Europameisterschaften

Druckluft-EM Hamar: Europas Luftpistolen-König im Interview

30.03.2022 09:17

Er war DER Schütze bei der Druckluft-EM in Hamar/NOR: Robin Walter (SGi Ebersbach) gewann bei allen drei seiner Starts Medaillen, davon im Einzel und im Mixed mit Sandra Reitz den EM-Titel. Wie er die Wettkämpfe erlebte, was er empfindet und was noch ansteht, verrät der 22-Jährige im Interview.

Foto: Steven Lopez / IG:Pewnor / Grüßt als der "Luftpistolen-König von Hamar": Robin Walter.
Foto: Steven Lopez / IG:Pewnor / Grüßt als der "Luftpistolen-König von Hamar": Robin Walter.

Robin, du bist Europas neuer Luftpistolen-König mit 2x Gold und 1x Bronze. Deine heimische Zeitung titulierte dich Robin I. Wie klingt das alles?
Walter: „Es macht mich stolz, dass Artikel über mich geschrieben werden. Vor allem in Zeitungen, da diese nicht nur Schützen lesen, sondern jeder bekommt.“

Du hattest bereits im vergangenen Jahr EM-Bronze gewonnen und davor Platz fünf bei den Kontinentalmeisterschaften. Mit welchen Erwartungen bist du in diese EM gestartet?
Walter: „Mein Ziel ist es eigentlich immer: gut zu schießen und eine Medaille mitzunehmen. Dass schon der Einzelwettkampf so gut laufen würde, hatte ich aber nicht erwartet.“ 

Ab wann wusstest du, das wird „meine EM“?
Walter: „Nachdem ich den Einzelwettkampf gewonnen hatte, witzelten wir ein bisschen herum, noch ein paar Goldmedaillen zu gewinnen. Als wir dann auch das Mixed gewonnen haben, dachte ich mir nur 'wow, das mache ich wirklich'!“ 

Ich habe dann zufrieden weitergeschossen und die Nerven behalten, was dann zum Titel führte!

Robin Walter zu seinem Vorgehen beim 11:15-Rückstand im Einzel-Finale

Foto: Steven Lopez / IG:Pewnor / Jubel nach Mixed-Gold: Sandra Reitz und Robin Walter.
Foto: Steven Lopez / IG:Pewnor / Jubel nach Mixed-Gold: Sandra Reitz und Robin Walter.

Das Einzel-Finale verlief spektakulär (s.u. im Video). Erst lagst du 9:1 gegen den Slowaken Juraj Tuzinsky vorne, dann 11:15 zurück, ehe du mit 17:15 triumphiert hast. Erzähl mal, wie du diese Achterbahnfahrt erlebt hast?
Walter: „Ehrlich gesagt, als es 11:15 stand, habe ich nicht gedacht, dass ich es noch schaffen würde. Ich habe an die Silbermedaille gedacht, die ich sicher hatte, daran dass ich gut geschossen habe und ganz zufrieden sein könne. Ich habe dann zufrieden weitergeschossen und die Nerven behalten, was dann zum Titel führte.“

Wusstest du vor deinem letzten Schuss, dass dein Konkurrent eine 9,3 geschossen hatte?
Walter: „Nein, wusste ich nicht. Ich habe gemerkt, dass mein Schuss nicht so toll war und wollte mich schon mit dem 2. Platz zufriedengeben. Doch dann wurde gejubelt, und ich dachte, das kann doch nicht sein. Jubeln die für mich?! Und dann habe ich auf den Monitor geguckt und gesehen, dass ich es geschafft habe.“ 

Wenn die Hymne für einen gespielt wird, ist das einfach unbeschreiblich. Es ist rührend, emotional, es macht einen stolz!

Robin Walter zur Siegerehrung und Nationalhymne

Was ging dir bei der Siegerehrung, bei der Hymne durch den Kopf?
Walter: „Wenn die Hymne für einen gespielt wird, ist das einfach unbeschreiblich. Es ist rührend, emotional, es macht einen stolz.“ 

Doch damit war noch lange nicht Schluss, dann kam der Triumph mit Sandra Reitz. Wieso lief es da so blendend?
Walter: „Nun, wir haben uns gegenseitig gut ergänzt. Hatte ich einen schlechteren Schuss, so hat Sandra gut geschossen und ausgeglichen; sowie andersherum genauso.“ 

Und auch im Team-Wettbewerb hast du an der Seite von Paul Fröhlich und David Probst Edelmetall gewonnen. Erwartungsgemäß?
Walter: „Da wir ein starkes Team sind und es an den vorherigen Wettkämpfen auch so gut lief, hatte ich schon erwartet, dass wir eine Medaille bekommen würden. In der Qualifikation war ich dann nicht mehr ganz so zuversichtlich. Es war immerhin der dritte Wettkampftag, und wir waren wohl alle etwas erschöpft. Wir haben es dann ins Bronze-Match geschafft, was uns neue Kraft gab, die Medaille zu holen.“ 

Für viele von uns sind natürlich die Olympischen Spiele ein Traum und Ziel. Für mich geht es eher um den Spaß am Schießen!

Robin Walter nennt seine Hauptantriebskraft für den Sport

Der englische Kommentator sprach begeistert von „the next generation“. Wo soll es für dich und die DSB-Luftpistolenschützen in diesem Jahr und darüber hinaus noch hingehen?
Walter: „Für viele von uns sind natürlich die Olympischen Spiele ein Traum und Ziel. Für mich geht es eher um den Spaß am Schießen, internationale Wettkämpfe wie Europa- und Weltmeisterschaften mitzumachen, die Zeit mit meinem Kaderteam zu verbringen und zusammen zu schießen. Sollte ich trotzdem die Chance auf die Spiele bekommen, lasse ich sie mir natürlich nicht entgehen!“ 

Hattet ihr überhaupt Zeit, diese tollen Triumphe angemessen zu feiern?
Walter: „Wir haben an den Abenden angestoßen, sind dann aber auch relativ früh zu Bett gegangen. Nach einem Wettkampftag ist man meist erschöpft und müde.“ 

Am Montagmorgen wollte das Sportradio-Deutschland ein Interview mit dir führen (wurde nun am Mittwoch geführt). Du musstest absagen, weil du schon wieder einen Labortermin von der Hochschule hattest. D.h. dein „normales Leben“ hat dich wieder eingeholt?
Walter: „Das ist richtig. Ich studiere Technische Informatik an der Hochschule Esslingen und habe durch Kaderlehrgänge und jetzt durch die EM einiges verpasst, was ich nun nachholen muss.“ 

Es geht aber auch sportlich natürlich weiter. Was steht für dich dieses Jahr noch an Wettkämpfen an? Was sind deine Ziele?
Walter: „Nun steht nächste Woche erst einmal der Weltcup in Rio auf dem Plan. Im Oktober findet dann die WM in Kairo statt, bei der ich gerne starten möchte. Für beide Wettkämpfe erhoffe ich mir hübsche Medaillen (lacht)!“

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