Deutsche Meisterschaften
DM Sportschießen München: Zwei Meisterschafts-Premieren mit dem Luftgewehr
Bei brütender Hitze fielen die meisten Entscheidungen bei den Deutschen Meisterschaften im Sportschießen auf der Olympiaanlage von 1972 in Garching-Hochbrück in der stickigen Finalhalle. Ausgerechnet die Gewehrschützen mit ihrer festen und luftundurchlässigen Kleidung mussten sich an diesem Tag diesen Bedingungen im Kampf um Medaillen stellen.
Monika Karsch strahlte wieder. Nach einer durchwachsenen Saison holte sie sich nach 33 Treffern und damit sieben mehr als ihre Zweitplatzierte Nationalteam kollegin Sandra Reitz den Titel. In dem guten Moment blickte die Olympiazweite von Rio 2016 auf die Saison ohne WM-Qualifikation zurück: „Natürlich war ich sehr traurig, dass ich mich nicht für Baku qualifiziert habe. Ich war in der Phase zu schlecht drauf, dass ich zur Zeit der Quali nichts getroffen habe.“ Doch sie hat gemeinsam mit Ihrem Mann Thomas, Pistolentrainer in Bayern, ihr Schießen genau analysiert, und das erste Ergebnis hieß DM-Gold. „Jetzt bin ich wieder gut.
Der Schießsporttag war lang gewesen, die Sonne warf schon längere Schatten, als in der Finalhalle eine Projektkoordinatorin stand, die nur noch den Kopf schüttelte und die Hände vors Gesicht schlug. Josephine Glogger-Hönle hatte mit dem Luftgewehr gewonnen, völlig überraschend, zum ersten Mal, mit gerade drei Zehnteln Vorsprung vor der ehemaligen Meisterin Hanna Bühlmeyer. „Ich konnte es nicht glauben, dass ich gewonnen habe.“ Und dann kam die bis dahin überraschendste Aussage dieser Titelkämpfe: „Ich war nie wirklich gut im Schießen. Erst als ich aufgehört habe, auf Ergebnis zu schießen, sondern nur aus Spaß, läuft es. Ich habe nie das Ziel gehabt, einen Titel zu gewinnen, und deshalb habe ich es auch noch nicht so richtig begriffen.“
Max Ohlenburger, der im letzten Jahr noch auf der DSB-Bundesgeschäftsstelle seinen Bundestreiwilligendienst absolvierte, gewann mit dem Luftgewehr und verhinderte damit gleichzeitig einen Doppelsieg von Dennis Welsch nach dessen Triumph im Dreistellungskampf einen Tag zuvor. Dieser Meistertitel, sein erster mit dem Luftgewehr, war für ihn ein wahrlich besonderer, nachdem er die Qualifikation für das Luftgewehr-Team für die WM in Baku denkbar knapp verpasst hatte. „Den Titel gewonnen zu haben bedeutet für mich schon viel, eine gewisse Genugtuung. Aber ich bin schon traurig, dass ich in Baku nicht Luftgewehr schießen konnte, aber man nimmt mit, was man kriegen kann.“ Immerhin, drei Tage nach seinem Titelgewinn bestieg Ohlenburger dennoch den Flieger nach Baku, um in den Großkaliberwettberben über 300 Meter Deutschland zu vertreten.
Nachdem Robin Mertens klar Gold im Dreistellungskampf der Junioren gewonnen hatte, sagte der Westfale: „Es ist für mich unbeschreiblich. Letztes Jahr war Silber schon eine Überraschung, jetzt bin ich als Zweiter ins Finale gegangen und hatte mehr Druck auf den Schultern. Dass es Gold geworden ist, überwältigt mich und überrascht mich auch selber.“
Meertens war als Dritter hinter Justus Ott und seinem westfälischen Kollegen Nils Palberg ins Stehendschießen gestartet, lag aber schon nach den beiden Fünferserien vorn und traf auch in den Einzelschüssen bis auf eine 9,9 immer die Zehn. „Es war gegen Ende mehr ein Reinwackeln als ein richtiges Schießen. Zum Schluss war es überragend, dass ich mit dem Puls die Zehner geschossen habe.“ Nach dieser Vorstellung verwies er mit 456,3 Ringen Nils Friedmann mit dem klaren Vorsprung von 4,3 Ringen auf Platz zwei, Palberg holte sich Bronze.
