Weltcup

Weltcup München: Ulbrich & Janßen lösen Olympia-Ticket

02.06.2024 16:52

Die Erleichterung und Freude bei Maximilian Ulbrich (Wielenbach) und Anna Janßen (Freising) war sicht- und spürbar: Das Luftgewehr-Duo sicherte sich beim Schießsport-Weltcup in Garching-Hochbrück (2. bis 7. Juni) jeweils den Olympia-Startplatz in ihrer Disziplin, weil sie die interne Qualifikation gewannen. Derweil liegt Sportpistolen-Weltmeisterin Doreen Vennekamp nach dem Präzisionsteil auf Finalkurs.

Foto: DSB / Mit neuem Gewehrschaft zu den Olympischen Spielen: Gewehrschützin Anna Janßen.
Foto: DSB / Mit neuem Gewehrschaft zu den Olympischen Spielen: Gewehrschützin Anna Janßen.

Luftgewehr Männer: Ulbrich gewinnt alle vier Qualifikationen
Maximilian Ulbrich wird in Chateauroux seine ersten Olympischen Spiele erleben. Der 23-Jährige gewann alle vier internen Qualifikationen gegen Maximilian Dallinger und hatte in diesen am Ende 6,8 Ringe mehr geschossen. Dennoch war die Anspannung vor der finalen Qualifikation immens, denn das Ergebnis von München floss mit dem Faktor vier in die Wertung ein, Dallinger hätten 2,3 Ringe mehr gereicht, um sich doch noch das Ticket zu sichern. Ulbrich legte 630,2 Ringe vor, Dallinger brachte 628,5 Ringe auf die Scheibe: „Die Erleichterung ist enorm. Seit Januar standen wir extrem unter Stress und Druck. Ich habe zwar die letzten zwei Jahre intern dominiert, aber ich konnte mir aufgrund der Multiplikatorregelung nicht sicher sein, weil der Weltcup in München 40 Prozent ausmacht. Der Druck in München war enorm, das hat nicht Spaß gemacht zu schießen“, so Ulbrich, der seinem Freund und Konkurrenten nicht zusehen konnte: „Ich habe die letzten 90 Minuten durchgezittert, war erst im Restaurant beim Kaffeetrinken und habe mich dann von Teamkollegen auf dem Laufenden halten lassen.“ Dass eine solche interne Qualifikation an die Nerven aller geht, bestätigt Ulbrich: „Wir sind Freunde, wir trainieren jeden Tag miteinander. So ein Zweikampf eins gegen eins ist extrem schwer für uns beide. Wir haben es aber hingekriegt, dass wir nie böse aufeinander waren.“ Am Ende belegte Ulbrich Platz 21, Dallinger wurde 41. Dabei hätte der Wielenbacher gerne das Finale beim Heim-Weltcup erreicht: „Ich bin schon enttäuscht, dass es nicht für das Finale gereicht hat. Gerade die 9,4 in der letzten Serie war alles andere als gut. Aber so ein Schuss passiert nur, weil so ein extremer Druck drauf ist. Das wichtigere der beiden Ziele habe ich erreicht.“

Die weiteren deutschen Teilnehmer belegten die Plätze 44 (Max Ohlenburger, 628,2), 63 (David Koenders, 626,1) und 71 (Bastian Blos, 624,8).

Luftgewehr Frauen: Janßen ganz souverän
Mit dem Ergebnis war Anna Janßen nicht zufrieden: 628,0 Ringe und Platz 53 sind natürlich nicht der Anspruch der 22-jährigen Weltranglisten-1. mit dem Luftgewehr. Doch auch sie konnte sich – trotz eines immensen Vorsprungs in der internen Qualifikation von 33,2 Ringen gegenüber Lisa Müller – nicht von dieser besonderen Drucksituation freimachen: „Die Erleichterung ist sehr groß. Nach der ersten Serie dachte ich, das läuft ganz gut. Dann kam die zweite Serie, und der Puls ging nochmals gut hoch – ich glaube, ich habe schon lange keine 102 im Wettkampf geschossen. Aber jetzt bin ich erleichtert und froh, dass es vorbei ist.“ Müller schoss 626,6 Ringe (70. Platz) und war im internen Vergleich chancenlos, sodass Janßen im Nachgang auch etwas Positives aus dem Ergebnis zog: „Vielleicht ist es ganz gut, so einen Wettkampf erlebt zu haben, in dem nicht alles rundläuft. Damit man daraus nochmals mehr Erfahrung rausziehen kann.“ Für Janßen ist die Olympia-Teilnahme das bisher Größte in ihrer Karriere: „Die Olympia-Teilnahme bedeutet mir wirklich viel, es ist irgendwie ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht.“ Mit dabei war Bruder Simon, Erfolgstrainer der SSG Kevelaer, der eigens mit Freundin aus dem Rheinland angereist war, um seiner Schwester bei diesem großen Moment nahe zu sein. Den Wettkampf schoss Janßen übrigens mit einem niegelnagelneuen Schaft, der den Schriftzug der Dreifach-Europameisterin von Györ trägt: „Der wurde aufgrund der EM angefertigt. Walther ist auf mich zugekommen, ob wir nicht etwas Besonderes machen wollen. Das habe ich dankend angenommen und bin dankbar über die Wertschätzung und den neuen Schaft.“ Und man darf gespannt sein, ob Janßen auch bei Olympia den Wettkämpfen ihren Stempel (oder Unterschrift) aufdrücken kann.

