Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Double-Gewinner und Premierensieger

23.08.2025 13:49

Bot der erste Tag der Deutschen Meisterschaft in München bereits hochklassigen Sport, so wurde dies am Samstag nochmals getoppt: Allen voran durch Gewehrschütze Maximilian Ulbrich, der nicht nur das Double aus dem Vorjahr verteidigte, sondern bei seinem Erfolg mit dem Luftgewehr um drei Zehntel über dem bestehenden Weltrekord lag.

Foto: DSB / Überragend! Lag bei seinem deutschen Rekord sogar um 0,3 Ringe über dem Weltrekord: Maximilian Ulbrich.
Foto: DSB / Überragend! Lag bei seinem deutschen Rekord sogar um 0,3 Ringe über dem Weltrekord: Maximilian Ulbrich.

Sportpistole: Vennekamp mit Double, Thürmer bezwingt Vize-Europameisterin
Erstmals in ihrer so erfolgreichen Karriere hat Doreen Vennekamp das Double der olympischen Pistolen-Disziplinen gewonnen. Das lag aber nicht an ihrer Sportpistolen-Qualität, sondern daran, dass sie zuvor nie den Titel mit der Luftpistole erringen konnte. Dies gelang ihr an Tag eins der DM, nun feierte Vennekamp den von ihr erwarteten Titelgewinn mit der Sportpistole. Doch sie musste Widerstände überwinden, denn Svenja Berge und Michelle Skeries, die Zweite und Dritte wurden, wehrten sich nach Kräften: „Sowohl Michelle als auch Svenja sind absolut nicht zu unterschätzen. Gegen Svenja schieße ich so gerne im Training Finals, weil sie sich so reinbeißt. Wir haben uns so lieb, aber wir kennen da gegenseitig keine Gnade.“ Das sahen die vielen Zuschauer in der Pistolenhalle, denn nach 40 Schuss lag Vennekamp einen Treffer vor Berge, die einen Treffer Vorsprung auf Skeries aufwies (30, 29, 28). Nach jeweils perfekten Fünfer-Serien blieben die Hessinnen Vennekamp & Berge übrig, ehe die amtierende Weltmeisterin mit vier Treffern den Sieg eintütete (39:37). Für Vennekamp ein wichtiger Titel und ein wichtiger Baustein auf dem weiteren Weg: „Aktuell kämpfe ich mit dem Duellschießen ein bisschen, obwohl das immer meine Paradedisziplin war. Und ich konnte mir beweisen, dass es nicht verloren gegangen ist, auch nicht unter Druck - es hat mich viel weitergebracht.“.

Bei den Juniorinnen sicherte sich Franziska Thürmer den Titel. Und das mit dem letzten Schuss. Denn Thürmer und Vize-Europameisterin Aileen Pitschke lieferten sich ein packendes Duell: „Am Ende liegen die Nerven blank“, so Thürmer ehrlich. Zumal sie um die Stärke Pitschkes, die am ersten Tag den Luftpistolen-Titel gewann, weiß: „Aileen hat die ganze Saison super geschossen. Sie jetzt bezwungen zu haben, macht mich glücklich und ist etwas Besonderes.“

