Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: DSB-Athleten gewinnen Gold, Silber und Bronze

19.10.2022 13:17

Am „nicht-olympischen“ Mittwoch bei der Schießsport-WM in Kairo (12.-27. Oktober) räumte das DSB-Team mächtig ab: Silber für Christian Reitz mit der Standardpistole, Bronze für das Liegend-Mixed-Team Jolyn Beer & Maximilian Dallinger und am Abend zur Krönung des Tages der WM-Titel für das Mixed-Duo Christian Reitz & Doreen Vennekamp mit der Standardpistole. Der Schwung soll in die noch ausstehenden olympischen Entscheidungen mitgenommen werden.

Foto: Harald Strier / Wie aus einem Guss! Jolyn Beer und Maximilian Dallinger gewannen nach starker Vorstellung Bronze im Liegend-Mixed.
Foto: Harald Strier / Wie aus einem Guss! Jolyn Beer und Maximilian Dallinger gewannen nach starker Vorstellung Bronze im Liegend-Mixed.

Der Tag verlief schon äußerst erfolgreich, da setzten Christian Reitz & Doreen Vennekamp dem Ganzen (oder sich) die Krone auf: Das Duo gewann den WM-Titel im Mixed-Wettbewerb mit der Standardpistole. Und das völlig verdient. Denn sowohl die erste Qualifikationsphase (571 Ringe), als auch das Halbfinale der besten acht Teams (377 Ringe) beendete das DSB-Duo auf dem Platz an der Sonne.

Wir haben uns super ergänzt und waren ein richtiges Team!

Doreen Vennekamp zum Weltmeister-Rezept

Foto: DSB / Doreen Vennekamp und Christian Reitz als Weltmeister in der Mitte, umrahmt von den Südkoreanern und Ukrainern.
Foto: DSB / Doreen Vennekamp und Christian Reitz als Weltmeister in der Mitte, umrahmt von den Südkoreanern und Ukrainern.

Im Goldfinale ging es gegen absolute Hochkaräter, nämlich Jangmi Kim (Olympiasiegerin Sportpistole von 2012) und Seojun Kim (Schnellpistolen-Weltmeister von 2014) aus Südkorea. Der Modus: Jeder Schütze feuert fünfmal in zehn Sekunden, dann werden die Ergebnisse der beiden Teammitglieder addiert. Nach einem 0:2-Start (90-91) nahm der „DSB-Express“ richtig Fahrt auf und gewann mit 95, 98 und 94 Ringen die nächsten sechs Punkte. Und einmal im Rhythmus ließen sich die Sportpistolen-Europameisterin Vennekamp und der Schnellfeuerpistolen-Olympiasieger Reitz das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen. Kein Duell wurde mehr verloren, dreimal wurden nur noch die Punkte geteilt. Gold wurde mit dem zweiten Matchball mit 97-95 zum 17:5 perfekt gemacht. „Wir haben uns super ergänzt und waren ein richtiges Team. Wenn einer einen leichten Durchhänger hatte, hat der andere gegriffen. Wir waren kein einziges Mal beide schlecht, und so wird man offensichtlich Weltmeister“, analysierte Vennekamp treffend. Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause und das Duo machten noch eine andere Rechnung auf: „Deutscher Meister (Vennekamp) und Vize-Meister (Reitz) zusammen ergibt Weltmeister!“

Reitz gewinnt Einzel-Silber mit der Standardpistole

Nur einer war besser. Pistolen-Allrounder Christian Reitz zeigte wieder einmal seine Klasse. Mit der 25m Standardpistole belegte er nach den 60 Wettkampfschüssen in den 150-, 20- und zehn Sekunden-Serien mit 575 Ringen hinter dem überragenden Ukrainer Pavlo Korostylov (582) den zweiten Platz. Anschließend sagte Reitz: „Mein Wettkampf war eigentlich gut. 150 Sekunden habe ich echt gut angefangen, bei 20 Sekunden war ich bei einer Serie nicht so bei der Sache und in den zehn Sekunden-Serien habe ich auch den einen oder anderen Ring liegenlassen, wo ich einfach ein wenig hektisch war.“ Gut, dass Reitz ein international gestählter Athlet ist, denn es lief nicht alles rund: „Es war ein schöner Wettkampf, auch wenn es zum Teil von der Organisation her chaotisch war.“ Mit dem Ende war der Schnellfeuerpistolen-Olympiasieger von Rio auf jeden Fall einverstanden: „575 ist okay. Ende 70, Anfang 80 ist üblich bei solchen internationalen Wettkämpfen, deswegen ist es schön, dass es für Silber gereicht hat.“

Es ist schön, dass es für Silber gereicht hat!

