Weltmeisterschaften
Bogen-WM Gwangju: Bauer & Wieser greifen im Mixed nach Bronze
Nach dem Großteil der Compoundentscheidungen griffen am 9. September die Recurveschützen bei zum Teil strömendem Regen erstmals bei der Bogen-Weltmeisterschaft in Gwangju/KOR zu den Sportgeräten. Dabei überzeugte das Mixed Katharina Bauer & Moritz Wieser mit starken Leistungen und schießt am 10. September gegen Japan um die Bronzemedaille. Auch das Männer-Team als Siebter konnte überzeugen. Das Frauen-Trio schied im 1/8-Finale aus und konnte den 2023 in Berlin gewonnenen Titel somit nicht verteidigen.

Teams: DSB-Frauen scheitern an Taiwan, DSB-Männer an Japan
Jeweils als Zwölfte gingen die beiden DSB-Teams in die Ko-Phase. Damit hätte die Ausgangsposition definitiv besser sein können, denn somit drohten frühzeitig starke Gegner. In Runde eins präsentierten sich beide Teams souverän: Sowohl die Australier als auch die Brasilianerinnen wurden mit 5:1 (57-52, 55-55, 59-49) bzw. 6:2 (54-54, 54-51, 54-54, 55-53) sicher bezwungen. Im Achtelfinale kam es dann zum doppelten Ländervergleich mit Taiwan – beide gegnerischen Trios hatten sich als Fünfte nach der Qualifikation eingereiht. Die deutschen Männer schossen bärenstark und ließen sich auch von dem unglücklichen Rückstand (56-57) nicht aus der Ruhe bringen. Drei weitere starke Passen – alle Schüsse landeten ausnahmslos im Gold – folgten und so wurde aus dem 0:2 ein 6:2 (56-57, 56-54, 58-57, 58-57). Bei den Frauen deutete auch alles auf einen Erfolg des Titelverteidigers hin, denn nach zwei Passen hieß es 4:0 für das deutsche Team, weil es deutlich mehr Zehner schoss als der Gegner. Doch die Taiwanesinnen steigerten sich, während dem deutschen Team in der dritten Passe zwei Siebener und in der vierten Passe eine Acht zum Verhängnis wurden. Somit hieß es nach dem 4:4 (54-52, 56-51, 52-55, 54-55) Stechen. Und in diesem zeigten sich die Gegnerinnen stärker, schossen zwei Zehner und konnten sich eine Acht leisten, weil Bauer, Idensen und Kroppen jeweils eine Neun schossen. Nach dem Sensations-Titel vor heimischem Publikum blieb den deutschen Frauen somit „nur“ Platz neun und der schwache Trost, dass die Taiwanesinnen später auch Korea im Stechen schlugen und ins Goldfinale stürmten. „Wir haben unsere Leistung konstant abrufen können und als Team gut zusammengearbeitet. Am Ende hat Taiwan ein klein wenig drauflegen können, während wir bei unserer Leistung geblieben sind, und dann hat es nicht mehr gereicht. Das ist ärgerlich, trotzdem bin ich stolz auf uns Damen, denn wir haben in den letzten Wochen und Monaten gut zueinandergefunden, und es hat heute sehr viel Spaß gemacht, mit den Beiden zu schießen“, sagte Kroppen danach.
