Weltmeisterschaften

Bogen-WM Gwangju: In der Höhle des Löwen

02.09.2025 11:44

Zur Bogensport-Weltmeisterschaft kommt die Weltelite im Bogensportland Nummer eins zusammen: In Gwangju/KOR (6. bis 12. September) wollen die Gastgeber ihren Ruf als weltbeste Nation bestätigen und u.a. das deutsche Frauen-Team vom WM-Thron stoßen.

Foto: World Archery / Unvergessen und historisch! Das deutsche Recurve-Frauenteam mit Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz ist Weltmeister und posiert hier mit den Teams aus Frankreich und Mexiko.
Foto: World Archery / Unvergessen und historisch! Das deutsche Recurve-Frauenteam mit Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz ist Weltmeister und posiert hier mit den Teams aus Frankreich und Mexiko.

Denn 2023 bei der WM in Berlin geschah Unglaubliches: Die topfavorisierten Koreanerinnen – die die Qualifikation im Teamwettbewerb mit 53 (!) Ringen Vorsprung gewannen, schieden im Achtelfinale sensationell gegen Indonesien aus und machten somit den Weg frei, u.a. für das deutsche Team. Katharina Bauer, Michelle Kroppen und Charline Schwarz setzten sich vor dem Olympiastadion die WM-Krone auf: „Der WM-Titel 2023 war ein absolutes Highlight, und ich werde diese Zeit und diesen Moment nie vergessen“, erinnert sich Bauer. Nun reist die Raublingerin mit ihren Teamkolleginnen, Kroppen ist erneut an ihrer Seite, dazu kommt Elina Idensen, nach Korea, um das Projekt Titelverteidigung zu versuchen. Druck verspürt sie dabei keineswegs: „Zu wissen, dass alles möglich ist, gibt mir keinen Druck, sondern die Sicherheit, dass wir das Potenzial haben, ganz oben zu stehen. Deswegen freue ich mich einfach auf die Chance und auf die Zeit in Korea. Wir haben in der Vorbereitung alles gegeben und uns bestmöglich auf diese WM vorbereitet.“ Dass die Gastgeber alles daransetzen werden, den WM-Titel wieder nach Korea zu holen, daran besteht bei Bauer kein Zweifel: „Ich denke, die Erwartungen an das koreanische Team sind sehr hoch. Deswegen haben sie sich auf jeden Fall bestmöglich auf die WM vorbereitet. Aber das haben wir uns auch - und auch der Rest der Welt.“

Bei den Olympischen Spielen in Paris unterstrichen die Koreaner ihre Ausnahmestellung im Recurve-Bereich: Fünf Titel wurden vergeben, fünf Mal erklang die südkoreanische Nationalhymne. Dazu gab es noch Silber und Bronze in den Einzelwettbewerben. Der Anspruch der Koreaner ist demnach extrem hoch, die Erwartungen von Medien und der einheimischen Bevölkerung ebenso: „Es werden sicherlich viele Zuschauer und Fans vor Ort sein, die vor allem die Koreaner lautstark anfeuern werden. Vor drei Jahren waren wir bereits für einen Weltcup in Gwangju und haben dort im Team gegen Korea um Gold geschossen. Ich werde nie vergessen, wie mucksmäuschenstill es bei unseren Schüssen war, obwohl die Tribüne komplett voll war und wie laut es bei den Koreanerinnen nach jedem Pfeil war“, so Bauer. Die 30-jährige zweifache Europameisterin des vergangenen Jahres freut sich auf die WM und das „Erlebnis Korea“: „Für mich ist jede WM mit einem besonderen Gefühl und besonderem Stolz verbunden, egal, wo sie stattfindet. Aber Korea ist für solch ein Event perfekt, und ich freue mich natürlich sehr auf eine WM im „Mutterland des Bogensports“.“

