European Games
European Games Breslau & Krakau: Ulbrich sorgt für erneuten Silberglanz
Zweiter Wettkampftag, zweites deutsches Schützen-Silber: Luftgewehr-Europameister Maximilian Ulbrich zeigte seine ganze Klasse und musste sich im Finale nur dem italienischen Vize-Weltmeister Danilo Sollazzo mit 9:17 geschlagen geben. Lisa Müller erreichte ebenfalls das Finale mit dem Luftgewehr und wurde Achte, die Bogenschützen gehen nach einer starken Qualifikation und einem Mixed-Europarekord optimistisch in die Ko-Runden.
Luftgewehr Männer: Vom ersten Schuss an Weltklasse
Europameister vs. Vize-Weltmeister bzw. Maximilian Ulbrich vs. Danilo Sollazzo/ITA lautete das Duell um Gold im Luftgewehr-Einzel der Männer. Und es ging „nur“ um Gold, da beide Schützen bereits den Quotenplatz für Paris 2024 gewonnen hatten. Damit war klar, dass es um jedes Zehntel, um jeden Millimeter gehen würde. Und so kam es auch: Beide Schützen schossen hoch, die Unterschiede waren minimal. 0:2, 4:2, 6:6, ehe Ulbrich zwei schwächere Schüsse unterliefen. Bundestrainer Achim Veelmann schritt sofort mit einer Auszeit ein, Ulbrich fing sich, konnte den enorm konstant schießenden Konkurrenten aber letztlich nicht mehr in die Bredouille bringen. Nach dem 9:17 meinte er: „Es war verdammt heiß in der Halle, ich habe so viel geschwitzt, wie noch nie. Deshalb war es schwierig, das hohe Niveau zu halten, es war solide. Und Danilo hat verdient gewonnen. Ich habe nicht Gold verloren, er war stärker als ich und ich bin mit Silber sehr zufrieden und glücklich.“
Zuvor hatte sich Ulbrich im Feld der besten acht Schützen nervenstark das Finalticket gesichert: Nach der ersten Fünferserie war er Dritter, kurz darauf Zweiter, ehe er wieder auf den dritten Platz zurückfiel - aber immer mit Kontakt zum Führenden. In der letzten Fünferserie ging es darum, die Bronzemedaille zu gewinnen oder gar in das Goldmatch einzuziehen. Mit seiner besten Fünferserie (52,8) überholte er noch den vor ihm liegenden Tschechen Jiri Privatsky und den italienischen Finalgegner. „Der Wettkampf war schwierig, es hat sich nicht so angefühlt, wie es sich hätte anfühlen müssen. Es war nicht zu 100 Prozent stimmig, aber am Ende habe ich mich gesteigert und wurde noch ein gutes Finale.“ Die Grundlage für seinen Finaleinzug legte er in der Qualifikation. Dort lag Ulbrich lange Zeit in Führung und rutschte am Ende auf Platz drei ab mit der sehr guten Ausbeute von 630,9 Ringen, exakt 0,1 Ringe weniger als das Führungs-Duo aus Tschechien und Frankreich. Die Qualifikation hat funktioniert, daran gibt es nichts auszusetzen. Es gab vielleicht ein, zwei kleine Phasen, die ich aber gut gelöst habe.“
Teamkollege Maximilian Dallinger schoss ebenfalls stark, leider missriet ein Schuss völlig: Der fünfte Schuss, eine 8,1.“ Danach schoss der Bayer konstant gut und landet mit 628,0 ringen auf Platz 14: „Grundsätzlich war es ein guter Wettkampf über die Schusszahl von 59 Schuss. Ich habe nie aufgegeben. Ich wusste schon grob, wohin es geht und hätte gerne ein bisschen mehr gehabt. Mit einem knappen 10,5-er Schnitt auf den letzten 50 Schuss kann ich mich nicht beschweren.“
Luftgewehr Frauen: Müller kommt in keinen Rhythmus
Im Finale der besten acht Schützen wollte es für Lisa Müller nicht so recht laufen. Nach fünf Schüssen lag sie mit 49,2 Ringen auf dem achten Rang und wies bereits einiges an Rückstand auf. Und auch in der Folge kam die 30-Jährige in keinen Rhythmus, hohe Zehnerwertungen stellten sich nicht ein, der Rückstand wuchs weiter. Dementsprechend schied sie als Achte aus, immerhin landete ihr letzter Schuss in der perfekten 10,9 – sicherlich ein enttäuschendes Finale für Müller, die in der Vergangenheit gezeigt hat, dass sie es viel besser kann. „Im Finale wollte mein Körper nicht mehr kooperieren, wie es mein Kopf wollte. Ich hätte mir klar mehr erhofft, bin dennoch nicht unglücklich und schaue positiv auf alle folgenden Wettkämpfe.“
