Deutsche Meisterschaften

Bogen-DM Wiesbaden: Begeisterung auf dem Bowling Green

10.09.2022 18:21

Traumkulisse, hochklassiger Bogensport und lange Zeit Glück mit dem Wettergott: Die Bogen-DM in Wiesbaden erlebte mit dem ersten Finaltag auf dem Bowling Green einen ersten Höhepunkt und sah dabei überraschende und erwartete Titelträger. Am Sonntag, 11. September, folgt der Abschluss, Sportdeutschland.TV überträgt ab 12.00 Uhr live und kostenlos.

Foto: Eckhard Frerichs / Überraschungs-Meister Christian Engelhard jubelt mit Trainerin Steffi Gräser.
Foto: Eckhard Frerichs / Überraschungs-Meister Christian Engelhard jubelt mit Trainerin Steffi Gräser.

Den Anfang auf dem Bowling Green machten die Jugend-Recurveschützen. In der Mädchenklasse ging der Titel an Ann-Kathrin Bader (SV Bruchmühlbach). Bader setzte sich gegen Lisa Lucks (BSC BB-Berlin) mit 7:3 (23-21, 25-25, 23-26, 28-25, 23-22). Dabei hatte die Sensationsmeisterin bereits nach dem ersten Tag gesagt, dass der Finaleinzug total überraschend käme und sie mit einem Ausscheiden spätestens im Viertelfinale gerechnet hätte. Doch es kam anders, auch weil Gegnerin Lucks ihr in der ersten Passe mit einer abschließenden drei die Tür aufmachte: „Das habe ich gar nicht so mitbekommen, weil ich alles total ausgeblendet habe“, sagte Bader danach, die sich auf dem Bowling Green sehr wohl fühlte: „Es hat sich ungewohnt angefühlt, aber es ist angenehm zu schießen.“ Und auch vor ihrem letzten Pfeil, sie benötigte eine Acht „habe ich ein bisschen gezittert.“ Das war unbegründet, denn der Pfeil schlug in der Neun ein, und die Überraschung war perfekt: „Die Knie zittern noch, ich kann es nicht glauben, aber ich freue mich riesig. Es ist unfassbar und ich bin total überwältigt. Ich hoffe, es wird sehr groß in meinem Verein gefeiert.“
Bronze sicherte sich Paulina Middendorff (Hammer SportClub 2008 e.V.) durch ein 6:0 (26-25, 26-25, 26-25) gegen Lisa-Marie Kühl (Müllroser Sgi) und gewann nach dem DM-Titel bei den Schülerinnen im vergangenen Jahr erneut eine Medaille.
Gab es in der weiblichen Jugendklasse einen Überraschungssieg, so siegte bei den Jungen der Favorit: Titelverteidiger Phil Lüttmerding (SV Böddiger) gewann souverän 6:0 (26-22, 29-23, 30-21) gegen Knut Jacubczik (VFL Tremsbüttel) und zeigte seine große Klasse und Perspektive. „Abgezockt, wie ein Großer“, sagte Kommentator Benjamin Corts und hatte vollkommen recht. „Die Anspannung war auf jeden Fall da, aber nicht in Übermaßen, weil ich es aus dem vergangenen Jahr gewohnt war. Es ist eine unfassbare Kulisse, über einen Brunnen zu schießen in Richtung Kurhaus“, so Lüttmerding. Dass er das Finale mit zwei starken Passen beendete, gefiel auch dem Kaderathleten: „Die 30 und davor die 29 rauszuhauen, das war gut. Dennoch gibt es genügend zu tun: Viel schießen, viel an meiner Technik arbeiten, dass sie konstant klappt. Athletik, Kraft, Psyche!“ Schließlich hat er hohe Ziele, will im nächsten Jahr bei der WM auch ganz oben stehen. Vorher steht aber noch etwas anderes an: „Auf jeden Fall wird das gefeiert, der DM-Titel ist nicht selbstverständlich. Papa muss etwas organisieren.“
Bronze sicherte sich Leon Zemella (BSC Ibbenbüren) durch ein 6:2 (27-23, 27-29, 28-25, 29-24) gegen Fredrik Roether (SV Freiburg St. Georgen).

