Deutsche Meisterschaften
DM Sportschießen München: Im Alter zur Höchstform
Jung und Alt traf sich am Dienstag auf der Olympiaschießanlage zur Deutschen Meisterschaft im Sportschießen. Die Einen, um dort den Meistertitel in Angriff zu nehmen, die Anderen, um endlich einmal selbst dabei zu sein. Petra Schwendner und Ludwig Dirscherl erzählen von ihrem Highlight des Jahres.
Mit bangem Blick sitzt Theresa Schwendner, gemeinsam mit ihrem Papa, in der Luftgewehr-Halle. Die Daumen sind gedrückt, denn Mama Petra kämpft an der Schießlinie um den Deutschen Meistertitel. Eine schießsportverrückte Familie sind sie, die Schwendners. Tochter Theresa war selbst jahrelang auf internationaler Ebene aktiv, Mama Petra packt mit 61 Jahren jetzt erst so richtig an. Die WM in Suhl (08.-16. September) ist das Ziel, die Deutsche Meisterschaft die perfekte Vorbereitung dafür. Gleich zu Anfang legt sie mit ihrem Luftgewehr vor, katapultiert sich mit 101,6 und 102,5 Ringen deutlich an die Spitze in ihrer Altersklasse (Damen IV). „Durch die super Ergebnisse in den ersten beiden Serien bin ich nervös geworden, konnte aber nach ein paar unsicheren Schüssen wieder in den Rhythmus finden“, analysiert Petra Schwendner, „mein Wunschergebnis waren 400,0 Ringe; mit den 403,9 Ringen und dem ersten Platz bin ich mehr als zufrieden, denn das war mein professionellster Wettkampf, den ich je geschossen habe“. Und auch Tochter Theresa findet lobende Worte für ihre Mutter, die erst 2007 mit dem Schießen begann: „Schön, hat sie das gemacht! Das Resultat ist hart erkämpft.“ Mit 7,2 Ringen Vorsprung – einer kleinen Welt im Schießsport – geht Petra Schwendner (Rot-Weiß-Schützen-Franken) zum zweiten Mal nach 2017 als Deutsche Meisterin vom Stand und blickt positiv in Richtung WM: „Ich hoffe, dass ich dort meine Aufregung in Grenzen halten kann.“ Aber dafür wird ihr ihre Tochter, die als Coach dabei sein wird, sicher noch den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg geben. Ähnlich souverän holte Petra Horneber (Schweden-Schützen-gilde Kranzberg) mit 410,0 Ringen und damit 4,0 Ringen Vorsprung den Meistertitel bei den Damen III. Deutsche Luftpistolen-Meisterinnen wurden Christel Gallmann (SV Schwenningen / Damen IV) und Gabriele Haas (SGes Schifferstadt / Damen III), die mit einem Spitzenresultat von 380 Ringen glänzte.
Zimmerstutzen: DM-Debüt mit 62 Jahren
Mit 62 Jahren hat auch Ludwig Dirscherl (Erheiterung Neunburg vorm Wald) es endlich geschafft. Zum ersten Mal in seiner 45-jährigen Schützengeschichte hat sich der Oberpfälzer für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert – mit dem Zimmerstutzen. Ein bisschen nervös sei er schon, verrät er vor seinem Wettkampf und fügt noch kurz hinzu: „Beim Zimmerstutzen wünscht man nicht gut Schuss, sondern viel Glück.“ Dass brauche man mehr als alles andere bei diesem Wettkampf. Denn der Zimmerstutzen, oder besser gesagt die Munition, hat Launen. „Als ich an den Stand ging, war meine Nervosität weg“, erzählt Dirscherl von seinem ersten Start, „für mich ist das das Highlight meiner Schießkarriere“. Seit 19 Jahren ist er als Funktionär für den Oberpfälzer Schützenbund auf der Deutschen Meisterschaft unterwegs, ist mit der Materie vertraut und „ich fühle mich wohl in dieser Schützenfamilie“. Am Ende wird es Platz 80. Gewonnen haben andere, aber das ist egal. Erich Huber (Hubertus Bronnen) zum Beispiel, der mit 283 Ringen den Sieg bei den Herren IV einfuhr und Andreas Henne (Armbrust-Sport-Club Freudenstadt), der Deutscher Meister in der Klasse Herren III wurde.