Christian Reitz zu Einzel-Silber mit der Standardpistole

Bronze für Beer & Dallinger im Liegend-Mixed

Nur wenige Minuten später gab es Jubel im Gewehrlager. Jolyn Beer & Maximilian Dallinger fielen sich nach dem 17:13 gegen die Norweger Johanna Reksten & Jon-Hermann Hegg in die Arme. Bronze im Liegend-Mixed war eine logische Konsequenz nach den starken Auftritten in den Einzelwettbewerben mit dem WM-Titel für Beer und Platz vier Dallinger (Dallinger: „Wir können mit der Ausbeute sehr zufrieden sein. Wir haben im Einzelwettkampf geglänzt, aber rechnen kann man natürlich nicht mit einem Medaillenmatch.“). Von Beginn an lag das DSB-Duo vorne (8-2) und blieb auch ruhig, als die Norweger auf zwei Zähler herankamen (10-8). „Wir haben die richtigen Akzente zum richtigen Zeitpunkt gesetzt. Das Polster haben wir bis zum Ende einigermaßen halten können“, so Dallinger zufrieden. Den Schlusspunkt setzten sie mit einer 10,8 und einer 10,7 und damit nahe dem perfekten Ergebnis. „Das geht nicht viel besser. Jolyn hat den gesamten Wettkampf einer Weltmeisterin würdig geschossen. Und ich freue mich, dass es für Maxi aufwärtsgeht.“ Dabei scheint Kairo für das Duo ein gutes Pflaster zu sein, denn beim Weltcup im Februar dieses Jahres gab es bereits Silber im Mixed-Dreistellungskampf.

Wir haben die richtigen Akzente zum richtigen Zeitpunkt gesetzt!

Maximilian Dallinger zum erfolgreichen Bronzefinale

Äußerst knapp an einer Medaille vorbei schrammte Monika Karsch mit der Standardpistole. Nachdem sie zunächst geführt hatte, rutschte sie zwischendurch ab, kämpfte sich wieder hoch und landete am Ende mit 569 Ringen auf Platz vier. Drei Ringe hinter dem Bronzerang – die jeweils zweite Serie in 20 und zehn Sekunden mit 90 bzw. 91 Ringen sollten zuungunsten der Regensburgerin den Ausschlag geben. „Das war eine knappe Nummer, Moni hat gut geschossen“, war Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause zufrieden. Doreen Vennekamp belegte Platz acht (564) und Michelle Skeries Platz neun (561), wobei vor allem Vennekamp übel mitgespielt wurde, wie Verdicchio-Krause berichtet: „Es war ein chaotischer Wettkampf. Bei Doreen war zunächst ein Schuss nicht auf der Scheibe und zeigte eine Null an. Bei der Kontrolle wurde dann auf eine Neun korrigiert, nach einem zweiten Mal (0 angezeigt, 10er Wertung) hat sie dann den Stand gewechselt. Doreen war so gut drauf, aber das Hickhack bringt einen Sportler natürlich auch raus, zumal es bei einer Weltmeisterschaft um jeden Ring geht.“

Den Schwung wollen die deutschen Schützen in die weiteren (olympischen) Wettkämpfe mitnehmen. Am 20./21. Oktober fällt die Entscheidung im olympischen Dreistellungskampf der Frauen, einen Tag später im gleichen Wettbewerb der Männer (Roth: „Ich hoffe, dass der Knoten geplatzt ist und wir positiv überraschen!“) und mit der Sportpistole der Frauen. Die letzten Quotenplätze in Kairo für Paris 2024 werden am Sonntag, 23. Oktober, vergeben, wenn die Schnellfeuerpistolen-Schützen ihren Weltmeister ermitteln. Dann hoffentlich auch mit Reitz, Florian Peter und Oliver Geis. „Standardpistole ist eine gute Möglichkeit, sich auf Schnellfeuer einzustellen. Natürlich ist es eine andere Scheibe und eine andere Disziplin, aber es ist immerhin schon meine Schnellfeuerpistole. Und bevor man kein Training hat, dann ist so etwas deutlich besser und angenehmer“, blickt Reitz seiner Spezialdisziplin optimistisch entgegen.

Das deutsche Team bei der WM in Kairo

Gewehr Erwachsene: Tom Barbe (Lichtenfels), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Eching), Kai Dembeck (Dortmund), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Anna Janßen (Freising), Lisa Müller (Weingarten), Denise Palberg (Holzwickede), Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna-Lena Geuther (Puckheim), Veronique Münster (Kalletal), Christian Dressel (Adelsdorf), Jörg Niehüser (Erwitte), Matthias Raiber (Ulm)

Pistole Erwachsene: Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Christian Reitz (Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Sandra Reitz (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach)

Gewehr Juniorinnen: Nele Stark (Güglingen), Hannah Wehren (Uedem), Larissa Weindorf (Mannheim)

Pistole Junioren: Eduard Baumeister (Neuhausen), Hugo Fries (Schwäbisch-Hall), Andreas Köppel (Gleiritsch), Evan Dörr (Niederhöchstadt), Tobias Gsöll (Graben), Felix Hollfoth (Lahnau), Markus Lehner (München), Nina Adels (München), Celina Becker (Ubstadt-Weiher), Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden)

Target Sprint: Dominik Hermle (Denkingen), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Anja Fischer (Mengen), Kerstin Schmidt (Erbendorf)

Trainer & Offizielle: Detlef Glenz, Claus-Dieter Roth, Claudia Verdicchio-Krause, Claudia Kulla, Jördis Grabe, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Heiko Dörr, Theo Hadrath, Sandra Hof, Helmut Hoffmann, Thomas Karsch, Norbert Klaar, Sylvia Torba, Achim Veelmann, Wolfram Waibel, Thomas Zerbach, Thomas Abel, Hanne Aslanidis

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