Weltmeisterschaften

Junioren-WM Winnipeg: Interview mit Freddy Siebert und Holger Hertkorn

18.08.2025 08:26

Die deutsche Delegation ist gut und sicher im kanadischen Winnipeg angekommen. Dort findet vom 19. bis 24. August die Junioren-Weltmeisterschaft mit dem Compound- und Recurvebogen statt. Bundestrainer Freddy Siebert und Holger Hertkorn als Disziplinverantwortlicher Compound äußerten sich zuvor noch im großen Doppel-Interview.

Foto: DSB / Freddy Siebert (links) und Holger Hertkorn freuen sich mit ihren 17 Athleten und den anderen Betreuern auf die WM in Winnipeg.
Foto: DSB / Freddy Siebert (links) und Holger Hertkorn freuen sich mit ihren 17 Athleten und den anderen Betreuern auf die WM in Winnipeg.

Wie groß ist die Vorfreude von euch und euren Athleten?
Hertkorn: „Sehr groß! Für die Athleten, die erstmals dabei sind natürlich besonders, aber auch bei mir, der bereits einige Weltmeisterschaften mitgemacht hat, kribbelt es.“
Siebert: „Das geht uns und mir genauso. Zumal die WM in Übersee stattfindet und damit nochmals etwas anderes ist als meine erste WM vor zwei Jahren in Limerick oder die Junioren-WM davor in Breslau.“

Mit welchen Maßnahmen habt ihr bzw. die Sportler die WM vorbereitet?
Hertkorn: „Wir hatten zwei europäische Turniere, die European Youth Cups in Sofia und Catez, sowie die Ranglisten, die zugleich die WM-Qualifikation darstellten. Hinzu kamen noch zwei Lehrgänge zu Beginn des Jahres. Mehr Maßnahmen waren uns vom Budget her nicht möglich. Die direkte WM-Vorbereitung fand individuell und ab und zu in Kleingruppen statt.“
Siebert: „Wir hatten zahlreiche Wettkämpfe, z.B. die Deutsche Hochschulmeisterschaft, die Studenten-Weltmeisterschaft in Essen, die Youth Cups, die WM-Qualifikationen und immer mal wieder die „Profitage“. Dazu diverse Lehrgänge, mein Ziel war es, dass die Athleten bis zur WM 40.000 Pfeile geschossen haben – das haben sie gemacht!“

Ihr habt zwei internationale European Youth Cups geschossen. Reicht das, um eine WM angemessen zu gestalten?
Hertkorn: „Natürlich hätten wir auch noch gerne mehr Lehrgänge abgehalten, um uns besser auf den Saisonhöhepunkt vorzubereiten. Andere Länder sind uns dort sicherlich voraus, aber wir wussten im Vorfeld, was in diesem Jahr möglich ist und haben das dann auch so umgesetzt.“
Siebert: „Wir hatten jede Woche irgendeinen Wettkampf, irgendeine Belastung, was dann auch für den Kopf irgendwann schwierig ist, und man hat wenig Fortschritte in der Schießtechnik, die man noch machen kann, weil immer nur die Leistung abgerufen wird. Andererseits, gerade im Nachwuchsbereich, haben wir natürlich viele Schützen dabei, die noch gar keine internationale Erfahrung haben und dann mit nur zwei Wettkämpfen irgendwo auf eine WM zu fahren, ist schon sehr hart. Und da tue ich mich auch immer schwer, was eine Nominierungs-Entscheidung angeht, wenn jemand noch nichts geschossen hat und dann direkt eine große WM schießen soll. Ich muss abwägen, fahre ich jetzt mit jemandem dorthin, der gar keine Erfahrung hat? Natürlich müssen die Talente Erfahrung sammeln, aber ich glaube, da müssen wir uns allgemein im Verband Gedanken machen, wie wir in Zukunft die Nachwuchsschützen international auf einem vielleicht etwas niedrigeren Niveau heranführen.“

Foto: DSB / Das Recurveteam für die WM beim abschließenden Vorbereitungslehrgang in Oberauroff.
Foto: DSB / Das Recurveteam für die WM beim abschließenden Vorbereitungslehrgang in Oberauroff.