Foto: DSB / Maximilian Ulbrich äußerte sich nach dem Wettkampf und der feststehenden Olympia-Teilnahme erleichtert.
Foto: DSB / Maximilian Ulbrich äußerte sich nach dem Wettkampf und der feststehenden Olympia-Teilnahme erleichtert.

Auch die weiteren DSB-Teilnehmerinnen kamen in dem hochklassigen und großen Teilnehmerfeld (148 Starterinnen) nicht in Finalnähe: Hannah Steffen wurde 58. (627,6), Denise Palberg 74. (626,3) und Melissa Ruschel 101. (623,2).

Sportpistole Frauen: Vennekamp ist sehr zufrieden

So richtig zufrieden nach dem ersten Tag mit der Sportpistole war nur eine der fünf deutschen Schützinnen: Weltmeisterin Doreen Vennekamp. Die 29-Jährige schoss im Duell-Teil starke 294 Ringe und geht als Vierte in den Duell-Teil am 3. Juni: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Ergebnis. Das ist eine gute Ausgangslage für morgen, zumal wir Deutschen den Duell-Teil präferieren.“ Dabei zeigte sie 14 Schüsse lang eine perfekte Vorstellung, ehe plötzlich Unruhe aufkam: „Ich war im Tunnel, es war cool. Der 15. Schuss hat nicht ausgelöst. Es hat geklickt, das hat mich aus dem Tunnel gerissen. Ich dachte, ich habe einen Trockenschuss hinterher gemacht und gucke runter: Nee, es fehlt noch einer, Sch… Die Zeit wurde knapp, und dann sind ein bisschen die Nerven mit mir durchgegangen.“ Sie schoss eine Acht, fing sich aber wieder und liegt lediglich einen Ring hinter der Spitzenreiterin aus den Philippinen.
Nicht so gut lief es bei den anderen DSB-Starterinnen: Sandra Reitz auf Rang 29 (287), Josefin Eder auf 38 (286), Monika Karsch auf 49 (284) und Svenja Berge auf 59 (283) ließen allesamt zu viele Ringe liegen. „Es war schwierig für mich, ich hatte Schwierigkeiten mit dem Licht. Das wusste ich vorher schon, weil es im Training ähnlich war“, so Eder. Demnach sind alle Deutschen gefordert, im Duell-Teil zu liefern, um sich weiter nach vorne zu arbeiten bzw. den Finalplatz zu sichern.

Die Finals des Weltcups in München werden im Live-Stream auf Sportdeutschland.TV und im Olympic-Channel gezeigt.

Das deutsche Team in München

Gewehr: Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna Janßen (Freising), Jolyn Beer (Goslar), Lisa Müller (Weingarten), David Koenders (Mossautal), Maximilian Dallinger (Freising), Bastian Blos (Solingen), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), Max Braun (Kämpfelbach), Max Ohlenburger (Idstein), Denise Palberg (Holzwickede), Melissa Ruschel (Wietze), Isabella Straub (Kirchseeon)

Pistole: Josefin Eder (Müllrose), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Monika Karsch (Regensburg), Svenja Berge, Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Sandra Reitz, Christian Reitz (beide Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Emanuel Müller (Pfullingen), Fabian Otto (Heringen), Michael Schwald (Lörrach), Robin Walter (Reichenbach), Carina Wimmer (Niedertaufkirchen)

Betreuer: Achim Veelmann, Claudia Verdicchio-Krause, Detlef Glenz, Wolfram Waibel, Christian Pinno, Thomas Zerbach, Tobias Piechaczek, Matthias Schneider, Sandra Hof

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