Weltcup

Weltcup München: Robin Walter gewinnt Bronze

06.06.2024 14:22

Auf Luftpistolen-Schütze Robin Walter (Reichenbach) ist Verlass: Der 24-Jährige gewann beim Heim-Weltcup in München (2. bis 7. Juni) die Bronzemedaille und damit sein drittes internationales Edelmetall in diesem Jahr. Derweil machte DSB-Sportdirektor Thomas Abel nach einer packenden Entscheidung im Kleinkaliber-Dreistellungkampf der Frauen den Nominierungsvorschlag für Olympia: Anna Janßen (Freising), Jolyn Beer (Goslar) und Lisa Müller (Weingarten) werden dem DOSB als Gewehrteam der Frauen vorgeschlagen.

Foto: DSB / Das Luftpistolen-Podium mit Robin Walter (oben rechts), den Trainern sowie den Präsidenten Luciano Rossi (ISSF) und Hans-Heinrich von Schönfels (DSB).
Foto: DSB / Das Luftpistolen-Podium mit Robin Walter (oben rechts), den Trainern sowie den Präsidenten Luciano Rossi (ISSF) und Hans-Heinrich von Schönfels (DSB).

Luftpistole: Walter nach Achterbahnfahrt auf dem Treppchen
Es war ein ab und auf und wieder ab. Wie in der Achterbahn verlief das Finale für Robin Walter, der sich tags zuvor mit starken 586 Ringen als Dritter für das Finale der besten acht Schützen qualifiziert hatte. Dort fand er nur schwer in den Wettkampf: Die erste Fünferserie schloss er mit 49,4 Ringen ab und fand sich damit auf Rang sechs wieder: „Vor allem von der Spannung her und der Kraft war es sehr hart, da sind noch Reserven da. Gerade am Anfang hatte ich vor allem körperlich Probleme, dann habe ich mich zusammengerissen, und dann hat es auch funktioniert.“ Unterliefen ihm in der ersten Serie gleich drei Schüsse in die Neun, so gab er in Serie zwei richtig Gas: 52,0 Ringe bedeuteten Bestwert aller Finalisten und Rang drei hinter dem Inder Singh und dem Chinesen Bu. Und auch bei den ersten Einzelschüssen ging es weiter nach oben für den DSB-Athleten, der nach drei 10,7ern in Serie auf einmal ganz oben gemeinsam mit dem Inder war. Doch dieses Niveau konnte Walter nicht halten, die nächsten vier Schüsse waren allesamt außerhalb der Zehn: „Insgesamt war es körperlich nicht optimal. Die Kraft im Arm, die Stabilität im Handgelenk – ich hatte auch Probleme, den Kopf oben zu lassen. Das alles zusammen macht es schwer zu schießen“, fand Walter Erklärungen, die er bis Olympia in den Griff bekommen will: „Ich kann auf jeden Fall etwas machen, Kraft kann mal schnell auftrainieren.“ Am Ende jubelte er über eine Medaille, weil er den kurz an ihm vorbeigezogenen Türken Dikec mit einer 10,0 noch um drei Zehntel überholte und hinter dem Inder Singh sowie dem Chinesen Bu Bronze holte: „Bronze ist cool.“

Bei den Frauen siegte die Serbin Zorana Arunovic nach einer überragenden Vorstellung mit 4,3 Ringen Vorsprung vor der Chinesin Ranxin Jiang und deren Landsfrau Xue Li.