Auf der anderen Seite haben acht eurer Athleten bereits eine Weltmeisterschaft geschossen. Phil Lüttmerding und Regina Kellerer sogar zwei (2021 & 2023). Wie wichtig sind diese Erfahrungswerte?
Hertkorn: „Es ist ein Riesenvorteil, wenn man diesen allgemeinen Ablauf kennt: Wie läuft eine WM überhaupt? Wie ist das Prozedere? Die Zeitabläufe sind schon anders als bei einer Deutschen Meisterschaft, bei der WM ist z.B. alles über eine Woche gestreckt. Zudem sind wir in einer ungewohnten Umgebung, reisen mit dem Flieger an und nicht mit dem Auto. Es ist ein Großereignis, und es ist etwas ganz Besonderes, wenn man dabei sein darf. Deshalb ist die WM-Teilnahme auch so wichtig, und ich würde aufgrund der finanziellen Lage im Compoundbereich lieber irgend woanders etwas streichen, als den jungen Athletinnen und Athleten die WM zu nehmen. Das ist im Junioren-Bereich das Nonplusultra und das merkst du auch: Die sind heiß, die sind motiviert, die wollen dahin.“
Siebert: „Bei uns auch! Von Anfang der Saison war immer das WM-Logo oder die ganze WM Namensgeber: Darauf trainieren wir hin, wir wollen nach Winnipeg, wir wollen nach Kanada. Eine WM in Winnipeg ist schon ganz cool. Denn auch für unsere „alten Hasen“ ist es die erste WM mit einem Jetlag oder mit krasser Zeitverschiebung. Irland war eine Stunde Unterschied, Polen die gleiche Zeitzone, von daher ist es noch mal anders mit sieben Stunden Unterschied zu schießen. Aber natürlich nehmen die Erfahrenen den anderen schon mal so ein bisschen Druck raus. Wie das läuft mit Akkreditierung? Wie mit den Regeln? Dass man schnell vom Wettkampffeld runter ist, da ist die World Archery ja doch sehr strikt. Aber es geht mir ja auch so: Meine erste WM in Irland, da war ich auch noch sehr unerfahren und noch nicht in der Bundestrainerposition. Und dann nimmt man natürlich auch viel mit und ist jetzt einfach ruhiger, da weiß man einfach, wie es läuft. Man kennt die Leute vor Ort, man kennt die Leute von der Auswertung, von der Anmeldung, man weiß genau, wen man ansprechen muss, und ich glaube, das tut dem Team einfach auch sehr gut, ein erfahrenes Trainer-Betreuerteam vor Ort zu haben, die keine Hektik verbreiten, sondern Ruhe ausstrahlen und sagen, wir kümmern uns darum. Ihr seid Sportler, wir nehmen euch alles ab, was geht, sodass ihr bestmöglich performen könnt.“

