Weltcup

Weltcups München & Suhl: ISSF-Präsident Rossi im Interview

29.04.2025 11:31

Seit 2022 steht der Italiener Luciano Rossi dem Schießsport-Weltverband ISSF als Präsident vor. Eine seiner Maßnahmen war es, den Weltcup in München zurück auf die internationale Bühne zu holen. Wie er München, aber auch Suhl, traditionsreicher Ausrichter des Junioren-Weltcups und 2026 der Junioren-WM, sieht sowie die Entwicklung des Schießsports generell sagt er im Interview.

Foto: ISSF / ISSF-Präsident Luciano Rossi ist immer ganz nah an den Athleten dran, hier gratuliert er Christian Reitz beim Weltcup in Lima.
Foto: ISSF / ISSF-Präsident Luciano Rossi ist immer ganz nah an den Athleten dran, hier gratuliert er Christian Reitz beim Weltcup in Lima.

Herr Rossi, im Mai und Juli finden in Suhl und München zwei Weltcup-Veranstaltungen in Deutschland statt. Wie wichtig ist der Standort Deutschland für die ISSF?
Rossi: „Deutschland war schon immer ein Eckpfeiler des internationalen Schießsports. Es hat eine starke Tradition in unserer Disziplin, sowohl was die sportlichen Leistungen als auch was die organisatorische Kompetenz angeht. Die Anlagen in München und Suhl gehören zu den besten der Welt und bieten sowohl den Sportlern als auch den Offiziellen erstklassige Bedingungen. Für die ISSF geht es bei der Ausrichtung von Veranstaltungen in Deutschland nicht nur um den Wettbewerb, sondern auch darum, die tiefe Verbundenheit des Landes mit dem Sport zu würdigen und unseren Athleten Veranstaltungen auf Weltniveau zu bieten.“

Was zeichnet die Weltcups in Suhl und München aus?
Rossi: „Obwohl es sich bei beiden um erstklassige ISSF-Veranstaltungen handelt, haben sie jeweils einzigartige Merkmale. Der Weltcup in Suhl ist bekannt dafür, dass er sich auf die Nachwuchsförderung konzentriert, was ihn zu einer wichtigen Plattform für junge Talente macht. Der Weltcup in München hingegen ist eine der prestigeträchtigsten und historischsten Veranstaltungen in unserem Kalender, der die besten Schützen der Welt anzieht und den Standard für Elitewettbewerbe setzt. Gemeinsam zeigen sie das gesamte Spektrum des Schießsports, von vielversprechenden jungen Athleten bis hin zu gestandenen Champions.“

Im nächsten Jahr findet in Suhl die Junioren-WM statt. D.h. dieses Jahr ist es ein wichtiger Testlauf für die ISSF und den Ausrichter. Worauf wird besonders geachtet?
Rossi: „Die Ausrichtung der Junioren-Weltmeisterschaften ist eine große Verantwortung, und der diesjährige Junioren-Weltcup in Suhl ist ein wichtiger Test für die ISSF und die Organisatoren. Wir achten sehr auf das Wettkampfformat, die logistische Effizienz und das Gesamterlebnis der Athleten. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass die Schießanlage, die Wertungsprozesse und die Strategien zur Einbindung der Zuschauer optimiert werden. Unser Ziel ist es, eine Veranstaltung zu schaffen, die nicht nur die nächste Generation von Champions identifiziert, sondern sie auch auf ihrem Weg zu Spitzenleistungen inspiriert.“

Foto: DSB / 2023 war Luciano Rossi erstmals zu Gast auf einem Deutschen Schützentag und wurde von DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels empfangen.
Foto: DSB / 2023 war Luciano Rossi erstmals zu Gast auf einem Deutschen Schützentag und wurde von DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels empfangen.

Werden Sie in diesem Jahr bei den Weltcups zu Gast sein und im nächsten Jahr zur WM nach Suhl kommen?
Rossi: „Als Präsident der ISSF ist es für mich immer eine Priorität, bei wichtigen Veranstaltungen anwesend zu sein, unsere Athleten zu unterstützen und mit unseren Interessengruppen in Kontakt zu treten. Wenn es mein Zeitplan zulässt, werde ich auf jeden Fall daran teilnehmen, denn diese Wettkämpfe sind ein wesentlicher Bestandteil der ISSF-Mission, den Schießsport weltweit zu fördern und voranzubringen. Die Junioren-Weltmeisterschaften in Suhl im nächsten Jahr werden ein Meilenstein sein, und ich freue mich darauf, die zukünftigen Stars unseres Sports in Aktion zu sehen.“

Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren ein Erfolg für die ISSF. Woran machen Sie das fest?
Rossi: „Paris 2024 war ein entscheidender Moment für den Schießsport. Wir sahen unglaubliche Leistungen, Wettkämpfe auf hohem Niveau und eine hervorragende Medienberichterstattung. Das Engagement der Fans, sowohl auf den Tribünen als auch über digitale Plattformen, war beispiellos. Darüber hinaus hat die Veranstaltung die weltweite Anziehungskraft des Schießsports unterstrichen, denn die Medaillen wurden von einer Vielzahl von Nationen gewonnen. Der Erfolg unseres Sports wird nicht nur an den Ergebnissen gemessen, sondern auch an seiner Sichtbarkeit, seiner Reichweite und den positiven Erfahrungen der Athleten, Funktionäre und Zuschauer.“

Dennoch gibt es natürlich immer „Luft nach oben“. Wie muss sich der Schießsport weiter entwickeln? Wo sehen Sie noch Potenzial?
Rossi: „Innovation und Wachstum sind kontinuierliche Prozesse. Wir konzentrieren uns darauf, das Zuschauererlebnis zu verbessern, sowohl in den Wettkampfstätten als auch durch digitale Übertragungen. Eine weitere Priorität ist die Ausweitung der Jugendbeteiligung, um sicherzustellen, dass die nächste Generation Zugang zu erstklassigen Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten hat. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein Schlüsselbereich, in dem wir uns verbessern können, indem wir unseren Sport umweltfreundlicher gestalten und gleichzeitig die höchsten Leistungs- und Sicherheitsstandards aufrechterhalten.“

Was für Ziele haben Sie noch als Präsident der ISSF?
Rossi: „Mein Hauptziel ist es, dafür zu sorgen, dass der Schießsport weltweit weiter gedeiht. Das bedeutet, dass wir unsere Partnerschaften mit den nationalen Verbänden stärken, den Zugang zum Sport auf allen Ebenen verbessern und unseren Platz in zukünftigen olympischen Programmen sichern. Darüber hinaus möchte ich unsere Basisprogramme weiterentwickeln, in technologische Neuerungen investieren und die Professionalität unserer Veranstaltungen verbessern. Der Schießsport hat eine reiche Geschichte, und ich konzentriere mich darauf, eine noch stärkere Zukunft für unsere Athleten und Fans weltweit aufzubauen.“

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