Deutsche Meisterschaften

DM Bogen Wiesbaden: Freudentränen, Kader-Duelle & Wiesbaden-Spezialist

11.09.2021 18:18

Heftige Regengüsse am Vormittag, Sonnenschein und perfekte Bedingungen am Nachmittag. Die Schützinnen und Schützen der Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden mussten am zweiten Tag der Titelkämpfe zum Teil hart im Nehmen sein und lieferten starke Leistungen sowohl auf dem Sportgelände Kleinfeldchen als auch im Finalstadion auf dem Bowling Green.

Foto: Eckhard Frerichs / Freudentränen bei Annika Rennett und ihrer Trainerin Ulrike Koini nach dem überraschenden DM-Sieg.
Foto: Eckhard Frerichs / Freudentränen bei Annika Rennett und ihrer Trainerin Ulrike Koini nach dem überraschenden DM-Sieg.

In den Goldfinals mit dem olympischen Recurvebogen kommt es zu den Duellen Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena) vs. Elisa Tartler (SV Bavaria Thulba) sowie Felix Wieser (FSG Tacherting) vs. Max Weckmüller (BSC Vellmar). Damit setzten sich vier Nationalkaderathleten durch, die aber vor allem in den Halbfinals Schwerstarbeit zu verrichten hatten. Denn in diesen trafen sie auf ihre Nationalmannschaftskollegen und lieferten sich harte Duelle. So beispielsweise Unruh gegen ihre Bronzemedaillenkollegin von Tokio, Michelle Kroppen. Am Ende hatte die für Jena startende Kroppen aus einem 2:4-Rückstand ein 6:4 (28-27, 26-28, 25-28, 30-27, 29-25) gemacht. Oder Tartler, die sich ebenfalls nach Rückstand 6:4 (28-29, 28-25, 25-27, 28-27, 27-26) gegen Katharina Bauer durchsetzte und danach sagte: „Es ist immer spannend, wenn man gegen Kaderkolleginnen schießt, und ich habe wirklich auch ein wenig gezittert. Deswegen bin ich umso stolzer, dass ich es geschafft habe. Ich weiß, was Michelle kann und sie, was ich kann. Es wird bestimmt spannend!“ Bei den Männern setzte sich Wieser erst im Stechschuss mit der besseren Neun gegen Johannes Maier durch, zuvor hatten sie sich die Punkte geteilt (29-30, 30-27, 29-29, 27-28, 29-26). Weckmüller setzte sich gegen den deutschen Rekordhalter Moritz Wieser mit 6:2 (27-27, 28-25, 27-27, 30-28) durch und sagte danach: „Es war heute sehr anstrengend, vor allem mit dem Regen. Ich musste sehr hart für das Goldfinale arbeiten und hoffe, dass es morgen gegen Felix ein spannendes Match für die Zuschauer wird. Ich freue mich drauf!“

Ich weiß, was Michelle kann und sie, was ich kann. Es wird bestimmt spannend!

Elisa Tartler vor dem Goldfinale gegen Michelle Kroppen

Foto: Eckhard Frerichs / Leon Hollas krönte seine starke Saison mit dem DM-Titel im Compound.
Foto: Eckhard Frerichs / Leon Hollas krönte seine starke Saison mit dem DM-Titel im Compound.

Und auch Charline Schwarz (BS Feucht), die dritte Tokio-Bronzemedaillengewinnerin, wird auf dem Bowling Green im Einsatz sein. Schwarz steht im Juniorinnen-Goldfinale und trifft dort auf Elena Idensen (BSC BB Berlin). Bei den Junioren kämpfen Niklas Hammann (SGi Ditzingen) und Lars Utscheid (TG Konz 1885) um Gold. Die Finals morgen (ab 12.00 Uhr) werden auf Sportdeutschland.TV live gestreamt, das ZDF und der HR berichten ebenfalls über die DM.

Bei besten Bedingungen wurden die ersten Titelträger und Medaillengewinner auf dem Bowling Green ausgeschossen. Dabei konnte sich Annika Rennett (Krefelder SSK 1842) – auch für sich selbst überraschend – den Titel vor den beiden Schwestern Regina und Balbina Kellerer (BSG Raubling) sichern. Das Finale gewann sie mit 7:1 (29-27, 27-24, 24-24, 27-25) und meinte damit mit Freudentränen in den Augen: „Ich bin überwältigt und habe es überhaupt nicht erwartet. Das ist mit Abstand mein größter Erfolg und ein Schritt in die Zukunft.“ Für alle Finalistinnen war es das erste Mal, auf so einem prächtig hergerichteten Finalfeld zu schießen, mit Publikum und großer TV-Präsenz. Das war aber kein Problem für die Deutsche Meisterin: „Es war absolut cool: Das Publikum hat mitgespielt, die Pfeile sind von alleine geflogen – es hat geklappt, wie lange nicht mehr.“

Die Pfeile sind von alleine geflogen!

