Weltmeisterschaften

Bogen-WM Gwangju: „Wir gehen da alle mit Selbstvertrauen rein!“

28.08.2025 11:51

Paolo Kunsch (Schwaikheim) ist zurück! Der Junioren-Weltrekordler hatte zwischendurch seine Bogensport-Karriere auf Eis gelegt, ist nun aber mit seinem Compound-Bogen wieder voll dabei und erlebt in Gwangju/KOR (6. bis 12. September) seine erste Weltmeisterschaft bei den Erwachsenen. Wie sehr er dieser entgegenfiebert, warum er zurückgekehrt ist und was er sich und dem deutschen Compound-Team zutraut, verrät der 25-Jährige im Interview.

Foto: World Archery / Paolo Kunsch will bei seiner ersten WM bei den Erwachsenen die starken Leistungen aus dem Training und Wettkämpfen bestätigen.
Foto: World Archery / Paolo Kunsch will bei seiner ersten WM bei den Erwachsenen die starken Leistungen aus dem Training und Wettkämpfen bestätigen.

Wie groß ist die Vorfreude auf die WM, deine erste bei den Erwachsenen?
Kunsch: „Mega groß. Korea ist natürlich ein tolles Ziel und schon lange im Visier. Die WM ist für mich eine gute Gelegenheit, die Qualifikation dafür lief gut, das Jahr hat sich auch bisher gut entwickelt. Ich bin wieder dabei und ich freue mich darauf.“

Vielleicht freust du dich auch deshalb, weil du vorher mal eine längere Pause eingelegt hast. Warum die Pause und warum bist du jetzt wieder zurück?
Kunsch: „Ja, das ist eine gute Frage. Es war für mich so, dass ich damals, es war so 2020/2021 in der Ausbildung war, und ich noch ein Jahr bis zur Abschlussprüfung hatte. Darauf habe ich mich konzentriert, da mir meine berufliche Laufbahn wichtig ist. Und da ich zu dem Zeitpunkt nicht davon gelebt habe oder leben konnte, muss man natürlich auch parallel schauen, was geht. Die Ausbildung habe ich abgeschlossen und ein Studium angefangen, in dem ich auch schon sehr fortgeschritten bin. Während meines Praxissemesters habe ich wieder Lust bekommen und die Zeit hat es hergegeben. Und seit März 2024 bin ich wieder dabei.“

Hat vielleicht auch die olympische Premiere in LA 2028 neue Lust, Motivation und Perspektive entfacht?
Kunsch: „Es ist witzig, weil es zu dem Zeitpunkt im März 2024 als ich wieder hinterm Bogen stand, diese Perspektive noch nicht gab. Es war mehr aus freien Stücken, ich habe mich gerne an die Zeit erinnert und auch nie das Schießen so wirklich aus dem Blick verloren. Natürlich gab's auch eine ganze Zeit, in der ich dann nicht hinterm Bogen stand bzw. nur dann, wenn ich auch wirklich Lust darauf hatte. Es war für mich einfach eine gute Gelegenheit, nochmals anzugreifen und nun ist es natürlich umso besser. Ich weiß gar nicht, wie lange genau der Zeitraum war, als die Entscheidung für Los Angeles 2028 kam - ein Jahr oder so, nachdem ich wieder angefangen habe. Dass dann so eine Nachricht kommt, ist natürlich cool.“

Foto: World Archery / Der größte Erfolg in diesem Jahr: Katharina Raab & Paolo Kunsch gewinnen beim Weltcup in Antalya völlig überraschend die Silbermedaille im neuen olympischen Mixed-Wettbewerb.
Foto: World Archery / Der größte Erfolg in diesem Jahr: Katharina Raab & Paolo Kunsch gewinnen beim Weltcup in Antalya völlig überraschend die Silbermedaille im neuen olympischen Mixed-Wettbewerb.

Mit Blick auf die LA-Perspektive: Willst du nochmals voll angreifen und alles geben, um dir diesen Traum zu erfüllen?
Kunsch: „Ja, definitiv! Ich habe auch die Möglichkeiten, über das Studium zumindest in der ersten Zeit, flexibel zu sein und viel Zeit ins Schießen investieren zu können. Auch wenn man natürlich aktuell noch nicht weiß, wie die Kriterien genau sein werden. Ich hoffe, das nächste halbe Jahr wird viel Aufschluss geben darüber, wie man sich in Deutschland orientiert und welche Möglichkeiten sich ergeben werden. Da hoffe ich natürlich das Beste. Ich bin ein Fan davon (und jetzt besteht für mich die Möglichkeit), dass man keine Zeit verliert und einfach früh mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen, anfängt. Um die Zeit zu nutzen, bis die Entscheidungen getroffen werden.“