Auf Europa-Ebene konnten eure Athleten sehr gut mithalten bzw. zum Teil auch reüssieren. Jetzt kommt Übersee dazu, was bedeutet das?
Hertkorn: „Da kommen jetzt natürlich einige Nationen dazu. Korea wird dabei sein, natürlich die USA, die im Compound sehr wichtig ist. Die Türkei wird sich zeigen, die als einzige große europäische Nation beim Youth Cup fehlte. Das sind dann Nationen, die immer vorne mit dabei sind, also wird es natürlich um einiges schwieriger, eine Medaille zu gewinnen als beim Youth Cup. Aber die Erfolge dort sind auf jeden Fall gut fürs Selbstvertrauen, fast jeder meiner Schützen hat eine Medaille mit nach Hause genommen. Ich hoffe, dass wir das so ein bisschen mitnehmen für die WM. Und ein bisschen Glück gehört sowieso immer dazu.“
Siebert: „Ja, ich bin der gleichen Meinung. Der erste Youth Cup in Sofia war nicht ganz so stark besetzt, und ich finde es immer sehr wichtig, dass man viele Schützen vor Ort hat und nach der Qualifikation nicht direkt mit dem Viertelfinale oder Halbfinale an den Start geht. Das war in Catez ganz anders, es war der bestbesetzte Youth Cup aller Zeiten - bis auf die Türkei waren im Recurve-Bereich alle Topnation vor Ort. Und es ist einfach gut, dass die Athleten dann auch mal im 48-tel Finale stehen und die erste Runde überstehen müssen, um weiterzukommen. Dann müssen sie sich gegen vermeintlich schwächere Gegner behaupten, und das haben unsere Athleten echt gut gemacht mit einmal Gold von Frida Janke und die Damenteams mit jeweils Bronze bei schwierigen Windbedingungen. Und natürlich, jetzt mit Korea, China, Taiwan, Indien, USA, die jetzt alle dazukommen, wird es auf jeden Fall interessant.“

Ihr reist mit 17 Talenten nach Kanada. Ist in diesem Alter (16 bis 20 Jahre) bereits absehbar, wer besondere Fähigkeiten hat, wer es auch bei den Erwachsenen nach oben schaffen kann?
Hertkorn: „Wenn ich jetzt von meiner Seite schaue, ist es zumindest im Juniorenbereich mit Noah (Nuber) und Ruven (Flüß) so. Die mischen ja jetzt schon das Feld bei den Erwachsenen auf. Noah fährt auch zur Erwachsenen-WM, Ruven wäre auch gefahren, wenn er in dem Zeitraum nicht Prüfungen hätte. Wenn die so weitermachen bzw. man das in gute Bahnen lenkt… Denn nun kommt so ein bisschen der Kopf mit ins Spiel und die jugendliche Unbeschwertheit geht ein bisschen verloren. Vielleicht müssen wir da jetzt gegensteuern, dass es so weitergeht, aber mit dem Teil meiner Jugendmannschaft bin ich echt zufrieden.“
Siebert: „Im Jugendbereich sind sie natürlich noch zu weit weg, um da irgendwo im Erwachsenenbereich anzuklopfen. Aber auch die drei Mädchen in der Jugend, Estelle (Moscatelli), Fiona (Marquardt) und Frida (Janke), kommen nächstes Jahr alle hoch in die Juniorinnenklasse, das wird dann auch spannend, wer es dann wirklich schafft. Bei den Jungs kommt Kilian (Mayer) hoch, Jannik (Heinrich) bleibt noch ein Jahr. Bei den Junioren habe ich zwei 2006er-Jahrgänge bei den Jungs und bei den Mädels dabei. Die Jüngsten sind dann Lisa (Lucks) und Knut (Jakubczik), und alle haben schon die Perspektivkader-Norm in irgendeiner Form geschossen. Regina (Kellerer) war die die beste Europäerin im Youth Cup Circuit, die mit 643 Ringen das höchste Einzel-Ergebnis geschossen hat. Mathilda (Werner) hat schon 644 Ringe und Lisa zwei Mal auf der Rangliste 642 Ringe - 640 Ringe sind die Perspektivkader-Norm für das letzte Juniorinnen-Jahr. Da sind wir echt auf einem guten Weg. Gleiches gilt für die Jungs: Phil (Lüttmerding) hat es schon geschossen, und Leon (Zemella) hat jetzt mehrmals 660 Ringe auch im Wettkampf geschossen, 677 war sein Top-Ergebnis bei der Rangliste. Da merkt man schon, dass sie einfach Bock haben, oben anzuklopfen. Sie waren ja auch bei der WM-Qualifikation der Erwachsenen dabei, um einfach mal zu gucken, wie weit kann ich gehen, wo sind die Profis überhaupt? Und da gab es von den Nachwuchsschützen hervorragende Leistungen. Und es ist ja kaum auszumalen, was passiert, wenn sie mal den Profi-Status haben und einfach nur noch Sport machen können an einem der DSB-Stützpunkte. Da müssen wir auch hin, dass wir es einfach professionalisieren und dass wir in Zukunft die ganzen Junioren irgendwo in Richtung Perspektivkader schieben können.“

Für mich steht die Entwicklung im Vordergrund!

