Weltmeisterschaften
Schießsport-WM Baku: Vier Medaillen und ein Quotenplatz
Sensationeller Tag für die DSB-Schützen bei der Schießsport-WM in Baku/AZE: Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz) sicherte sich in der letzten olympischen Disziplin bei der WM die Bronzemedaille, die zudem noch mit einem olympischen Quotenplatz belohnt wurde. Zudem räumten die Pistolenschützen nochmals mächtig ab: Christian Reitz gewann Gold, Florian Peter Bronze und das Team, zu dem auch noch Oliver Geis zählt, ebenfalls Gold mit der Zentralfeuerpistole.
DSB-Sportdirektor Thomas Abel hatte sich vor der WM vor allem Bestleistungen seiner Athleten gewünscht. Kathrin Murche hatte gut zugehört. Die 23-Jährige zeigte die beste Leistung in ihrer noch jungen Karriere und krönte sich mit der WM-Bronzemedaille und dem begehrten olympischen Quotenplatz für Paris 2024. Doch davor stand harte Arbeit. Im Finale musste sie sich mit fünf Gegnerinnen auseinandersetzen, die ebenfalls – bis auf die Italienerin Rossi – allesamt auf die vier zu vergebenen Quotenplätze schielten. Und Murche begann nervös: Gleich drei Scheiben (zwei, fünf und sechs) ließ sie zu Beginn fliegen. Doch das Gute: Sie war nicht die Einzige, denn auch den anderen Schützinnen merkte man den Druck an. Bester Beleg war die Scheibe elf, die fünf der sechs Athletinnen verfehlten. Murche ließ acht Treffer folgen und schob sich auf Platz drei – mit „Puffer“ nach hinten. Und als nach den 25 Scheiben die am schlechtesten platzierte Schützin, Perilli aus San Marino, ausschied war die Gewissheit des Quotenplatzes da. Vielleicht auch deshalb verfehlte die DSB-Athletin die drei nächsten Scheiben, blieb dennoch mit einer Scheibe Vorsprung auf Rang drei. Und diesen gab sie nicht mehr her, ihre 26 Treffer nach 35 Scheiben reichten zum unglaublichen dritten Platz. Danach sagte sie: „Ich bin überwältigt, und habe es noch nicht richtig realisiert. Mir kommen immer wieder die Tränen, weil ich mich so freue. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich hierherkomme und einen Quotenplatz hole. Aber nach gestern habe ich gedacht: Jetzt muss ich Gas geben und hole mir das Ding. Dass dann noch Bronze dazukommt, ist überwältigend. Ich bin sprachlos, freue mich extrem und bin dankbar, dass die Vorbereitung so gut lief und danke meinen Trainern Karsten Beth und Uwe Möller.“
Es war der mit Abstand größte Erfolg in ihrer bisherigen Karriere, in der sie bislang eine Weltcup-Bronzemedaille im Mixed-Wettkampf gewonnen hatte. Platz neun bei der WM 2022 sowie die Plätze fünf und sechs im Weltcup-Einzel standen bislang zu Buche. Auch Bundestrainer Uwe Möller war von seiner Athletin begeistert und erleichtert, dass endlich der erste Trap-Quotenplatz für Paris gewonnen wurde: „Wir trinken gerade ein Quotenplatz-Bierchen. Für mich war es hauptsächlich ein Zeichen an die Außenwelt: Die Disziplin Trap lebt nach wie vor, auch wenn wir in letzter Zeit nicht die Leistung gezeigt haben, wie es gewünscht ist. Kathrin hat heute gezeigt, wo sie hingehört: Nämlich in die Weltspitze. Das war der Hammer!“
Bereits in der Qualifikation hatte die Sportsoldatin geglänzt und mit 121 Treffern eine neue Bestleistung aufgestellt. Dabei bewies sie vor allem in der letzten Serie Nervenstärke, als sie alle 25 Scheiben pulverisierte. Der Lohn war Platz zwei in der Qualifikation und der sichere Finalplatz. „Schon im Training war sie gut drauf, In der ersten Serie hat der Motor noch etwas gestottert, aber danach hat sie die Nervosität abgelegt. Da hätten die Scheiben im Tiefflug rückwärts kommen können, die hätte sie alle erwischt. Im zweiten Teil hat sie gezeigt, dass sie mit dem Druck umgehen kann und eine „Volle“ geliefert, als sie gefordert war“, so Möller.