 

Annika Rennett über ihr Erfolgsrezept

Das hätte auch von Phil Lüttmerding kommen können, denn der Schütze des SV Böddiger zeigte im Goldfinale eine erstklassige Leistung. Was immer auch Finalgegner Max Moulliet (SSV Hatzenbühl) vorlegte, Lüttmerding konterte. Dementsprechend zufrieden war der WM-33. dieses Jahres über das 7:1 (27-24, 27-26, 28-28, 29-27) gegen den WM-Sechsten Moulliet und seinen ersten DM-Titel: „Das bedeutet mir sehr viel, es ist einer der größten Erfolge in meiner noch jungen Bogensportlaufbahn.“ Auch für Lüttmerding war es „ein anderes, aufregendes Gefühl“ auf dem Bowling Green zu schießen. „Viele Leute gucken zu, es stehen nur zwei Scheiben da, es sind nur zwei Schützen.“ Dritter wurde Ben Greiwe (BSC BB Berlin).

Es ist einer der größten Erfolge in meiner noch jungen Bogensportlaufbahn!

 

Phil Lüttmerding ordnet den DM-Titel ein

Im Finale der Compound-Frauen setzte sich Katharina Raab (BSV Pfaffenhausen) gegen ihre Freundin Katharina Kutscher (BC Ismaning) mit 141:135 durch. Dabei erwischte die neue Deutsche Meisterin keinen guten Start: „Ich glaube, jeder zittert am Anfang, wenn er in dieser Arena steht.“ Doch nach und nach ließ sie ihre Pfeile in das Zentrum fliegen und baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Dementsprechend glücklich präsentierte sie sich nach ihrem ersten DM-Gold: „Es war schon immer so, dass es klappen kann, wenn ich einen guten Tag erwische. Und dieses Mal waren es zwei super Tage. Ich bin rundum zufrieden.“ Bronze sicherte sich Patricia Roth (Team Roth Bogensport).

Es ist einfach schön hier, eine tolle Finalarena!

 

Leon Hollas zu seinem zweiten DM-Titel bei seinem zweiten Start in Wiesbaden

Wiesbaden ist für die Bogensportler immer eine Reise wert, vor allem für Leon Hollas (Dresdener Bogenschützenverein). Der Maschinenbau-Student trat zum zweiten Mal in der hessischen Landeshauptstadt an und siegte zum zweiten Mal. Im Finale ließ er Überraschungs-Finalist Sebastian Lensing (SV Ihringshausen), der erst 2018 mit dem Bogensport begonnen hatte („Ich war sehr nervös!“), beim 147-140 keine Chance. „Es ist einfach schön hier, eine tolle Finalarena. Ich glaube, es wird schwer sein, die irgend woanders zu finden mit dieser Kulisse“, fand er lobende Worte für die Finalarena und einen Grund für seine Wiesbaden-Leidenschaft. Und mit seiner Leistung war er auch sehr zufrieden: „Es war ein gutes Ergebnis, auch unter dem Druck dieser Bühne. Die DM ist der krönende Abschluss einer phantastischen Saison für mich.“

Der starke Regen hatte auf die Titelgewinner in den Blankbogen-Klassen keinen Einfluss: Timo Durchdewald (SV Nieder-Florstadt), Cathrin Terlutter (SV Altheim-Thalheim) und Wilhelm Dillinger (TSV Kirchdorf a. Inn) siegten in den Klassen Herren, Damen und Masters. Dabei hatten sie zur Halbzeit genug „Polster“ angelegt, um sich das Gold zu sichern. Durchdewald hatte am Ende 625 Ringe und lag damit deutlich vor Kurt Krizbay-Klein (603, SV Gartenstadt Trudering) und Marcel Mantei (SV Todenmann, 601). Terlutter (564) hatte einen Vorsprung von acht Ringen auf Sandra Dölitzscher (PSG Gera e.V. seit 1660) sowie 18 auf Manuela Stender (ASC Göttingen). Dillinger (617) siegte vor Frank Plitt (609, BSGW Kassel) und Jens Siebert (591, BS Delmenhorst).

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