Deutsche Meisterschaften

Bogen DM Wiesbaden: Weltmeisterlicher Glanz auf dem Bowling Green

10.09.2023 16:58

Zum Abschluss der Deutschen Meisterschaften Bogensport in Wiesbaden sahen die Zuschauer die Crème de la crème: Zunächst das Weltmeisterinnen-Duell zwischen Charline Schwarz (BS Feucht) und Katharina Bauer (BSG Raubling), das Schwarz überraschend deutlich 6:0 (24-21, 28-27, 27-24) für sich entschied. Dann der Titel für European Games-Sieger Florian Unruh (SSC Fockbek), der sich 6:2 (28-27, 26-28, 29-27, 28-25) gegen Maximilian Weckmüller (BSC Vellmar) durchsetzte.

Foto: Eckhard Frerichs / Nach WM-Gold nun auch DM-Gold: Charline Schwarz.
Foto: Eckhard Frerichs / Nach WM-Gold nun auch DM-Gold: Charline Schwarz.

Recurve Erwachsene: Weltmeister-Duell und Unruh-Sieg
Viele hatten darauf gehofft, am Ende kam es wirklich zum mit Spannung erwarteten „Traumfinale“ zwischen den beiden Weltmeisterinnen Katharina Bauer (BSG Raubling) und Charline Schwarz (BS Feucht). Doch dieses entwickelte sich überraschend einseitig, weil es Bauer nicht gelang, ein Gefühl für das Bowling Green zu entwickeln und ihre Pfeile sicher „ins Gold“ zu setzen. Nach der ersten „Aufwärmpasse“ beider Athletinnen (24-21, Schwarz: „Ich habe mich sehr gewundert, warum mein erster Schuss so nach links geflogen ist. Als Kathi das auch gemacht hat, habe ich mir gedacht: Okay, das liegt nicht an mir.“), steigerten sie sich auf WM-Niveau – Schwarz hatte aber immer die etwas bessere Antwort. Am Ende reichten ihr in der letzten Passe drei Neuner, um ihren ersten DM-Titel bei den Frauen zu gewinnen: „Ich hätte auf keinen Fall gedacht, dass es ein 6:0 wird, sondern mit einem starken Kampf gerechnet“, so Schwarz. Bauer gab zu, ausgelaugt zu sein, „über Silber kann ich mich aber nicht beklagen. Ich wollte die DM und die Atmosphäre genießen, habe das Ziel erreicht und bin zufrieden.“ Das galt natürlich erst recht für Schwarz, die ein unglaubliches Jahr nochmals mit Gold abschloss („Ich freue mich über den Titel und den Saisonabschluss.“) und sich nun über den verdienten Urlaub freut: „Es geht nach Mallorca.“
Rang drei sicherte sich Elisa Tartler (SV Bavaria Thulba) durch ein 7:1 (27-25, 26-26, 23-22, 28-26) gegen Johanna Heinzel (SV Querum).

Auch im Männer-Finale kam es zum Duell zweier Nationalkader-Athleten: Florian Unruh (SSC Fockbek) vs. Maximilian Weckmüller (BSC Vellmar) bzw. DM-Dritter vs. DM-Zweiter aus dem Vorjahr. Für Weckmüller war es gar das dritte DM-Finale in Folge, und „wenn man im Goldfinale steht, will man das natürlich auch gewinnen.“ Aber der Gegner hieß nun einmal Unruh, und dieser hatte ein phantastisches Jahr hinter sich mit den Höhepunkten European Games-Sieg und WM-Silber im Mixed an der Seite von Michelle Kroppen. Unruh hatte den besseren Start, ehe Weckmüller egalisieren konnte. Dann setzte sich die Klasse des Fockbekers jedoch durch und das, obwohl er sich nicht explizit auf die DM vorbereitet hatte: „Ein Titel ist immer sehr schön, aber es ist natürlich nicht der Saisonhöhepunkt, und in meinem Fall hat auch die Feldbogen-EM Priorität (Ende des Monats, Anm. d. Red.). Deswegen war ich mir auch nicht sicher, ob es gut funktioniert, geradeaus zu schießen. Aber es hat wirklich gut geklappt.“ Dabei gab Unruh zu, nicht exakt zu wissen, was ihn auf dem Finalfeld erwartet: „Es war eine gewisse Unsicherheit, weil die anderen nicht ganz so gut getroffen hatten.“ Gut treffen, will er noch bei der Feldbogen-EM („Da würde ich gerne den Titel verteidigen!“), ehe sowohl für Unruh als auch Weckmüller eine besondere Mission ansteht: „Wir hatten in diesem Jahr viele gute Ansätze, aber was das Männerteam insgesamt betrifft, haben wir nicht das erreicht, was wir wollten. Die Aufgabe für das nächste Jahr ist klar“, macht Weckmüller eine klare Ansage.
Jonathan Vetter (SGi Ditzingen) gewann nach einem 6:5 (28-26, 24-29, 27-22, 26-26, 23-27, 8:8) gegen Jakob Hetz (BCS Reuth) die Bronzemedaille.