Für die Männer warteten mit den an vier positionierten Japanern der nächste starke asiatische Gegner. Wieder überzeugte das deutsche Trio und schoss - bis auf die erste Passe -, die mit 53-55 verloren ging, sehr stark. Drei Passen mit jeweils 57 Ringen folgten, doch es reichte nicht, weil auch die Japaner voll dagegenhielten. Am Ende hieß es 3:5 (53-55, 57-55, 57-58, 57-57) aus deutscher Sicht, Vetter wusste nicht, ob der Stolz über die starken Leistungen oder der Frust über die knappe Niederlage überwiegt: „Das ist, ehrlich gesagt, schwer zu sagen. Ich denke, beides ist in seiner Art und Weise berechtigt. Am heutigen Tag hat es nicht mehr sollen sein.“ Für die Zukunft ist Vetter aber sehr optimistisch: „Wenn man das Team anschaut und sieht, was sich in solch „kurzer Zeit“ entwickelt hat, kann man zuversichtlich auf die kommenden Ereignisse blicken.“
Mixed: Konstant hohe Qualität sorgt für Medaillenchance
Im Mixed-Wettbewerb gingen Katharina Bauer & Moritz Wieser – natürlich als Zwölfte nach der Qualifikation – in den Wettbewerb. Usbekistan war im 1/12-Finale beim 6:2 (36-37, 38-35, 38-36, 38-36) kein Problem, im 1/8-Finale wartete mit – natürlich – Taiwan ein echter Gradmesser. Und in diesem Duell zeigten Bauer & Wieser ihre ganze Klasse und ließen ihren Gegnern Chiu & Tang beim 6:0 (39-35, 37-36, 39-37) nicht den Hauch einer Chance. Diesen „Flow“ nahm das DSB-Duo auch in das Viertelfinale gegen die Ukrainer Anastasia Pavlova & Oleksii Hunbin mit. Abermals wurde dem Gegner kein Satzpunkt gegönnt, Bauer & Wieser schossen beim 6:0 (38-37, 38-37, 39-34) wie aus einem Guss und wurden mit dem Einzug in das Halbfinale gegen das „Überteam“ Korea mit Kim Woojin & An San belohnt. Die Olympiasieger und Titelverteidiger (damals in der Konstellation Kim Woojin & Lim Sihyeon) hatten einen neuen Qualifikations-Weltrekord aufgestellt (s.u.) und mussten sich gegen das deutsche Team mächtig strecken: 38-38, 37-37 und 38-38 lauteten die Ergebnisse der ersten drei Passen und verdeutlichen, dass hier zwei gleichstarke Duos aufeinandertrafen. Somit musste bzw. konnte die vierte Passe entscheiden, und in dieser zeigten die Koreaner, warum sie zurecht die Weltbesten sind: Perfekte 40 Ringe zauberten sie auf die Scheibe, während Bauer & Wieser sich mit 36 Ringen begnügen mussten. Dennoch ein herausragender Auftritt des deutschen Duos, das nun am morgigen 10. September gegen Japan nach der Bronzemedaille greift: „Wir sind mega zufrieden. In den ersten drei Matches haben wir nahezu dominiert, wir können stolz auf unsere Elimination sein“, so Wieser, der mit seiner Trainingspartnerin ein eingespieltes Team bildete: „Kathi und ich sind ein gutes Team. Wir wissen, wie der andere tickt und was wir zueinander sagen müssen. Zudem waren wir beide heute echt gut drauf!“ Dass gegen die Koreaner wieder einmal Endstation war, das Duell aber so lange offen gehalten werden konnte, sorgte für zwiespältige Gefühle bei Wieser: „Korea ist immer eine Herausforderung, für jedes Team auf dem Feld. In diesem Match konnten wir dennoch drei Sätze splitten und mussten uns gegen eine 40 im entscheidenden Satz geschlagen geben. Dennoch so knapp an dem Goldfinale vorbeizuschrammen mit dem Wissen, dass wir das Zeug dazu haben, ist immer bitter. Trotzdem überwiegt der Stolz am heutigen Tag.“ Und für das Bronzematch gibt es laut des Bayern nur eine Devise: „Ganz einfach. Gas geben!“
