Luftpistole Männer: Walter bärenstark zu Silber
Das Finale im Luftpistolen-Einzel geriet zu einem echten Krimi, denn es ging nicht nur um Gold, sondern auch um den einen Quotenplatz für Paris 2024. Walter lag schnell mit 0:4 hinten, sodass Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause eine Auszeit nahm. Die zeigte sofort Wirkung, die nächsten vier Schüsse gingen allesamt an den 23-jährigen Luftpistolen-Spezialisten, darunter ein 10,5:10,4. Das Prozedere war dabei immer gleich: Der erfahrene Türke schoss deutlich schneller und legte somit immer vor, Walter zog nach. Beim Stand von 13:9 schien alles für den jungen DSB-Schützen zu sprechen, doch der dreifache Olympia-Teilnehmer blieb ruhig, glich aus und ging dann sogar durch ein 9,8:9,9 mit 13:15 in Führung. Die Spannung war auf dem Höhepunkt, aber Keles ließ sich diese Chance nicht mehr nehmen und machte mit einer 10,5 im letzten Schuss (Walter 9,4) alles klar. „Ich bin völlig fertig und erschöpft und weiß nicht, wie ich es geschafft habe. Irgendwie bin ich auch etwas enttäuscht, wenn man den Quotenplatz so knapp verpasst, aber natürlich gleichzeitig sehr froh, die Silbermedaille gewonnen zu haben.“

Zuvor hatte Walter die Runde der besten acht Schützen dominiert: Mit einer 10,6 eröffnete er den Wettkampf und lag damit in Führung. Diese gab er bis zum 25. und letzten Schuss nicht mehr ab und hatte am Ende mit 252,0 Ringen satte 3,8 (!) Ringe Vorsprung vor dem türkischen Finalgegner. „Das hatte ich vorher eher nicht erwartet. Mein Körpergefühl war bei der Qualifikation nicht so toll.“ Zuvor hatte er sich in der Qualifikation mit 580 Ringen stabil gezeigt und Platz vier erreicht. Der zweite deutsche Starter Michael Schwald kam hervorragend in den Wettkampf, konnte das Anfangsniveau jedoch nicht halten. Am Ende sprang Platz 21 mit 575 Ringen heraus.

Luftpistole Frauen: Reitz fehlt ein Ring zu den Top Acht
Im Schießsport geht es stets um Zentimeter, eher noch um Millimeter. In den Ergebnislisten spiegelt sich das in Ringzahlen wider, die die Dramen nur grob wiedergeben. Ein solches kleines spielte sich bei den Luftpistolen-Frauen ab, denn Sandra Reitz fehlte der viel zitierte eine Ring zum Finaleinzug. Wo sie diesen Ring liegengelassen hatte, konnte die Regensburgerin gar nicht sagen (am ehesten wohl in der Anfangs- und Schlussserie mit 93 bzw. 94 Ringen), dennoch zeigte sie sich nicht gänzlich unzufrieden und kämpferisch: „Ich hatte einen holprigen Start und bin nicht richtig reingekommen. Dann habe ich mich aber gut gefangen und einen guten Wettkampf gezeigt. Hintenraus war es schade, dass ein Ring fehlt, aber grundsätzlich bin ich zufrieden. Natürlich bin ich auch enttäuscht, es ist eben nur ein Ring. Jetzt heißt es: Krönchen richten – weiter geht´s!“ Das Gleiche gilt für Josefin Eder, die mit 565 Ringen auf den 24. Platz kam. Am morgigen Freitag geht es direkt mit dem Mixed-Wettbewerb weiter, dann schießt Reitz an der Seite von Walter und Eder mit Schwald.

Luftgewehr Mixed: DSB-Duos ohne Chance und mit Pech
Einen alles andere als guten Start hatten die Luftgewehrschützen. Im Mixed kamen die DSB-Duos nur auf die Plätze 28 (Maximilian Dallinger & Lisa Müller) und 31 (Maximilian Ulbrich & Anna Janßen). Wobei das Ergebnis von Ulbrich & Janßen zu relativieren ist, da dem Europameister im drittletzten Schuss seines Wettkampfes ein seltener „Luftschuss“ unterlief und ihm somit eine Wertung (10,8 plus 2 weitere Ringe Abzug) in seinem Ergebnis fehlt. Dementsprechend war die Enttäuschung über das Abschneiden im ersten Wettkampf der European Games da: „Wir sind mit hohen Erwartungen in den Wettkampf gegangen, weil wir auch gut in Form sind. Dann habe ich einen Luftschuss fabriziert. Wie genau das abgelaufen ist, kann ich selbst noch nicht rekonstruieren. Es ist scheiße, dass es passiert ist, ich kann es aber nicht mehr rückgängig machen. Jetzt gilt es, sich auf die nächsten Wettkämpfe zu konzentrieren und das Ganze auszubessern.“ Die Chance dazu bietet sich am morgigen Freitag, wenn es für das Quartett wieder an den Stand geht, dann finden die Einzelwettbewerbe inklusive Quotenplatzvergabe für die Sieger statt.

Folgende DSB-Teilnehmer nehmen an den European Games teil

Recurve-Bogen: Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht), Florian Unruh (Berlin)

Compound-Bogen: Katharina Raab (Wertach), Henning Lüpkemann (Sigmaringen)

Gewehr: Anna Janßen (Freising, LG), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge, KK), Lisa Müller (Weingarten, LG & KK), Maximilian Ulbrich (Wielenbach, LG), Maximilian Dallinger (Haar, LG & KK), David Koenders (Mossautal, KK)

Luftpistole: Sandra Reitz (Regensburg), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Robin Walter (Reichenbach), Michael Schwald (Lörrach)

Schnellfeuerpistole: Christian Reitz (Regensburg), Florian Peter (Obertshausen)

Sportpistole: Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michelle Skeries (Potsdam)

Skeet: Nadine Messerschmidt (Schmalkalden), Nele Wißmer (Ibbenbüren), Vincent Haaga (Oberhof), Sven Korte (Ibbenbüren), Felix Haase** (Oerlinghausen, **nur Teamwettbewerb)

Trap: Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz), Bettina Valdorf (Frankfurt/Oder), Sarah Bindrich** (Eußenhausen, **nur Teamwettbewerb), Paul Pigorsch (Dreiheide OT Süptitz)

Trainer & Betreuer: Oliver Haidn (Bundestrainer Bogen Recurve), Marc Dellenbach (Assistenztrainer Bogen Recurve), Holger Hertkorn (Disziplinverantwortlicher Bogen Compound), Achim Veelmann (Bundestrainer Gewehr), Wolfram Waibel (Assistenztrainer Gewehr), Claudia Verdicchio-Krause (Bundestrainerin Pistole), Detlef Glenz (Bundestrainer Schnellfeuerpistole), Thomas Zerbach (Assistenztrainer Pistole), Uwe Möller (Bundestrainer Flinte Trap), Frank Günther (Assistenztrainer Flinte Trap), Axel Krämer (Bundestrainer Flinte Skeet), Jürgen Raabe (Assistenztrainer Flinte Skeet), Thomas Abel (Teilmannschaftsleiter Bogen/ gesamt), Michel Gomez-Krämer (Teilmannschaftsleiter Sportschießen), Dr. Stefan Nolte (Mannschaftsarzt), Dennis Wittkopf (Physiotherapeut), Victoria Nolte (Physiotherapeutin)