Europameisterschaften

Druckluft-EM Tallinn: Maximilian Ulbrich setzt sich EM-Krone auf

12.03.2023 00:30

Sensation in Tallinn: Luftgewehrschütze Maximilian Ulbrich gewann bei der Druckluft-EM in Estland (7. bis 12. März) durch ein 16:12 gegen den Slowaken Patrik Jany die Goldmedaille und für den DSB zudem den heiß ersehnten Quotenplatz für Paris 2024. Anna Janßen rundete den Tag mit Bronze ab, zudem gab es noch Platz fünf für Maximilian Dallinger und Platz vier für das Luftpistolen-Mixedteam Sandra Reitz & Robin Walter.

Foto: DSB / Der neue Luftgewehr-König von Europa heißt Maximilian Ulbrich.
Foto: DSB / Der neue Luftgewehr-König von Europa heißt Maximilian Ulbrich.

Luftgewehr Männer: Der perfekte Wettkampf von vorne bis hinten
Im Goldfinale ging es gegen Titelverteidiger Jany. Und es ging gut los für den 22-jährigen DSB-Athleten: 10,7:10,6, hieß das Ergebnis des ersten Duells und versprach Spannung und Höchstleistung pur. Ulbrich baute den Vorsprung auf 5:1 aus, ehe ein „Bruch“ kam – dies lag aber vor allem an der Qualität des Gegners, der u.a. zwei 10,9-er Schüsse anbrachte und die Führung übernahm (6:10). Doch Ulbrich vermochte es, dem Match noch eine Wendung zu geben, denn die nächsten vier seiner Schüsse waren allesamt besser als die seines Gegners (14:10). Zwar konnte der Slowake den ersten Matchball abwehren, doch das Ende war wie der Beginn: 10,5:10,4 – exakt ein Zehntel mehr zum Sieg und EM-Gold: „Ich war sehr ruhig und konnte mich sehr gut fokussieren, da habe ich von der Erfahrung vom Goldmatch in Kairo profitiert. Das es zu Gold reicht, war für mich absolut unglaublich und wird noch etwas dauern, bis ich das richtig fassen kann“, so Ulbrich, der den Triumph ganz gelassen hinnahm und von dem ganzen Team geherzt und umarmt wurde. Denn mit der EM-Krone war auch klar: Die deutschen Luftgewehr-Männer sind sicher mit einem Schützen bei den Olympischen Spielen in Paris dabei: „Der Quotenplatz für Paris ist sehr geil, damit hatte ich nicht gerechnet. Das ist sehr wichtig für uns, weil wir bei den Spielen in Tokio gar keinen Quotenplatz hatten. Wir sind gut dabei, und ich denke, wir holen auch noch weitere“, so Ulbrich.

Im Finale der besten acht Teams hatte Ulbrich nach der ersten Fünferserie noch in Lauerstellung auf Platz vier gelegen, Dallinger lag in dem engen Feld auf Platz acht. Ulbrich schoss stabil auf hohem Niveau und hatte nach dem 15. Schuss die Führung inne, die er kurz an Jany abgab, aber der Vorsprung auf den Dritten betrug bereits beruhigende 2,0 Ringe. Und da Ulbrich nicht nachließ – im Gegenteil, in der fünften Serie legte er eine 10,8, 10,9 und 10,7 nach – und beendete das Achterfeld als souveräner Erstplatzierter mit 263,1 Ringen. „Im Finale geht es bei null los, und es ging von Anfang gut, weil ich meine Nerven zusammenhalten konnte“, analysierte der Europameister im Nachgang. Dallinger kämpfte sich noch bis auf Platz fünf, nachdem er zuvor noch ein Stechen gegen den Kroaten Maricic gewonnen hatte. "Der fünfte Schuss der ersten Serie war raus. Insgesamt war das, was auf der Scheibe angekommen ist zufriedenstellend. Insgesamt war es ein Spitzentag für uns mit zwei Herren im Finale, Goldmedaille und Quotenplatz - deswegen können wir vollauf zufrieden sein."

Bereits in der Qualifikation lief es für Ulbrich nahezu perfekt oder wie er sagt: „Die Qualifikation war ein wahnsinniger Wettkampf. So zu starten, war überwältigend. Ich habe es aber zusammenhalten können. Mit dem Ergebnis ins Finale zu ziehen, macht mich glücklich, war aber auch nicht so einfach, weil man etwas zu verlieren hat.“ In den ersten drei Serien wies der Bayer einen Schnitt von über 10,6 auf (105,8 / 106,5 / 106,1) und war damit früh an der Tabellenspitze. Erfreulich: Auch Maximilian Dallinger schoss großartig und lieferte sich mit seinem Namensvetter einen Kampf um die Tabellenspitze. Zwar konnten beide DSB-Athleten diese unglaubliche Leistung nicht komplett halten, doch imposant blieb es allemal: Ulbrich beendete den Wettkampf mit 633,4 Ringen an der Spitze, Dallinger folgte auf Platz fünf mit 629,4 Ringen. "Der Vorkampf war cool und hatte - wie immer - seine Höhen und Tiefen. Mit letzteren muss man einfach klarkommen", so Dallinger. Auch David Koenders zeigte einen guten Wettkampf und erzielte 626,5 Ringe und belegte den 25. Platz.

