Deutsche Meisterschaften
Bogen-DM Wiesbaden: Acht neue Titelträger gekürt
Bei herrlichem Sonnenwetter schossen die Sportlerinnen und Sportler am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften Bogensport im Freien in Wiesbaden (5. bis 7. September) ihre nächsten acht Einzel-Titelträger aus. Dabei wurden die neuen Meister und Medaillengewinner zeitgleich auf dem Bowling Green und auf dem Sportplatz Kleinfeldchen ermittelt und gekürt.

Compound Frauen: Alessa Thiel macht das Double perfekt
Im März hatte Alessa Thiel (BSV Warendorf e. V.) den Titel in der Halle gewonnen und sagte damals: „Mein erster DM-Titel fühlt sich grandios an. Es ist noch so richtig fassbar, aber einfach genial.“ Damit war sie auf den Geschmack gekommen, denn bei der DM im Freien erreichte sie abermals das Goldfinale, in dem sie auf Mascha Heins (SV Anderlingen) traf. Nach einem anfänglichen Rückstand Thiels drückte die Westfälin aufs Gaspedal: „Ich bin zu entspannt reingegangen, mir fehlte ein bisschen die Grundnervorsität. Die kam nach der ersten Passe, dann ging es los.“ Und wie es dann losging: Mit sieben Zehnern in Serie setzte sie sich deutlich von Heins ab und konnte es sich am Ende sogar leisten, zwei Achter in der letzten Passe zu schießen. Das 140:132 war zu keinem Zeitpunkt gefährdet, und die Siegerin meinte glücklich: „Das Double muss ich erst ein Mal realisieren. Morgen geht es in die Therme zum Entspannen.“
Bronze ging an Julia Böhnke (TV Meßkirch), die sich 141:132 gegen Sophie Wagner (SV Wechterswinkel) durchsetzte.
Compound Männer: Leon Hollas zum dritten Mal ganz oben
Auch wenn er erst 27 Jahre alt ist, zählt Leon Hollas (Dresdner Bogenschützenverein) zu den ganz routinierten Schützen. Und diese Erfahrung war auch notwendig, um am Ende des zwei Tage umfassenden Compound-Wettkampfes ganz oben zu stehen: Sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale setzte sich der Dresdner erst im Stechen durch und stand damit abermals in der Finalarena und kämpfte um Gold. „Es waren spannende Matches bis dahin. Ich habe das abgerufen, was ich im Training gezeigt habe.“ Sein Finalgegner hieß Florian Stadler (Bogenschützen TSV Natternberg), war seinerseits hocherfahren und Vize-Weltmeister im Feldbogen. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Zuschauer ein spannendes und hochklassiges Match zu sehen bekamen mit den Stationen 29-29, 59-58 und 87-87. Die Vorentscheidung fiel in der vierten Passe, als Stadler nur 27 Ringe auf die Scheibe brachte und so mit zwei Ringen Rückstand in die letzte Passe ging. In dieser schoss er perfekte 30 Ringe und setzte damit Hollas vor dessen letzten Pfeil unter Druck, doch der Deutsche Meister von 2018 und 2021 blieb eiskalt und platzierte den Pfeil ebenfalls in die Zehn: „Ich wusste nicht, dass ich die Zehn schießen muss. Ich habe einfach geschossen, Spaß gehabt und mein Bestes gegeben.“ Und das reichte zum 145:144 und zum Fazit von Hollas: „Es macht Spaß! Es ist eine coole Kulisse und eine tolle Finalarena, ich bin sehr gerne hier.“
Der letztjährige Vizemeister Lars Klingner (TSV Lindenberg) sicherte sich die Bronzemedaille durch ein 145:140 gegen Florian Grafmans (SV Böddiger).
Recurve Jugend weiblich: Lea Fischer erstmals ganz oben
Premierensiege sind immer etwas Schönes. So war es auch bei Lea Fischer (SV Erfurt-West 90), die sich im Goldfinale der Jugend weiblich in einem packenden Match 6:4 (26-23, 22-28, 27-21, 26-28, 28-27) gegen Merle Edlich (SGes Hillerse) durchsetzte. Dabei war es für beide Athletinnen ein ständiges Auf und ab, von Passe zu Passe. „Durch die Nervosität landen die Schüsse nicht da, wo sie landen sollten“, hat Fischer eine plausible Erklärung. Flogen die Pfeile in der einen Passe allesamt ins Gold, ging es in der nächsten Passe genau andersherum. „Ich bin sehr glücklich, aber die Aufregung ist immer noch zu spüren“, gestand die neue Deutsche Meisterin, die erstmals auf dem Bowling Green in der Finalarena stand, auch im Interview danach. Es war ihr bislang größter Erfolg, der auch durch das Zusammenspiel mit Trainerin Steffi Gräser zustande kam: „Meine Trainerin hat mich angefeuert und mir die Angst genommen. Erst nach dem letzten Pfeil war ich mir sicher, das Shootoff wollten wir beide auf keinen Fall.“
Über Bronze freute sich Sarah Kirchner (SV Dauelsen) nach einem 6:2 (27-27, 29-23, 27-27, 24.23) gegen Helena Landwehrs (SF Tell 1926 St. Tönis e.V.).

