Europameisterschaften

Bogen-EM Essen: „Die Kulisse ist einmalig!“

16.04.2024 11:47

Bei der Bogen-Europameisterschaft in Essen (5. bis 12. Mai) feiern die DSB-Schützen zum dritten Mal in drei Jahren Heimrecht bei einem internationalen Großereignis. Wie Bundestrainer Oliver Haidn und Holger Hertkorn als Disziplinverantwortlicher Compound dies beurteilen, wie sie die Konkurrenz einschätzen und warum sich Zuschauer das Top-Event nicht entgehen lassen sollten, sagen die beiden Verantwortlichen im Doppel-Interview. Tickets für das Final-Wochenende der EM gibt es bei www.ticketmaster.de

Foto: World Archery / Alles immer im Blick: Bundestrainer Oliver Haidn glaubt, dass sein Team in allen Wettbewerben Chancen hat.
Foto: World Archery / Alles immer im Blick: Bundestrainer Oliver Haidn glaubt, dass sein Team in allen Wettbewerben Chancen hat.

Die Qualifikation ist beendet. Wie zufrieden wart ihr mit den Leistungen und den Ergebnissen?
Haidn: „Die Ergebnisse entsprachen insgesamt den Erwartungen. Im Damenbereich haben Charlie und Kathi zum Teil Weltklasseniveau gezeigt. Im Herrenbereich hätte die 680 auch jetzt schon das eine oder andere Mal fallen sollen. Das war nur jedoch nur im C-Programm der Fall. Das reicht noch nicht.“
Hertkorn: „Ich bin relativ zufrieden. Die meisten Athleten hatten innerhalb der zwei Qualifikationstage eine deutliche Steigerung. Für uns ist es erst der Beginn der Freiluft-Saison. Nicht alle hatten bereits viel Zeit, draußen zu trainieren. Bei Katharina Raab z.B. lag in der Heimat bis vor kurzem noch Schnee. Die zwei Lehrgänge im Vorfeld waren zwar auf 50m, aber noch in der Halle. Daher sind sicherlich noch Steigerungen in den Ergebnissen zu erwarten.“

Gab es Überraschungen oder Besonderheiten?
Haidn: „Überraschend für die Mannschaft war mitunter der sehr couragierte Auftritt von Mathias. Als Youngster hat er hier das etablierte Feld doch etwas „aufgemischt“. Leider konnte die „Jugend“ mit Elina, Jonny und Clea noch nicht ganz durchstarten. Aber ihre Zeit kommt. Diesmal dürfen und sollen es die „Erfahrenen“ nochmals machen.“
Hertkorn: „Besonders überrascht hat Ruven Flüß, der sich nach einer eindrucksvollen Aufholjagd am zweiten Tag mit sehr guten Ergebnissen, gerade in den Final-Matches, als Junior in das Team geschossen hat.“

Wie sehen nun die knapp drei Wochen bis zur EM aus? Was macht ihr bzw. eure Athleten bis zum EM-Start?
Haidn: „Nach einer kurzen regenerativen Phase mit Heimaturlaub geht es über das Training an den Stützpunkten zum Weltcup nach Shanghai und nach einem Vorbereitungslehrgang in Düsseldorf direkt zur EM nach Essen.“
Hertkorn: „Die Athletinnen und Athleten bereiten sich neben ihrem Beruf individuell auf die EM vor. Jeder weiß, woran er noch ein wenig Feinschliff legen muss. Wir treffen uns einen Tag vor offiziellem Beginn der EM, damit die Teams noch ein letztes Mal vorher zusammen trainieren können.“

Foto: DSB / Holger Hertkorn wäre eine Top Ten-Platzierung schön, eine Medaille sensationell.
Foto: DSB / Holger Hertkorn wäre eine Top Ten-Platzierung schön, eine Medaille sensationell.

Wir werden versuchen, unseren Heimvorteil wieder zu nutzen!