Die zweite deutsche Starterin, Bettina Valdorf, fand schwer in den Wettkampf. In den ersten drei Runden ließ sie zu viele Scheiben fliegen, gab aber nicht auf und zeigte mit jeweils 24 Treffern in Serie vier und fünf ihre Klasse. Am Ende hatte sie 112 Treffer auf dem Konto (38. Platz).
Auch in der Männer-Konkurrenz hatte sich das deutsche Trio Marco Kroß, Andreas Löw und Paul Pigorsch durchaus etwas ausgerechnet. Doch irgendwie lief Vieles gegen das Team. Pigorsch wartete mehrere Tage auf seine Klamotten und musste in der großen Hitze mit Leihsachen und in Baku gekauften Kleidern schießen. Löw zog sich am Ende des offiziellen Trainings am rechten (Ziel-)Auge ein Grieskorn zu, „was meinen Fokus beeinträchtigt hat, mein Auge hat tränen lassen und mich in der ersten Runde sehr rausgebracht hat.“ Danach war es quasi zu spät, denn Löw und die beiden anderen Mitstreiter schossen allesamt nur 22 Treffer. „Meine Erstschüsse saßen nicht so wie gewohnt, ich hatte viele Zweitschüsse. Das nimmt einem natürlich die Sicherheit“, so Löw. Am Ende landete das Trio auf den Rängen 75 (Löw), 76 (Kroß, jeweils 117 Treffer) und 90 (Pigorsch, 116). Der Finaleingang lag bei 123 Treffern. Löw blickt bereits voraus: „Die restlichen Runden liefen dann schon echt gut und lassen hoffen. Zuhause werde ich dann erst einmal etwas an meiner Flinte verändern, damit es zur EM hoffentlich besser läuft als hier.“
Zentralfeuerpistole: Doppel-Gold und Bronze
Mehr als gut lief es für die deutschen Schnellfeuerschützen: Nach Bronze (Florian Peter) und Silber (Team) mit der Schnellfeuerpistole sowie Silber im Team mit der Standardpistole, setzten Christian Reitz, Florian Peter und Oliver Geis zum Abschluss mit der Zentralfeuerpistole noch einen drauf: Reitz holte sich Einzel-Gold mit 584 Ringen vor dem ringgleichen Esten Peeter Olesk – Reitz hatte 23 Innenzehner und damit sechs mehr als der Konkurrent und meinte danach: „Natürlich ist es schön, dass noch eine Einzelmedaille dazugekommen ist, aber das ändert an den vorherigen Leistungen nichts. Auch die 584 haben zwar gereicht, aber es ist nicht so, dass ich sage, dass es ein Bombenwettkampf war.“
Mit einem starken Schlussspurt nach mehreren Waffenstörungen („Dass es danach so gut funktioniert hat, hat mich selber überrascht – ich habe einfach nur noch geschossen.“) kletterte Peter schließlich noch auf Rang drei (583 Ringe). Zum kompletten Triumph, dem souveränen Titel mit der Mannschaft mit zwölf Ringen Vorsprung auf Südkorea, steuerte Oliver Geis 576 Ringe (10. Platz) bei. „Mannschaftsgold und WM-Titel für Christian freut mich mega. Zusammenfassend kann man sagen: Eine sehr erfolgreiche WM für die Schnellfeuer-Truppe“, so Peter treffend zum Abschluss.
Die nominierten DSB-Schützen für die WM in Baku
Flinte: Katrin Butterer (Ibbenbüren), Nadine Messerschmidt (Schmalkalden), Nele Wißmer (Suhl), Vincent Haaga (Suhl), Sven Korte (Ibbenbüren), Tilo Schreier (Loitz), Marco Kroß (Torgau), Andreas Löw (Schönbronn), Paul Pigorsch (Süptitz), Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz), Bettina Valdorf (Frankfurt/Oder)
Gewehr: Anna Janßen (Freising), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Lisa Müller (Weingarten), Larissa Weindorf (Mannheim), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Mossautal), Max Braun (Kämpfelbach), Anna-Lena Geuther (Unterschleißheim), Veronique Münster (Kalletal), Markus Abt (Amtzell), Christian Dreßel (Adelsdorf), Max Ohlenburger (Idstein-Heftrich), Jörg Niehüser (Erwitte), Michael Klein (Schlier), Marcin Szyja (Pflaumdorf)
Pistole: Svenja Berge (Oberselters), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michelle Skeries (Potsdam), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Michael Schwald (Lörrach), Robin Walter (Reichenbach), Oliver Geis (Oberselters), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg)
Laufende Scheibe: Daniela Vogelbacher (Frankfurt/Main), Kris Großheim (Frankfurt/Main), Tobias Schönsteiner (Würrtenberg)
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