Foto: www.echtallinn2023.ee / Die drei Medaillengewinnerinnen bei den Frauen mit Anna Janßen rechts.
Foto: www.echtallinn2023.ee / Die drei Medaillengewinnerinnen bei den Frauen mit Anna Janßen rechts.

Luftgewehr Frauen: Anna Janßen gewinnt Bronze
„Das ist meine erste EM-Medaille bei den Frauen – endlich!“, atmete Anna Janßen auf. Die beste deutsche Luftgewehrschützin zeigte im Finale der besten acht Schützinnen von Beginn an, dass sie niemanden an der Schießlinie fürchten muss. Nach zwei Serien lag sie auf Position drei – einziger Makel: Die Britin Seonaid McIntosh und die Norwegerin Jeanette Duestad hatten sich bereits um 2,2 Ringe abgesetzt. Janßen lief mit konstant starken Schüssen keine Gefahr, aus den Medaillenrängen zu rutschen, aber nach vorne ging gegen die beiden entfesselt schießenden Führenden auch nichts. "Ich glaube, dass es Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht, und ich gerade aus diesem Wettkampftag viel lernen und mitnehmen kann", so Janßen.

In der Qualifikation lag Janßen von Beginn an unter den Top Acht, doch am Ende musste sich doch über die Finalteilnahme in dem hochklassigen Feld zittern. 629,4 Ringe lautete das Endergebnis von Janßen, die sich eine schwächere Serie erlaubte (103,7) und am Ende durchatmete, weil sie um exakt 0,1 Ringe vor der Neuntplatzierten lag. Vanessa Gleißner (626,3, 27. Platz) und Larissa Weindorf (625,8, 32. Platz) enttäuschten nicht und sammelten wertvolle internationale Erfahrung.

Bundestrainer Achim Veelmann meinte zu dem erfolgreichen Tag: „Wir sind heute unserem Ziel natürlich erheblich nähergekommen. Der Teamgeist und der Wille hat uns heute beflügelt und zum erhofften Erfolg geführt. Zu loben ist die Bereitschaft der Sportlerinnen und Sportler den vorgegebenen Weg mitzugehen. Wir schlussfolgern daraus, dass die sensible Schussvorbereitung und die Aufmerksamkeit der Schlüssel zum Erfolg sind. Diesen Weg werden wir weiter konsequent bis zu unserem Ziel beschreiten.“

Luftpistole Mixed: Reitz & Walter geben 9:3-Führung aus der Hand
Der Tag hatte mit einer kleinen Enttäuschung begonnen, und dies lag am Verlauf des Bronzefinals im Mixed mit der Luftpistole. Sandra Reitz & Robin Walter erarbeiteten sich vor allem dank einer starken Reitz eine 9:3-Führung gegen die Franzosen Camille Jedrezejewski & Florian Fouquet, doch auf einmal lief nichts mehr: Die Gegner siegten Serie für Serie und drehten das Match komplett (9:15). Erst beim ersten Matchball gelang dem DSB-Duo wieder ein Erfolg, aber das war zu spät, denn kurze Zeit später hieß es 11:17.

In der Qualifikation hatten Reitz und Walter jeweils 288 Ringe erzielt und das Goldfinale lediglich um einen Ring verpasst. Das zweite deutsche Duo, Doreen Vennekamp & Michael Schwald kam auf 572 Ringe und Platz 13.

Das deutsche EM-Team

Luftgewehr: Anna Janssen (Freising), Vanessa Gleißner (Wilhermsdorf), Larissa Weindorf (Mannheim), Maximilian Dallinger (Freising), Maximilian Ulbrich (Wielenbach), David Koenders (Mossautal)
Junioren: Michelle Blos (Solingen), Anna-Marie Beutler (Breisach am Rhein), Hannah Wehren (Uedem), Nils Palberg (Holzwickede), Florian Beer (Mähring), Justus Ott (Ansbach)

Luftpistole: Sandra Reitz (Regensburg), Doreen Vennekamp (Steinbach), Carina Wimmer (Niedertaufkirchen), Paul Fröhlich (Hitzhofen), Michael Schwald (Lörrach), Robin Walter (Reichenbach)
Junioren: Maxi Vogt (Schöllkrippen), Lydia Vetter (Dresden), Johanna Blenck (Frankfurt/Oder), Andy Köppl (Lampenricht), Noah Mauler (Suhl), Lukasz Gorka (Wiesbaden)

Betreuer: Achim Veelmann, Claudia Verdicchio-Krause, Claudia Kulla, Jördis Grabe, Wolfram Waibel, Gaby Bühlmann, Thomas Zerbach, Theo Hadrath, Rainer Bauer, Sandra Hof, Hanne Aslanidis, Michel Gomez-Krämer

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