Europameisterschaften
Bogen-EM München: Von „Hasen“ und „Küken“
In München gibt es eine echte Premiere, denn erstmals in der Geschichte findet eine Bogen-Europameisterschaft im Freien für Erwachsene in Deutschland statt. Deshalb ist die „EM dahoam“ für alle DSB-Teilnehmer etwas Einmaliges, egal, ob sie „Küken“, sprich EM-Debütanten, oder „alte Hasen“, sprich mehrfache EM-Teilnehmer, sind.
Florian Unruh erlebt in München bereits seine fünfte Europameisterschaft. Damit ist der 29-Jährige mit Abstand der erfahrenste deutsche EM-Teilnehmer. Und dementsprechend routiniert äußert sich der Olympia-Fünfte von Tokio zur „EM dahoam“: „Um ehrlich zu sein, ist das nichts Besonderes, es ist ein Wettkampf wie jeder andere. Der erste Weltcup in Berlin (2017, Anm. d. Red.) war schon besonders, weil die Helfer plötzlich alle deutsch sprachen. Aber ansonsten sind die gleichen Leute da, man schießt gegen die gleichen Leute.“
Um ehrlich zu sein, ist das nichts Besonderes, es ist ein Wettkampf wie jeder andere!
Florian Unruh geht ganz entspannt in seine fünfte EM
Auch Compound-Schützin Carolin Landesfeind sieht das so, und das, obwohl sie wie fünf weitere DSB-Athleten EM-Debütantin ist: „Im Endeffekt ist es ein normaler Wettkampf, aber natürlich ist es etwas Besonderes hier zu Hause im eigenen Land.“ Zwar schießt Landesfeind ihre erste EM auf Scheibe, aber dennoch ist sie keine Novizin. Als Juniorin nahm sie bereits an einer EM teil, im Feldbogen konnte die 34-Jährige bereits drei WM-Medaillen gewinnen. Und vor kurzem triumphierte sie an der Seite von Julia Böhnke und Franziska Göppel sensationell beim Weltcup in Antalya, als ihnen der erste Weltcupsieg für ein deutsches Compound-Frauenteam in der Historie gelang: „Der Weltcupsieg gibt Schub und eine gewisse Erwartungshaltung, da wir mit dem gleichen Team am Start sind. Mal gucken, was wir daraus machen.“
Der Weltcupsieg gibt Schub und eine gewisse Erwartungshaltung, da wir mit dem gleichen Team am Start sind!
Carolin Landesfeind hofft, den Coup von Antalya wiederholen zu können.
Abwarten will auch Moritz Wieser. Schließlich weiß er trotz seiner erst 21 Jahre, worauf es ankommt: „Du kannst heute Weltmeister sein und morgen gar nichts mehr. Es ist immer auch abhängig, wie die anderen drauf sind. Ich muss meine Arbeit machen und gut schießen und was rauskommt, kommt raus.“ Dass etwas Gutes herauskommen kann, hat er bereits bei seiner EM-Premiere im vergangenen Jahr in Antalya bewiesen. Damals gewann er im deutschen Duell gegen Unruh die Bronzemedaille, er erinnert sich: „Meine erste EM war aufregend. Eigentlich wollte ich mich in dem Jahr ins Team schießen und mir Respekt erarbeiten. Das habe ich recht gut geschafft. Ich habe mich auf mich konzentriert, war ziemlich gut drauf, und die Medaille war die Belohnung dafür.“ Ein gleiches Szenario würde sich der Tachertinger sich als waschechter Bayer natürlich für die „EM dahoam“ wünschen, dennoch geht er die Angelegenheit realistisch an: „Eine Medaille ist nicht garantiert. Ich spüre keinen Druck. Die Leute, die kommen und mir zuschauen, kommen, weil sie mir zuschauen und nicht, weil sie erwarten, dass ich etwas gewinne.“
Dies sieht auch der „alte Hase“ Unruh so, der ebenfalls bei seiner ersten EM, 2014 im armenischen Echmiadzin, sensationell den EM-Thron bestieg: „Ich bin 2014 mit dem Gedanken hingefahren, ich kann hier Europameister werden. Durch glückliche Umstände und gute Leistungen bin ich dann Europameister geworden.“ Zwar konnte er bei den nächsten drei kontinentalen Titelkämpfen keine weitere Medaille gewinnen, doch der aktuelle Weltranglisten-Neunte erklärt: „Und auch danach war es immer so, es schaffen zu können. Auch hier habe ich die Möglichkeit, am Wochenende dabei zu sein.“
Ich fühle mich nicht als Küken, aber auch nicht als alter Hase. Irgendetwas dazwischen!
Moritz Wieser ist noch auf der Suche nach einem Tier, das auf ihn passt
Das ist das große Ziel aller DSB-Teilnehmer, in irgendeinem Medaillenmatch am Samstag (Compound) oder Sonntag (Recurve) mitschießen zu können. Und da unterscheiden sich die „Hasen“ nicht von den „Küken“ oder denjenigen, die sich weder in dem einen noch in dem anderen wiederfinden, wie Moritz Wieser: „Ich fühle mich nicht als Küken, aber auch nicht als alter Hase. Irgendetwas dazwischen.“
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