In souveräner Manier holte sich Nachwuchs-Nationalschützin Nele Stark den Juniorinnen-Titel im Dreistellungskampf. Sie verwies nach 459,3 Ringen Anna-Marie Beutler mit einem Vorsprung von 7,5 Ringen auf Rang zwei. „Ich war mir eigentlich nach dem Anschießen sicher. Nach dem Kniendanschlag lag Antonia Ziegler noch gleichauf, nach dem Liegendschießen nur leicht zurück. „Ja, das ist mir aufgefallen“, so Stark. „Aber danach klaffte die Lücke im Stehendanschlag immer weiter auseinander. „Und in der Phase habe ich auch nicht mehr allzu sehr darauf geachtet.
Von Anfang an die Beste war Lydia Vetter mit der Sportpistole bei den Juniorinnen. Nachdem sie am Vortag mit der Luftpistole den Titel knapp verpasst hatte, gewann sie souverän Gold. Schon den Vorkampf dominierte sie mit 568 und einem Vorsprung von sieben Ringen auf die Zweitplatzierte Mia Fuchs. Ihre Überlegenheit demonstrierte die Dresdenerin auch im Finale und siegte nach 29 Treffern sogar mit deren zwölf mehr als die wieder zweitplatzierte Fuchs.
Die Skeet-Männer dominierte Christopher Honkomp. Der frühere Junioren-Europameister legte einen Start-Ziel-Sieg hin. Mit 122 Scheiben war er Bester des Vorkampfes, mit 57 Treffern distanzierte er den Zweiten, Nationalteamkollege Felix Haase, um fünf Scheiben. Nach drei Juniorentiteln siegte er erstmals bei den Männern. „Ich freue mich riesig. Ich war gut drauf und wollte im Finale angreifen – hat gepasst.“ Trotz allem störte ihn, dass er die WM-Qualifikation nicht geschafft hatte, „riesig“. „Ich hoffe jetzt auf die Europameisterschaft, denn ich bin Ersatzmann und kann eingewechselt werden. Die letzten fünf Wettkämpfe liefen bei mir gut.“
Ein packendes Finale lieferten sich die Nationalschützinnen Valentina Umhöfer und Isabell Wassing, die sich erst über das Stechen für diesen Endkampf qualifiziert hatte. Nach wechselnden Führungen hatte Umhöfer schließlich mit 50:49 die Nase vorn. „Jedes Finale, das ich schieße, ist wichtig. Ich bin überglücklich, dass es jetzt zum zweiten Mal geklappt hat.“ Bei Temperaturen um 32 Grad waren die Wettkämpfe auf der in der prallen Sonne liegenden Wurfscheibenanlagen eine Herausforderung. „Man muss bei der Hitze viel trinken, damit man nicht austrocknet.“ Keine Zweifel aufkommen ließ sie bei der Frage der Wertigkeit: „Die Freude ist genauso groß, als wäre ich in Baku. Es ist eine deutsche Meisterschaft, ein erster Platz ist ein erster Platz, und darüber freue ich mich.“
In einem spannenden Zweikampf mit Luis Lange über das gesamte Finale hinweg blieb Tim Krause der glückliche Sieger bei den Skeet-Junioren. „Es ist schön. Ich bin immer sehr gern in München, es ist ein toller Stand, ein toller Wettkampf, und ich nehme das als Vorbereitung für die Europameisterschaften“, sagte er nach seinem zweiten Titelgewinn. Die EM steigt in wenigen Wochen im kroatischen Osijek. „Der Plan ist auf jeden Fall, dass ich bei den Männern im internationalen Bereich in Zukunft eine Rolle spiele.“ Bei den Juniorinnen siegte Annabella Hettmer knapp mit einer Scheibe Vorsprung. Die Nationalschützin behielt mit 50 gegenüber 49 Treffern die Oberhand über Luise Middel. Mit Emilie Bundan kam eine weitere Nationalschützin nach 39 Scheiben zu Bronze.
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