Europameisterschaften

Bogen-EM Essen: Deutschland hat erste Medaille sicher

09.05.2024 18:07

Dramatik, Schreie, Freude! Der erste Tag der Ko-Phase bei der Bogen-EM in Essen (5.-12. Mai) brachte alle Emotionen zutage und sah am Ende ein freudestrahlendes deutsches Duo: Katharina Bauer (Raubling) und Florian Unruh (Berlin) stehen am Sonntag, 12. Mai, im Stadion auf Zollverein im Goldfinale des Recurve-Mixed Wettbewerbs gegen die Briten Bryony Pitman & Conor Hall. Tickets gibt es an der Tageskasse.

Foto: Eckhard Frerichs / Jubel bei Katharina Bauer und Florian Unruh über den Einzug in das Goldfinale.
Foto: Eckhard Frerichs / Jubel bei Katharina Bauer und Florian Unruh über den Einzug in das Goldfinale.

Recurve-Mixed: Bauer & Unruh nervenstark und hochklassig
Von Position zwei aus gingen Katharina Bauer & Florian Unruh in den Wettkampf und mussten aufgrund ihrer guten Setzung erst im 1/8-Finale zum Bogen greifen. Das Duell gegen die Georgier gehörte quasi zum Aufwärmprogramm, beim 6:0 gaben sich Bauer & Unruh keine Blöße. Das sollte im Viertelfinale ganz anders sein, denn die Ukrainer Marchenko & Usach erwiesen sich als bärenstarke Gegner. Nach vier Passen hieß es 4:4 (40-36, 37-38, 38-39, 40-34), sodass ein Shootoff entscheiden musste. In diesem legte Bauer eine perfekte Zehn vor, die Unruh mit einer weiteren Zehn veredelte. Damit war das Halbfinale erreicht, in dem die Niederländer Wijler & van der Winkel warteten. Auch in diesem Match ging es hochklassig zu, und das DSB-Duo blieb erneut nervenstark und gewann nach einem 37-37 in der ersten Passe mit 40-38 und 36-35 das Match mit 5:1. „Ich bin sehr glücklich. Wir haben uns das absolut verdient. Wir haben schon in Schanghai sehr gut geschossen uns aber nicht belohnt. Hier haben wir unser Ding gemacht“, meinte Bauer. Unruh ergänzte: „Wir haben beide wirklich sehr gut geschossen. Im Finale will ich besser schießen als vor zwei Jahren.“ Damit ist der Auftritt eines deutschen Teams im Finalstadion sicher, was auch für die weiteren Entscheidungen in Einzel und Team den Druck etwas nimmt, wie Bauer meint: „Das macht es auf jeden Fall leichter, dass wir dabei sind. Es ist schön, dass man dem Verband und den Fans sagen kann: Deutschland ist dabei!“
Im Finale warten die Briten, die sich als wahre Shootoff-Spezialisten erwiesen: In drei ihrer vier Ko-Matches blieben Bryony Pitman & Conor Hall cool und siegten in der Verlängerung, so auch im Halbfinale, als sie die Türken beim 19-19 dank der besseren Zehn in die Schranken wiesen: „Nur Shootoffs“, lautete demnach die passende Zusammenfassung von Hall, und Pitman freut sich auf das Finale: „Es ist natürlich aufregend, im Finale zu stehen. Die Atmosphäre wird definitiv gut sein, weil ein deutsches Team im Finale steht.“ Das Bronzematch bestreiten die Niederlande und die Türkei.

Recurve-Einzel: Fünf DSB-Schützen im 1/16-Finale
Im Einzel mussten mit Mathias Kramer, Moritz Wieser und Elisa Tartler drei deutsche Athleten am ersten Tag der Ko-Phase antreten. Zwei kamen „durch“, Wieser und Tartler gewannen ihre Matches im 1/24-Finale deutlich gegen die Konkurrenten aus Armenien bzw. Belgien. Nach ihrem 6:0 meinte Tartler: „Es war natürlich nur ein Match, aber wir sehen es als kompletten Matchtag und nicht als einzelnes Match. Es war auf jeden Fall ganz gut, dass wir den Wind probieren konnten und haben ein paar Sachen gefunden, wo ich morgen drauf achten werde.“ Dagegen ist für EM-Debütant Mathias Kramer die EM im Einzel gelaufen. Nach einem Auftaktsieg gegen einen Rumänen ereilte ihn gegen Alex Wise (GBR) beim 2:6 das Aus. Somit gehen fünf (von sechs) DSB-Recurver am Freitag, 10. Mai, in das 1/16-Finale. Kramer muss sich jedoch nicht allzu sehr grämen, denn es erwischte auch etablierte Schützen wie Gaby Schloesser (NED) oder Veronika Marchenko (UKR). Und die Weltmeisterin von Berlin 2023, Marie Horackova (CZE), rettete sich erst über den erfolgreichen Stechschuss in die nächste Runde.

