Weltmeisterschaften
Schießsport-WM Kairo: Reitz fehlt ein Ring – Doppelsieg im Target Sprint
Bei den Weltmeisterschaften mit Gewehr und Pistole in Kairo (12.-27. Oktober) fehlt den Deutschen beim Kampf um die Olympia-Quotenplätze und Medaillen noch der letzte Kick und eine Portion Glück. Die Finals mit der Luftpistole fanden ohne deutsche Beteiligung statt, Medaillen gab es nur auf dem Kunstrasen im Target Sprint.
Christian Reitz, wer sonst, war der größte Hoffnungsträger und auch der mit Abstand beste Deutsche mit der Luftpistole. Er verfolgte lange und mit großem Kampfgeist als Einziger mit reeller Aussicht das Ziel „Finaleinzug“ und scheiterte nach 581 Ringen als Elfter denkbar knapp. Nach anfänglichem klaren Rückstand steigerte er sich ab der Mitte des Wettkampfes, stand auch zwischenzeitlich unter den besten Acht, doch immer wieder verbaute ihm der eine oder andere Treffer in die Neun ein weiteres Vordringen. Gegen Ende wurde es nahezu dramatisch, erst im drittletzten Schuss und seiner letzten Neun hatte der Schnellfeuer-Olympiasieger von 2016 das erklärte Ziel verfehlt. „Es war kein schlechter Wettkampf, aber für mich auch kein guter. Dass dieses Ergebnis bei einer WM nicht reicht, ist nicht so verwunderlich“, meinte er.
Europameister Robin Walter hatte wegen einer Coronaerkrankung passen müssen, für ihn rutschte kurzfristig Paul Fröhlich ins Feld. Er sammelte wichtige Erfahrungen, als 86. mit 566 Ringen wies er aber einen großen Abstand zur Weltspitze auf. Auch acht Ringe fehlten Philipp Grimm für den Finaleinzug, dafür wären 582 Ringe notwendig gewesen. Grimm, der mit 574 Ringen Platz 48 belegte, hatte noch mit den Folgen einer Erkältung zu kämpfen.
Die drei Frauen hatten nichts mit dem Finaleinzug zu tun, das stand bereits nach den jeweils ersten beiden Serien fest. Einzig Doreen Vennekamp mit zweimal 95 Ringen schnupperte noch daran, am Ende landete sie mit 571 Ringen auf Rang 38, einen Platz und einen Ring vor Sandra Reitz. Die Sportpistolenspezialistin fand dennoch. „Ich habe mit der Luftpistole vor allem mental dieses Jahr einen Riesensprung gemacht.“ Svenja Berge wurde 74. (561 Ringe).
Ganz nah dran an einer Medaille war Vanessa Seeger mit der Sportpistole. Ihr gelang der Sprung unter die besten Acht. In ihrem Halbfinale, wo sie zwei der vier Teilnehmerinnen hinter sich lassen musste, traf sie in zwei der vier Serien jedoch nur einmal, so dass sie mit acht Treffern Sechste wurde und nicht am Medaillenmatch der besten Vier teilnehmen konnte. „Beflügelt von meiner Fünf-Hit-Probe wollte ich mir das Ding unter den Nagel reißen, doch meine Bemühungen haben nicht fürs Medal Match gereicht“, kommentierte Seeger auf ihrer Instagram-Seite. Nina Adels und Lydia Vetter schossen nahezu einträchtig und erreichten mit 564 und 563 Ringen die Plätze 24 und 25.
Erneut Jubel wie am Vortag hatte es auf dem Kunstrasenplatz hinter der Bogenhalle gegeben. Früh am Morgen stand nach den Einzeln vom Vortag das Mixed an – und es gab einen nie gefährdeten deutschen Doppelsieg. Kerstin Schmidt und Jacob Hofmann, die am Vortag Silber und Bronze im Einzel gewonnen hatten, siegte mit 7:35,85 Minuten vor Anja Fischer und Dominik Hermle in 7:44,44 Minuten. „Wir hatten auf der Runde unseren Freiraum und haben unser Ziel realisiert“, meinte Hofmann nach seinem ersten Titel, während es für Schmidt schon Weltmeisterschaftsgold Nummer fünf war.
Mit einem beherzten 400-Meter-Sprint und einer sehr starken Schießanlage hatte Fischer Deutschland II in Führung gebracht, die Dominic Hermle jedoch nach dem Wechsel mit seiner Schießanlage vergab. „Ich verstehe es nicht, schon die ganze Saison habe ich Probleme mit dem ersten Schießen“, sagte der Denkinger. Schmidt und Hofmann blieben hingegen bei ihren jeweils zwei Schießen sehr zielsicher, hatten ihre fünf Klappscheiben schnell getroffen und liefen so locker als Erste ins Ziel. Da die Italiener in Person von Vortagessiegerin Claudia Lercher große Probleme hatten und Fischer wie Hermle jetzt sicher mit dem Luftgewehr waren, liefen auch sie ungefährdet zu Silber. „Man freut sich über eine Silbermedaille mehr nach einer guten Leistung“, meinte Fischer vor allem mit dem Blick auf ihr Schießen.
Das deutsche Team bei der WM in Kairo
Gewehr Erwachsene: Tom Barbe (Lichtenfels), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Eching), Kai Dembeck (Dortmund), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Anna Janßen (Freising), Lisa Müller (Weingarten), Denise Palberg (Holzwickede), Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna-Lena Geuther (Puckheim), Veronique Münster (Kalletal), Christian Dressel (Adelsdorf), Jörg Niehüser (Erwitte), Matthias Raiber (Ulm)
Pistole Erwachsene: Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Christian Reitz (Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Sandra Reitz (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach)
Gewehr Juniorinnen: Nele Stark (Güglingen), Hannah Wehren (Uedem), Larissa Weindorf (Mannheim)
Pistole Junioren: Eduard Baumeister (Neuhausen), Hugo Fries (Schwäbisch-Hall), Andreas Köppel (Gleiritsch), Evan Dörr (Niederhöchstadt), Tobias Gsöll (Graben), Felix Hollfoth (Lahnau), Markus Lehner (München), Nina Adels (München), Celina Becker (Ubstadt-Weiher), Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden)
Target Sprint: Dominik Hermle (Denkingen), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Anja Fischer (Mengen), Kerstin Schmidt (Erbendorf)
Trainer & Offizielle: Detlef Glenz, Claus-Dieter Roth, Claudia Verdicchio-Krause, Claudia Kulla, Jördis Grabe, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Heiko Dörr, Theo Hadrath, Sandra Hof, Helmut Hoffmann, Thomas Karsch, Norbert Klaar, Sylvia Torba, Achim Veelmann, Wolfram Waibel, Thomas Zerbach, Thomas Abel, Hanne Aslanidis
(Harald Strier)
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