Deutsche Meisterschaften

Bogen DM Wiesbaden: Wiederholungstäter und Premierensieger

08.09.2023 17:11

Die ersten Titelträger bei der Bogensport-DM in Wiesbaden sind gekürt: Die Compound-Schützen Ruven Flüß (BSV Eppinghoven 1743 e.V., Junioren), Noah Nuber (SSV Baiertal 1925 e.V., Jugend) sowie Matthias Raab (Oberallgäuer Gauschützen, Masters) und Jürgen Littig (1. BSC Sinsheim, Senioren) bekamen am Ende die Goldmedaille umgehängt und das für Wiesbaden typische „Ananas-Törtchen“ überreicht.

Foto: Eckhard Frerichs / Matthias Raab freute sich diebisch über seinen ersten DM-Titel.
Foto: Eckhard Frerichs / Matthias Raab freute sich diebisch über seinen ersten DM-Titel.

23°C, Sonnenschein und Windstille. Um 10.01 Uhr startete die DM unter perfekten Bedingungen auf dem Sportplatz Kleinfeldchen. Während die Recurve-Weltmeisterinnen am Eröffnungstag nur Zuschauerinnen bzw. noch auf der Anreise waren, standen die Compound-Klassen sowie die Recurve Jugend im Fokus. Um 13.27 Uhr brandete erstmals Applaus auf, als alle Teilnehmer ihre 72 Pfeile ins Ziel gebracht hatten.

In den Juniorenklassen gelang dies mit Ruven Flüß (BSV Eppinghoven 1743 e.V.) einem Titelverteidiger. Allerdings hatte Flüß im vergangenen Jahr bei der Jugend triumphiert und bezwang nun mit Moritz Kurz (Kgl. priv. SG Bad Wörishofen) den Juniorensieger vom vergangenen Jahr. Den Grundstein legte er in der zweiten Hälfte des Wettkampfes, als er seinem Kontrahenten zwölf Ringe abnahm und am Ende mit 686 Ringen einen deutlichen Vorsprung (elf Ringe) aufwies: „Ich habe nicht erwartet, dass ich gleich bei den Junioren gewinne. Ich wusste, wie ich zur Halbzeit im Ranking stehe und habe mich in der Pause gepusht, und das hat sehr gut funktioniert.“

Exakt über den gleichen Verlauf konnte sich Noah Nuber (SSV Baiertal 1925 e.V.) freuen. Zur Halbzeit lag er einen Ring hinter Gideon Jurcz (BSC Dorsten), aber während Nuber sein Niveau halten bzw. etwas verbessern konnte, ließ der Kontrahent nach. Am Ende hieß es 692:681 Ringe für Nuber, der sich über seinen ersten Titel freute: „Der Titel bedeutet mir sehr viel, da ich endlich gewonnen habe. In der Vergangenheit war ich immer wegen eines Rings Zweiter oder Dritter.“ Der drittplatzierte Fabio Alex (ATSV Oberkotzau Bogen, 680) war auch noch stark aufgekommen.

Foto: Eckhard Frerichs / Die Medaillengewinner der Jugend-Compoundklasse v.l.: Gideon Jurcz (BSC Dorsten), Noah Nuber (SSV Baiertal 1925 e.V.) und Fabio Alex (ATSV Oberkotzau Bogen).
Foto: Eckhard Frerichs / Die Medaillengewinner der Jugend-Compoundklasse v.l.: Gideon Jurcz (BSC Dorsten), Noah Nuber (SSV Baiertal 1925 e.V.) und Fabio Alex (ATSV Oberkotzau Bogen).

Mit Jürgen Littig (1. BSC Sinsheim) gewann bei den Compound Senioren ein weiterer Titelverteidiger souverän. Zwar kam der Routinier nicht an seinen Deutschen Rekord aus dem Vorjahr heran (679 Ringe). Seine 668 Ringe bedeuteten aber satte 15 Ringe Vorsprung vor dem zweitplatzierten Erhard Schubert (Blankenfelder BS), dem er vor allem im zweiten Teil des Wettkampfes davonzog. Dennoch war der 67-Jährige nicht vollkommen zufrieden mit seinem dritten Titel im Freien: „Ich mit der Ringzahl nicht zufrieden, aber das Ergebnis ist ein wenig dem Wetter geschuldet, es waren sieben, acht Grad zu viel für mich.“ Genug hat er aber noch nicht: „Es ist noch Luft nach oben. Eigentlich wollte ich den Rekord brechen, dann halt nächstes Jahr.“

