Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Trap-Titel an Valdorf und Löw

29.08.2021 19:56

Der DM-Sonntag stand ganz in Zeichen der Trap-Entscheidungen: Dabei konnten sich mit Bettina Valdorf und Andreas Löw zwei der favorisierten Sportler durchsetzen. Die noch fehlenden Entscheidungen der olympischen Erwachsenen-Disziplinen finden am Montag, 30. August (Schnellfeuerpistole, Trap Mixed) sowie am Freitag, 3. September (Skeet Frauen & Männer) statt.

Foto: DSB / Bettina Valdorf schoss sich mit einer starken Leistung zu ihrem zweiten DM-Einzeltitel bei den Trap-Frauen.
Foto: DSB / Bettina Valdorf schoss sich mit einer starken Leistung zu ihrem zweiten DM-Einzeltitel bei den Trap-Frauen.

Valdorf siegt für ihren Freund
Bei guten Finalbedingungen – das war während der Qualifikation nicht immer so – ermittelte das Trap-Sextett ihre Titelträgerin. Dabei gingen Katrin Quoos und Kathrin Murche als Favoritinnen in das Rennen und wurden dem zu Beginn auch gerecht. Bettina Valdorf, Titelträgerin von 2018, kam dagegen katastrophal aus den Startlöchern. Von den ersten fünf Scheiben ließ sie drei fliegen, hatte dafür aber eine plausible Erklärung: „Ich war aufgeregt und gedanklich ganz woanders. Mein Freund liegt auf der Intensivstation im Krankenhaus, er hatte einen Unfall mit einem E-Roller.“ (gute Besserung an dieser Stelle). Nach dem verpatzten Start ging ein Ruck durch Valdorf, sie ließ bis zum Ende der ersten Serie keine Scheibe mehr aus: „Ich habe mir gedacht: Die Medaille hole ich jetzt für ihn.“ Mit zwei Treffern vor Murche und der starken Christiane Köhler ging es in die zweite Runde.

Ich habe mir gedacht: Die Medaille hole ich jetzt für ihn!

Betty Valdorf wollte für ihren verunglückten Freund unbedingt eine Medaille holen.

Foto: DSB / Andreas Löw erhielt neben seinem DM-Titel noch eine Team-Tokio-Collage aus den Händen von Bundestrainer Uwe Möller.
Foto: DSB / Andreas Löw erhielt neben seinem DM-Titel noch eine Team-Tokio-Collage aus den Händen von Bundestrainer Uwe Möller.

Zwar konnte sie die makellose Bilanz zunächst nicht fortsetzen (zwei Fehler bei den ersten zehn Scheiben), doch dann folgten abermals zehn Treffer in Serie. Das war die Vorentscheidung, weil sowohl Murche als auch Quooß nicht so treffsicher agierten, auch wenn die Deutsche Meisterin immer etwas ängstlich auf das Anzeigetafel schielte: „Wenn man vorne liegt, stärkt einen das natürlich, aber man hat auch Angst bei einem Fehlschuss, dass man eingeholt wird. Beide Kathrins haben es mir nicht leicht gemacht, ich hatte richtig Magengrummeln.“ Die Freude über den Titel war groß: „Dank meines Trainers (Karsten Beth, Anm. d. Red.) und dem OSP in Brandenburg konnten wir während Corona gut trainieren, deshalb danke an meinen Landesverband und den DSB, der viele Trainingslager - auch hier in München - organisiert hat. Der Titel bedeutet mir viel und spornt mich an. In der Corona-Zeit war es schwierig, weil man ein wenig das Ziel aus den Augen verliert.“ Bundestrainer Uwe Möller zollte Valdorf Respekt und sagte: „44 Treffer ist ein Ergebnis mit internationaler Qualität.“
Katrin Quooß hatte mit 121 Treffern die Qualifikation gewonnen, Marie-Louis Meyer sicherte sich mit 110 Treffern den sechsten und letzten Finalplatz.

Löw setzt sich im Duell der Kumpels durch
Es war ca. 18.45 Uhr als die Männer zu ihrem Finale antraten. Es war schon deutlich kühler geworden, Wolken zogen auf – zumindest regnete es nicht. Für die Sportler nicht einfach, wie Andreas Löw im Nachhinein schilderte: „Die Verhältnisse waren schwierig. Zudem kam die körperliche Erschöpfung hinzu, ich habe schwere Beine, der Rücken ist dich. Man hockt auf der Tribüne, es ist kalt, der Regen in den vergangenen Tagen. Und damit das Kontrastprogramm zu den Olympischen Spielen in Tokio, als brütende Hitze den Athleten zu schaffen machte. Löw gab zu, „dass die Strecke von Tokio hierhin hart und holprig war. Ich wollte das Team Brandenburg aber nicht im Stich lassen mir selbst beweisen, dass ich vorne mitspiele.“
Relativ schnell kristallisierte sich ein Dreikampf um den Titel heraus: Paul Pigorsch, Michael Goldbrunner und Andreas Löw schossen konstant mit wenigen Ausreißern. Pigorsch erlaubte sich nur einen Fehlschuss bei den ersten 25 Scheiben, Goldbrunner zwei und Löw deren drei. Die Halbzeit-Führenden sollten sich am Ende auch die Medaillen teilen, doch die Reihenfolge änderte sich noch. Denn Löw schoss im zweiten Teil des Finals nahezu fehlerfrei und lag vor den letzten fünf Finalscheiben mit seinem Kumpel Pigorsch gleichauf. Löw zu seinen Gedanken dazu: „Dadurch, dass es das erste Finale mit Paul zusammen war und wir uns zwecks Olympia so gepusht hatten, war das ein indirekter kleiner Wettkampf zwischen uns. Als feststand, dass wir Gold und Silber hatten, wollten wir rausgehen und einen Kaffee ausschießen. Es war einfach schön, mit ihm hier zusammen zu stehen.“ Doch beide blieben (natürlich) am Stand und Löw biss nochmals auf die Zähne. Das Ergebnis: Fünf Treffer Löw und DM-Gold mit 46 Treffern, drei Treffer Pigorsch und Silber mit 44 Treffern. Für Löw der 18. (!) DM-Titel insgesamt, der aber keine Selbstverständlichkeit für ihn war, zumal er völlig ausgelaugt wirkte: „Die Konzentration ist jetzt im Eimer, bei den letzten zehn Scheiben kam Puls dazu und Augenflimmern, weil es dunkel und schwierige Lichtverhältnisse waren.“
Philipp Hermes hatte mit 121 Treffern die Qualifikation gewonnen, Marie-Louis sicherte sich mit 110 Treffern den sechsten und letzten Finalplatz.

Es war einfach schön, mit ihm hier zusammen zu stehen!

Andreas Löw freute sich über das finale Duell mit Kumpel Paul Pigorsch

In den Nachwuchs- und weiteren Erwachsenenklassen gab es keine Finals. Die Titelträger und Medaillengewinner wurden nach der Qualifikation ermittelt. Alle Einzel- und Mannschaftssieger im Überblick.

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