Weltmeisterschaften

Schießsport-WM Kairo: Doppel-Interview Müller & Reitz

10.10.2022 13:44

Sie sind zwei der routiniertesten und vielseitigsten Schützen im deutschen Team für die Weltmeisterschaft in Kairo/EGY (13. bis 27. Oktober): Gewehrschützin Lisa Müller und Pistolenschütze Christian Reitz sprechen im Interview über die Dichte an internationalen Veranstaltungen, ihre zahlreichen Disziplinen und natürlich auch über die Ziele bei der WM. Währenddessen gab es im deutschen Team einen Corona bedingten Wechsel: Für Robin Walter (Reichenbach) rückt Paul Fröhlich (Hitzhofen) nach.

Foto: ESC / Lisa Müller, hier im Gespräch mit Co-Trainer Wolfram Waibel bei der EM in Breslau, geht zuversichtlich in die WM in Kairo.
Foto: ESC / Lisa Müller, hier im Gespräch mit Co-Trainer Wolfram Waibel bei der EM in Breslau, geht zuversichtlich in die WM in Kairo.

Noch nicht einmal einen Monat nach der EM in Breslau folgt die WM in Kairo. Wie beurteilt ihr diese enge Abfolge?
Müller: „Dieses Jahr ist schon sehr viel los mit wenig Zeit dazwischen. So ist aber nun einmal der Zeitplan der ISSF, somit heißt es für uns einfach Augen zu und durch.“
Reitz: „Ja, es ist schon eng, aber nicht ungewohnt. Und bei der steigenden Anzahl an internationalen Veranstaltungen wird das auch in Zukunft immer häufiger vorkommen.“

Ist das von der Trainingsplanung und mental machbar, zwei Großereignisse in so kurzer Abfolge zu bewältigen? Oder habt ihr von vorneherein einen Wettkampf als Höhepunkt deklariert?
Müller: „Nein, also ich persönlich habe weder die EM noch die WM als hochwertiger deklariert. Ich betrachte beides für sich ganz alleine. Es ist natürlich schon sehr wichtig, zwischen den Wettkämpfen und auch dem Training die Regeneration nicht zu vergessen.“
Reitz: „Klar sind es beides wichtige Wettkämpfe, aber natürlich muss man in dem Aufbau schon klare Ziele setzen. Die WM ist der Höhepunkt für mich, und die EM ist ein Teil des Weges dorthin.“

Lisa, ihr habt mit dem letzten EM-Wettkampf die Goldmedaille im Team gewonnen. Wie wichtig war das für dich, aber auch für die Gewehr-Frauen insgesamt mit Blick auf die WM?
Müller: „Eine Medaille zu gewinnen ist immer etwas tolles, was einem zeigt, dass man es doch drauf hat. Ich denke, es war für jede auf ihre eigene Art wichtig, die Medaille mit heim zu nehmen und zeigt uns für Kairo, was unser Ziel sein wird.“

Foto: ISSF / Alleskönner Christian Reitz wird bei der WM in Kairo in den olympischen Disziplinen Luft- und Schnellfeuerpistole starten, aber auch nicht-olympische Disziplinen schießen.
Foto: ISSF / Alleskönner Christian Reitz wird bei der WM in Kairo in den olympischen Disziplinen Luft- und Schnellfeuerpistole starten, aber auch nicht-olympische Disziplinen schießen.

Christian, bei dir lief es bei der EM nicht wie gewünscht und gewohnt. Sind die Fehler analysiert und ist das Geschehene verdrängt?
Reitz: „Jeder Wettkampf wird im Anschluss ausgewertet. Fehler werden analysiert und bilden die Grundlage für die nächsten Einheiten. Und die meisten Serien waren auch nicht wirklich schlecht, ich habe mir eher mit ein, zwei Serien das Gesamtergebnis so ein bisschen versaut.“

Ihr seid bei der WM die Vielstarter im DSB-Team. Was macht den Reiz für euch aus, so viele unterschiedliche Disziplinen zu schießen?
Müller: „Ich schieße einfach wahnsinnig gerne Großkaliber, da es die gleichen Disziplinen sind wie immer - nur mit einem anderen Kaliber. Ich habe zudem das Glück, dass meine Anschläge genau identisch zum Kleinkalibergewehr sind. Ich finde es eine sehr gute Chance, sich auch noch mehr Sicherheit fürs Kleinkaliber zu holen.“
Reitz: „Für mich bedeutet es, in mehreren Disziplinen die Möglichkeit zu haben, mich mit anderen zu messen und in erster Linie zu versuchen, das Beste aus mir herauszuholen.“