Bundestrainer Oliver Haidn

Bei den vergangenen Top-Events auf deutschem Boden habt ihr mit fünf bzw. zwei Medaillen mächtig abgeräumt, Oliver. Gibt es eine Fortsetzung in Essen? Was spricht dafür, was evt. dagegen?
Haidn: „Natürlich wollen wir wieder Medaillen – bei jedem Event und gerade auch bei der Heim-EM. Aber Essen wird im Olympiajahr nochmals deutlich stärker besetzt sein als die EM in München. Wir werden versuchen, unseren Heimvorteil wieder zu nutzen. Die organisatorischen Vorbereitungen hierzu sind in vollem Gange. Zudem hoffen wir auf viele Fans. Das hat uns in München und Berlin gut gepuscht. Wir werden in Essen gute Ergebnisse unserer Mannschaft sehen. Wie weit dies in Medaillen mündet, bleibt abzuwarten.“

Holger, ein achter Platz bei der EM in München war eure beste Platzierung. Gibt es Hoffnung, dass es in Essen noch etwas höher hinausgeht?
Hertkorn: „Die Hoffnung ist immer da. Es wird jedoch schwer. Gerne würden wir im Einzel eine Medaille holen, da dies auch einen Quotenplatz für die World Games im nächsten Jahr bedeuten würde. In Anbetracht der immer mehr zunehmenden Professionalisierung in anderen Nationen sind wir hier aber eindeutig in einer Außenseiterrolle.“

Neben den Medaillen peilen die Recurve-Männer auch den Team-Quotenplatz an. Dazu müssen sie Europameister werden. Ist das realistisch, Oliver?
Haidn: „Wir haben unsere Chancen in allen Wettbewerben - mit allen Teilmannschaften, also auch im Teamwettbewerb der Herren. Eine Mannschaft wird den Team-Quotenplatz in Essen im Herrenbereich holen. Warum nicht also wir? Wenn wir konzentriert und entschlossen agieren und „unser Ding“ machen, dann ist alles möglich.“

Wer werden die härtesten Konkurrenten bei der EM sein?
Haidn: „Die europäische Spitze ist im Augenblick hochklassig sehr breit gefächert. Im Herren- und Damenbereich sind das im Teamwettbewerb gleichermaßen Italien, Frankreich, die Türkei, Spanien, Großbritannien und die Niederlande.“
Hertkorn: „Die Niederlande wird u.a. mit Mike Schloesser sicherlich ein Wort mitreden, genauso wie Dänemark mit Mathias Fullerton. Jozef Bosansky aus der Slowakei war im letzten Jahr sehr erfolgreich. Im allgemeinen ist die Türkei, Estland und auch Frankreich stark einzuschätzen. Bei den Damen muss man auf jeden Fall an Großbritannien mit Ella Gibson vorbei.“

Habt ihr einen Geheim-Tipp? Also, auf wen sollten die Zuschauer achten?
Haidn: „Die amtierenden Einzelweltmeister aus Berlin Marie Horackova (CZE) und Mete Gazoz (TUR) gehören sicher zum absoluten Favoritenkreis. Beide schießen eine sehr gute Technik. Die sollte man sich in jedem Fall auch anschauen.“
Hertkorn: „Einen Geheimtipp habe ich nicht. Das Niveau ist in den letzten Jahren dermaßen gestiegen, dass auf jeden Fall von vielen Athletinnen und Athleten großer Sport zu erwarten ist. Es gibt mittlerweile einige "Stars", international wie national, die man als Bogensportbegeisterter hautnah auf der EM erleben kann. So nah wie dort kommt man an die sonst nicht so einfach ran.“

Ich hoffe auf ein großartiges Bogensportspektakel mit hervorragenden Leistungen und toller Stimmung!

Disziplinverantwortlicher Compound Holger Hertkorn

Die Finals werden im Stadion auf Zeche Zollverein geschossen. Warum sollten Zuschauer dahinkommen?
Haidn: „München und Berlin haben superspannende Bogensportwettkämpfe gezeigt. Unsere Athleten gehören auch in Essen zum Favoritenkreis. Das so nah und so präsent miterleben zu können, wird für jeden Bogensportfan sicher ein unvergleichliches Erlebnis.“
Hertkorn: „Allein die Kulisse ist einmalig. Vor einem UNESCO-Welterbe Weltklasse-Bogensport erleben zu können, bietet sich nicht alle Tage. Unser Team, Recurve wie Compound, wird sein Möglichstes tun, um in der Finalarena zu stehen. Ich hoffe auf ein großartiges Bogensportspektakel mit hervorragenden Leistungen und toller Stimmung.“

Mit welchem Ergebnis wärt ihr bei der EM zufrieden?
Haidn: „Wenn es unseren Athleten gelingt, ihr Potenzial abzurufen, wenn es darauf ankommt, dann würde mich das sehr freuen. Der Rest ergibt sich.“
Hertkorn: „Top-Ten wäre schön, eine Medaille sensationell.“

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