Qualifikation: Drei Athleten gut, drei mit Luft nach oben
Vor den Teamwettbewerben stand zunächst die Qualifikation für jeden der insgesamt 277 (154 Männer und 123 Frauen) Teilnehmer an. Drei DSB-Athleten schossen stark und konnten sich im Vorderfeld platzieren, drei Sportler hatten ihre Probleme, einen Rhythmus zu finden und hohe Ergebnisse zu schießen. Katharina Bauer (664 Ringe, 19. Platz), Moritz Wieser (673 Ringe, 25. Platz) und Mathias Kramer (672 Ringe, 30. Platz) konnten mit guten Leistungen überzeugen. Dagegen lief es bei Elina Idensen (643 Ringe, 53. Platz), Michelle Kroppen (643 Ringe, 56. Platz) und Jonathan Vetter (641 Ringe, 100. Platz) nicht wie gewünscht, denn alle drei Schützen sind in der Lage, deutlich höhere Ergebnisse zu schießen. „Wir haben in der Qualifikation unser Bestes gegeben. Was dann am Ende rauskommt, hat natürlich viele Einflussfaktoren wie beispielsweise Wetter und Tagesform“, so Idensen, die sich für die Ko-Phase eines vornimmt: „Starke Schüsse!“ Und Mathias Kramer zeigte sich mit seinem Auftritt zufrieden: „Die Qualifikation lief für mich, weil ich mich intensiv vorbereitet habe.“

Auch Bundestrainer Oliver Haidn war mit dem ersten Tag seiner Mannschaft hochzufrieden und fasste die drei Team-Entscheidungen zusammen: "Ich bin sehr stolz auf diese junge Herrenmannschaft. So viel geballte Energie, hohe Ringzahlen, ein tolles Miteinander und ein verdienter 7. Platz mit Potenzial für mehr. Wir werden noch viel Freude mit unserer Herrenmannschaft haben. Bei den Damen hatten wir insgesamt einen guten Wettkampfeinstieg. Ein Viertelfinale war möglich gewesen, wir werden die Gesamtsituation im Anschluss analysieren. Sie sind heute nicht belohnt worden. Aber ihre Zeit kommt. Im Mixed sind wir Weltspitze. Egal in welcher Konstellation wir an den Start gehen, wir haben immer Medaillenpotenzial. Kathi und Moritz haben super harmoniert. Mit viel Freude und viel Willen stehen sie zurecht in der Finalarena. Wir freuen uns auf das Match."
Dass die Koreaner bei der WM im eigenen Land mit dem Erwartungsdruck umzugehen wissen, zeigten sie bereits in der Qualifikation: Super-Star Kim Woojin lag mit 701 Ringen ganz vorne und verfehlte den Weltrekord von Brady Ellison/USA nur um einen Ring. Gemeinsam mit Olympiasiegerin An San, die ihrerseits die Qualifikation mit 692 Ringen auf Rang eins beendete, stellte er mit 1393 einen um fünf Ringe verbesserten neuen Weltrekord im Mixed auf. Das koreanische Frauenteam mit An San pulverisierte den bestehenden Weltrekord geradezu und erhöhte diesen um 17 (!) Ringe auf phantastische 2070 Ringe.
Das deutsche Team bei der WM in Gwangju
Recurve: Katharina Bauer (Raubling, Saisonbestleistung 680 Ringe, 3. WM-Teilnahme), Michelle Kroppen (Berlin, 672, 5. WM), Elina Idensen (Bad Münder, 664, 1. WM), Mathias Kramer (Lähden, 686, 1. WM), Moritz Wieser (Trostberg, 683, 2. WM), Jonathan Vetter (Deufringen, 691, 1. WM)
Compound: Marie Marquardt (Potsdam, 689, 1. WM), Katharina Raab (Wertach, 702, 2. WM), Jennifer Walter (Weil im Schönbuch, 691, 3. WM), Noah Nuber (Bad Schönborn, 701, 1. WM), Paolo Kunsch (Schwaikheim, 711, 1. WM), Henning Lüpkemann (Sigmaringen, 701, 1. WM)
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Valeeva, Dr. Grit Reimann, Harald Kruse, Tom Doff, Reinhard Kisselbach, Holger Hertkorn, Marcus Laube
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