KK-Dreistellungskampf Frauen: Ein emotionaler Wettkampf mit Happyend
Es flossen Tränen. Tränen der Erleichterung und der Emotionen. Denn für Anna Janßen, Jolyn Beer und Lisa Müller ging es um die Olympia-Teilnahme. Janßen konnte relativ entspannt sein, da sie ihren Platz mit dem Luftgewehr sicher hatte. Im internen KK-Ranking führte sie vor dem Weltcup in München ebenfalls vor Beer und Müller. Beer hätte wiederum ihren Platz über die olympische Rangliste im KK-Bereich als beste noch nicht für Olympia qualifizierte Athletin sicher gehabt. Müller, die den KK-Quotenplatz bei der WM 2023 geholt hatte, hätte mit dem Sieg in der internen Qualifikation das KK-Ticket gewonnen – die Gemengelage war kompliziert. Dementsprechend fielen die Reaktionen nach jeweils 60 Schuss bei Janßen (591, 12. Platz), Beer (591, 15. Platz) und Müller (585, 47. Platz) aus: „Nervlich ging es bei mir gut, die Last war bei mir am Sonntag schon abgefallen. Heute stand der Spaß im Vordergrund, ich kann zufrieden sein mit dem Ergebnis trotz einiger Fehler. Alles über 590 nehme ich gerne mit“, so Janßen. Beer sagte: „Ich bin nur erleichtert, dass es vorbei ist. Es ist nicht einfach, Wochen und Monate die Qualifikation zu machen. Wenn man treffen muss, um seinen Platz zu kriegen und wenn es gegen Leute geht, die du magst. Lisa und ich haben gestern festgestellt, dass wir Zehnjähriges haben. Es ist krass und super belastend. Ich habe versucht, mich zu 100 Prozent auf mich zu fokussieren und alle Gedanken in Richtung Qualifikation auszublenden. Das ist mir sehr gut gelungen, nur hintenraus war der Druck immens. Nach dem Wettkampf bin ich in Tränen ausgebrochen, weil der ganze Druck weg war.“
Janßen hatte damit auch die Qualifikation im KK-Dreistellungskampf vor Beer und Müller gewonnen. Letztgenannte kommt nun aber voraussichtlich dennoch in den Genuss ihrer ersten Olympischen Spiele, da Janßen für beide Gewehr-Disziplinen zur Nominierung vorgeschlagen wird, Beer für den Dreistellungskampf und Müller für Luftgewehr. Einfach war die Situation für die 31-Jährige nach diesem auf und ab jedoch nicht: „Es ist eine schwierige Gefühlslage. Es ist ein Zwischending zwischen Freude und Frust. Kleinkaliber lief nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wenn ich drei, vier Nächte darüber geschlafen habe, freue ich mich mit Sicherheit darüber. Kleinkaliber ist mein Herzensding, da bin ich daheim und es war mein klares Ziel. Aber ich schieße auch Luftgewehr gerne und hervorragend. Es ist eine riesige Last abgefallen, und wenn alle drei heulen, weiß man, dass ganz viel dahinter ist. Die letzten Wochen waren hart für mich.“

Foto: DSB / Jolyn Beer wird - vorbehaltlich der DOSB-Nominierung - nach Tokio 2020 ihre zweiten Olympischen Spiele erleben.
Foto: DSB / Jolyn Beer wird - vorbehaltlich der DOSB-Nominierung - nach Tokio 2020 ihre zweiten Olympischen Spiele erleben.

Wenn der DOSB diesem Vorschlag zustimmt, steigt das DSB-Kontingent für Paris 2024 auf 17 Teilnehmer – 13 im Bereich ISSF-Schießsport und vier im Bereich Bogensport.

Hart war der Wettkampf auch für Isabella Straub. Die routinierte Schützin gab beim Weltcup ihre internationale Abschiedsvorstellung und zog sich mit 589 Ringen (25. Platz) prächtig aus der Affäre. Anschließend sagte die fünfmalige WM-Medaillengewinnerin von Changwon 2018: „Es war schon am Anfang schwierig, weil ich wusste, dass es mein letzter internationaler Wettkampf ist. Ich musste vorher schon die Gefühle rauslassen und nach dem letzten Schuss nochmals weinen. Ich hatte das Privileg das zu machen, was mir wirklich Spaß macht. Ich war mehr als ein Jahrzehnt im Nationalkader, habe Höhen und Tiefen miterlebt, tolle Menschen kennengelernt und viele Reisen machen dürfen.“ Und auch Hannah Steffen zeigte eine starke Leistung, schoss ebenfalls 589 Ringe und hätte bei einer besseren ersten Stehend-Serie (94) noch weiter oben als Platz 22 landen können.