KK 3x20: Nachwuchstalente überzeugen
Dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört, bewies heute Olympionike Maik Eckhardt (SSV Leingarten), der mit 582 Ringen – und mit beachtlichen acht Ringen Vorsprung – den KK3x20-Kampf der Herren II gewann. Ein Ergebnis, mit dem er selbst bei den Herren I noch gut dabei gewesen wäre. Dort setzte sich Lukas Fischer (SV Hubertus Steinbach 1959) an die Spitzenposition. 586 Ringe reichten, um sich vor Johannes Früh und Maximilian Wolf (beide SSG Dynamit Fürth) zu setzen. Bei den Junioren II siegte mit deutlichem Abstand von zehn Ringen Luka Ribbe (SV 1967 Sulzbach-Taunus). Max Braun (KK-Schützenclub Steinach), der in diesem Jahr bereits Weltcup-Erfahrung sammeln durfte, holte sich Gold mit Hilfe einer tadellosen Liegend-Einheit bei den Junioren I mit 585 Ringen gesamt. Im 30-Schuss-Stehendwettbewerb stand Robin Zissel (SV 1971 Ernsthausen) ganz oben auf dem Treppchen, bei den Junioren siegte Antonia Back (Treff Schimborn).
25m-Pistole: Nationalkader-Athleten holen Gold
Zwar keine olympische Disziplin, dafür ein gutes Training – so lautet die Devise der Herren mit der Sportpistole. Am besten nutzte diese Chance Florian Peter (Junioren I), einer der Hoffnungsträger im deutschen Schnellfeuer-Lager. Gestern bereits mit Schnellfeuer-Silber dekoriert, kam Gold heute dazu. „Für mich ist Sportpistole die Grundlage für Schnellfeuer, deshalb hat es einen hohen Stellenwert für mich“, erklärt Peter und betont: „Man lernt im Duell Durchgang sauber zu arbeiten, die Spannung zu halten und beim Präzisions-Durchgang das gute Abziehen.“ Eine gute Grundlage für ihn, um in den olympischen Disziplinen einen Schritt weiter zu kommen. Mit 572 Ringen gewann Peter am Ende hauchdünn vor Teamkollege Sören Korn (beide SV St. Hubertus-Welzheim). Fabian Otto (SV Lengers 1964) legte bei den Junioren II sogar noch einen Ring drauf und deklassierte die Konkurrenz, in dem er sich mit 15 Ringen Vorsprung die Goldmedaille sicherte. Enger zu ging es bei den Herren, denn gleich vier Schützen gingen mit 577 Ringen vom Stand. Am Ende hatte Aaron Sauter (SV 1935 Kriftel) die Nase vorne und holte den Meistertitel nach Hessen.
Laufende Scheibe: Vogelbacher gewinnt knapp vor Großheim
Nach einem verhaltenen Start, packte Daniela Vogelbacher (SV 1948 Großenlüder) der Ehrgeiz, schließlich wollte sie es im abschließenden Teil der schnellen Scheiben dem Junior und Weltmeister Kris Großheim (TuS Schwanheim) nicht allzu leicht machen, den Deutschen Meistertitel zu gewinnen. Beide waren bereits im Juli international erfolgreich bei der Europameisterschaft, holten Silber und Bronze im Einzel, eine gute Voraussetzung also, um auch im direkten Duell das Beste aus sich herauszuholen. Vogelbacher hob sich gar das Beste bis zum Schluss auf und setzte sich mit 99 Ringen in der letzten Serie und einem Gesamtergebnis von 578 Ringen, mit nur einem Ring Vorsprung, an die Spitze und verwies Kris Großheim auf den Silberrang. Bronze ging an Stefan Leib (SV Wissmar). Nicht zu toppen war Christoph Koy (Sportschützen Ford Düren) in der Altersklasse Herren III.
Doppeltrap: Goldbrunner mit Spitzenresultat
Die Schwierigkeit beim Doppeltrap: man hat nur unter einer Sekunde Zeit, die beiden Schüsse abzugeben und die beiden Scheiben zu treffen. Am besten schaffte das Hubert Eveslage (WTC Oldenburger Münsterland) der mit 127 Treffern Gold bei den Junioren holte sowie Silke Hüsing (SGi Blaubeuren) und Michael Goldbrunner (FSG Isen). Sie setzten die meisten Treffer in der Erwachsenenklasse. Letzterer überzeugte mit der deutlichen Tagesbestleistung von 144 Treffern. Herbert Karhan (Sportschützen Brunnen / Herren II), Manfred Freykes (Karls-SGi Aachen 1198 / Herren III) und Georg Malter (WTC Dachau / Herren IV) durften sich ebenso über Gold freuen.
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