Weltcup

Weltcup München: Interview mit Maximilian Ulbrich & Doreen Vennekamp

29.05.2025 09:27

Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg) und Maximilian Ulbrich (Wielenbach) sind zwei herausragende Sportschützen im Deutschen Schützenbund. Vennekamp ist amtierende Weltmeisterin mit der Sportpistole, Ulbrich Europameister 2023 (Einzel) und 2024 (Mixed) mit dem Luftgewehr. Beim Heim-Weltcup in München (10.-14. Juni) ist das Duo natürlich am Start und will der internationalen Konkurrenz harte Gegenwehr leisten, wie sie im Interview erzählen.

Foto: ISSF / Bereit für das nächste Finale: Doreen Vennekamp.
Foto: ISSF / Bereit für das nächste Finale: Doreen Vennekamp.

Wir befinden uns in einem nach-olympischen Jahr. Wie schwer ist es da, sich wieder zu motivieren?
Ulbrich: „Für mich waren es die ersten Olympischen Spiele und daher war ich tatsächlich davon überrascht, wie sehr so etwas schlauchen kann. Mit der ganzen Vorbereitung und Qualifikation war man ja doch viele Monate dauerhaft unter Druck. Daher war es für mich schon schwierig, neue Motivation zu fassen, aber wir haben dieses Jahr wieder eine WM, die das für mich erleichtert.“
Vennekamp: „Das nach-olympische Jahr, das Jahr zum Regenerieren und um neue Dinge auszuprobieren, worauf ich mich erst sehr gefreut habe, fällt mir nun schwerer als gedacht. Der Biss, der im Finale die Medaillen bringt, ist noch nicht richtig wieder da. Hauptsächlich, da die WM ja erst so spät im Jahr ist und noch keine Quotenplätze zu gewinnen sind. Hinzu kommt das Testen und Optimieren der Automatismen. Doch so langsam im Hinblick auf den Weltcup München, die KK-EM und die WM flammt das Feuer wieder auf.“

Ich habe lange gebraucht, um die Enttäuschung zu verarbeiten und Lehren aus dem Erlebten zu ziehen!

Doreen Vennekamp über die Olympischen Spiele in Paris 2024

Foto: Nathalie Gallois / Maximilian Ulbrich peilt nach Paris 2024 in Los Angeles seine zweiten Olympischen Spiele an.
Foto: Nathalie Gallois / Maximilian Ulbrich peilt nach Paris 2024 in Los Angeles seine zweiten Olympischen Spiele an.

Wie habt ihr den langen Weg zu den Olympischen Spielen und dann Paris 2024 an sich aufgearbeitet?
Ulbrich: „Verändert habe ich nichts. Ich würde sagen, dass ich viele Dinge gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt habe, welche mir in Zukunft helfen können.“
Vennekamp: „Ich habe lange gebraucht, um die Enttäuschung zu verarbeiten und Lehren aus dem Erlebten zu ziehen. Ganz im Sinne von „entweder man gewinnt, oder man lernt dazu“. Ich nutze das Jahr 2025 für das Annehmen von Veränderungen: Neue Munition, Neue Waffe, Neuer Kampfgeist, mehr Regeneration.“

Doreen, du hast bereits die Weltcups in Buenos Aires und Lima geschossen und in allen drei Einzelwettbewerben das Finale erreicht. Zufrieden?
Vennekamp: „Natürlich hätte ich gern mit einer Medaille die neue Saison eröffnet. Aber der Einstieg ist auf jeden Fall gelungen und ich konnte die ersten "Tests" schon abhaken.“

Maximilian, du warst “nur” in Argentinien und hast u.a. Platz 13 mit dem Luftgewehr belegt. Wie war dein Auftakt in die Weltcup-Saison?
Ulbrich: „Ich bin mit meinem Auftakt in die diesjährigen Weltcups sehr zufrieden. Das Ergebnis an sich ist eher Mittelmaß, aber wenn man bedenkt, wo ich herkomme, ist das eine sehr gute und schnelle Entwicklung. Ich habe nach den Spielen meinen Stehendanschlag komplett verändert, um aufrechter zu stehen und meinen Rücken somit längerfristig zu entlasten. Dass ich damit jetzt schon nach nur ca. vier Monaten wieder mit der Weltspitze mithalten kann, obwohl eben alles neu ist, ist für mich persönlich eine positive Entwicklung.“

Ich habe nach den Spielen meinen Stehendanschlag komplett verändert, um aufrechter zu stehen und meinen Rücken somit längerfristig zu entlasten!

