Deutsche Meisterschaften
DM Sportschießen München: Josefin Eder gewinnt den ersten von 237 Titeln
Die Deutschen Meisterschaften im Sportschießen sind am Freitag mit einem hochklassigen Wettkampf eröffnet worden. Sieben der acht Finalteilnehmerinnen bei den Frauen mit der Luftpistole stammten aus den Nationalkadern. Josefin Eder aus Frankfurt/Oder gewann den ersten von in den zehn Tagen insgesamt 237 zu vergebenen Titeln.
In einem hochspannenden Finale setzte sich Eder mit 235,5 Finalringen gegenüber Monika Karsch mit 233,8 Ringen durch. Ihr gelang damit ihr zweiter Einzelsieg bei den Frauen nach 2017. „Dieser Erfolg gibt mir unheimlich viel Selbstvertrauen für den Weltcup in Rio.“ Unmittelbar nach den nationalen Titelkämpfen beginnt die Reise zum letzten Weltcup der Saison, bei dem Eder wie ihre Kolleginnen um einen Quotenstartplatz mit der Luftpistole kämpft. „Die Vorbereitung lief sehr gut, ich habe das Trainierte teils umsetzen können.“ Monika Karsch, die keinen Quotenplatz mehr gewinnen kann und sich daher auf die Kleinkaliber-Europameisterschaften in Bologna Mitte September vorbereitet, unterlag in dem Zweikampf aufgrund einer 7,3 im vorletzten Schuss. „Gerade zum Ende des Finals war ich nervös.“ Zum ersten Mal war der Vorkampf bei den nationalen Titelkämpfen über 60 statt 40 Schuss durchgeführt worden, wie es international seit zwei Jahren bereits üblich ist. „Das bedeutet eine andere Taktik, und wohl auch deshalb haben sich wohl ausschließlich die Nationalkaderschützen für das Finale qualifiziert“, analysierte Karsch. Platz drei ging mit 213,7 Ringen an Carina Wimmer.
Bei den Männern gab es einen am Ende klaren Favoritensieg. Der Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole, Christian Reitz, setzte sich glatt durch. „Mein Start in dieses Finale war zwar recht holprig, aber gegen Ende hab ich wirklich stark geschossen.“ Reitz drohte schon frühzeitig auszufallen und sogar nur Sechster zu werden, bis er seine Erfahrung und seine Klasse ausspielte, Zehn um Zehn traf und Schritt für Schritt an seinen Konkurrenten vorbeizog. Am Ende hatte auch Nationalteamkollege Philipp Grimm keine Chance und musste enttäuscht den Stand verlassen. Der Dritte im Bunde hingegen, Paul Fröhlich, riss die Arme hoch, als sein Bronzegewinn feststand. Was verständlich war: Er war zum ersten Mal überhaupt in einem Männerfinale bei der DM dabei gewesen, da störte es ihn nicht, dass er die Führung, die er lange innehatte, noch abgeben musste.
Dieser Erfolg gibt mir unheimlich viel Selbstvertrauen für den Weltcup in Rio.
Daniel Brodmeier erreichte mit minimalem Aufwand das Maximum. Einmal die Woche trainierte der Olympiavierte von Rio zuletzt in der Woche, nachdem er Anfang 2017 vom Leistungssport zurückgetreten war. Doch bei den Deutschen Meisterschaften hielt er die gesamte Konkurrenz in Schach. Mit 459,7 Ringen gewann er klar das Finale mit dem Freien Gewehr vor dem aktuellen Nationalschützen Maximilian Dallinger mit 456,4 und Denis Welsch mit 444,5 Ringen. „Mir hat vor allem Spaß gemacht, all die Leute wiederzutreffen, und beim Schießen war ich zunächst völlig befreit“, sagte Brodmeier. Allerdings sei gegen Ende mit der besonderen Aufregung das Adrenalin zurückgekehrt. „Ich war selber überrascht, wie gut es noch ging.“ Ein internationales Comeback schließt er allerdings kategorisch aus.
Maximilian Dallinger trug die Niederlage mit Fassung. „Brodi war lange genug Profi, da ist es keine Schande, gegen ihn zu verlieren“, sagte der Lengdorfer. Er selbst hatte eine bessere Platzierung im anfänglichen Kniendschießen vergeben. „Da kam die Sache mit dem Puls wieder auf, und ich hatte nicht viel Ruhe.“ Vom vorletzten Platz aus startete Dallinger seine Aufholjagd, doch Brodmeier erwies sich als zu stark.
Der Frauenwettbewerb, erstmals über dreimal 40 statt über dreimal 20 Schuss nach dem neuen internationalen Regelwerk ausgetragen und erstmals seit vielen Jahren ohne die über eine Dekade überragenden Sonja Pfeilschifter und Barbara Engleder, sah eine strahlende Siegerin. „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel“, sagte die Rheinländerin Amelie Kleinmanns, nachdem sie die Vizeweltmeisterin Isabella Straub aus Kirchseeon um zwei Zehntelringe auf den zweiten Platz verwiesen hatte. Die im Vorkampf bärenstarken Jolyn Beer und Denise Palberg, die mit 1184 und 1183 Ringen absolute Weltklasseleistungen geboten und dabei deutlich stärker als die besten Männer geschossen hatten, schieden hingegen auf Platz fünf und vier im Finale vorzeitig aus.
Beim ersten Nachwuchsfinale gab es auch gleich eine Premiere. Sophia Kovacic aus dem württembergischen Deckenpfronn gewann ihren ersten nationalen Titel. Die 20-Jährige, Mitglied ihres Landeskaders, bezwang die nationale Elite mit einem klaren Finalerfolg. „Ich bin generell nicht so aufgeregt und hatte auch im Finale meine Hand recht ruhig. Mit Gelassenheit war sie auch den letzten Schuss angegangen, als ihre letzte verbliebene Konkurrentin, die international erfahrene Miriam Piechaczek, mehr als vier Ringe Rückstand aufholen musste. Doch trotz der Unkenrufe von Moderator Philip Bernhard blieb sie ganz ruhig. „Da kann ja nicht mehr viel passieren“, dachte sie sich, und mit einer 8,8 zum Abschluss sicherte sie sich noch immer souverän ihren Titel. Für den Höhepunkt des Vorkampfes, wie bei den Frauen erstmals über 60 Schuss, hatte Andrea Heckner gesorgt. Die National-Nachwuchsschützin aus Stammham verbesserte den Deutschen Rekord auf 574 Ringe.
Die besten deutschen Nachwuchs-Luftpistolenjunioren machten im Finale auch den Sieg unter sich aus. Jan-Hendrik Waldvogt hatte am Ende mit 240,5 Ringen im Finale am Freitagabend knapp die Nase vorn. Robin Walter folgte in einem Abstand von 1,6 Ringen, und Bronzemedaillengewinner Jan Luca Karstedt hatten auch nur 2,3 Ringe gefehlt, um noch Silber oder Gold holen zu können. Er erreichte 216,5 Ringe. Mit Jonathan Mader belegte der vierte Nationalschütze im Finale auch den vierten Platz. Der Erfurter war noch, gemeinsam mit Walter, im Vorkampf nach 577 ringen der Beste gewesen.
Text: Harald Strier
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