Du bist immer noch Weltrekord-Inhaber (September 2020) mit 1422 Ringen als Junior (715 wurde 2021 gebrochen). Bist du seitdem nochmals in die Nähe dieses Ergebnisses gekommen?
Kunsch: „Im Wettkampf leider noch nicht wieder. Da war dieses Jahr mein Top-Score in der Qualifikation zumindest 705 Ringe. Das heißt, da ist noch ein bisschen Luft nach oben im Wettkampf, aber im Training selbstverständlich. Und diese Zahlen benötigt man auch, um international bei den Herren mitzuhalten. Im Junioren-Bereich war der Weltrekord damals natürlich eine Hausnummer. Jetzt bei den Erwachsenen ist das gang und gäbe, die Leistungsdichte wird größer, immer mehr Leute schießen so Scores und die muss man bringen, um vorne dabei zu sein.“ 
Nachtrag: „Eine Woche nach dem Interview kann ich die Frage mit ja(!) beantworten. In Karlsruhe ist es mir gelungen, ein Top-Wochenende abzuliefern (1418 und 1414). 711 mit einer 359 im zweiten Durchgang ist der absolute Hammer. Es war eine mega Erfahrung, für die der Zeitpunkt kaum besser hätte sein können. Das öffnet dann doch nochmal die ein oder andere Türe bei der Arbeit im Kopf, wenn eine Vorstellung Realität wird - auch im Hinblick auf die WM.”

Du und Katharina Raab habt in diesem Jahr mit Mixed-Silber beim Weltcup in Antalya einen großen Erfolg gelandet. Ein Fingerzeig, dass mit den deutschen Compoundern zukünftig mehr zu rechnen ist?
Kunsch: „Definitiv! Ich glaube, das Team ist motivierter denn je. Das Jahr lief bisher, wenn man sich z.B. die Junioren-Cups/Grand-Prix anschaut, oder natürlich auch unsere Medaille durchaus sehr erfolgreich. Daran möchten wir natürlich auch bei der WM anknüpfen, das wäre super. Wir sind alle motiviert, alle haben Bock! Aber das heißt natürlich auch trainieren, trainieren, trainieren.” 

Wie sieht deine WM-Vorbereitung aus?
Kunsch: „Für mich hat die unmittelbare Vorbereitung auf die WM eigentlich mit Schluss der University Games begonnen. Dort habe ich noch mal einige Erkenntnisse und Themen mitgenommen, woran ich arbeiten möchte. Unterm Strich sind es aber sehr viel Matches, ein bisschen weniger Pfeile, Qualität statt Quantität. Da ich im Moment Semesterferien habe, kann ich mich jeden Tag der Vorbereitung widmen, um einfach im Training so gut wie möglich in diesen Wettkampfmodus zu kommen.“

Was ist bei der WM möglich im Einzel, Mixed und Team? Was ist dein Ziel?
Kunsch: „Mein Ziel ist es, meine Leistung zu bringen, die ich jetzt auch im Training und zum Teil auf den Turnieren gebracht habe. Die WM ist natürlich der Saisonhöhepunkt und somit hoffentlich auch der Leistungshöhepunkt. Ich werde alles geben, mal sehen, wofür es dann Platzierungstechnisch reicht? In der KO-Phase möchte ich richtig gute Scores haben, also bestenfalls voll schießen. Mit einer 148 oder 149 gewinnt man natürlich auch noch hier und da ein Match, aber natürlich ist es das Ziel, gegen die Weltelite zu zeigen, was man kann. Im Mixed und Team sind wir auf jeden Fall auch für eine Überraschung gut. Wir gehen da nach so einem Jahr alle mit Selbstvertrauen rein. Und im Team freue ich mich mit Noah (Nuber) und Henning (Lüpkemann) schießen zu können. Henning ist sehr erfahren, Noah auch – an einem guten Tag können wir da auf jeden Fall mithalten!“

Das deutsche Team bei der WM in Gwangju
Recurve: Katharina Bauer (Raubling, Saisonbestleistung 680 Ringe, 3. WM-Teilnahme), Michelle Kroppen (Berlin, 672, 5. WM), Elina Idensen (Bad Münder, 664, 1. WM), Mathias Kramer (Lähden, 686, 1. WM), Moritz Wieser (Trostberg, 683, 2. WM), Jonathan Vetter (Deufringen, 691, 1. WM)
Compound: Marie Marquardt (Potsdam, 689, 1. WM), Katharina Raab (Wertach, 702, 2. WM), Jennifer Walter (Weil im Schönbuch, 691, 3. WM), Noah Nuber (Bad Schönborn, 701, 1. WM), Paolo Kunsch (Schwaikheim, 711, 1. WM), Henning Lüpkemann (Sigmaringen, 701, 1. WM)
Betreuer: Oliver Haidn, Natalia Valeeva, Dr. Grit Reimann, Harald Kruse, Tom Doff, Reinhard Kisselbach, Holger Hertkorn, Marcus Laube

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