Ob es dann fern der Heimat erneut Grund zum Jubeln gibt und gar eine weitere WM-Medaille nach Hause gebracht wird, ist bei der hochkarätigen Konkurrenz völlig offen. Bauer und ihre Teamkollegen und -kolleginnen wollen sich auf ihre eigene Leistung konzentrieren: „Ich möchte meine Schüsse machen. Ganz egal, was um mich herum passiert. Am Ende möchte ich sagen können, dass ich jeden Pfeil 100 Prozent gegeben habe, und was am Ende an Platzierungen oder Ringen rauskommt, liegt sowieso nicht ganz in meiner Hand. Hauptsache ich mache mein Ding.“

Foto: World Archery / Überschwänglicher Jubel bei Katharina Bauer nach dem gewonnenen Sensations-Titel bei der Heim-WM.
Foto: World Archery / Überschwänglicher Jubel bei Katharina Bauer nach dem gewonnenen Sensations-Titel bei der Heim-WM.

Das wollen auch die erfolgsverwöhnten Koreaner, die sich zuletzt auch im Compoundbereich immer stärker präsentierten. Zumal sie bei der WM in Berlin „nur“ zwei WM-Titel im Recurve Mixed und im Teamwettbewerb der Männer gewannen. Dabei steht die Bogensportnation unter Schock. Denn kurz vor der WM verstarb völlig überraschend Nationaltrainer Park Seong Soo im Alter von 55 Jahren. Der Team-Olympiasieger Einzel-Silbermedaillengewinner von Seoul 1988 hatte in Paris das Herrenteam verantwortet.

Die Medaillengewinner von der WM 2023 in Berlin

Recurve
Einzel Frauen: 1. Marie Horackova/CZE 2. Alejandra Valencia/MEX 3. Satsuki Tokugava/JPN
Einzel Männer: 1. Mete Gazoz/TUR 2. Eric Peters/CAN 3. Marcus D’Almeida/BRA
Mixed: 1. Sihyeon Lim & Kim Woojin/KOR 2. Michelle Kroppen & Florian Unruh/GER 3. Tatiana Andreoli & Mauro Nespoli/ITA
Team Frauen: 1. Deutschland 2. Frankreich 3. Mexiko
Team Männer: 1. Südkorea 2. Türkei 3. Japan

Compound
Einzel Frauen: 1. Aditi Gopichand Swami/IND 2. Andrea Becerra/MEX 3. Jyothi Surekha Vennam/IND
Einzel Männer: 1. Ojas Pravin Deotale/IND 2. Lukasz Przybylski/POL 3. Mike Schloesser/NED
Mixed: 1. Alexis Ruiz & Sawyer Sullivan/USA 2. Sara Lopez & Sebastian Arenas/COL 3. Mariya Klein & Gilles Seywert/LUX
Team Frauen: 1. Indien 2. Mexiko 3. Südkorea
Team Männer: 1. Polen 2. Dänemark 3. Niederlande

Das deutsche Team bei der WM in Gwangju
Recurve: Katharina Bauer (Raubling, Saisonbestleistung 680 Ringe, 3. WM-Teilnahme), Michelle Kroppen (Berlin, 672, 5. WM), Elina Idensen (Bad Münder, 664, 1. WM), Mathias Kramer (Lähden, 686, 1. WM), Moritz Wieser (Trostberg, 683, 2. WM), Jonathan Vetter (Deufringen, 691, 1. WM)
Compound: Marie Marquardt (Potsdam, 689, 1. WM), Katharina Raab (Wertach, 702, 2. WM), Jennifer Walter (Weil im Schönbuch, 691, 3. WM), Noah Nuber (Bad Schönborn, 701, 1. WM), Paolo Kunsch (Schwaikheim, 711, 1. WM), Henning Lüpkemann (Sigmaringen, 701, 1. WM)
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Valeeva, Dr. Grit Reimann, Harald Kruse, Tom Doff, Reinhard Kisselbach, Holger Hertkorn, Marcus Laube

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