ende ließ sie noch auf Rang drei mit 618,3 Ringen und somit exakt einen Ring hinter Gold und Silber abrutschen. Dennoch war sie glücklich: „Die ersten Serien waren echt gut, dann kam die Aufregung dazu und gerade der letzte Satz ging in die Hose. Wenn ich die letzte Serie ausblende, bin ich zufrieden mit der Leistung.“ Anna Janßen wurde 25. (611,4), Sara Lechner kam als 31. (608,1) ins Ziel.
Bei den Junioren verpasste Luka Ribbe die Top 8 um 0,8 Ringe. Als Achter wies er am Ende 618,5 Ringe auf und meinte im Anschluss: „Es gab Höhen und Tiefen in diesem Wettkampf. Ich habe viele gute Zehner geschossen, hatte aber auch immer wieder Phasen mit schwächeren Schüssen, in denen ich richtig kämpfen musste. Ich habe alles gegeben und bin eigentlich zufrieden mit meiner Leistung.“ Max Braun wurde Zwölfter (617,9), Colin Fix 25. (612,1).

Ich brauche sicherlich zwei, drei Tage, um das alles zu verstehen und zu verarbeiten.

Claudia Kulla, Nachwuchs-Bundestrainerin Gewehr

Schnellfeuerpistole: Gold fürs Team
Ein überragender Florian Peter hat die deutschen Schnellfeuerpistolen-Junioren zu Team-Gold geführt. Mit sensationellen 589 Ringen – dies ist auch bei den Männern ein absolutes Spitzenergebnis – dominierte Peter die Qualifikation als Erster, in der er 15 (!) Ringe Vorsprung aufwies. Stefan Holl (574) und Christoph Lutz (563) trugen ihren Teil dazu bei, dass am Ende zwölf Ringe Distanz auf die zweitplatzierten Russen lagen. Im Einzelfinale lief es dann nicht nach Wunsch für Peter und den Qualifiktions-Zweiten Holl: Beide hatten zwei schwächere Serien mit nur einem oder zwei Treffern, sodass am Ende „nur“ die Plätze vier (Peter) und fünf (Holl) heraussprangen. Dennoch war Bundestrainer Detlef Glenz hochzufrieden: "Das war Weltklasse von Florian: Persönliche Bestleistung mit eingestelltem Weltrekord. Stefan schoss neue Bestleistung und Christoph hat ebenfalls dazu beigetragen, einen neuen Team-Europarekord aufzustellen. Zwar gab es leider keine Einzelmedaille, aber ich bin sehr stolz auf meine Jungs."

Foto: ESC / Gold für die Schnellfeuer-Junioren mit Florian Peter, Stefan Holl und Christoph Lutz.
Foto: ESC / Gold für die Schnellfeuer-Junioren mit Florian Peter, Stefan Holl und Christoph Lutz.

Sportpistole: Seeger mit ganz starker Qualifikation
Mit hervorragenden 581 Ringen qualifizierte sich Vanessa Seeger fast schon erwartungsgemäß als Zweite für das Finale mit der Sportpistole. Auch dort zeigte die Youth Olympic Games Mixed-Siegerin ihre Klasse und lag nach vier Serien an zweiter Position. Doch eine „Null“ in der fünften Serie warf sie zurück, sie musste in das Shoot-off, in dem sie einer Bulgarin unterlag. Theresa Oblinger (21. Platz, 561 Ringe) und Eileen Schupper (30. Platz, 549 Ringe) hatten jeweils zwei Serien mit 80-er Wertung, sodass eine vordere Platzierung nicht mehr möglich war.

Final-Zeitplan bei Sportdeutschland.TV am 21. September

12.45 Uhr: 3x40 Frauen

14.15 Uhr: 3x40 Männer

15.45 Uhr: Sportpistole Frauen

16.45 Uhr: Schnellfeuerpistole Männer

Das deutsche EM-Team

Gewehr

Erwachsene: Eva Rösken, Denise Palberg, Jolyn Beer, Maximilian Dallinger, Dennis Welsch, David Koenders (alle 3x40 & Liegend)

JuniorInnen: Anna Janßen, Melissa Ruschel (beide 3x40 & Liegend), Johanna Tripp (3x40), Sara Lechner (Liegend), Max Braun (3x40 & Liegend), Colin Fix, Maximilian Ulbrich (beide 3x40), Luka Ribbe (Liegend)

Pistole

Erwachsene: Monika Karsch, Doreen Vennekamp, Michelle Skeries (alle Sportpistole), Christian Reitz, Oliver Geis, Mathias Putzmann (alle Schnellfeuerpistole)

JuniorInnen: Vanessa Seeger, Eileen Schupper, Theresa Oblinger (alle Sportpistole), Florian Peter, Christoph Lutz, Stefan Max Holl (alle Schnellfeuerpistole)

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