In der Qualifikation musste Müller bis zum letzten Schuss in der Konkurrenz warten. Ihre 628,0 Ringe waren gut, aber es reichte vorerst nur zu Platz neun. Doch die österreichische Konkurrentin brachte mit ihrem 60. Schuss nur eine 10,3 auf die Scheibe, was ebenfalls 628,0 Ringe bedeutete. Da die DSB-Schützin aber die höhere Wertung in der letzten Serie hatte (105,6:104,9), sprang sie noch auf den achten und letzten Finalplatz. „Der Wettkampf war heute von Beginn an hart, und ich musste ackern bis zum Ende. Ich bin über den Finaleinzug super happy, da es der verdiente Lohn für den harten Vorkampf war.“ Das Finale war auch von Anna Janßen das Ziel, und die 21-Jährige kämpfte bravourös und schoss mit einer 105,9 aus. Doch zuvor waren die Serien nicht ähnlich hoch gewesen, sodass sie auf 627,6 Ringe kam, was Platz zwölf bedeutete.
Luftpistole Mixed: DSB-Duos ohne Chance
Wie bereits die Luftgewehr-Kollegen blieben die DSB-Luftpistolenschütze im Mixed-Wettbewerb chancenlos: Die Duos Robin Walter & Sandra Reitz sowie Doreen Vennekamp & Michael Schwald kamen nicht über die Plätze 20 (570 Ringe) und 21 (569 Ringe) hinaus. Keinem der vier deutschen Athleten gelang es, eine sehr gute Leistung mit 290 oder mehr Ringen zu erzielen – die Qualifikation für das Bronzefinale lag bei 576 Ringen. Schwald hatte sich definitiv mehr versprochen: „Es lief bei uns allen Vieren nicht so rund. Ich bin leider nicht so gut reingekommen wie gestern, die letzten 20 waren aber eigentlich solide. Bei dem Programm 30 Schuss in 30 Minuten kann man leider nicht viel rumprobieren, irgendwann muss man schießen und aufs Beste hoffen.“
Somit bleibt den Luftpistolen-Athleten noch ein Wettbewerb: Am Samstag, 24. Juni, folgen die Teamwettkämpfe.
Bogen: Sehr gute Voraussetzungen geschaffen
Einen hervorragenden Start in den Wettkampf feierten die deutschen Bogenschützen. Florian Unruh, der Olympia-Fünfte von Tokio, beendete die Qualifikation auf Platz zwei mit starken 686 Ringen, damit blieb er nur einen Ring unter seiner Karriere-Bestleistung. Dabei schoss der 30-Jährige herausragend aus: Denn sowohl in Durchgang eins als auch zwei brachte er perfekte 60 Ringe auf die Scheibe – alle zwölf Pfeile fanden den Weg in die Zehn. Dementsprechend zufrieden fiel sein Fazit aus: „Ich bin bisher sehr zufrieden. Nach der Regenunterbrechung war das Wetter fast perfekt, und das Schießen hat sich gut angefühlt. Vor allem die beiden letzten Passen der Durchgänge waren natürlich super.“
Ähnlich lief es bei Michelle Kroppen, die mit 680 Ringen ihre persönliche Bestleistung gleich um fünf (!) Ringe steigerte und auf Position drei landete. „Ich bin sehr, sehr zufrieden. Die 345 Ringe im zweiten Durchgang waren mega, das habe ich noch nie geschossen. Ich freue mich, dass ich gut geschossen habe. Nachdem ich im ersten Durchgang etwas nervös war, habe ich mich im zweiten Durchgang sehr sicher und entspannt gefühlt.“ Und da auch Katharina Bauer (661 Ringe, 7. Platz) und Charline Schwarz (659 Ringe, 8. Platz) Leistung zeigten, las sich auch die Ausgangposition für die Teamentscheidungen prächtig: Unruh & Kroppen gingen mit 1366 Ringen als Nummer eins in die Mixed-Entscheidung und stellten damit zwei Rekorde auf: Zum einen verbesserten sie den Europa-Rekord um vier Ringe, zum anderen den European Games-Rekord um 21 (!) Ringe. Und im Achtelfinale des Mixed-Wettbewerbs zeigte das Duo seine Qualität und bezwang die Schweiz mit 6:0 (40-35, 39-30, 37-35).
