Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: „Es ist richtig cool, dabei zu sein“

15.08.2019 10:26

Die Deutsche Meisterschaft im Sportschießen in München (23. August bis 2. September) ist ein echtes Highlight im Jahreskalender der Schützen. Zum ganz persönlichen Highlight wird es aber vor allem für diejenigen, die zum ersten Mal einen Auftritt auf dieser großen Bühne bekommen. So, wie die 14-jährige Nachwuchsschützin Sonja Schmid (SG Dornberg Erharting), die uns gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Trainer, Einblicke in ihre persönliche Geschichte gibt.

Foto: Sonja Schmid / Sonja Schmid trainiert fleißig für ihren ersten Start bei der Deutschen Meisterschaft in der Schülerklasse.
Foto: Sonja Schmid / Sonja Schmid trainiert fleißig für ihren ersten Start bei der Deutschen Meisterschaft in der Schülerklasse.

Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Babsi beschloss die damals 12-jährige Sonja, endlich Mitglied eines Vereins in ihrem beschaulichen Dorf in Oberbayern werden zu wollen. Ihre Wahl fiel auf den Schützenverein. Trainer Christoph Stockmann erinnert sich noch gut daran: „Vor zwei Jahren kam Sonja zu uns in den Verein. Sie ist ehrgeizig, lässt sich helfen, lässt sich etwas sagen und setzt das um. Mit ihr kann man richtig gut trainieren.“ Das fleißige Luftgewehr-Training trägt inzwischen Früchte. Verpasste sie im letzten Jahr die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft um lediglich drei Ringe, folgte in diesem Jahr ein neuer Versuch – der Start bei der Landesmeisterschaft in der Schülerklasse verlief jedoch holprig. Zu hoch der eigene Erwartungsdruck. Gleich in der ersten Serie kassierte sie ein Sechs und Sieben. „Da war es eigentlich schon vorbei mit der Deutschen Meisterschaft“, erzählt Stockmann. Doch dann packte Sonja ihr Kämpferherz aus, schoss eine Zehn nach der anderen und schaffte letztendlich die geforderte Hürde: „Das war ein sehr komisches Gefühl! Man wird nervös, aber freut sich gleichzeitig darauf, glaubt es teilweise noch gar nicht, dass man es geschafft hat, weil es ein richtig cooles Erlebnis ist.“

Extra-Training mit Olympiasiegerin Engleder
Sie hat das Ruder rumgerissen, an sich selbst geglaubt und niemals aufgegeben. „Wenn es an manchen Tagen nicht gut läuft, ist es auch für mich schwierig, mich hochzuziehen, aber ich denke mir einfach, dass ich es im Training auch schaffe, warum also nicht auch da?“ Trainiert wird meistens einmal die Woche im Vereinsheim, aber manchmal gibt es auch ein Extra-Training, wie das Training mit Olympiasiegerin Barbara Engleder im neuen Talenteförderzentrum des Bayerischen Schützenbundes. „Wenn du siehst, dass die es soweit geschafft haben, ist das schon eine Inspiration“, so die 14-Jährige sichtlich beeindruckt, „und dann denkst du dir: Vielleicht könnte ich das ja auch einmal probieren. Das wäre ja nicht schlecht.“ Für die Jungen ist es eine Motivation, für die Heimtrainer eine Stütze, wie Stockmann bestätigt: „Das Training mit Barbara Engleder hat ihr viel gebracht!“ Vor allem, weil Sonja all diese Informationen aufsaugt und umsetzt. Das zu sehen, macht ihren Trainer stolz: „Mich motiviert das selbst, Zeit zu investieren und mit den Jungen auch einmal woanders ins Training hinzufahren.“ Schließlich können diese jungen Talente zu einem Zugpferd im Verein werden, weiteren Nachwuchs motivieren und damit auch dessen Zukunft sichern. Dass das Vereinsleben sich positiv auf ihre zwei Kinder auswirkt, bestätigt Mama Gerlinde, die selbst nicht aktiv im Schützenverein tätig ist: „Durch die Vereinstätigkeit hat Sonja gelernt, zusammenzuarbeiten, miteinander auszukommen, auf Fremde zuzugehen, die man durchs Schießen kennenlernt und ihre Konzentrationsfähigkeit hat sich positiv auf ihre schulischen Leistungen ausgewirkt. Sie kann Dinge einfach besser ausblenden.“ Genau dieser Zusammenhalt sei das Schöne am Schießsport, und einen schönen Nebeneffekt hat das Ganze auch noch: „Die Kinder sitzen nicht ständig mit dem Handy da oder spielen Computer, sondern sie haben gemeinsame Aktivitäten. Sie übernachten gemeinsam, spielen Karten, grillen oder gehen in den Hochseilgarten. Das gefällt mir sehr.“ Und auch Tochter Sonja genießt die Zeit mit ihren neuen Freunden: „Bei den Schützen ist es immer lustig.“