Recurve Junioren: Idensen und Kramer wollen nach DM-Titel nach Paris
Titelverteidigerin Elina Idensen (BSC BB-Berlin) bekam es im Goldfinale mit Svenja Herrmann (ASC Göttingen) zu tun. Die hatte in den Vorjahren bereits reichlich Finalerfahrung gesammelt, da sie 2021 und 2022 jeweils Bronze gewann. Dennoch galt Idensen, die in diesem Jahr u.a. Weltcup-Zweite in Antalya/TUR wurde, als klare Favoritin. Und wurde dieser Stellung letztlich gerecht. Ihr letzter Pfeil schlug in die Zehn ein und sorgte somit für den entscheidenden Satzpunkt zum 6:2 (27-26, 26-26, 28-23, 25-25). Damit holte sie sich erneut den Titel und untermauerte ihre Dominanz in der Juniorinnenklasse. Denn 2022 und 2023 hieß die Deutsche Meisterin in Halle und (!) im Freien stets Elina Idensen. Dementsprechend zufrieden war sie danach: „Das war der perfekte Abschluss meiner Juniorinnenzeit. Ich freue mich sehr, mit einer Zehn das Ganze zu beenden, das macht Spaß!“ Die Ziele der 20-Jährigen sind klar formuliert: „Ich will nächstes Jahr zu den Olympischen Spielen nach Paris. Dafür geht es jetzt in die Vorbereitung und es geht darum, wer an den entscheidenden Tagen in der Qualifikation am besten schießt.“
Clea Reisenweber (BSC BB-Berlin) setzte sich im Bronzematch 6:0 (30-15, 29-25, 24-19) gegen Sophie Kühne (TuS Grün-Weiß Holten-BoSch) durch.

Foto: Eckhard Frerichs / Guter und fairer Sport: Florian Unruh (links) nimmt die Glückwünsche von Maximilian Weckmüller entgegen.
Foto: Eckhard Frerichs / Guter und fairer Sport: Florian Unruh (links) nimmt die Glückwünsche von Maximilian Weckmüller entgegen.

Die Ausgangslage bei den Junioren war nahezu identisch: Mathias Kramer (BSC Werlte), der in diesem Jahr mit WM-Bronze bei den Junioren, ein absolutes Highlight gesetzt hatte, ging als klarer Favorit in das Goldfinale. Der Titelverteidiger hatte auf dem Weg in das letzte Match noch keinen Satzpunkt abgegeben und traf auf Elias Wahle (TuS Grün-Weiß Holten-BoSch), einen absoluten Überraschungs-Finalisten. Wahle war in der Qualifikation Sechster und hatte vor allem im Halbfinale sein Glanzstück abgeliefert, als er den Qualifikations-Zweiten Eric Link (BSC BB-Berlin) mit 6:2 bezwang. Und der Außenseiter legte gut los, siegte in der ersten Passe mit 28-27. Doch Kramer konterte, glich aus (27-23) und zeigte dann seine ganze Klasse: 28-27 holte er sich die dritte Passe und musste mit dem letzten Pfeil der vierten Passe liefern: Der Pfeil schlug in der Zehn ein und machte das 28-27 und 6:2 perfekt: „Besser kann der Abschluss meiner Juniorenzeit nicht laufen. Ich war sehr angespannt, weil ich auch der klare Favorit war und abliefern musste.“ Und wie Idensen will auch Kramer keine Zeit verlieren und gleich bei den Erwachsenen die Etablierten angreifen: „Ich will bei den Spielen 2024 starten, mich ins Männerteam schießen und mit diesem den Quotenplatz im Team holen.“ Die Erfolge im letzten Juniorenjahr (Kramer: „Sensationell!“) sollten für die Männer Warnung genug sein, dass mit dem 19-Jährigen ein ehrgeiziger und hervorragender Schütze nachrückt.
Linke gewann kampflos gegen Raphael Schier (SV Stahl U-born Bogen) die Bronzemedaille.

