Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Sechs Medaillen am Abschlusstag

17.11.2025 15:15

Fünf weitere Medaillen (4x Gold, 1x Silber) für die Target Sprinter und eine Silbermedaille für Max Ohlenburger im 300m Liegendschießen: Der Abschlusstag der Schießsport-WM in Kairo/EGY (7. bis 17. November) sah ein sehr erfolgreiches DSB-Team in zwei ganz unterschiedlichen Disziplinen.

Foto: DSB / Die deutschen Target Sprinter waren zu schnell und zu gut für die Konkurrenz. Hier sprintet das Junioren-Team Lukas Bürki, Moritz Kellner und Alena Weinmann (rechts stehend) zum WM-Titel.
Foto: DSB / Die deutschen Target Sprinter waren zu schnell und zu gut für die Konkurrenz. Hier sprintet das Junioren-Team Lukas Bürki, Moritz Kellner und Alena Weinmann (rechts stehend) zum WM-Titel.

Target Sprint: WM-Titel fünf bis acht
Acht WM-Titel wurden in Kairo im Target Sprint vergeben, sensationelle acht Mal jubelte das deutsche Team. Nachdem es am ersten Tag Einzel-Goldmedaillen für Jacob Hofmann (Männer), Jana Landwehr (Frauen), Lukas Bürki (Junioren) und Alena Weinmann (Juniorinnen) gab, setzten die deutschen Athleten ihren Siegeszug in den Teamwettbewerben fort. Zunächst gab es im Mixed-Rennen - vier Schießeinlagen (je zwei Frau & Mann) und fünf Laufrunden (zwei die Frau, drei der Mann) - einen deutschen Doppelsieg bei den Erwachsenen: Jacob Hofmann & Kerstin Schmidt siegten mit 4,1 Sekunden Vorsprung vor Julius Hofmann & Edith Buschsieweke. Die Ägypter auf Rang drei waren bereits 13,6 Sekunden hinter dem Silberteam zurück. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass der Target Sprint sowohl aus der Lauf- und Schießleistung besteht. Die Ägypter sind allesamt laufstark, doch lassen sie am Stand die ein oder andere Scheibe stehen bzw. müssen nachladen. Die deutschen Teams agierten auf hohem Niveau, auch weil Kerstin Schmidt sich im Vergleich zum Einzel deutlich steigerte: „Heute lief aus meiner Sicht alles nach Plan und perfekt. Meine körperliche Verfassung war heute besser, es hat alles gepasst. Ich bin sehr stolz, weil es eine erkämpfte und nicht geschenkte Medaille war.“

Ähnliches Bild im Junioren-Rennen, in dem Lukas Bürki & Alena Weinmann mit knapp 41 Sekunden vorne lagen und ihren jeweils zweiten WM-Titel landeten. Dabei sah es anfänglich nicht so aus, die Ägypter hielten nach dem ersten Wechsel die Führung, konnten das Niveau jedoch nicht halten (Bürki: „Anfänglich sind sie stark dabei, am Ende sind wir vorne, weil wir wohl mehr Wettkampfpraxis haben.“), während das DSB-Duo sich steigerte, wie Lukas Bürki zusammenfasste: „Anfänglich war es doch recht hart, weil die Ägypter erst vornewaren. Das Schießen hat den Ausschlag gegeben, Alena hat erst zwei Fehler geschossen, danach waren wir stabiler am Schießstand.“ Und als die Führung erst einmal geschafft war, gab es kein Halten mehr: „In der zweiten Runde konnte ich es gut rollen lassen, in der dritten Runde konnte ich nach der Hälfte etwas Tempo rausnehmen, um Kräfte für das Teamevent zu schonen“, so Bürki, der auch die deutsche Erfolgsformel verriet: „Wir besinnen uns auf unsere Sachen, denken an die wichtigen Punkte und setzen sie um, wie man es im Training macht.“

