Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Baku: Lisa Müller gewinnt Quotenplatz im Dreistellungskampf

21.08.2023 14:55

Drama mit Happy End bei der Schießsport-WM in Baku/AZE: Zunächst verpassten Lisa Müller und Anna Janßen als Neunte und Zehnte das Finale der besten acht Gewehrschützinnen im Dreistellungskampf um einen Hauch. Dann stellte sich heraus, dass Müller damit einen olympischen Quotenplatz für Paris 2024 gewonnen hat.

Foto: DSB / Kurze Zeit nach der Enttäuschung konnte Lisa Müller wieder lachen und freute sich über den Quotenplatz mit Co-Trainer Wolfram Waibel.
Foto: DSB / Kurze Zeit nach der Enttäuschung konnte Lisa Müller wieder lachen und freute sich über den Quotenplatz mit Co-Trainer Wolfram Waibel.

Nur zwei Wettkämpfe fanden an diesem Tag in Baku statt, diese waren aus deutscher Sicht jedoch sehr wichtig, da sich die Verantwortlichen und Sportler sowohl im Dreistellungskampf der Frauen als auch im Schnellfeuerpistolen-Wettbewerb Chancen auf Finalteilnahme, Medaillen und einen olympischen Quotenplatz ausrechneten.

Dreistellungskampf Frauen: Wie in Kairo, dieses Mal aber mit Belohnung
Bereits nach dem Liegendschießen, der zweiten Stellung, lagen Müller (8.) und Janßen (10., jeweils 395 Ringe) aussichtsreich im Rennen um die Finalplätze und um einen Quotenplatz. Denn es waren auch Sportlerinnen unter den Top Acht, die bereits Quotenplätze gewonnen hatten bzw. aufgrund der Nationen-Quote herausfielen. Allerdings war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, die Spitze lag ganz eng beieinander. Allein sieben Schützinnen wiesen 395 Ringe auf. Jolyn Beer hatte nach einem schwächeren Liegendschießen (196) etwas an Boden verloren und war 23. (392).
Im Dreistellungskampf im Allgemeinen und in Baku im Besonderen entscheidet sich der Wettkampf im Stehend-Anschlag. Zumal die Umstände schwierig waren: „Die Bedingungen waren – wie immer in Baku – schwierig und nur teilweise beherrschbar“, meinte Beer danach und Müller sagte: „Es war schwer, vor allem im Stehen. Man musste viel warten und wieder anfangen.“ Und es ging auch nicht ohne Probleme über die Bühne: „Wir haben beide eine Acht geschossen, die hat uns weh getan“, so Müller über sich und die direkt neben ihr stehende Janßen. Müller war dieser Malheur gleich beim ersten Schuss stehend unterlaufen, Janßen beim achten. Noch schlimmer erwischte es die bis dahin souverän führende Britin Seonaid McIntosh, die lediglich eine Vier auf die Scheibe brachte.
Das deutsche Trio kämpfte: gegen den Wind, die Konkurrenz und mit sich. Am Ende erreichten sowohl Müller als auch Janßen 587 Ringe, und das Zittern und Rechnen begann. Am Ende dann die Gewissheit: Müller ist Neunte, ringgleich und Innenzehnergleich mit Natalia Kochanska (POL). Da diese in der letzten Stehendserie aber 98 Ringe und damit einen mehr als die DSB-Athletin hatte, ging der letzte Finalplatz an die Konkurrentin. „Dass es nicht für das Finale gereicht hat, tat im ersten Moment weh. Als man mir gesagt hat, dass ich den Quotenplatz gewonnen habe, war alles durcheinander. Ich bin super zufrieden“, meinte Müller. Denn fünf Athletinnen unter den Top Acht hatten bereits Quotenplätze, hinzu kamen zwei Chinesinnen, die nur einen holen konnten – somit war der olympische Quotenplatz für Deutschland gewonnen.
Und drängte ein Szenario in den Hintergrund, das Müller schon zu Genüge kennt: „Natürlich ist es bitter, auf diese Art und Weise das Finale zu verpassen und nicht um den WM-Titel kämpfen zu können. Zumal Lisa wie schon bei der WM im vergangenen Jahr in Kairo ringgleich Neunte wurde – aber dieses Mal mit dem positiven Beigeschmack des Quotenplatzes“, sagte Bundestrainer Achim Veelmann, der die Leistung seines Trios hervorhob: „Auf unsere Frauen kann man sich verlassen! So konzentriert, wie sie alle gearbeitet haben. Wir waren Platz neun, zehn und 22 in der Welt – das war eine gigantische Leistung. Auch unter diesem Druck, dass uns die Quotenplätze noch fehlen, das konnte man auch gut an den Emotionen nach dem Wettkampf erkennen. Ich ziehe den Hut vor dieser tollen Leistung.“
An diesem Tag passte es auch ins Bild, dass das DSB-Trio die Teammedaille als Vierte knapp verpasste. Die in der Elemination erzielten 589 (Müller), 588 (Janßen), 587 Ringe (Beer) waren exakt drei weniger als die der Norwegerinnen auf Platz drei.