Eine Alterskategorie darunter gab es die am stärksten umkämpfte Entscheidung des Tages. In der Mastersklasse schien Matthias Raab (Oberallgäuer Gauschützen) zur Halbzeit mit bärenstarken 352 Ringen vorzeitig alles klarzumachen – mit der Ringzahl lag er gleichauf mit Florian Grafmans als bestem Mann und acht Ringe vor seiner Tochter Katharina als bester Frau – doch konnte er das Niveau nicht halten: „Der erste Teil war der Wahnsinn, da lief eigentlich alles, so ein Ergebnis habe ich noch nie im Turnier geschossen. Dann kam die Pause und das Kopfkino begann. Der erste Schuss war gleich eine Acht, dann begann das Überlegen, und es ging bergab mit den Ringzahlen.“ Falk Just (TSV Lindenberg) zog in der drittletzten Passe an ihm vorbei, doch Raab konterte und kam am Ende mit 685 Ringen und einem Vorsprung von vier Ringen glücklich ins Ziel: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich es nochmals rumreiße, weil ich wirklich in einem Loch war. Dann habe ich mir gesagt: Sch… egal und dann lief es wieder. Der Titel bedeutet mir sehr viel, endlich kann ich meiner Tochter Paroli bieten.“

Die Samstag-Finalteilnehmer auf dem Bowling Green stehen fest

Bei Frauen und Männern (Compound) sowie der Jugend (Recurve) wurden am Nachmittag die Teilnehmer für die Medaillenmatches ausgeschossen. Diese werden am Samstag, 9. September, ab 14.00 Uhr (live bei Sportdeutschland.TV) auf dem Bowling Green ausgetragen.
Dabei gab es einige Überraschungen, denn hochgehandelte Schützen wie die WM-Teilnehmer Leon Hollas (Dresdner Bogenschützenverein) oder Jennifer Walter (SV Weil im Schönbuch) scheiterten früh in der Ko-Phase. Das Goldfinale der Compound-Männer bestreiten die Vereinskollegen und Routiniers Henning Lüpkemann und Marcus Laube (TV Meßkirch), die sich in den Halbfinals 147:145 gegen Florian Grafmans (Schützengilde Kleinlangheim, Lüpkemann) bzw. 145:142 gegen Lars Klingner (TSV Lindenberg, Laube) durchsetzten. Lüpkemann unterstrich dabei einmal mehr seine Allround-Qualitäten, denn der 40-jährige WM-Teilnehmer gewann vor wenigen Tagen erst die DM-Titel im 3D-Bogenschießen – und zwar mit dem Recurve- und Compoundbogen. Bei den Frauen steht Katharina Raab (Oberallgäuer Gauschützen) abermals im Finale und kann mit einem Sieg den DM-Hattrick perfekt machen. Dazu ist ein Sieg gegen Kaderkollegin Julia Böhnke (TV Meßkirch) notwendig. Beide waren bereits in der Qualifikation die besten Schützinnen und zeigten dies auch in der anschließenden Eliminationsphase. In den Halbfinals siegten sie 144:140 gegen Susanne Engemann (BSV Teningen) bzw. 143:140 gegen Marie Marquardt (Blankenfelder BS, Böhnke).
Die jugendlichen Recurver ermitteln ebenfalls am Samstag ihre Titelträger und Medaillengewinner. Dabei waren die Halbfinals an Dramatik nicht zu überbieten: Toni Schmid machte aus einem 2:4-Rückstand ein 6:4 (26-26, 24-27, 25-25, 25-24, 27-25) gegen Titelverteidiger Philipp Lüttmerding (SV Böddiger). Im Finale wartet Knut Jakubczik (VfL Tremsbüttel), der sich im hochklassigen Match 6:2 (29-22, 27-29, 27-26, 28-27) gegen Bastian Gropp behauptete. Bei den Mädchen stehen sich Melina Koepper (BSC BB-Berlin) und Rebekka Gleich (BSSC Olympia) im Goldfinale gegenüber. Koepper siegte nach einem 5:5 (28-27, 27-25, 25-27, 29-30, 27-27) im Stechen mit der besseren Neun gegen Lisa Lucks (BSC BB-Berlin), Gleich gewann gegen Regina Kellerer (BSG Raubling) ebenfalls äußerst knapp mit 6:4 (28-28, 27-27, 27-26, 25-27, 27-24).

Zwei Mannschaftstitel wurden auch vergeben: Die Jugend des BSC BB-Berlin in der Besetzung Lisa Lucks, Melina Koepper und Lilian Forkert siegte im Recurve, und bei den Compoundern gewann der TV Meßkirch mit dem Trio Henning Lüpkemann, Marcus Laube und Sebastian Hamdorf.

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