Den Abschluss bildeten die Rennen der Dreierteams. Bei den Erwachsenen gingen Jana Landwehr und die Hofmann-Brüder Jacob und Julius auf die Strecke. Bei den Junioren bildeten Alena Weinmann, Lukas Bürki und Moritz Kellner ein Team. Der Modus sah vor, dass jeder Sportler drei Runden mit zwei Schießeinlagen absolviert, also quasi drei Einzelrennen hintereinandergeschaltet. Dabei gingen jeweils die Frau bzw. Juniorin für ihr Team als erstes an den Start. Einzel-Weltmeisterin Landwehr zeigte einmal mehr ihre Klasse und übergab mit 18 Sekunden Vorsprung an Jacob Hofmann. Der frisch gebackenen Einzel-Weltrekordler baute den Vorsprung aus und schlug seinen Bruder Julius mit 25 Sekunden Vorsprung ab, der den Sieg locker und sicher mit 38 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie brachte und sich nach Silber im Mixed nun auch einen Weltmeistertitel („Ich bin super-erleichtert und bin überglücklich!“) sicherte: „Es war genau das, was ich mir erhofft hatte. Jana und Jacob sind super drauf, und ich wollte das Gold. Und mit 25 Sekunden hieß es im Prinzip nur, dass ich es verwalten muss.“ Druck verspürte er überhaupt keinen: „Ich mag es, als Letzter in der Staffel zu laufen, das mache ich immer bei allen Meisterschaften. Ich kann gut bei mir bleiben und kann es gut umsetzen.“

Foto: ISSF / Überglücklich mit der WM-Silbermedaille über 300m liegend: Max Ohlenburger.
Foto: ISSF / Überglücklich mit der WM-Silbermedaille über 300m liegend: Max Ohlenburger.

Zwei Doppel-Weltmeister und der Bronzemedaillengewinner im Einzel bildeten das Team bei den Junioren. Was sollte da schon schief gehen? Richtig, nichts! Vom ersten Schritt an gab es keinen Zweifel am achten und finalen deutschen Sieg, die Dominanz des Trios war so erdrückend, dass die ägyptischen Teams auf Platz drei und vier überrundet wurden. Alena Weinmann lief schnell und schoss fehlerfrei und übergab somit mit komfortablen 18 Sekunden Polster auf den zweiten Doppel-Weltmeister im Team, Lukas Bürki. Der erlaubte sich bei seinen zwei Schießeinlagen je zwei Schießfehler, vergrößerte den Vorsprung dennoch auf 24 Sekunden auf die Schweizer. Moritz Kellner war es vorbehalten, den Sieg über die Ziellinie zu bringen. Doch nicht irgendwie, auch er schoss ohne Fehler und lief schnell, sodass am Ende über 31 Sekunden zwischen dem deutschen und dem Schweizer Team lagen: „Der Druck ist da bei dem Vorsprung, aber es macht es natürlich einfacher“ so Kellner danach. Und weiter: „Weltmeister zu sein, fühlt sich wirklich sehr gut an. Es ist eine sehr schöne Erfahrung hier gestartet zu sein. Ich bin sehr zufrieden und einfach nur glücklich, weil ich überrascht war, dass ich nach meinem Sturz in der Schweiz überhaupt für die WM nominiert wurde.“

Acht Rennen, acht WM-Titel und zudem noch zwei Silber und zwei Bronzemedaillen. Die deutschen Target Sprinter mit ihren drei Dreifach-Weltmeistern Alena Weinmann, Jacob Hofmann und Lukas Bürki an der Spitze zeigten einmal mehr, dass sie die überragenden Sportler in dieser Disziplin sind. Dementsprechend glücklich war die Disziplinverantwortliche Sylvia Torba, die ihr Team über die Saison hinweg und auf den Saisonhöhepunkt hin hervorragend vorbereitet und eingestellt hatte: „Es waren tolle Wettkämpfe auf sehr hohem Niveau. Ich bin geflasht und sprachlos, dass wir acht Titel gewonnen haben. Ich glaube, das hat es noch nie gegeben. Das ist nicht zu toppen!“ Torba lobte vor allem ihre Sportlerinnen und Sportler: „Der Weg liegt in der langwierigen Arbeit. Das beginnt mit der Jugend, und die Athleten wissen, was sie zu tun haben, sie sind sehr selbstständig. Dadurch, dass die WM zweimal ausgefallen ist, haben wir lange darauf hingearbeitet, den Leistungsstand noch weiterzuentwickeln.“ Für die Zukunft setzt Torba darauf, dass die deutschen Athleten mehr Konkurrenz bekommen und der Sport an sich einen Schub erfährt: „Ich hoffe, dass der Target Sprint den Stellenwert bekommt, den er verdient und erwarte eigentlich, dass es irgendwann einmal olympisch wird, denn da gehört er hin. Das IOC sagt immer, wir benötigen Publikumsrelevante Disziplinen und genau das ist Target Sprint: Kurze Wettbewerbe, die attraktiv, mitreißend und dynamisch sind – das ist Target Sprint.“

