Europameisterschaften

Bogen-EM Essen: Spielt der Heimvorteil eine Rolle?

12.04.2024 14:19

Fünf Medaillen bei der EM in München 2022, Gold und Silber bei der WM in Berlin 2023. Die deutschen Bogenschützen räumten bei den vergangenen zwei Top-Events im eigenen Land mächtig ab und hoffen natürlich auf eine ähnliche Bilanz bei der EM in Essen (5.-12. Mai). Da stellt sich natürlich die Frage: Haben die Erfolge etwas mit dem Heimvorteil zu tun?

Foto: Lisa Haensch / Weiß mit dem Pfeil umzugehen: Florian Unruh ist seit Jahren Deutschlands bester Bogenschütze.
Foto: Lisa Haensch / Weiß mit dem Pfeil umzugehen: Florian Unruh ist seit Jahren Deutschlands bester Bogenschütze.

Florian Unruh, bester deutscher Recurveschütze, gewann insgesamt dreimal die Silbermedaille (EM-Einzel und -Mixed sowie WM-Mixed) und wurde von Kollegin Michelle Kroppen mit sagenhaften fünf Medaillen sogar noch übertroffen. Dennoch macht er eine Einschränkung bezüglich des Einflusses des Heimvorteils auf die Ergebnisse: „Ich denke, dass es im Bogensport nur ein wirklicher Vorteil ist, wenn man auf dem entsprechenden Platz schon oft geschossen hat. Ansonsten ist es zwar sehr schön, einen Wettkampf im eigenen Land zu haben, aber es gibt aus meiner Sicht dann keinen Heimvorteil.“

Und so ist in Essen sportlich der Heimvorteil - anders als in München und Berlin - nicht gegeben. Im letzten bzw. vorletzten Jahr hielten die DSB-Athleten noch Lehrgänge auf dem Turniergelände ab (zumindest auf dem der Qualifikation), in Essen gibt es dieses Privileg nicht.

Compoundschützin Jennifer Walter, die den DSB bei der WM in Berlin vertrat und nun bei der EM in Essen an die Schießlinie gehen wird, sieht vor allem praktische Dinge als Vorteil: „Man kann Gewohntes essen und trinken, was die perfekte Grundlage beim Schießen ist. Des Weiteren haben wir keine Zeitverschiebung und müssen beim Packen keine Abstriche machen. Man kann viel flexibler seine privaten Dinge mitnehmen, und was uns Sportler sehr entlastet, sind die eigenen Plätze für unsere Bögen. Auch, dass wir nicht auf den Shuttle angewiesen sind, ist eine Erleichterung.“

Blickt man auf die vergangenen sieben kontinentalen Titelkämpfe fällt eines auf: Traditionell starke Bogennationen profitieren durchaus vom Heimvorteil. So gewann die Türkei 2021 zweimal Gold im eigenen Land, die Briten holten Silber und Bronze bei der EM 2016 in Nottingham, die Niederländer räumten in Amsterdam 2012 mit dreimal Gold und einmal Bronze ebenso ab wie die Italiener zwei Jahre zuvor in Rovereto (1x Gold, 4x Silber, 2x Bronze) und das DSB-Team 2022. Demgegenüber stehen die Europameisterschaften in Legnica/POL 2018 und Echmiadzin/ARM 2104, bei denen die Gastgeber – definitiv keine Bogensport-Nationen – leer ausgingen.

Foto: Eckhard Frerichs / Jennifer Walter fiebert in Essen ihrer EM-Premiere entgegen.
Foto: Eckhard Frerichs / Jennifer Walter fiebert in Essen ihrer EM-Premiere entgegen.

Unruh ist auf jeden Fall noch nicht „satt“, vielmehr stacheln die großartigen Erfolge in der Vergangenheit weiter an: „Wir werden auf jeden Fall alles geben, um hoffentlich noch erfolgreicher und in möglichst vielen Medaillenfinals zu sein als bei der letzten Heim-EM in München.“ Der Fokus ist dabei vor allem auf eins gerichtet: „Das Hauptziel ist natürlich für das Männerteam der Mannschaftsquotenplatz für Olympia.“ Dazu muss der EM-Titel im Team her bzw. das deutsche Trio muss beste Mannschaft hinter den bereits qualifizierten Franzosen und Türken sein.

Auch Walter fiebert dem Event entgegen: „Es ist schön, dass man von Leuten umgeben ist, die man kennt. Der Ansporn ist groß, gut zu schießen. Und natürlich ist es sehr gute Werbung für unseren Sport. Und vielleicht findet ja der ein oder andere durch die EM zu unserem Sport.“ Deutsche Medaillen wären dabei sicherlich hilfreich, denn erfolgreichen Vorbildern eifert man natürlich viel lieber nach.

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