Recurve Kleinfeldchen: Packende Entscheidungen bei großer Hitze
Parallel zu den Entscheidungen auf dem Bowling Green wurden noch zahlreiche Pfeile auf dem Sportplatz Kleinfeldchen geschossen. Denn dort wurden noch zahlreiche Titelträger gesucht – und gefunden. Beim Recurve Master männlich siegte Andre Grawinkel (Sherwood BSC Herne) mit 641 Ringen zwei Punkte vor Mirko Swinnty (TuS Grün-Weiß Holten-BoSch), wobei er vor allem von seinem Vorsprung aus Hälfte eins zehrte.

Marzena Wrodarczyk (SG Hubertus Hörlkofen) hieß die glückliche Siegerin bei den Frauen in der gleichen Altersklasse. Nach anfänglichem Rückstand zeigte sie die größte Konstanz und Widerstandskraft und siegte mit sechs Ringen Vorsprung vor Bianca Speicher (Burgschützen Büschfeld), auch, weil sie weltmeisterliche Hilfe hatte: „Der Wettkampf war anstrengend, es war extrem heiß, man benötigt eine starke Kondition. Ich hatte mich aber gut vorbereitet und Tipps bekommen, z.B. von Kathi Bauer.“

Nach der Halbzeit drehte Hubert Schulze (SG Eichenlaub Pressath) bei den Recurve-Senioren mächtig auf: Aus einem Acht-Ringe-Rückstand machte er einen Acht-Ringe-Vorsprung gegenüber Hans-Gert Weseloh (SV Salzderhelden e.V.).

Und auch in der Schülern Recurve ging es heiß her: Bei den Mädchen gab es einen spannenden Dreikampf zwischen Sarah Kirchner (Achimer BS), Amelie Masche (BSSC Olympia) und Jessica Liu (SGi Welzheim), der bis zum Ende offen war und Kirchner mit zwei bzw. sechs Ringen Vorsprung vorne sah. Vielleicht lag es an der familiären Unterstützung, die bei diesen Bedingungen den nötigen Rückhalt gaben: „Es war sehr viel Sonne und sehr warm. Mein Vater, Mutter und Bruder waren da.“ Noch enger lief es bei den männlichen Schülern: Nils Basel (BSG Raubling) und Emil Sperber (SV Mönkeberg) schossen quasi im Gleichschritt ihre 72 Pfeile auf die 40m-Distanz. Basel hatte einen Ring Vorsprung zur Halbzeit, Sperber holte diesen einen Ring mehr auf der zweiten Hälfte, sodass beide 667 Ringe aufwiesen. So mussten die Zehner bzw. X-Schüsse als Kriterium herangezogen werden, die Basel als glücklichen Sieger sahen.

Blankbogen & Compound Schüler A: Reihl und Jennrich siegen
Mit Jakob Reihl (SG Edelweiß Bruckmühl) im Blankbogen und Joel Luis Jennrich (BSFD Schallbach) im Compoundbogen gewannen zwei junge Schützen die Schüler A-Klassen. Reihl (605) verwies mit komfortablen 17 Ringen Vorsprung Ann-Sophie Weller (SGes Esslingen) auf Platz zwei, Jennrich (687) hatte vier Ringe Vorsprung vor Ellen Schilling (SSG Hohberg).

Mannschaftstitel gingen an den TSV Jahn Freising (Recurve Master) und den BSSC Olympia I (Recurve Schüler).

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