Es ist eine unfassbare Kulisse, über einen Brunnen zu schießen in Richtung Kurhaus!

Jugend-Meister Phil Lüttmerding

Foto: Eckhard Frerichs / Ganz souverän zum zweiten DM-Titel in Serie: Phil Lüttmerding.
Foto: Eckhard Frerichs / Ganz souverän zum zweiten DM-Titel in Serie: Phil Lüttmerding.

Compound: Titelverteidigung und Überraschungssieg
Katharina Raab (Oberallgäuer Gauschützen) heißt wie im vergangenen Jahr die Deutsche Meisterin im Compoundbogen. Raab behauptete sich in einem spannenden Match 140-139 gegen Carolin Landesfeind (SV Böddiger). Dabei führte sie von der ersten Passe an und hatte teilweise bis zu drei Ringe Vorsprung: „Wir haben schon öfter auf der Rangliste gegeneinander geschossen, mal hat sie gewonnen, mal ich. Es war alles offen. Auch wenn man vorne liegt, man darf keinen Pfeil aussetzen.“ Erst recht, weil Landesfeind in der letzten Passe perfekte 30 Ringe schoss und Raab mit dem letzten Pfeil eine Zehn schießen musste, um dem Stechen zu entgehen: „Ich wusste, ich muss einen Zehner schießen!“ Das tat sie mit Bravour und freute sich über ihren zweiten DM-Titel, der sie nach der Rangliste jetzt auch in den Kader führen wird. Kristin Schönbach (Offenbacher Flobertschützen) schaffte es nach einem 137:127 gegen Dorith Landesfeind (SV Böddiger) ebenfalls aufs Treppchen.
Die Entscheidung bei den Männern fiel zwischen Sebastian Siemandel (SV Oberdachstetten) und Christian Engelhard (Bowteam e.V.). Am Ende setzte sich Engelhard 146-141 durch und konnte seinen ersten DM-Titel gar nicht in Worte fassen: „Es hat mega Spaß gemacht, ich war sehr aufgeregt, Puls ist immer noch sehr hoch. Ich habe absolut gar nicht damit gerechnet.“ Dabei half dem Sieger, dass er gleich in der ersten Passe mit drei Ringen vorne lag: „Es war beruhigend, weil ich einen kleinen Vorsprung hatte, es hat aber auch Druck aufgebaut, dass man nicht leichtsinnig und nachlässig wird.“ Dafür sorgte auch Trainerin Steffi Gräser, die hinter ihm stand und beruhigend auf ihn einwirkte und erst nach dem letzten Schuss gewohnt emotional jubelte. Auch das war abgesprochen: „Wenn eskalieren, dann bitte am Ende“, hatte Engelhard mit ihr ausgemacht.
Platz drei ging an Titelverteidiger Leon Hollas (Dresdner Bogenschützenverein) nach einem 144:139 gegen den aktuellen Hallen-Meister Henning Lüpkemann (TV Meßkirch).

Wenn eskalieren, dann bitte am Ende!

Der neue Compound-Meister Christian Engelhard zu seiner emotionalen Trainerin Steffi Gräser