300m liegend Männer: Ohlenburger belohnt sich und das Team
Für die insgesamt guten Leistungen belohnte sich das 300m-Team im letzten Wettbewerb: Max Ohlenburger gewann mit 597 Ringen seine erste WM-Medaille in seiner noch jungen Karriere. Dabei fehlten ihm nur zwei Innenzehner auf Goldmedaillengewinner Petr Nymbursky/CZE: „Es geht mittlerweile nicht mehr um Ringe an sich, sondern um die Innenzehner, ihm fehlten zwei zum WM-Titel“, meinte Jörg Dietrich als Disziplinverantwortlicher treffend. „Eine Neun kann eine zu viel sein“, unkte er bereits während des Wettkampfes, den Ohlenburger sehr stark begann (99, 100, 100). Als ihm im 38. Schuss seine zweite Neun unterlief, nahm er eine Pause, schüttelte sich durch und nahm einen Schluck aus der (Silber-)Pulle (wie sich nachher herausstellte). Dabei schoss Ohlenburger nicht nur sehr gut, sondern sehr präzise: 38 seiner 60 Schüsse gingen in die Innenzehn (5cm Durchmesser), damit hatte er die dritthöchste Zahl an Innenzehnern aller 32 Athleten. Diese waren aber auch notwendig, um sich nach hinten abzusichern, wie auch eine abschließend mit einer 100 auszuschießen. Sein Fazit fiel dementsprechend positiv aus: „Ich habe gut und konstant gearbeitet. Ich habe bis zum Ende gekämpft und hatte Zweifel, ob es für eine Medaille reicht. Natürlich bin ich mit Silber sehr zufrieden.“ Weitaus euphorischer als sein ruhiger Athlet fasste Dietrich die Leistung und das Ergebnis zusammen: „Wir sind überglücklich, dass wir einen Vize-Weltmeister in unserem 300m-Team haben. Das zeigt unsere gute Qualität. Dass Max zur internationalen Spitze gehört, nicht nur im Luftgewehr- und KK-, sondern auch im 300m-Bereich, hat er eindrucksvoll gezeigt. Für uns ist das sehr positiv nach Platz vier für Lisa Grub, die ebenfalls zur absoluten Weltspitze zählt.“
David Koenders belegte mit 592 Ringen den 18. Platz - drei Neuner in der fünften Serie kosteten ihn eine Top Ten-Platzierung -, Marcin Szyja mit 591 Ringen den 23. Platz. Im Team belegte das Trio den fünften Platz, letztlich fehlten fünf Ringe zur Bronzemedaille.

Das deutsche Team in Kairo
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Hanna Bühlmeyer (Weiltingen), Lea Ruppel (Herbstein), Nele Stark (Güglingen), Maximilian Ulbrich (Wilzhofen), Daniel Bühlmeyer (Weiltingen), Maximilian Dallinger (Freising), Max Ohlenburger (Idstein), David Koenders (Mossautal), Marcin Szyja (Pflaumdorf), Veronique Münster (Kalletal), Anna-Lena Geuther (Gaimersheim), Lisa Grub (Weingarten)
Pistole: Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Ronneburg), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Robin Walter (Reichenbach), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Christian Reitz (Regensburg), Oliver Geis (Bad Camberg), Emanuel Müller (Pfullingen), Florian Peter (Obertshausen)
Target Sprint: Edith Buschsieweke (München), Jana Landwehr (Dortmund), Kerstin Schmidt (Erbendorf), Julius Hofmann (Gerathal), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Alena Weinmann (Weilen u.d.R), Lukas Bürki (Haibach), Moritz Kellner (Isen)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Wolfram Waibel, Detlef Glenz, Carsten Hees, Steffen Jabin, Marco Kleer, Thomas Zerbach, Sandra Reitz, Sylvia Torba, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Stefan Nolte, Christian Stauske, Michaela Huck, Michel Gomez Krämer, Thilo von Hagen

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