Weltmeisterschaften

Bogen-WM: Kroppen wird starke Vierte

16.06.2019 15:50

Michelle Kroppen hat es nicht geschafft, ihren tollen Auftritt bei der Bogen-Weltmeisterschaft im niederländischen Herzogenbusch mit einer Medaille zu krönen: Die 23-jährige verlor 0:6 (24-29, 25-27, 25-28) gegen die Südkoreanerin Misun Choi im kleinen Finale. „Ich bin sehr zufrieden mit Michelle, und wir können sehr stolz auf sie sein. Ich hoffe, sie geht ihren Weg konsequent weiter, dann werden wir noch sehr viel Freude an ihr haben“, sagte Bundestrainer Oliver Haidn unmittelbar nach dem Finale.

Foto: Eckhard Frerichs / Natalia Butuzova gratuliert Michelle Kroppen zu einem überragenden WM-Turnier.
Foto: Eckhard Frerichs / Natalia Butuzova gratuliert Michelle Kroppen zu einem überragenden WM-Turnier.

Die Medaille wäre das Sahnehäubchen auf die WM-Woche für Kroppen gewesen. Zunächst hatte sie an der Seite von Elena Richter und Lisa Unruh durch den Einzug in das Team-Viertelfinale das Maximum von drei olympischen Quotenplätzen für Tokio 2020 geholt, im Bronzefinale verpasste sie bei den 50. Welttitelkämpfen den glänzenden Abschluss: Im Finalstadion vor der imposanten St.-Johannes-Kathedrale, vor 2000 Zuschauern und unter den Blicken von IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, überkam sie gegen die Südkoreanerin Misun Choi ein ganz neues Gefühl: „Bis fünf Minuten vor Start war alles gang gut, dann kam das erste Mal die Nervosität. Als ich da stand und meinen ersten Schuss gemacht habe, hatte ich sehr wackelige Beine.“ Kroppen startete ihre erste Passe mit einer Neun, Sieben und Acht, während die Koreanerin von Beginn an zur Stelle war. Auch in der Folge konnte Kroppen die Nervosität nicht ganz abschütteln, in keinem ihrer neun Schüsse gelang ihr eine Zehn: „Ich bin nicht enttäuscht darüber, dass ich die Medaille nicht gewonnen habe. Ich bin enttäuscht darüber, dass meine Pfeile alle links hoch gegangen sind und das Visier nicht gepasst hat.“ Auch das beruhigende Einwirken von Trainerin Natalia Butuzova half nicht, zumal Choi nicht nachließ.

Bundestrainer Oliver Haidn war dennoch voll des Lobes für Kroppen, die bei ihrer zweiten WM-Teilnahme so stark auftrumpfte, als wäre es das Normalste auf der Welt: „Sie hat ein überragendes Turnier geschossen. Diese Erfahrung hatte sie noch nicht, und ich bin zuversichtlich, dass sie in der Zukunft auch in einem Finale bestehen kann.“

Hoffentlich stehe ich noch ein paar Mal da und kann den ersten Schuss mit weniger wackeligen Beinen machen!

Michelle Kroppen , zu ihrer Anfangsnervosität und mit Blick in die Zukunft

Unter den Augen ihrer stolzen Eltern, die natürlich aus der eine Stunde entfernten Heimat Straelen angereist waren, zog die Bundespolizisten unmittelbar nach dem Finale schon ein erstes Fazit: „Es ist möglich, mit den ganz Großen mitzumischen. Jedes Mal vor so einer Kulisse zu stehen, wenn es um etwas geht, das gibt einem jedes Mal ein kleines Bisschen mehr Stärke. Hoffentlich stehe ich noch ein paar Mal da und kann den ersten Schuss mit weniger wackeligen Beinen machen. Und allerspätestens, wenn ich morgen aufstehe werde ich mir sagen: Ich bin Vierte der Welt, das ist ein super Ergebnis.“

Kroppen war bei der WM nur gegen Schützinnen aus dem Bogensportland Nummer eins unterlegen. Im Halbfinale hatte sie gegen die in dieser Saison erst im WM-Finale erstmals bezwungene südkoreanische Weltranglisten-1. und Weltrekordlerin Chae Young Kang mit 2:6 verloren. Die DSB-Schützin war beste Europäerin im gesamten WM-Feld, das von den Asiatinnen (vornehmlich Südkorea, aber auch Taiwan, China und Japan) dominiert wurde.

Das deutsche Team in Herzogenbusch

Recurve: Michelle Kroppen, Elena Richter, Lisa Unruh, Florian Kahllund, Cedric Rieger, Maximilian Weckmüller
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Butuzova, Marc Dellenbach, Susanne Hentsch, Gregor Kuhn

Compound: Kristina Heigenhauser, Janine Meißner, Velia Schall, Sebastian Hamdorf, Marcus Laube, Marcel Trachsel
Betreuer: Holger Hertkorn, Harry Vohs

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