Luftgewehr Frauen & Männer: Ulbrich über Weltrekord, Janßen nervenstark
„Unfassbar!“ Mit diesem einen Wort beschrieb Maximilian Ulbrich seine Leistung im Finale mit dem Luftgewehr. Der Kaderschütze dominierte den Wettkampf von Beginn an, schoss in einer eigenen Liga, stellte mit 254,8 Ringen einen neuen deutschen Rekord auf und lag damit sogar 0,3 Ringe über dem aktuellen Finalrekord des Chinesen Lihao Sheng (der hatte den im vergangenen Jahr beim Weltcup in München aufgestellt). „Es wäre theoretisch ein Weltrekord, aber leider ist die DM nicht weltrekordberechtigt. Aber meinen eigenen deutschen Rekord aus dem vergangenen Jahr um 1,3 überboten zu haben, ist schon cool.“ 20 Schuss lang brillierte der mehrfache Europameister mit einer Konstanz, die ihresgleichen sucht: Er schoss eine 10,68 im Schnitt und ärgerte sich nach dem Finale etwas: „Schade, dass ich nicht 255 Ringe geschafft habe, aber am Ende hat es mich etwas zerlegt. Ich wusste, dass es kommt, weil so viel Aufregung dahinter war. Ich habe quasi gegen mich selbst geschossen.“ Denn Gegner hatte er eigentlich nicht, und das, obwohl die komplette nationale Elite dabei war und wahrlich nicht schwach schoss. Maximilian Dallinger belegte am Ende mit 3,3 Ringen Rückstand Platz zwei und konnte die doppelte Titelverteidigung von Ulbrich - der tags zuvor bereits den Dreistellungskampf gewonnen hatte - nicht verhindern: „Den Doppel-Titel zu verteidigen, ist schon sehr, sehr cool. Ich weiß nicht, ob das schon andere Leute geschafft haben“, meinte Ulbrich. Wie paradox sein Finale war, erfuhr er auch von den Zuschauerrängen, als bei einer 10,5 ein etwas enttäuschtes Raunen durch die Halle ging: „Es hat mich innerlich zum Lachen gebracht“, so Ulbrich und weiter: „Ich stand selbst am Stand und wusste, wie ich schieße und dass sie stecken. Aber dass sie alle in der 10,6 aufwärts steckten, das kann man nicht beeinflussen. Ich sage immer, eine 10,7 kann man gezielt schießen, alles was drüber geht, da benötigt man das Quäntchen Glück. Ich habe mich selbst gefragt, was da los ist.“ Doch damit nicht genug der Rekorde: In der Qualifikation hatte Dallinger herausragende 634,1 Ringe geschossen und den Rekord von Ulbrich um 0,7 Ringe überboten.
Bereits in der Qualifikation dominierte das Duo Hanna Bühlmeyer (633,2) und Anna Janßen (632,3) die Konkurrenz, und auch im Finale setzten sich die Kaderschützinnen – mit etwas Verspätung – vom Feld ab. Dabei lieferten sie sich ein umkämpftes Duell bis zum Ende: 208,4:208,4 hieß es nach 20 Schüssen, 229,2:229,2 nach 22 Schüssen. Demnach musste die Entscheidung mit den letzten zwei Aktionen fallen, für Janßen eher Ansporn als Belastung: „Es hat mir eher noch mehr geholfen, einfach noch mal ein bisschen Ansporn zu haben, noch mal ein bisschen mehr Druck zu haben. Das geht dann immer meistens ganz gut.“ Das ging gut, denn Janßen zeigte mit einer 10,7 und einer 10,8 zwei ganz hervorragende Schüsse und verwies ihre Kaderkollegin um 1,0 Ringe auf Platz zwei. Für Janßen, die den Sommer aus Studiengründen pausiert hatte und im November die WM in Kairo/EGY schießen wird, ist der DM-Auftritt unheimlich wichtig: „Es ist unfassbar hilfreich. Schießen lebt einfach davon, dass man im Rhythmus bleibt, dass man die Erfahrung weiterhin hält, dass man sein Körpergefühl beibehält.“ Und auch von der Atmosphäre war die mehrfache Europameisterin angetan: „Dass die Halle so voll war, war sehr cool. Und das hilft unfassbar und gibt nochmal Sicherheit für die nächsten Wochen.“

Foto: DSB / Johanna Wedekind wurde erstmals Deutsche Meisterin und erhält auch den Applaus von der zweitplatzierten Eva Reichert (links) und der Dritten Christine Wenzel.
Foto: DSB / Johanna Wedekind wurde erstmals Deutsche Meisterin und erhält auch den Applaus von der zweitplatzierten Eva Reichert (links) und der Dritten Christine Wenzel.