Maximilian Ulbrich zu einer gravierenden Änderung nach den Olympischen Spielen

Nun steht der Heim-Weltcup in München an. Ist das ein Vorteil, Stichwort „alles ist bekannt“, oder ein Nachteil, Stichwort „Druck“?
Ulbrich: „Ich denke, es hält sich die Waage. Natürlich kennen wir den Stand in Hochbrück sehr gut, aber den kennen die anderen auch. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir in Hochbrück einen hochkarätigen Wettkampf haben. Nicht umsonst sind die Ergebnisse in Hochbrück immer nochmal ein bisschen höher als sonst. Druck hat man eigentlich immer ein bisschen. Vor heimischem Publikum ist es schon nochmal etwas Besonderes, man muss halt gut damit umgehen können.“
Vennekamp: „Der Weltcup München ist immer härter. Trotz "Heimvorteil" ist mehr Druck da und das Teilnehmerfeld ist wie immer sehr groß und hochkarätig. Aber das zeichnet ihn aus und macht mir richtig Lust auf diesen Wettkampf.“

Ihr schießt beide jeweils drei Wettkämpfe gegen die absolute Weltklasse. Was sind eure Ziele?
Ulbrich: „Nicht ganz richtig. Ich werde dieses Mal nur Luftgewehr und Mixed schießen. Dabei will ich den Anschlag weiter festigen, zusätzliche Wettkampfpraxis sammeln und schauen, wo die Reise hingeht.“
Vennekamp: „Der Fokus war jetzt sehr auf die Sportpistole gelegt. Ich möchte definitiv im KK-Bereich ins Finale und um die Medaillen mitkämpfen und bei der Luftpistole eine souveräne Leistung bringen. Und es wäre natürlich super, mit meinem Mixed-Partner das Finale zu erreichen.“

Und wie wichtig ist der Heim-Weltcup auf den Weg zu den diesjährigen Höhepunkten KK-EM in Chateauroux und WM in Kairo?
Ulbrich: „Der Heim-Weltcup ist sicherlich wichtig. Auch bezüglich der noch kommenden Höhepunkte. Für mich primär in Bezug auf die WM im November. Aber davor haben wir ja auch noch viele Wettkämpfe und den Weltcup in China.“
Vennekamp: „Für die KK-EM ist es eine erste Leistungsstandabfrage und Bewährungsprobe. Für die WM eher ein Check-Point auf einem noch langen Weg.“


Das deutsche Team in München
Gewehr: Max Braun (Kämpfelbach), Hanna Bühlmeyer, Daniel Bühlmeyer (beide Erlangen), Maximilian Dallinger, Anna Janßen (beide Freising), Lisa Grub (Weingarten), David Koenders (Mossautal), Anita Mangold (Ulm), Max Ohlenburger (Idstein), Hannah Steffen (Ohlweiler), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), Larissa Wegner (Calw-Heumaden), Bastian Blos (Solingen)
Pistole: Svenja Berge, Oliver Geis (beide Bad Camberg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Monika Karsch, Christian Reitz (beide Regensburg), Andreas Köppl (Lampenricht), Emanuel Müller (Pfullingen), Susanne Neisinger (Wien), Fabian Otto (Heringen), Florian Peter (Obertshausen), Miriam Piechaczek (Königsberg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michael Schwald (Lörrach)
Betreuer: Wolfram Waibel, Claudia Verdicchio-Krause, Detlef Glenz, Gaby Bussmann, Marco Hilger, Steffen Jabin, Thomas Zerbach

Weiterführende Links

Weitere News zu "ISSF Weltcup"