Freddy Siebert

Natürlich sind Erfolge bzw. Medaillen immer das Ziel. Im Vordergrund sollte im Nachwuchsbereich aber immer die Entwicklung stehen. Ist das immer so einfach?
Hertkorn: „Bisher war so eine langfristige Entwicklung schwierig, wenn man sich nicht so regelmäßig sieht und nicht so viele Lehrgänge hat wie andere Disziplinen. Deshalb lautet für mich das Hauptziel: Erfahrung sammeln und das abrufen, was sie können. Wenn sie das bisher gezeigte Level auch auf der WM zeigen, dann bin ich hochzufrieden. Denn es kommt ja noch ein wesentlicher Faktor dazu, den ich nicht beeinflussen kann: der Gegner. Es ist halt auch ein kleines Glücksspiel. Du verlierst dein Match mit 149:150, schießt fast voll, hast ein super Ergebnis geschossen, kannst hochzufrieden sein, hast aber verloren. Und nebenan geht so ein Match in der gleichen Runde mit 140:139 aus und der Sieger ist weiter. Von daher denke ich, wenn ein Schütze oder eine Schützin vom Platz geht und sagt, ich habe alles gegeben, ich habe mein Level geschossen oder ich habe sogar eine persönliche Bestleistung geschossen und er oder sie dann nur 17. wird, dann kann ich die Leistung nicht als schlecht bewerten, nur weil die Platzierung nicht top ist. Das ist dann am Schluss das Quäntchen Glück, das es dann ausmacht.“
Siebert: „Für mich steht die Entwicklung im Vordergrund, und ich bin der Meinung, dass die Höchstleistung auch erst im Erwachsenenbereich kommen sollte und nicht schon sehr früh mit 15, 16 oder 17 Jahren. Wenn du zu früh sehr viele Erfolge hast, ist es schwer, sich einfach noch zu steigern. Klar sind Medaillen ein guter Zwischenschritt und daran wird man auch bemessen, aber es guckt später keiner darauf, wie die Entwicklung überhaupt war. Wo kommt der Athlet her, welchen Weg ist er gegangen, wo ist er jetzt angekommen oder wo geht die Reise langfristig hin? Wir sind eine messbare Sportart, und im Prinzip fahren die zu den Höhepunkten, die gerade am besten treffen. Aber manchmal würde ich mir wünschen, dass bei uns Trainern noch ein bisschen mehr auf unsere Erfahrung gebaut wird und wir sagen können: Hier sehen wir noch ein Fünkchen mehr Sinn, mit dem zu arbeiten. Für den Recurve-Bereich kann ich sagen, dass wir aktuell die besten Schützen mit an Bord haben. An sich ist es mein Ziel, dass wir es langfristig schaffen, die meisten Athleten aus dem Junioren-Bereich in den Perspektivkader zu bewegen, dass sie sich dort professionalisieren können, zur Bundeswehr oder Bundespolizei gehen oder ein Studium beginnen, sodass sie ihre Leistung abrufen können. Die einen etwas früher, die anderen etwas später, dafür gibt es Beispiele. Eine Charline Schwarz war sehr früh sehr erfolgreich, eine Michelle Kroppen hat im Junioren-Bereich - glaube ich – weniger Erfolge gehabt und ist jetzt die beste Schützin, die wir haben.“