Blankbogen: Vier neue Titelträger gekürt
Parallel zu den Wettkämpfen auf dem Bowling Green ermittelten die Blankbogenschützen auf der Anlage Kleinfeldchen ihre Meister. Bei den Frauen setzte sich Diana Wiesner (BSV Ulm) mit 597 Ringen und damit exakt drei Ringen mehr als Isabell Bärwolf (Schützenverein Ostramondra 199) durch. Überglücklich sagte sie danach: „Ich habe es geschafft! In der ersten Runde habe ich mit meiner Nervosität zu kämpfen gehabt. In der zweiten Runde habe ich mir gesagt, einfach schießen wie im Training. 303 Ringe in der zweiten Runde war so genial, ich habe mich so wohlgefühlt an der Linie!“
Dies galt auch für Michael Henschel (BC Babenhausen), der mit 629 Ringen souverän den Titel in der Männerklasse gewann und Paul Güntzler (Schützenverein Ostramondra 199), der den Jugendtitel mit einem Vorsprung von 43 Ringen (!) holte.
Ganz anders verhielt es sich in der Mastersklasse. Dort hatte Wilhelm Dillinger () nach der Hälfte einen komfortablen Vorsprung von zwölf Ringen, danach bröckelte aber das „Polster“: „Das hat sich ganz schlecht angefühlt! Das Gefühl war einfach nicht da, irgendetwas hat nicht gestimmt“, sagte er nach dem 72. Pfeil. Denn am Ende hatte er exakt einen Ring Vorsprung vor Frank Plitt (BS GW Kassel). „Das Endergebnis ist nicht so schlecht, aber trotzdem habe ich mir gedacht, ich bin Dritter oder Vierter. Ich verfolge meistens die Scheiben neben mir und habe mir gedacht – boah sind die gut! – und du schießt so bescheiden und dann bist du vorne.“

Ich gehe ruhig und entspannt in das Goldfinale!

Recurve-Goldfinalist Felix Wieser vor dem Finale

Recurve-Finals am Sonntag: Zwei Final-Neuauflagen
Am finalen Tag der DM in Wiesbaden kommt es auf dem Bowling Green gleich zu zwei Neuauflagen des Goldfinals vom vergangenen Jahr: Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena) vs. Elisa Tartler (SV Bavaria Thulba) und Maximilian Weckmüller (BSC Vellmar) vs. Felix Wieser (FSG Tacherting). Kroppen gewann das Duell gegen Charline Schwarz (BS Feucht), Teamkollegin bei Olympia-Bronze und EM-Gold, mit 6:0 (29-24, 30-27, 28-26) und war danach hochzufrieden: “Ich bin noch nicht Deutsche Meisterin geworden, war zwar immer auf dem Podest, aber ganz oben stand ich noch nicht. Ich bin sehr zufrieden, nachdem die WM-Qualifikation nicht so gut gelaufen ist. Hier bin ich von Anfang an viel besser in den Wettkampf gekommen. Mit 29, 30 und 28 zu gewinnen, gibt mir Zuversicht für morgen.“ Titelverteidigerin Tartler siegte ebenfalls verlustpunktfrei 6:0 (25-23, 29-27, 27-25) gegen Lea Marie Schweer (SV Hagenburg-Altenhagen) und meinte: „Es wäre schön, den Titel zu verteidigen. Wir sind alle im gleichen Team, mal gewinnt die eine, mal die andere. Ich bin froh, dass es fürs Goldfinale wieder gelangt hat.“
Weckmüller setzte sich in einem hochklassigen Match gegen Vize-Europameister Florian Unruh 6:2 (27-28, 30-28, 29-28, 29-28) durch, Wieser gewann das Bruder-Duell gegen Moritz 7:3 (28-27, 26-26, 28-28, 29-29, 27-27). Anschließend sagte Felix: „Ich gehe ruhig und entspannt in das Goldfinale, es ist der letzte Wettkampf der Saison, ich bin zufrieden und freue mich.“

Bei den Juniorinnen kommt es zum Berliner Duell zwischen Elina Idensen und Clea Reisenweber (beide BSC BB-Berlin), die sich in ihren Halbfinals sicher 6:2 bzw. 7:1 durchsetzten. Vor dem Match meint Idensen: „Ich freue mich darauf, wir können beide schießen, es wird ein spannendes Match.“ Davon ist auch bei den Junioren auszugehen, denn die beiden Kaderschützen Mathias Kramer (BSC Werlte) und Max Moulliet (1. BSC Karlsrhuhe) bekommen es im Finale miteinander zu tun. Sowohl EM-Bronzemedaillengewinner Kramer als auch Moulliet gaben in ihren Halbfinals nur einen Punkt ab.

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