Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Heckner gelingt Titelverteidigung

18.08.2023 20:10

Zwei Olympiateilnehmerinnen und zwei zusätzliche Nationalschützinnen waren im ersten Finale der Deutschen Meisterschaften im Sportschießen auf der Olympiaanlage von 1972 in München Hochbrück mit der Luftpistole vertreten. Eine hochkarätige Veranstaltung also, obwohl vier weitere Elitesportlerinnen zeitgleich in Baku um WM-Medaillen kämpften.

Foto: DSB / Andrea Heckner auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
Foto: DSB / Andrea Heckner auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.

Tokio-Teilnehmerin Carina Wimmer, im vorkampf die beste mit 568 Ringen, spielte jedoch im Finale keine Rolle und wurde lediglich Siebte. Michaela Bösl war unter den letzten Vier die einzige ohne internationale Zugehörigkeit, doch ihr gelang es, Sandra Reitz auf den ungeliebten vierten Rang zu verweisen und selbst Bronze zu gewinnen. Monika Karsch, die Olympia-Zweite von Rio 2016 mit der Sportpistole, legte eine begeisternde Aufholjagd auf die führende Andrea Heckner hin. Doch mit Schuss 23, als ihr schon Silber sicher war und sie nur noch zwei Zehntel Rückstand aufwies, traf sie nur die Sieben.

Der Weg Heckners zur erfolgreichen Titelverteidigung war frei. „Ich kann es selbst noch gar nicht richtig glauben. Aber es lief richtig gut, ich war richtig gut auf den Zehner fokussiert. Ich freue mich unheimlich, es war letztes Jahr schon so schön, und deswegen werde ich das jetzt richtig genießen.“ Dazu bot der Zeitplan Gelegenheit, denn schon um 11 Uhr am Vormittag bekam sie ihre Goldmedaille umgehängt und hatte so Zeit zum Feiern. Und natürlich hatte sie am Vortag auf die Ergebnisse in Baku geschaut. „Es war natürlich das eigentliche Ziel, in Baku zu sein. Aber trotzdem hatten wir ein super Teilnehmerfeld, und deswegen ist es richtig schön, wieder ganz oben stehen zu dürfen. Das ist nach einem langen und harten Jahr ein super Ende.“

Das galt auch für Philipp Grimm, der nach seinem DM-Erfolg strahlte: „Das bedeutet mir wirklich viel. Jede DM ist immer eine Herausforderung, gerade als Athlet, der vorne mit gesehen wird, und ich sehe mich in der Führungsriege.“ Denoch war das Finale alles andere als ein Selbstgänger, denn Grimm arbeitete sich erst in der Schlussphase ins Spitzenfeld vor – und noch später auf den Platz an der Sonne. Erst mit dem letzten Schuss überholte er noch den lange führenden Sören Korn. „Auch die anderen haben top Resultate erzielt, Sören hat ein top Finale geschossen.“

Foto: DSB / Andreas Köppl holt klar den Sieg.
Foto: DSB / Andreas Köppl holt klar den Sieg.

Grimm sagte aber auch: „Natürlich wäre ich lieber bei der WM gewesen, doch das Team hat in Baku gezeigt, dass es zurecht dort ist. Doch ein DM-Titel ist immer schön.“

Ein hoch spannendes Finale erlebten die Zuschauer am Nachmittag bei der ersten Gewehrentscheidung. Und wie Andrea Heckner gelang auch Dennis Welsch die erfolgreiche Titelverteidigung im Dreistellungskampf. „Es war bis zum Ende nicht klar, dass ich gewinnen würde“, sagte der Hesse nach dreimal 20 Schuss im knienden, liegenden und stehenden Anschlag, nachdem er seinen letzten Konkurrenten Maximilian Wolf mit 456,1 Ringen bezwungen hatte. „Finale ist ein kleines Glücksspiel, man muss nach den kurzen Vorbereitungszeiten gut reingekommen, das ist mir gelungen. Diesmal habe ich es stehend rausgerissen, nachdem ich liegend ein klein wenig zurückgerutscht bin. Da hilft nur: Im Kopf klar bleiben, den Focus behalten.“

Am Abend waren die Damen an der Reihe, und am Ende stand eine alte Bekannte ganz oben. Isabella Straub, WM-Dritte von 2018 und langjährige Nationalschützin, gelang der große Coup. „Das bedeutet mir viel, denn ich war jetzt fünfmal in Folge Zweite. Es ist schön, dass ich jetzt noch mal Deutsche Meisterin geworden bin.“ Schließlich ist das Schießen mittlerweile ein Hobby der professionellen Lehrerin geworden. „Dadurch ist es nochmal schöner. Aber es fehlen natürlich vier Schützinnen wegen der WM, es ist ein bisschen schade, dass man sich nicht mit dieser Elite messen konnte.“

Lange lag Straub in Front, bis sich Melissa Ruschel mit dem vorletzten Schuss die Führung schnappte. „Finale ist immer ein eigener Wettkampf. Ich habe solide angefangen, stehend lief es dann nicht so gut, aber zum Schluss bin ich cool geblieben.“ Mit einer 10,3 schoss sie sich zu 455,7 Ringen, während Melissa Ruschel mit ihrer finalen 8,7 die so großartige Chance vergab und mit acht Zehnteln Rückstand mit Rang zwei Vorlieb nehmen musste.

Ein Drama und dennoch einen Favoritensieg gab es bei den Junioren mit der Luftpistole. Andreas Köppl war zuletzt immer die Führungspersönlichkeit bei internationalen Wettkämpfen, lag fast immer im internen Vergleich vorn. Und die Besten der Klasse stritten auch um die Medaillen, sehr zur Freude von Bundestrainerin Jördis Grabe auf der Tribüne. Nur Lukasz Gorka war in die Phalanx eingebrochen, hatte Bronze geholt und Eduard Baumeister auf Rang vier verdrängt. Köppl schien einem klaren Sieg entgegenzusteuern, bis er bei den Schüssen 21 und 22 plötzlich schwächelte und Nick Godau doch noch an ihm vorbeizog. „Ich habe zwar schon ordentlich Erfahrungen auf internationaler Ebene sammeln dürfen, aber am Ende hatte ich doch ordentlich Muffensausen“, gab er ehrlich zu. Zwei Schüsse vor Schluss lag er auf einmal im Hintertreffen. Dann traf er die 10,3, Godau nur die 8,7. Ein Aufstöhnen ging durchs Publikum, Köppl lächelte, Godau warf aus Enttäuschung seinen Kopf in den Nacken. Der Rückstand war für ihn nicht mehr aufzuholen, am Ende war Köppl nach 238,8 um 0,6 Ringe besser.

Einen Start-Ziel-Sieg legte Ann-Kathrin Bahrmann bei den Juniorinnen hin. Die zweimalige Hessenmeisterin ging im Finale früh in Führung und tat das auch bei jedem Schuss, den sie als erste der acht Schützinnen abgab. Bahrmann siegte nach 235,0 Ringen im Finale glatt vor Nationalschützin Lydia Vetter mit 233,3 Ringen und freute sich: „Das ist unglaublich. Deutsche Meisterin zu werden ist ein großer Unterschied zur hessischen Meisterin. Ich hatte einen sehr starken Puls.“

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