Skeet Frauen & Männer: Wedekind und Korte ganz oben
Normalerweise trifft der Spruch „ohne Fleiß, kein Preis“ definitiv auch auf den Schießsport zu. Ohne hartes Training, ohne viel Wiederholungen sind keine Erfolge, geschweige denn Titel möglich. So auch bei Johanna Wedekind, der neuen Titelträgerin im Skeet der Frauen. Die Wolfsburgerin stand erstmals ganz oben auf dem Treppchen und sagte: „Der Titel bedeutet mir viel, sehr viel. Dafür habe ich lange gekämpft, viel für gearbeitet, und jetzt hat es endlich mal geklappt.“ Allerdings war ihr Aufwand zuletzt nicht so hoch: „Dafür, wie viel ich arbeite und wie wenig ich aktuell trainiere, bin ich mehr als zufrieden.“ Das konnte sie auch sein, denn im Finale der besten sechs Schützinnen lag sie zunächst vorne: Lediglich der letzte von den ersten 20 Finalschüssen verfehlte die Scheibe. In der Folge entwickelte sich ein eng umkämpftes Finale mit Siegchancen für Eva Reichert, Christine Wenzel und Isabel Wassing. Die Führung wechselte mehrfach bzw. die Schützinnen lagen gleichauf. Aber eins unterschied die Treffer der Beteiligten: Denn bei jedem Erfolg Wedekinds gab es lauten Jubel auf der Tribüne, der sie zum Schmunzeln brachte und auf die Erfolgsspur: „Ja, das hat gepusht. Leute, die einen unterstützen, das bringt es immer.“ Und besonders laut wurde es, als Wedekind sich mit einem Treffer mehr als Reichert (51:50) ihren ersten Titel sicherte.
Man könnte meinen, dass Sven Korte, ein mit EM-Titel, Weltcupmedaillen und Olympia-Teilnahme hochdekorierter Skeetschütze, zahlreiche DM-Titel sein eigen nennen kann. Doch weit gefehlt: Korte gewann 2021 erstmals die nationale Krone bei den Erwachsenen und freute sich deshalb sichtlich, vier Jahre später wieder ganz oben zu stehen: „Tatsächlich bedeutet mir der Titel recht viel, weil es nicht einfach ist.“ In der Tat musste Korte hart arbeiten. In der Qualifikation tat er dies mit Bravour und 121 Treffern, im Finale bestätigte er die Nummer ein-Position. Lediglich fünf der 60 Scheiben ließ er fliegen, damit war er exakt einen Treffer besser als Christopher Honkomp. „Allein mein Vorkampf mit 121 hat wieder gezeigt, dass ich dieses Jahr echt gut drauf bin, und das das gute Gefühl versuche ich natürlich jetzt mitzunehmen zur WM.“ Die findet demnächst in Athen/GRE statt, Bundestrainerin Katharina Bechtel ließ verlauten, dass sie ihr EM-Trio Korte, Honkomp und den bei der DM fünftplatzierten Tim Krause für die WM zur Nominierung vorschlagen wird. Aber Korte denkt schon weiter: „Ende nächsten Jahres gibt es die ersten Quotenplätze für LA 2028, und dafür wollen wir uns vorbereiten. Und deswegen gehe ich heute mit einem guten Gefühl nach Hause.“

Skeet Junioren: Hettmer zum Dritten, Seibel zum Ersten
Während andere Sportler ein Leben lang einem DM-Titel nachjagen, ist das für Annabella Hettmer mittlerweile „business as usual“. Die Skeet-Juniorin setzte sich abermals im Finale durch und landete dadurch einen „Hattrick“. Dennoch war der Erfolg etwas Besonderes: „Das ist mein letztes Juniorinnen-Jahr, also einfach schön, nochmals Gold geholt zu haben.“ Zumal ihre Vorbereitung nicht optimal war: „Da ich nächste Woche Klausuren in der Uni habe und eigentlich gar nicht vor hatte zu Deutschen zu kommen, bin ich ohne Erwartung rein.“ Der Beginn „war auch ein bisschen holprig“, das galt aber für alle Finalteilnehmerinnen. Am Ende wies sie mit Luise Middel eine ihrer Dauer-Rivalinnen mit einem Treffer mehr (48:47) auf Rang zwei und blickte voraus: „Nächstes Jahr geht's zu den Frauen. Die ersten Ziele sind genauso wie im Junioren-Kader: Qualifikation für EM, WM, was auch immer ansteht. Und dann mal schauen und vielleicht die Deutsche gewinnen.“
Mit Maximilian Seibel gewann bei den Junioren der beste Schütze im Feld verdient den Titel. Bereits die Qualifikation hatte er mit sehr starken 121 Treffern beherrscht, und auch dem Finale drückte er seinen Stempel auf: Nach 20 Scheiben hatte er nur zwei Fehlschüsse, am Ende der 60 wies er mit 53 Treffern sechs mehr auf als der Vizemeister Alexander Kreis. Dementsprechen hochzufrieden war Seibel über seinen ersten nationalen Titel: „Die Saison ist sehr gut gestartet. Ich hatte dreimal die 121-er Marke geknackt, jetzt noch mal zur Deutschen zum Schluss.“ Dabei war er zu Beginn gar nicht so überzeugt von sich bzw. seinem Erfolg: „Ich bin am Anfang erstmal an den Reverse-Scheiben verzweifelt, weil die im Training nicht so gut liefen. Aber am Ende hat es jetzt doch geklappt, und ich freue mich sehr.“