KK-Dreistellungskampf Männer: Koenders verpasst Finale mir Ringgleichheit
Bei den Männern gingen vier deutsche Starter ins Rennen: David Koenders, Maximilian Dallinger, Maximilian Ulbrich und Bastian Blos. Das Quartett fand relativ schwer in den Wettkampf und ließ im Kniend-Anschlag einige Ringe liegen. Das Liegend-Schießen absolvierten alle mit Bravour (2x 200, 199 und 198), ehe das Stehend-Schießen - wie immer - über Wohl und Wehe entscheiden musste. In diesem agiert Koenders bärenstark und lag auf Finalkurs, ehe seine zwei letzten Schüsse in die Neun flogen. Damit kam er auf hervorragende 592 Ringe, was Platz elf - ringgleich mit dem Sechstplatzierten - bedeutete. Lediglich aufgrund der Innenzehner verpasste er das Finale: „Unterm Strich fällt mein Fazit positiv aus. Kniend habe ich fünf Punkte liegenlassen, dann gut zurückgekämpft und sauber geschossen. Am Ende war es unglücklich, aber es ist meine internationale Bestleistung. Mein schlechtester Schuss war eine 9,8 – das Finale hätte ich natürlich gerne mitgenommen, gerade in München.“
Auch Dallinger (589, 21. Platz) und Ulbrich (587, 32. Platz) wiesen international starke Ergebnisse auf, Blos fiel stehend mit insgesamt 582 Ringen auf Platz 60 zurück.

Luftpistole Mixed: Abschiedsvorstellung von Sandra Reitz
Im letzten Wettkampf des Tages blieben die deutschen Teilnehmer im Kampf um die Medaillenplätze letztlich chancenlos: Die Luftpistolen-Duos Svenja Berge & Robin Walter sowie Sandra & Christian Reitz kamen am Ende auf die Ränge neun (Berge & Walter) sowie 21 (Reitz & Reitz). Mit 574 bzw. 572 Ringen betrug der Rückstand auf die Teilnehmer am Bronzefinale (579 und 580) doch einige Ringe. Dennoch wurde es auch hier emotional, denn Sandra Reitz beendete mit dem letzten Schuss ihre internationale Karriere: „Es sind viele gemischte Gefühle. Es ist ein lachendes und weinendes Auge dabei, aber es ist in Ordnung. Ich war froh und dankbar, dass ich nochmals alle Disziplinen schießen konnte und dann nochmals im Mixed mit Chris als letzten Auftritt – das war natürlich ein Highlight.“ Höhepunkte hatte sie in diesen 25 Jahren einige, den besonderen Moment gab es jedoch nicht: „Es gibt so viele schöne Erinnerungen und Erfolge in diesen 25 Jahren. Natürlich waren auch Niederlagen dabei – das Wichtigste ist, immer wieder aufzustehen und zu sagen, ich bin noch nicht fertig, es geht besser und weiter. Das habe ich bis zum Schluss durchgezogen, darauf bin ich auch stolz.“ Und wird dem Sport weiterhin erhalten bleiben. Reitz wird Trainerin Bundeswehr und ab Herbst auf der anderen Seite stehen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. „Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen und darauf, mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben zu können.“
Um Gold schießen die Teams aus China und der Türkei, um Bronze Duos aus Armenien und Südkorea. Damit gehen die drei letzten Finalentscheidungen des Weltcups ohne deutsche Beteiligung über die Bühne.

Die Finals des Weltcups in München werden im Live-Stream auf Sportdeutschland.TV und im Olympic-Channel gezeigt.

Das deutsche Team in München

Gewehr: Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna Janßen (Freising), Jolyn Beer (Goslar), Lisa Müller (Weingarten), David Koenders (Mossautal), Maximilian Dallinger (Freising), Bastian Blos (Solingen), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), Max Braun (Kämpfelbach), Max Ohlenburger (Idstein), Denise Palberg (Holzwickede), Melissa Ruschel (Wietze), Isabella Straub (Kirchseeon)

Pistole: Josefin Eder (Müllrose), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Monika Karsch (Regensburg), Svenja Berge, Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Sandra Reitz, Christian Reitz (beide Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Emanuel Müller (Pfullingen), Fabian Otto (Heringen), Michael Schwald (Lörrach), Robin Walter (Reichenbach), Carina Wimmer (Niedertaufkirchen)

Betreuer: Achim Veelmann, Claudia Verdicchio-Krause, Detlef Glenz, Wolfram Waibel, Christian Pinno, Thomas Zerbach, Tobias Piechaczek, Matthias Schneider, Sandra Hof

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