Schnellfeuerpistole: Geis und Peter mit gutem Start
Von dem ambitionierten Schnellfeuer-Trio Oliver Geis, Florian Peter und Christian Reitz musste der Jüngste zuerst an die Schießlinie: Peter verließ diese mit 292 Ringen (12. Platz) und meinte danach: „Das Ergebnis ist okay, darauf kann man aufbauen. Zufrieden bin ich nicht wirklich von der Schießtechnik her. Der Anschuss hat jedes Mal stark voneinander abgewichen hat und die Konstanz gefehlt hat. Zudem bin ich teilweise mit dem Auge von der Visierung weggekommen bin.“
Oliver Geis zeigte eine starke Vorstellung und schoss in allen drei Zeitvorgaben jeweils 98 Ringe. Mit 294 Ringen war er Dritter aller Qualifikations-Teilnehmer und war dementsprechend zufrieden mit dem Auftakt: „Ich bin zufrieden. Acht und sechs Sekunden hat gut geklappt, mit ein bisschen Glück hätte auch mal eine 50 dabei sein können. Aber auch 98 Ringe in vier Sekunden - da hat man nicht viel falsch gemacht. Aber das war erst der Anfang.“
287 Ringe und Platz 31. Das sind nicht die Zahlen, die man gewöhnlich mit Olympiasieger Christian Reitz in Verbindung bringt, doch an diesem Morgen lief es nicht für den Regensburger. Vor allem die erste Vier-Sekunden-Serie ging völlig daneben (44 Ringe), sodass er für das zweite Halbprogramm am Dienstag eine große Aufgabe vor der Brust hat.

Foto: DSB / Oliver Geis lieferten im ersten Halbprogamm in Baku eine tadellose Leistung ab.
Foto: DSB / Oliver Geis lieferten im ersten Halbprogamm in Baku eine tadellose Leistung ab.

Zumal das Rennen um die Finalplätze ganz eng werden dürfte: Die ersten 15 Schützen weisen 295 bis 291 Ringe auf.

Entscheidungen am Dienstag, 22. August
Schnellfeuerpistole
50m Liegend Männer

Die nominierten DSB-Schützen für die WM in Baku

Flinte: Katrin Butterer (Ibbenbüren), Nadine Messerschmidt (Schmalkalden), Nele Wißmer (Suhl), Vincent Haaga (Suhl), Sven Korte (Ibbenbüren), Tilo Schreier (Loitz), Marco Kroß (Torgau), Andreas Löw (Schönbronn), Paul Pigorsch (Süptitz), Kathrin Murche (Elsnig-Mockritz), Bettina Valdorf (Frankfurt/Oder)

Gewehr: Anna Janßen (Freising), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Lisa Müller (Weingarten), Larissa Weindorf (Mannheim), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Mossautal), Max Braun (Kämpfelbach), Anna-Lena Geuther (Unterschleißheim), Veronique Münster (Kalletal), Markus Abt (Amtzell), Christian Dreßel (Adelsdorf), Max Ohlenburger (Idstein-Heftrich), Jörg Niehüser (Erwitte), Michael Klein (Schlier), Marcin Szyja (Pflaumdorf)

Pistole: Svenja Berge (Oberselters), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg), Michelle Skeries (Potsdam), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Michael Schwald (Lörrach), Robin Walter (Reichenbach), Oliver Geis (Oberselters), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg)

Laufende Scheibe: Daniela Vogelbacher (Frankfurt/Main), Kris Großheim (Frankfurt/Main), Tobias Schönsteiner (Würrtenberg)

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