Was für das Mixed-Team gilt, ist auch auf das Frauen-Trio im Teamwettbewerb zu münzen, die mit exakt 2000 Ringen ebenfalls einen neuen Rekord für die European Games aufstellten.
Auch die Compounder Katharina Raab und Henning Lüpkemann zeigten einen guten Wettkampf. Nach 343 Ringen zur Halbzeit steigerte sich Raab auf das Endergebnis von 693 Ringe und belegte damit den zehnten Platz. Lüpkemann kam auf 701 Ringe, was in dem starken Teilnehmerfeld nur Platz elf bedeutete. Überragend agierten die Britin Ella Gibson und der Niederländer Mike Schloesser, die mit 715 Ringen bzw. 718 Ringen einen neuen Weltrekord aufstellten bzw. egalisierten.
Im Mixed-Wettbewerb stehen Raab & Lüpkemann nach einem 154:152 ebenfalls im Viertelfinale, in dem es gegen die an eins gesetzten Dänen geht.
Folgende DSB-Teilnehmer nehmen an den European Games teil
Recurve-Bogen: Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht), Florian Unruh (Berlin)
Compound-Bogen: Katharina Raab (Wertach), Henning Lüpkemann (Sigmaringen)
Gewehr: Anna Janßen (Freising, LG), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge, KK), Lisa Müller (Weingarten, LG & KK), Maximilian Ulbrich (Wielenbach, LG), Maximilian Dallinger (Haar, LG & KK), David Koenders (Mossautal, KK)
Luftpistole: Sandra Reitz (Regensburg), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Robin Walter (Reichenbach), Michael Schwald (Lörrach)
Schnellfeuerpistole: Christian Reitz (Regensburg), Florian Peter (Obertshausen)
Sportpistole: Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michelle Skeries (Potsdam)
Skeet: Nadine Messerschmidt (Schmalkalden), Nele Wißmer (Ibbenbüren), Vincent Haaga (Oberhof), Sven Korte (Ibbenbüren), Felix Haase** (Oerlinghausen, **nur Teamwettbewerb)
Trap: Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz), Bettina Valdorf (Frankfurt/Oder), Sarah Bindrich** (Eußenhausen, **nur Teamwettbewerb), Paul Pigorsch (Dreiheide OT Süptitz)
Trainer & Betreuer: Oliver Haidn (Bundestrainer Bogen Recurve), Marc Dellenbach (Assistenztrainer Bogen Recurve), Holger Hertkorn (Disziplinverantwortlicher Bogen Compound), Achim Veelmann (Bundestrainer Gewehr), Wolfram Waibel (Assistenztrainer Gewehr), Claudia Verdicchio-Krause (Bundestrainerin Pistole), Detlef Glenz (Bundestrainer Schnellfeuerpistole), Thomas Zerbach (Assistenztrainer Pistole), Uwe Möller (Bundestrainer Flinte Trap), Frank Günther (Assistenztrainer Flinte Trap), Axel Krämer (Bundestrainer Flinte Skeet), Jürgen Raabe (Assistenztrainer Flinte Skeet), Thomas Abel (Teilmannschaftsleiter Bogen/ gesamt), Michel Gomez-Krämer (Teilmannschaftsleiter Sportschießen), Dr. Stefan Nolte (Mannschaftsarzt), Dennis Wittkopf (Physiotherapeut), Victoria Nolte (Physiotherapeutin)
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