Recurve Jugend männlich: Emil Sperber mit Durchmarsch
Durchmarsch! Dieser Begriff fällt einem ein, wenn man zum neuen Deutschen Meister der Recurve Jugend männlich kommt. Emil Sperber (SV Mönkeberg) war der dominante Schütze dieser Wettkampfklasse und zwar vom ersten bis zum letzten Pfeil. Denn der 16-Jährige war sowohl in der Qualifikation ganz oben als auch erfolgreich in der Ko-Phase und in den Medaillenmatches. „Es lief direkt, ich hatte eine gute Woche. Ich stand so oft auf dem Bogenplatz, ich habe funktioniert.“ Im Goldfinale setzte er sich in einem hochklassigen Linkshänder-Duell gegen Kilian Mayer (BSG Raubling) mit 6:2 (27-27, 28-24, 27-27, 29-27) durch. Dabei flog lediglich einer seiner zwölf Finalpfeile nicht ins Gold: „Die Pfeile sind dort gewesen, wo ich sie grob haben wollte“, meinte er und gab einen Einblick in seine Gefühlslage: „Es ist unreal, und man hat noch ein bisschen Angst, dass einem der Titel noch weggenommen wird. Aber es fühlt sich echt gut an.“ Genau wie die Mittelteile von Partner Win&Win in den Deutschland-Farben, die sowohl Sperber als auch Fischer obendrauf erhielten.
Johannes Berner (TSV Waldtrudering) sicherte sich den dritten Platz durch ein 7:3 (25-25, 29-26, 25-25, 27-27, 29-27) gegen Jannik Heinrich (BSSC Olympia).
Recurve Senioren: Elke Lohkamp & Achim Nikolaiczek ganz oben
Bei den Seniorinnen und Senioren geht es zumeist entspannter zu als in den anderen Altersklassen. Die Schützinnen und Schützen haben schon so viel erlebt und genießen es einfach, dabei zu sein und gemeinsam Sport zu treiben: Elke Lohkamp (BogenTeam Cölln) bringt es auf den Punkt: „Besonders schön ist es, in der Gruppe zu schießen, die meisten kennt man ja schon.“ Und wenn dann auch noch der Titel herausspringt, ist es nochmals schöner: „Es fühlt sich toll an“, so Lohkamp, die mit ihren 617 Ringen zum zigsten Mal einen DM-Titel gewann, die genaue Zahl aber nicht nennen wollte. Rang zwei ging an Angela Schneider (BS Feucht) mit 39 Ringen Rückstand.
Deutlich umkämpfter ging es bei den männlichen Senioren zu. Am Ende jubelte Achim Nikolaiczek (SV Arolsen), weil er sich als konditionsstark erwies und in der zweiten Hälfte des Wettkampfes zulegen konnte, während die Gegnerschaft Federn bzw. Ringe ließ. Am Ende hatte Nikolaiczek mit seinen 645 Ringen fünf Ringe Vorsprung vor Johannes Blazicek (MTV Ludwigsburg).
Recurve Schüler A: BSSC Olympia holt beide Titel
Dass der BSSC Olympia in Berlin starke Nachwuchsarbeit leistet, ist bekannt und wird auch oft mit Titeln honoriert. So auch dieses Mal, denn sowohl bei den Schülerinnen als auch den Schülern ging der Titel nach Berlin. Milana Lomonos (665 Ringe) setzte sich vor Sophie Liu (Sgi Welzheim, 659) durch, Johann Conrad brachte starke 690 Ringe auf die Scheibe und verwies den lange dagegenhaltenden Mario Alvarez (SG Eltersdorf) auf den Silberrang.
Recurve Erwachsene: Weltmeisterin Charline Schwarz greift nach Titel
Am Sonntag, 7. September, fallen die Entscheidungen der Recurve-Frauen und -Männer auf dem Bowling Green. Während es bei den Frauen bis auf das Ausscheiden von Elisa Tartler (SV Bavaria Thulba) weitestgehend erwartungsgemäß lief – Team-Weltmeisterin Charline Schwarz (GS Boxdorf) ist ebenso im Halbfinale wie Kaderschützin Clea Reisenweber (BSC BB-Berlin) – gab es bei den Männern eine faustdicke Überraschung: Maximilian Weckmüller (BSC Vellmar) unterlag im Viertelfinale Joshua Junga (BSC Worms-Pfeddersheim) mit 4:6 (28-26, 26-27, 27-20, 28-29, 23-24).
Halbfinale Frauen
Charline Schwarz (GS Boxdorf) vs. Judith Icking (BSV Moischt)
Johanna Protze (BSV Erlangen) vs. Clea Reisenweber (BSC BB-Berlin)
Halbfinale Männer
Joshua Junga (BSC Worms-Pfeddersheim) vs. David Strodick (SuS Boke)
Leonas Witte (Hammer SC 2008 e.V.) vs. Jakob Hetz (BCS Reuth)
Recurve Junioren: Kaderschützen dominieren
Ein Großteil nahm jüngst erst an der Junioren-Weltmeisterschaft in Winnipeg/CAN teil, und so ist es nicht verwunderlich, dass die DSB-Kaderschützen auch bei der DM in Wiesbaden dominant auftraten. Mit Phil Lüttmerding (SV Böddiger), Leon Zemella (BSC Ibbenbüren), Regina Kellerer (BSG Raubling), Lisa Lucks (BSC BB-Berlin), Mathilda Werner (BSSC Olympia) stehen fünf WM-Teilnehmer im Halbfinale. Hinzu kommt mit Lilian Forkert (SV Sterzhausen) der Titelverteidiger.
Halbfinale Juniorinnen
Regina Kellerer (BSG Raubling) vs. Rebekka Gleich (Blankenfelder BS)
Mathilda Werner (BSSC Olympia) vs. Lisa Lucks (BSC BB-Berlin)
Halbfinale Junioren
Leon Zemella (BSC Ibbenbüren) vs. Lilian Forkert (SV Sterzhausen)
Phil Lüttmerding (SV Böddiger) vs. Julian Pruß (SuS Boke)