Holger, Compound wird in LA 2028 erstmals olympisch. Hat sich diese Entscheidung in irgendeiner Weise auf deine Athleten ausgewirkt?
Hertkorn: „Dadurch, dass die Entscheidung schon letztes Jahr im Raum stand, haben wir schon so ein bisschen das Team entsprechend ausgerichtet. Es stehen dieses Jahr eigentlich nur noch Athleten im Kader, die diese Richtung gehen würden oder können, also bereit sind, da etwas zu tun. Sicherlich wird sich noch einiges verändern und natürlich gibt diese Entscheidung nochmals eine zusätzliche Motivation. Allerdings muss man die Erwartungen, die die Athleten jetzt stellen, z.B. Plätze bei der Bundeswehr, alle werden Profis usw., ein bisschen bremsen. Ein gutes Beispiel ist Paolo Kunsch, der in Kürze zur Erwachsenen-WM reist. Der hat für sich privat entschieden, dass er sein Studium streckt, hat das genehmigt bekommen und sich Freiraum bis LA geschaffen. Wir haben Interessenten, die jetzt schon sagen, dass sie gerne eine Profi-Karriere anstreben, bereit sind, das Bundesland zu wechseln und eine professionelle Trainingsgruppe zu gründen. Deshalb haben wir schon Kontakte zu Olympiastützpunkten und Laufbahnberatung aufgenommen, um die Möglichkeiten z.B. für Landespolizei oder Bundespolizei oder in der Verwaltung abzuklären. Es herrscht eine große Aufbruchstimmung, weil jetzt die Chance da ist, auf die alle gewartet haben. Jetzt warten wir auf die Entscheidungen der Verbände, weil wir aktuell ein bisschen in der Schwebe sind.“

Es herrscht eine große Aufbruchstimmung, weil jetzt die Chance da ist, auf die alle gewartet haben!

Holger Hertkorn

Zurück zur WM: Die Konkurrenz ist hochkarätig. Wen muss man auf dem Zettel haben?
Hertkorn: „Beim Youth Cup ist zuletzt ein ganz junges Talent aufgefallen: Eine 14-Jährige (Fenna Stallen, Anm. d. Red.) aus den Niederlanden, die 706 Ringe geschossen hat. Mit den Amerikanern ist sowieso immer zu rechnen, mit den Koreanern natürlich auch, weil Koreaner nicht kommen, um nur mitzumachen. Und auch die Türken, weil die schon eine professionelle Struktur im Compound-Juniorenbereich haben. Es wird spannend.“
Siebert: „Was aus Korea kommt, ist immer hohe Klasse, wobei sie in den letzten Jahren im Nachwuchsbereich noch nicht ganz so optimal, aber trotzdem immer gut platziert, waren. Dann die Chinesen und Inder sind immer gut mit dabei, aber bei großen Namen muss man gar nicht so weit schauen: Der Franzose Baptiste Addis, der bei Olympia das Team in Paris zu Silber mitgeführt hat. Er ist so ein kleiner Star, wenn man ihm beim Schießen zuschaut, das ist einfach große Klasse. Spanien wird auch stark sein, die Türken im Nachwuchsbereich immer. Andererseits ist es natürlich auch immer für unsere Athleten schön, mal gegen solche Namen zu schießen. Wenn sie dann noch Punkte holen oder sogar gewinnen, ist das natürlich das Allerbeste, was passieren kann. Das nimmt man mit und das ist Erfahrung, die man einfach auch sammeln kann und die einfach auch hängen bleibt.“