Hilft euch diese Variabilität auch bei euern Kerndisziplinen, den olympischen Disziplinen oder raubt das auch „Körner“? Schließlich seid ihr zwei Wochen in Kairo…
Müller: „Da das Großkaliber im Anschluss zu den olympischen Disziplinen kommt, raubt mir das keine Körner. Da sich das Jahr aber schon ziemlich zieht, bin ich im Anschluss an Kairo auch um etwas Ruhe und Pause (soweit es mit der Bundesliga eben geht) froh.“
Reitz: „Klar sind solche langen Aufenthalte anstrengend, aber man macht das auch nicht einfach nur mal so. Diese „langen“ Veranstaltungen sind nicht ungewöhnlich, und somit habe ich da schon meine Erfahrungen, wie ich darangehen kann. Regenerationsmöglichkeiten nutzen, gehört da auch dazu und auch einfach mal etwas abschalten. Schwerpunkt sind die olympischen Disziplinen, und die nicht-olympischen Disziplinen werden auch zur Vorbereitung der anderen Disziplinen genutzt.“

Bei der WM gibt es pro olympischer Einzel-Disziplin vier Quotenplätze für Paris zu gewinnen. Welche Rolle spielt das im Kopf?
Müller: „Ich versuche, mir darüber keine Gedanken zu machen, das würde mich nur im „Tun“ blockieren.“
Reitz: „Quotenplätze sind wichtig und gehören zu solch einem Wettkampf dazu. Aber erst muss ich meine Technik umsetzen und mein Bestes geben, dass ein gutes Ergebnis herauskommt. Wenn meine Leistung stimmt und ich das umsetzen kann, was ich an Möglichkeiten habe, dann wird das auch früher oder später mit dem Quotenplatz klappen. Außerdem sind wir ein starkes Team, und jeder hat die Möglichkeit und die Fähigkeiten, einen Quotenplatz zu gewinnen.“

Wann ist die WM für euch eine erfolgreiche WM?
Müller: „So pauschal lässt sich das nicht beantworten, da so viele Faktoren mitspielen. An Zahlen mache ich das nicht fest. Ich denke, ich wäre zufrieden, wenn ich am Ende behaupten kann, alles gegeben zu haben, Spaß am Wettkampf hatte und meine Technik sauber rübergebracht habe.“
Reitz: „Das ist ein Zusammenspiel aus Ergebnis und wie meine Technik war. Wenn ich meine Technik so umsetzen kann, wie ich mir das vorstelle und wie ich es trainiert habe und das Ergebnis entsprechend ist, war es ein guter Wettkampf. Wenn zum Schluss im Vergleich noch ein vorderer Platz im direkten Vergleich mit den Anderen herauskommt, umso besser. Als Beispiel: Wenn man Bestleistung schießt und keine Medaille dabei herausspringt, hat man trotzdem alles richtiggemacht. Ich kann nur mein eigenes Ergebnis direkt beeinflussen.“

Das deutsche Team bei der WM in Kairo

Gewehr Erwachsene: Tom Barbe (Lichtenfels), Maximilian Dallinger (Haar), David Koenders (Eching), Kai Dembeck (Dortmund), Jolyn Beer (Neustadt am Rübenberge), Anna Janßen (Freising), Lisa Müller (Weingarten), Denise Palberg (Holzwickede), Hannah Steffen (Ohlweiler), Anna-Lena Geuther (Puckheim), Veronique Münster (Kalletal), Christian Dressel (Adelsdorf), Jörg Niehüser (Erwitte), Matthias Raiber (Ulm)

Pistole Erwachsene: Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Christian Reitz (Regensburg), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Oliver Geis (Bad Camberg), Florian Peter (Obertshausen), Svenja Berge (Bad Camberg), Monika Karsch (Regensburg), Sandra Reitz (Regensburg), Michelle Skeries (Potsdam), Doreen Vennekamp (Steinbach)

Gewehr Juniorinnen: Nele Stark (Güglingen), Hannah Wehren (Uedem), Larissa Weindorf (Mannheim)

Pistole Junioren: Eduard Baumeister (Neuhausen), Hugo Fries (Schwäbisch-Hall), Andreas Köppl (Gleiritsch), Evan Dörr (Niederhöchstadt), Tobias Gsöll (Graben), Felix Hollfoth (Lahnau), Markus Lehner (München), Nina Adels (München), Celina Becker (Ubstadt-Weiher), Vanessa Seeger (Hemmingen), Lydia Vetter (Dresden)

Target Sprint: Dominik Hermle (Denkingen), Jacob Hofmann (Gräfenroda), Anja Fischer (Mengen), Kerstin Schmidt (Erbendorf)

Trainer & Offizielle: Detlef Glenz, Claus-Dieter Roth, Claudia Verdicchio-Krause, Claudia Kulla, Jördis Grabe, Jörg Dietrich, Manfred Gohres, Heiko Dörr, Theo Hadrath, Sandra Hof, Helmut Hoffmann, Thomas Karsch, Norbert Klaar, Sylvia Torba, Achim Veelmann, Wolfram Waibel, Thomas Zerbach, Thomas Abel, Hanne Aslanidis

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