KK-Dreistellungskampf Junioren: Premierensieger Hüttner & Mund
Manchmal ist der Schießsport ganz einfach: „Wenn man gut reinkommt, auf der Scheibe steht, wo sollen die Schüsse schon hin? Wenn der Anschlag steht und man sauber abzieht, dann macht der Puls nichts mehr aus – dann sind sie in der Mitte!“ So lautete die Erfolgsformel von Jonas Hüttner, dem neuen Deutschen Meister bei den Junioren im Dreistellungskampf. Der Junior lieferte sich mit seinen Kontrahenten ein packendes Finale vor „ausverkaufter“ Halle, nach dem 42. Schuss (von insgesamt 45 Finalschüssen) lagen mit Hüttner, Mika Peter und Alexander Karl drei Schützen mit 421,1 Ringen gleichauf : „Wenn man hier vorne steht, merkt man den Trubel gar nicht. Es gibt bestimmt viele, denen das etwas ausmacht, aber mir gefällt das mit der Action gut.“ Und er ließ sich auch nicht vom anfänglichen Rückstand im Kniend- und Liegendanschlag aus der Ruhe bringen, stehend holte er Schuss für Schuss auf („Ich habe in diesem Jahr stehend nicht so gut geschossen, aber ich war in diesem Moment voll überzeugt von mir, dass ich das schaffe.“), beendete das Finale mit einer tollen 10,7 und bejubelte nach Silber (Luftgewehr) und Bronze (Dreistellungskampf) in der Junioren II-Klasse im Vorjahr seine erste Goldmedaille. „Das war ein Super-Endspurt. Der Titel bedeutet mir schon viel, die Arbeit hat sich ausgezahlt.“ Vizemeister wurde Mika Peter, in der Qualifikation stellte Alexander Karl mit 588 Ringen einen neuen deutschen Rekord auf.
Es ist eine alte Binsenweisheit, dass im Finale des Dreistellungskampfes die Entscheidung im Stehend-Anschlag fällt. Ein Paradebeispiel dafür war das Finale der Juniorinnen, das die zwei besten Stehend-Schützinnen, Xenia Mund und Enya Püschel, vorne sah. Zwar lag Mund bereits nach dem Liegendschießen auf Platz zwei in Lauerstellung, aber danach übernahm sie das Kommando: „Ich wusste, ich bin gut drauf und vorbereitet, kann Finale schießen und das habe ich heute auch zeigen können.“ Dabei war sie immer im Bilde, wie es um sie und das Teilnehmerfeld steht. Während andere das eher ausblenden, geht Mund einen anderen Weg: „Ich will immer wissen, wie es steht. Es macht mich nicht nervös, sondern pusht mich eher, wenn ich vorne bin und weiß, ich kann mir keinen mehr erlauben.“ Sie hätte sich am Ende einen erlauben können, denn vor dem letzten Schuss hatte sie satte drei Ringe Vorsprung auf Püschel. Und mit einer sicheren 9,3 brachte sie das Ganze nach Hause, auch, weil sie eine besondere Motivation hatte: „Das ist mein erster DM-Titel, die letzten Jahre habe ich immer zugeschaut, wie die anderen gewonnen haben.“
 

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