Bei den Weltmeisterschaften 2021 (2x) und 2023 (1x) konnten jeweils Bronzemedaillen im Recurve-Einzel gewonnen werden. Wie realistisch ist es, wieder mit Edelmetall zurückzukehren?
Hertkorn: „Es ist schwierig, aber ich denke, die besten Chancen haben wir tatsächlich bei den U21-Junioren. Wenn Noah und Ruven ihr Potenzial abrufen, können sie auf jeden Fall vorne mitmischen. Fabio Alex ergänzt das Team dann noch und war jetzt auf dem Junioren-Cup in dem Mannschaftswettbewerb der stärkste Schütze, obwohl er im Einzel der Schwächste war. Die Mädels sind noch nicht auf diesem internationalen Niveau, dass man sagen kann, sie haben eine Medaillenchance. Aber ein berühmter Vorgänger von Freddy hat immer gesagt: „Alles ist möglich“.“
Siebert: „Ich bin einfach gespannt! Es hängt immer so ein bisschen von der Qualifikationsplatzierung ab, auf wen man dann wirklich trifft und wie der Finalbaum aussieht. Medaillenchancen haben wir bei den Teams, gerade bei den Mädels, eigentlich auch bei den Mixed-Teams. Aber irgendwie klappt es noch nicht: In der Vorrunde waren wir immer gut platziert, in den Finalrunden sind wir dann relativ früh ausgeschieden. Deswegen würde ich mich freuen, da einfach mal ein paar Runden weiterzukommen, dass man auch ein bisschen mehr Erfahrung sammeln kann. Und im Einzel wird es schwer, aber auch da ist etwas möglich, und ich würde mich natürlich freuen, wenn der ein oder Medaillengewinner nach Hause kommt.“

Was sind eure Ziele? Wann wäret ihr mit der WM zufrieden?
Hertkorn: „Ich bin zufrieden, wenn das Potenzial ausgeschöpft wird und dass die Athleten ihr Level, ihre Leistung abrufen können. Ich hoffe, dass ich einen guten Job mache, dass ich sie möglichst gut unterstütze und wenn sie dann das schießen, was sie können, dann bin ich zufrieden.“
Siebert: „So sehe ich das auch. Wenn sie das umsetzen, wofür wir ein Jahr oder eine Saison drauf hintrainiert haben und einfach ihre Leistung abrufen, kann ich zufrieden sein. Die Platzierung ist von ganz anderen Dingen abhängig. Enttäuscht wäre ich nur, wenn ich einfach sehe, man fährt einfach nur mit, weil man die Welt sehen will und lässt den Sport links liegen. Aber sobald ich sehe, dass man mit vollem Elan dabei ist, einfach alles zeigt, auch Emotionen, wenn man verliert, ist es überhaupt nicht schlimm. Auch für uns Trainer ist es nicht leicht, zu verlieren. Man hat alles getan, es hat nur gerade nicht gereicht und es fliegen die Leute nach und nach einfach raus - da war ich schon des Öfteren ratlos. So z.B. vergangenes Jahr bei der EM, da stand ich erst einmal alleine an meinem Spektiv und wusste gar nicht, was ich sagen soll, weil ich einfach so enttäuscht war. Nicht von den Sportlern, aber einfach von der Situation, dass es nicht geklappt hat, was man sich vorgenommen hat. Und deswegen hoffe ich, dass diese Situation nicht eintritt und wir uns am Ende dieser Weltmeisterschaft über Edelmetall freuen können, egal ob Recurve oder Compound, hauptsache Deutschland.“

Das deutsche WM-Team
Recurve Jugend: Jannik Heinrich (Berlin, 667 Ringe Saisonbestleistung), Kilian Mayer (Raubling, 657), Frida Janke (Berlin, 665), Fiona Marquardt (Villingen-Schwenningen, 653), Estelle Moscatelli (Frankfurt/Main, 644)
Recurve Junioren: Knut Jacubczik (Tremsbüttel, 661), Phil Lüttmerding (Calden, 663), Leon Zemella (Tecklenburg, 677), Regina Kellerer (Wiesbaden, 649), Lisa Lucks (Berlin, 643), Mathilda Werner (Berlin, 644)
Compound Jugend: Simon Moritz (Oberschneiding, 703), Leoni Dorfner (Alsfeld-Leusel, 679)
Compound Junioren: Noah Nuber (Bad Schönborn, 707), Ruven Flüß (Dinslaken, 705), Fabio Alex (Hof, 696), Jara Maiwald (Weil im Schönbuch, 682)
Betreuer: Freddy Siebert, Holger Hertkorn, Henning Lüpkemann, Marcus Laube, Sabine Augenreich

Weiterführende Links

Weitere News zu "WA Weltmeisterschaft Junioren"