Compound-Mixed: Hamdorf & Raab werden Neunte
Sebastian Hamdorf & Katharina Raab vertraten die deutschen Farben im Compound Mixed-Wettbewerb. Und das Duo schlug sich wacker, bezwang zunächst die Schweizer souverän 151:149 und bekam es dann im Achtelfinale mit den Italienern Elisa Roner & Michea Godano zu tun. Und die Italiener erlaubten sich keine Schwäche, lediglich einer ihrer 16 Pfeile fand nicht die Zehn, sodass Hamdorf & Raab mit 153 Ringen in die Niederlage einwilligen mussten: „Ein bisschen besser hätte ich schießen können, Kathi war sehr gut. Das Abschneiden ist okay, aber eine Runde mehr wäre nice gewesen“, meinte Hamdorf. Raab freut sich bereits auf Einzel- und Teamentscheid: „Ich werde mich auf jeden Fall morgen daran erinnern, wie ich heute geschossen habe. Ich war zufrieden mit meiner Leistung.“ Auf die perfekten Bedingungen angesprochen, meint sie: „Gegen Wind hätte ich nichts, den habe ich zu Hause auch, ich kann damit umgehen.“
Das können sicherlich auch die Goldfinalisten. Am Samstag treffen Mike Schloesser & Sanne de Laat (Niederlande) und Amanda Mlinaric & Domagoj Buden (Kroatien) aufeinander. Die Niederländer hatten in ihrem Halbfinale gegen die Luxemburger beim 159:156 wenig Probleme, Schloesser zeigte sich hochzufrieden: „Wir sind natürlich superglücklich, dass wir nach Gold greifen. Wir haben sehr gut als Team gearbeitet, hatten eine gute Kommunikation, haben sehr gut geschossen und uns vertraut.“ Von ihren 48 Pfeilen in der Ko-Phase gingen lediglich vier in die Neun, im Achtelfinale blieb das Duo mit 160 Ringen makellos. Was die Briten auf der Recurve-Seite waren, waren die Kroaten mit dem nicht-olympischen Compoundbogen: Sowohl im Viertel- (Spanien) als auch im Halbfinale (Türkei) mussten Mlinaric & Buden in das Stechen, beide Male schlugen ihre Pfeile in der Zehn ein. Die erst 22-jährige Mlinaric: „Ich fühle mich großartig. Das Shootoff war aufregend und stressig, zum Glück war meine Zehn ein X. Domagoj und ich arbeiteten heute sehr gut. Ich hoffe auf Gold und glaube, dass wir es schaffen können.“

Foto: Eckhard Frerichs / Und Jubel bei den deutschen Teammitgliedern und Fans.
Foto: Eckhard Frerichs / Und Jubel bei den deutschen Teammitgliedern und Fans.

Compound-Einzel: Zwei DSB-Athleten im 1/16-Finale
Fünf von sechs DSB-Schützen mussten in den ersten zwei Runden des Compound-Wettbewerbs an die Schießlinie antreten – nur einer schaffte den Sprung in die nächste Runde. Sebastian Hamdorf gewann sein Match souverän 143:139 und meinte danach: „Das war ein guter Tag für mich, das kommt aber vor allem, weil mein Fan-Club dabei ist. Meine „alte“ Mannschaft von Mexiko mit Pia (Eibeck), Kristina (Heigenhauser) und Marcel (Trachsel, Anm. d. Red.). Für das erste Match sind 143 Ringe in Ordnung. Ich hatte eine schwächere Passe dabei mit einer Acht, dann kam ein bisschen Wind auf, der meinen Gegner etwas irritiert hat.“ Dagegen mussten Henning Lüpkemann, Ruven Flüß, Jennifer Walter und Marie Marquardt in der ersten bzw. zweiten Ko-Runde die Segel streichen. Für EM-Debütantin Marquardt kein Beinbruch: „Es waren sehr gute Bedingungen, deswegen hätte mehr drin sein können. Ich hatte Probleme mit meinem Timing, die Schüssen haben zu lange gedauert, und dann war der Schuss nicht mehr so ruhig.“ An der Nervosität lag es jedoch nicht: „Ich war heute deutlich entspannter und selbstbewusster, vielleicht war das mein Problem.“ Somit stehen die gesetzte Katharina Raab und Hamdorf am Freitag, 10. Mai, im 1/16-Finale, wobei vor allem auf Hamdorf mit dem Türken Emircan Haney ein „dicker“ Brocken erwartet: „Im nächsten Match schieße ich gegen den Vorrunden-Dritten, da muss ich fünf Ringe draufpacken, ansonsten wird es schwierig.“

Am Freitag, 10. Mai, geht es in allen weiteren Wettbewerben ans „Eingemachte“, dann wird sowohl in den Einzel als auch Teamwettbewerben bis einschließlich der Halbfinals geschossen. Am 11. (Compound) und 12. Mai (Recurve) finden dann jeweils ab 10.00 Uhr die Finals im Stadion auf Zollverein statt. Tickets dafür gibt es an der Tageskasse.

Die Begegnungen mit deutscher Beteiligung

Recurve-Mixed
Bauer & Unruh vs. GEO 6:0 (38-37, 38-35, 39-37)
Bauer & Unruh vs. UKR 5:4 (40-36, 37-38, 38-39, 40-34 – 20:19)
Bauer & Unruh vs. NED 5:1 (37-37, 40-38, 36-35)

Compound-Mixed
Hamdorf & Raab vs. SUI 151:149
Hamdorf & Raab vs. ITA 153:159

Recurve-Einzel

1/48-Finale
Mathias Kramer vs. Tamas Moreh (ROU) 6:0 (28-26, 29-26, 28-27)

1/24-Finale
Moritz Wieser vs. Andrey Hovhannisyan (ARM) 7:1 (27-27, 28-26, 29-27, 29-27)
Mathias Kramer vs. Alex Wise (GBR) 2:6 (26-28, 28-28, 29-29, 25-26)
Elisa Tartler vs. Charlotte Destrooper (BEL) 6:0 (28-26, 24-21, 28-26)

Compound-Einzel

1/48-Finale
Marie Marquardt vs. Jaqueline Ringström (SWE) 139:144
Jennifer Walter vs. Andrea Nicole Moccia (ITA) 141:141 (10:10)
Ruven Flüß vs. Marcel Pavlik (SVK) 143:137

1/24-Finale
Henning Lüpkemann vs. Stas Modic (SLO) 142:142 (9:10)
Sebastian Hamdorf vs. Alexander Kullberg (SWE) 143:139
Ruven Flüß vs. Michea Godano (ITA) 141:143

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