Durch die Vereinstätigkeit hat Sonja gelernt, zusammenzuarbeiten, miteinander auszukommen, auf Fremde zuzugehen!

Gerlinde Schmid, Die Mutter nennt die positiven Auswirkungen für ihre Tochter durch den Schießsport

Die Nervosität steigt von Tag zu Tag
So kurz vor der Deutschen Meisterschaft steigt jedoch die Nervosität bei allen Beteiligten. Dieses Gefühl der Nervosität kennt die junge Nachwuchsschützin bereits von den Bezirks- bzw. Landesmeisterschaften: „Je näher der Termin rückt, desto nervöser wird man.“ Mit an Sonjas Seite werden in München ihre Eltern stehen. „Am Anfang hatte ich Angst, dass ich dann noch nervöser bin, wenn sie zusehen, aber eigentlich ist es nur besser für mich geworden“, freut sich die Tochter über die Unterstützung ihrer Eltern: „Mein Papa beruhigt mich, er kann das super.“ Mama Gerlinde muss da schon eher einmal wegschauen, weil es sie nervlich zu sehr mitnimmt und sie mit ihrem Kind mitleidet, „aber man freut sich umso mehr, wenn man sieht, dass sie sich aus dem Sumpf wieder rausgekämpft hat.“ Am Ende macht es aber vor allem eines: Es schweißt die ganze Familie zusammen. Sonja hat zwar mit der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft bereits ihr persönliches Ziel erreicht, dennoch hat sie sich vorgenommen, ihr Ding durchzuziehen: „Ich will sagen können: Ich habe etwas geschafft, ich habe etwas erreicht! Ich habe Erfolg, und es macht mir ja auch Spaß, weil es richtig cool ist, dabei zu sein.“ Und Mama Gerlinde ist realistisch genug, um zu wissen, dass es wohl Schützen geben wird, die vielleicht besser sind als ihre Tochter, aber das ist ihr egal: „Welcher Platz dabei herausspringt, ist fast schon Nebensache. Das ist eine tolle Erfahrung, die man seinem Kind wünscht, wenn es auf so einer großen Meisterschaft mitmachen darf. Alleine das ist ein Gewinn.“ Träumen ist jedoch weiterhin für Sonja erlaubt: „Ich würde gerne einmal bei einer großen Meisterschaft dabei sein. Ich will besser werden und sehen, was ich aus mir rausholen kann.“

Foto: Sonja Schmid / Training, Training, Training.
Foto: Sonja Schmid / Training, Training, Training.

Wer weiß, vielleicht sieht man sie eines Tages mit dem Nationalkaderdress über die Olympiaschießanlage spazieren. Eines will ihr ihr Trainer vor ihrer ersten großen nationalen Meisterschaft noch unbedingt mit auf den Weg geben: „Denk dran: Du kannst es immer noch rumreißen!“

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