Europameisterschaften

EM Flinte Lonato: „Meine Ergebnisse sind konstanter geworden!"

23.09.2019 13:45

Eva-Tamara Reichert war die große Gewinnerin bei der Flinten-EM in Lonato/ITA. Die 19-jährige Skeetschützin gewann in den Junioren-Wettbewerben Doppel-Gold in Einzel und Mixed und einmal Bronze mit dem Team. Wie Reichert die Zeit erlebte, woran sie ihre Leistungsexplosion festmacht und wie es weitergeht, verrät sie im Interview.

Foto: ESC / Ganz oben! Eva-Tamara Reichert gewann Gold im Einzel und im Mixed sowie Bronze mit dem Team.
Foto: ESC / Ganz oben! Eva-Tamara Reichert gewann Gold im Einzel und im Mixed sowie Bronze mit dem Team.

Du warst die erfolgreichste EM-Teilnehmerin in Lonato mit 2x Gold und einmal Bronze. Mit welchen Erwartungen bist du eigentlich nach Italien gefahren?
Reichert: „Das Ziel war das Einzel-Finale - um jeden Preis! Deswegen erfolgte die Anreise eine Woche früher als der Rest des Teams. Da ich in München bei der Deutsche Meisterschaft 116 Ringe schoss und auch das Finale gewann, habe ich mir den EM-Titel realistisch visualisiert.“
 
Während die anderen DSB-Schützen, vor allem die Erwachsenen, Probleme mit dem Stand hatten, lief es bei dir von Beginn an. Hast du eine Erklärung?
Reichert: „Ja, da gibt es mehrere "Ursachen". Zuerst einmal mein Vater. Dimitri Reichert ist seit fünf Jahren gleichzeitig mein Trainer (beim Bayerischen Sportschützenbund) und steht mir rund um die Uhr zur Seite, was Technik betrifft. Und die Technik, wie auch Vorbereitung, Schussmenge, Pause, Visualisierung und  vor allem die Motivation haben wir in Lonato Tage vor dem Wettkampf aktiv verbessert und waren dementsprechend bereit. Auch Dr. Michael Erlewein stand uns die ganze Zeit mit Rat und Tat zur Seite.“

Konntest du deine Medaillenflut überhaupt schon feiern? Was hat der Bundestrainer gesagt?
Reichert: „Richtig feiern konnte ich das noch nicht. Das kommt erst noch - meine Freunde warten schon drauf. Der Bundestrainer hat mich gelobt.“

Du hast in diesem Jahr eine enorme Konstanz mit Siegen bei Wettkämpfen in Italien und Finnland, Platz fünf bei der WM und nun der Gala bei der EM gezeigt. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Reichert: „In der Tat sind meine Ergebnisse dieses Jahr konstanter geworden mit z.B. 114 und Finale 1 Platz (Wettkampf in Porpetto), 115 + Finale 5. Platz (WM Lonato), 117 DSB-Rangliste (Suhl), 116 und Finale 1. Platz (DM München) und jetzt bei der EM 118 Treffer. Darauf kann ich aufbauen. Meiner Meinung nach liegt die Konstanz auch an unseren speziellen Trainingsmethoden und der Trainerunterstützung seitens meines Vaters. Wenn man sich die internationalen Erfolge der besten Skeetschützen (Rosetti, Hancock und Rhode/alle USA) ansieht, sieht man, dass sie alle von ihren Vätern trainiert wurden. In Deutschland ist es leider nicht so willkommen. Die USA-Junioren reisen immer mit ihren Eltern zu jedem Wettkampf auf dieser Welt an, auch andere Nationen. Jede Art der Unterstützung zählt.“

Diese ganze Geschichte hat mir viel Schmerz und Druck verursacht, andererseits aber auch stark gemacht!

Eva-Tamara Reichert, zu den Auswirkungen des Diebstahls ihrer Waffe

Dabei stand die gesamte Saison auf der Kippe. Warum?
Reichert: „Wir waren Ostern diesen Jahres in Lonato als Vorbereitung auf die WM. Leider wurde mir dort meine neue Waffe gestohlen. So stand ich zu Saisonanfang ohne Gewehr da, musste aber Ergebnisse liefern, da das Jahr entscheidend für den Übergang in den Frauenkader ist. Das war ein Tiefschlag, von dem ich mich immer noch nicht erholt habe. Glücklicherweise haben wir nach sechs Wochen für viel Geld ein neues Gewehr gefunden. Diese ganze Geschichte hat mir viel Schmerz und Druck verursacht, andererseits aber auch stark gemacht.“

Foto: ESC / Hochkonzentriert auf Europas Thron: Eva-Tamara Reichert.
Foto: ESC / Hochkonzentriert auf Europas Thron: Eva-Tamara Reichert.

Wo ist noch Luft nach oben? Wo siehst du noch Verbesserungspotenzial?
Reichert: „Verbesserungspotenzial sehe ich, wie ich schon sagte, in den neuen Technikmethoden, die wir für uns speziell testen und teilweise sogar neu erfinden. Mein Vater testet sehr viel selbst, da er selbst aktiv schießt“.
 
Die EM war der letzte Wettkampf in diesem Jahr. Wie geht es jetzt sportlich weiter?
Reichert: „Die Vorbereitung auf 2020 beginnt in dieser Woche in München und Salzburg.“
 
Wie und wann bist du überhaupt zum Skeet-Schießen gekommen?
Reichert: „Durch meinen Vater war ich schon als Kind sehr oft dabei auf den Schießständen in Weitwört/ Salzburg, München, Wien/Hirtenberg und natürlich auch Lonato !“
 
Du warst bis jetzt Schülerin? Was folgt jetzt beruflich?
Reichert: „Vorerst die Bundeswehr. Im Dezember muss ich zur Bundeswehr in Hannover antreten für vier Wochen. Danach werde ich mich als Sportsoldatin nur auf das Training und die kommenden Meisterschaften konzentrieren und in München im Olympiapark wohnen, zusammen mit den anderen Sportler.n So habe ich die Olympia-Schießanlage vor der Haustür.“

Du wirktest nach den Gold-Triumphen in den Siegervideos sehr wenig euphorisch. War das der Erleichterung gemischt mit Erschöpfung geschuldet oder bist du generell ein etwas ruhigerer Typ?
Reichert: „Es war sehr hart bis zum Sieg vorne zu bleiben, da ist man schon einmal erschöpft und erleichtert und natürlich überglücklich. Das zeigt jeder Sportler meiner Meinung nach anders.“

Was sind deine zukünftigen Ziele?
Reichert: „Natürlich die Olympischen Spiele.“

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